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Freitag, 21. April 2023

HINWEIS (Veröffentlichung vor 2 Jahren): Sie befinden sich im Pressedienst-Archiv der Kreisverwaltung Ahrweiler. Eine Gewähr für die Aktualität zum Zeitpunkt Ihres Aufrufs kann nicht gegeben werden.

Gewässerwiederherstellungskonzept Ahr im Bürgerzentrum Ahrweiler vorgestellt

Klimaschutzstaatssekretär Dr. Erwin Manz und Landrätin Cornelia Weigand eröffnen sechste öffentliche Informationsveranstaltung im Kreis

Die Hochwasserkatastrophe 2021 hat die Gewässerstrukturen der Ahr und ihrer Nebengewässer zum Teil erheblich zerstört oder verändert. Wo und in welcher Form diese wiederaufgebaut werden müssen, um einen bestmöglichen Gesamtzustand der Gewässer zu erreichen, fasst das sogenannte Gewässerwiederherstellungskonzept Ahr zusammen. In den vergangenen Wochen wurden in insgesamt sechs Informationsveranstaltungen in den ahranliegenden Kommunen die vorläufigen Endergebnisse vorgestellt. Zum Abschluss wurde im Helmut-Gies-Bürgerzentrum in Bad Neuenahr-Ahrweiler das Teilkonzept für die Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler präsentiert.

Landrätin Cornelia Weigand unterstrich zunächst die Bedeutung des beauftragten Gewässerwiederherstellungskonzeptes im Hinblick auf den nachhaltigen Aufbau im Kreis Ahrweiler. „Mit dem Gewässerwiederherstellungskonzept liegt die fachliche Grundlage dafür vor, wieder intakte Gewässer herzustellen. Das bedeutet aber nicht, exakt den Zustand vor der Flutkatastrophe wieder herbeizuführen. Die Ahr und ihre Zuflüsse sollen zukünftig resilienter sein. Ziel ist es, diese Gewässer für zukünftige Hochwasserereignisse aber auch für Zeiten mit Niedrigwasser zu rüsten.“ Anschließend dankte Landrätin Weigand allen Beteiligten sowie allen Bürgerinnen und Bürgern, die im Rahmen des Bürgerdialogs Anregungen und Hinweise zu den vorgestellten Planungen gegeben haben. „Wir werden die Ergebnisse aus den einzelnen Teilkonzepten nun zusammenfügen und online für die breite Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.“

Auf die Relevanz klimaangepasster Gewässerentwicklung verwies Staatssekretär Dr. Erwin Manz vom Ministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz, der sich bei der Veranstaltung aus erster Hand über die Ergebnisse informierte. „Die Gewässerwiederherstellung an der Ahr ist auch für die Landesregierung von immenser Bedeutung. In Folge der Klimakrise werden extreme Wetterereignisse die Gewässer sowohl durch langandauernde Hitzeperioden und Niedrigwasserzeiten als auch durch Starkregenereignisse in Mitleidenschaft ziehen. Welche Auswirkungen das haben kann, wurde uns in den Sommern 2021 und 2022 an der Ahr drastisch vor Augen geführt. Deshalb ist eine klimaangepasste Gewässerentwicklung notwendig; sie bringt ökologische und ökonomische Interessen in Einklang. Aus diesem Grund wird im Rahmen des Gewässerwiederherstellungskonzeptes eine naturnahe Wiederherstellung der Ahr angestrebt. Denn intakte Ökosysteme sind widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Veränderungen.“

Bevor detaillierte Ergebnisse präsentiert wurden, ordnete Anja Toenneßen, Fachbereichsleiterin Aufbau und Nachhaltigkeit bei der Kreisverwaltung Ahrweiler, das Konzept in die Gesamtstrategie der überörtlichen Hochwasservorsorge ein. „Das Gewässerwiederherstellungskonzept ist zusätzlich zum Technischen Hochwasserschutz und Wasserrückhalt in der Fläche sowie den Tätigkeitsfeldern der Hochwasserpartnerschaft ein Baustein der wirksamen Hochwasservorsorge und ein erster Schritt, um möglichst schnell Maßnahmen im Bereich der Gewässerstruktur und -entwicklung umzusetzen. Unter anderem geht es beispielsweise darum, in den Ortslagen einen möglichst schadlosen Abfluss zu gewährleisten und gleichzeitig der Ahr den Raum zu geben, den sie benötigt, um sich im Hochwasserfall gefahrlos ausbreiten zu können.“

