Donnerstag, 3. September 2020
Mehr Raum für natürliche Gewässerstrukturen und Artenvielfalt
Aufträge im Naturschutzgroßprojekt Obere Ahr-Hocheifel vergeben
Das Naturschutzgroßprojekt Obere Ahr-Hocheifel nimmt eine wichtige Etappe in der Umsetzungsphase. Der Kreis- und Umweltausschuss hat in seiner jüngsten Sitzung auf Vorschlag von Landrat Dr. Pföhler die Auftragsvergabe für die Durchführung wichtiger Wasserbaumaßnahmen an der Ahr sowie die Renaturierung zweier ehemaliger Angelteiche am Dreis- und am Eichenbach beschlossen. Die Arbeiten sollen bereits Mitte September beginnen.
Im Oberlauf der Ahr werden in der Ortsgemeinde Antweiler auf einer Gesamtfläche von etwa 1,3 Hektar beidseitig die Ufergrundstücke ganz oder teilweise abgesenkt. Eine landwirtschaftliche Nutzung der Wiesenbereiche ist weiterhin möglich, jedoch ist künftig dort häufiger mit Überflutungen zu rechnen. Die Ahr erhält damit erheblich mehr Platz für die Entwicklung natürlicher Gewässer- und Auenstrukturen. Damit leistet die Maßnahme auch einen wichtigen Beitrag zum örtlichen Hochwasserschutz und zeigt, dass auch innerhalb von Siedlungsbereichen Gewässer und ihre Auen renaturiert und hochwertige Lebensräume geschaffen werden können. Nach einem intensiven Abstimmungsprozess mit zahlreichen privaten Grundeigentümern haben schließlich nahezu alle Beteiligten in Antweiler im Sinne des gemeinschaftlichen Interesses dem Vorhaben zugestimmt.
Zudem werden ahrabwärts auf dem Gebiet der benachbarten Gemeinde Fuchshofen sogenannte Störsteine eingebracht. Diese sorgen für eine größere Strömungsvielfalt und stoßen natürliche Umlagerungsprozesse an. Auch diese Maßnahme wurde mit der Ortsgemeinde, den betroffen Grundstückseigentümern und dem Fischereipächter abgestimmt.
Als weitere Maßnahme werden am Eichenbach in der Gemeinde Eichenbach und am Dreisbach in der Gemeinde Ohlenhard ehemalige Angelteichanlagen renaturiert und naturschutzfachlich aufgewertet. Dazu werden in Eichenbach die Teichufer abgeflacht und die Wasserentnahme aus dem angrenzenden Bach auf ein erforderliches Minimum reduziert. So entsteht ein wertvoller Lebensraum vor allem für Amphibien, Wasserinsekten und wassergebundene Vogelarten. Der Eichenbach ist in Bezug auf seine Artenzusammensetzung das am höchsten bewertete Gewässer des Projektgebiets und damit der Verbandsgemeinde Adenau. Die westlich der Ortschaft Ohlenhard erworbene Angelteichanlage am Dreisbach wird deutlich verkleinert und die Betonverschalungen im Bach werden entfernt. So erhält der hier an den Rand des Talbodens gedrängte, begradigte und massiv befestigte Dreisbach wieder Raum für eine Entwicklung natürlicher Gewässerstrukturen. Die Beseitigung der Bachbettbefestigungen und die Drosselung der Wasserentnahme sind wichtige Bausteine für eine eigendynamische und nachhaltige Entwicklung natürlicher Lebensräume.
Das 2007 gestartete Naturschutzgroßprojekt Obere Ahr-Hocheifel wird durch den Landkreis Ahrweiler umgesetzt und ist Teil des Programms „chance.natur – Bundesförderung Naturschutz“. Gemeinsam mit der Region verfolgen Bund, Land und Kreis das Ziel, die einmalige Natur- und Kulturlandschaft entlang der Ahr und ihrer Zuflüsse nachhaltig zu entwickeln und langfristig zu sichern. Das Kerngebiet des Projektes umfasst etwa 3300 Hektar und liegt in der Verbandsgemeinde Adenau. Die Projektkosten in Höhe von rund 10 Millionen Euro werden zu 90 Prozent aus Bundes- und Landesmitteln finanziert. Der Kreis Ahrweiler trägt 10 Prozent der Kosten.
Weitere Informationen auf der Webseite www.obere-ahr-hocheifel.de oder bei Projektleiter Dr. Jochen Mölle, Kreisverwaltung Ahrweiler, Tel. 02641/975-256, E-Mail jochen.moelle@kreis-ahrweiler.de.
Bild: Die Ahr bei Antweiler soll mehr Platz für die Entwicklung natürlicher Gewässer- und Auenstrukturen bekommen. Die Maßnahme ist Teil des Naturschutzgroßprojektes Obere Ahr-Hocheifel. Foto: Kreisverwaltung Ahrweiler