Aktuelles – Am Boden, zu Wasser und in der Luft
Meldung vom Dezember 2019
Wie das Naturschutzgroßprojekt Obere Ahr Hocheifel zum Klimaschutz beiträgt
Der Klimawandel hat längst auch den Kreis erreicht. Jetzt gilt es, seine Folgen einzudämmen. Bereits seit einigen Jahren engagiert sich der Kreis im Naturschutzgroßprojekt „Obere Ahr-Hocheifel“. „Die jetzt schon sichtbaren Resultate diese Projektes wirken sich nicht nur positiv auf die biologische Vielfalt, sondern auch auf den Hochwasserschutz und den Klimaschutz aus“, so der Projektleiter Dr. Jochen Mölle. Landrat Dr. Jürgen Pföhler betrachtet das Naturschutzgroßprojekt deshalb als große Chance für die Region: „Mit dem Naturschutzgroßprojekt setzen wir uns dafür ein, die Fließgewässer und den Wald am Oberlauf der Ahr naturnah zu entwickeln. Auch der Erhalt artenreicher Wiesen liegt uns besonders am Herzen.“
Im Wasser
Der Klimawandel ist auch ein Faktor beim Aussterben einheimischer Arten. Die Lebensräume entlang der Ahr und ihrer Nebenbäche haben das Potenzial für eine große Artenvielfalt, überwiegend Insekten. Die meisten der wasserlebenden Arten sind unterschiedlich angepasst an bestimmte Strömungsgeschwindigkeiten, Lichtintensitäten, Wassertemperaturen und vieles mehr. Was für die eine Art gut ist, kann für andere schädlich sein. So bietet eine große Vielfalt an Gewässerstrukturen vielen hundert Arten einen geeigneten Lebensraum. Werden Gewässer dagegen künstlich befestigt, monoton strukturiert und begradigt, führt dies zur Artenverarmung. Deshalb wurden über das Naturschutzgroßprojekt Ufer- und Sohlbefestigungen sowie Hindernisse für Lachse und andere Bachlebewesen auf einer Gesamtstrecke von über 50 Kilometern beseitigt. Die Ahr und ihre Nebenbäche bekommen wieder mehr Platz in den Auen. Das hilft nicht nur der Artenvielfalt, sondern trägt auch zum Hochwasserschutz bei. Extremwetterereignisse wie Starkregen werden durch den Klimawandel häufiger. Haben die Gewässer mehr Platz, fließt das Wasser langsamer ab. Das verringert Hochwasserspitzen und kann Schäden reduzieren oder sogar verhindern.
Im Wald
Strukturvielfalt führt zu Artenvielfalt. Monokulturen mit gleichaltrigen Bäumen einzelner oder weniger Arten, womöglich gar mit standortfremden Baumarten wie Fichte oder Douglasie, führen zu einem großen Verlust an biologischer Vielfalt. Der Kreis hat deshalb seit Beginn des Projektes rund 120 Hektar Wald erworben und ist dabei, diese Wälder naturnah zu entwickeln. Entstehen sollen am Ende Wälder mit vielfältigen heimischen Baumarten, vielen unterschiedlichen Strukturen und einem großen Genpool aus natürlicher Verjüngung. Das trägt maßgeblich zur Entwicklung einer natürlichen Artenvielfalt bei. Außerdem speichern natürliche Laubwälder erheblich mehr Kohlenstoff und reduzieren dadurch das CO2 in der Luft und sind deutlich widerstandsfähiger als Reinbestände von Fichten und anderen Nutzbaumarten und sind außerdem besser gewappnet, um sich auf sich ändernde klimatische Bedingungen einzustellen. Der Zustand der Waldflächen ist für das Klimasystem besonders wichtig. Denn Wälder tragen maßgeblich zur Sauerstoffbildung bei und haben eine zentrale Funktion im Wasserkreislauf. Wälder beeinflussen die Umgebungstemperatur und die Sauberkeit der Luft. Außerdem können Bäume große Mengen CO2 verarbeiten. Auch in den Böden intakter Wälder sind große Mengen Kohlenstoff gespeichert.
Auf Wiesen und Weiden
Auch die Art der Nutzung von landwirtschaftlichen Flächen spielt im Naturschutz und beim Klimawandel eine Rolle. Deshalb hat der Kreis im Zuge des Projekts bereits 50 Hektar Grünland gekauft und sie an Landwirte verpachtet, die auf eine extensive Bewirtschaftung setzen. Die Zahl der Tiere, die auf diesen Flächen weiden, ist zum Beispiel geringer als bei der intensiven Nutzung. Unter anderem dadurch ist auch der Emissionsausstoß geringer. Landwirtschaftliche Flächen können nur durch Nutzung, etwa Mahd oder Beweidung, erhalten werden. Wenn die Nutzung extensiv erfolgt, stellen die Wiesen und Weiden ebenfalls wertvolle Lebensräume in unserer Kulturlandschaft dar.
Artikel erschienen in Blick aktuell Adenau Nr. 47/2019 auf der der Seite Wir in AW