Was konkret im Stadtgebiet von Bad Neuenahr-Ahrweiler geplant ist, erläuterte Helmut Schmid vom Ingenieurbüro Gebler. Ausgangspunkt zur Ermittlung notwendiger Maßnahmen war die Bestandsanalyse, sowohl vor als auch nach der Flut. Dabei wurden neben bereits vorhandenen Daten auch die Ergebnisse örtlicher Begehungen über den gesamten Streckenabschnitt herangezogen. Auf dieser Grundlage wurden Defizite und mögliche Schadenspotentiale sowie wasserbauliche Potentiale zur Verbesserung des Gewässerzustandes abgeleitet, die erforderliche Einzelmaßnahmen bedingen.
Schmid machte deutlich, dass bei der Wiederherstellung der Ahr nicht nur die Gewässerökologie von Bedeutung ist, sondern beispielsweise auch die Retention, also das Zurückhalten von Wasser in Flächen ohne Wohnbebauung bei Hochwasserereignissen. Der Erosionsschutz, vor allem im innerstädtischen Raum, muss ebenso Berücksichtigung finden, wie die Vielzahl an Bauwerken, die mit der
Ahr verbunden sind oder sich auf die Abflusssituation oder den ökologischen Zustand der Ahr auswirken könnten. „Auch die Hydraulik und der Hochwasserschutz sind für die weiteren Planungen und die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen von besonderer Bedeutung“, betonte Schmid.

Für das Stadtgebiet Bad Neuenahr-Ahrweiler wurden insgesamt 291 Einzelmaßnahmen abgeleitet. Darunter sind beispielsweise die Beseitigung von umfangreichen Ablagerungen sowie die Wiederherstellung des Flussbettes im Bereich der Ortslage Walporzheim und am Ahrbogen unterhalb des Kalvarienberges. Dabei sollen nicht nur Retentionsraum freigeräumt und ein angemessener Abflussquerschnitt wiederhergestellt werden, sondern die Ahr durch die Schaffung von Aufenthaltsräumen „erlebbar“ werden. Eine weitere geplante Maßnahme ist die Instandsetzung der „Sohlengleite“ im Bereich der Georg-Kreuzberg-Straße/Kurpark in Bad Neuenahr. Sie soll unter anderem als Aufstiegshilfe für Fische dienen. Darüber hinaus sollen in diesem Bereich die zerstörten Einmündungen des Mühlenteichs und des Fuchsbaches Instand gesetzt und der Rückfluss von Ahrhochwasser in die Stadtgebiete nördlich der Ahr minimiert werden. Im Bereich der Lohrsdorfer Aue soll der Ahr in weiten Bereichen auch zukünftig eine eigendynamische Entwicklung ermöglicht werden.

Insgesamt fünf Ingenieurbüros haben für die einzelnen Abschnitte entlang der Ahr und ihrer Zuflüsse II. Ordnung (Trierbach, Adenauer Bach, Nohner Bach) Vorhaben und Maßnahmen ausgearbeitet, die jetzt in ein Gesamtkonzept zur Gewässerwiederherstellung zusammengeführt werden. Nach Auswertung der Anregungen aus dem Bürgerdialog wird in Zusammenarbeit mit den Kommunen im Flutgebiet eine Priorisierung der vorgesehenen Maßnahmen erfolgen, um schnellstmöglich Erstmaßnahmen konkret planen zu können.

Das Gewässerwiederherstellungskonzept wird in Kürze online unter
https://kreis-ahrweiler.de/land_natur_umwelt/hochwasservorsorge/
abrufbar sein.

Bei der Vorstellung des Gewässerwiederherstellungskonzepts in Bad Neuenahr-Ahrweiler erläutert Ingenieur Helmut Schmid einzelne Maßnahmenvorschläge. Foto: Kreisverwaltung Ahrweiler/Stegmann
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