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Freitag, 10. Februar 2023

HINWEIS (Veröffentlichung vor 2 Jahren): Sie befinden sich im Pressedienst-Archiv der Kreisverwaltung Ahrweiler. Eine Gewähr für die Aktualität zum Zeitpunkt Ihres Aufrufs kann nicht gegeben werden.

Wasserrückhalt im Wald als wichtiger Baustein der Hochwasservorsorge

Hochwasserpartnerschaft „Ahr“ nimmt Forstflächen in den Blick

Mehr als 50 Prozent der Fläche im Kreis Ahrweiler ist von Wald bedeckt, in der Verbandsgemeinde Altenahr sind es sogar mehr als 70 Prozent. Mit Blick auf die Hochwasservorsorge ist es daher zwingend erforderlich, die Bewirtschaftung forstwirtschaftlicher Flächen und ihre Möglichkeiten zum Wasserrückhalt in den Blick zu nehmen. Vor diesem Hintergrund setzte sich die Hochwasserpartnerschaft „Ahr“ im Rahmen ihres 13. Workshops unter dem Vorsitz von Landrätin Cornelia Weigand mit diesem wichtigen Baustein der Hochwasser- und Starkregenvorsorge auseinander.

Dr. Joachim Langshausen, Abteilungsleiter Strategische Planung und Serviceleistung der Zentralstelle der Forstverwaltung des Landes Rheinland-Pfalz, stellte in seinem Vortrag zum Thema „Schwerpunktvorhaben Wald und Wasser“ eindrücklich dar, dass die Funktionstüchtigkeit des Waldes durch verschiedene Einflüsse erheblich gefährdet ist. Insbesondere die Entwässerungsmaßnahmen der letzten 150 Jahre, aber auch eine zunehmende Bodenverdichtung haben maßgeblich dazu beigetragen, dass der Wald das Wasser nicht mehr in seiner ursprünglichen Form zurückhalten kann. Auch der Klimawandel trägt zu einer zusätzlichen Schwächung des Ökosystems Wald bei. Als mögliche Gegenmaßnahmen skizzierte Langshausen unter anderem die Notwendigkeit, das ursprüngliche Verhältnis von Nassstandorten wiederherzustellen, aber auch Forstwege und Rückegassen für eine bodenschonende und nachhaltige Bewirtschaftung von Waldbeständen umzugestalten und anzupassen.

Darüber hinaus stellte Langshausen unter dem Gesichtspunkt „Waldentwicklung im Klimawandel und unter besonderer Berücksichtigung der Ressource Wasser“ heraus, dass neben den klassischen waldbaulichen Aufgaben eine bedarfsgerechte Priorisierung von Maßnahmen zum Rückhalt des Wassers im Wald für die zukünftige Entwicklung essentiell sei. Gemeinden und Kommunen als Eigentümer großer forstlicher Flächen könnten hier viel bewirken. Im Rahmen der Hochwasservorsorgekonzepte müssten Maßnahmen berücksichtig und kombiniert werden, die eine Verlagerung von Hochwasservorsorgemaßnahmen aus den Orten in den Wald in den Fokus nehmen. Fördermittel stünden für Flächen in öffentlicher Hand bereit. Von entscheidender Bedeutung für das Gelingen sei aber eine verstärkte Kooperation zwischen Kommunen, Waldbesitzerinnen und Waldbesitzern, Unterhaltungspflichtigen und Anliegern.

Winand Schmitz, Leiter des Forstamtes Adenau, Landesforsten RLP, erläuterte noch einmal eindrücklich die Situation des Hochwasserereignisses 2021 und dessen Entstehungsmechanismen aus forstwirtschaftlicher Sicht. Dabei wurden die gegensätzlichen Anforderungen an das Ökosystem Wald, das Wasser einerseits zu halten und für Trockenphasen zu speichern, andererseits aber schnell von den Wegen und zur Versickerung zu bringen, mehr als deutlich.
Das Forstamt Adenau ist Pilotforstamt für ein Förderprogramm des Ministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie und Mobilität Rheinland-Pfalz und wird über die nächsten drei Jahre besonders geförderte Maßnahmen zu Versickerung von Wasser im Wald, beispielsweise durch den Einbau von unterirdischen Regenwasserspeichern anstatt von Verrohrungen oder die Einrichtung von Sickermulden, umsetzen.

Wasserrückhalt auf forstwirtschaftlichen Flächen ist ein wichtiger Baustein der Hochwasservorsorge – das hat der Workshop deutlich gemacht. Deshalb soll das Thema auf Arbeitsgruppenebene weiter vertieft werden.
Beim nächsten Treffen der Verbands-, Stadt- und Ortsbürgermeister im Rahmen der Hochwasserpartnerschaft „Ahr“ am 15. März im Bürgerhaus in Heppingen steht das Thema „Starkregengefahrenkarten und Berücksichtigung von Starkregengefahren in der Bauleitplanung“ auf der Agenda.

Zum Hintergrund

Die Hochwasserpartnerschaft „Ahr“ ist ein freiwilliger Zusammenschluss des Kreises Ahrweiler, der Städte Bad Neuenahr-Ahrweiler, Remagen und Sinzig, der Verbandsgemeinden Adenau, Altenahr, Bad Breisig und Brohltal, der Gemeinde Grafschaft sowie der Ortsgemeinden, die gemeinsam die Hochwasservorsorge voranbringen möchten. Dabei betrachtet sie den gesamten Landkreis, das heißt nicht nur die Ahr, sondern auch ihre Zu- und Nebenflüsse sowie weitere Gewässer, wie beispielsweise den Brohlbach. Darüber hinaus findet ein Austausch mit den Nachbarkommunen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen statt. In regelmäßigen Workshops beschäftigen sich die Partner mit verschiedenen Aspekten der Hochwasser- und Starkregenvorsorge. So standen in den letzten Treffen zum Beispiel der Wiederaufbau von Brücken entlang der Ahr, das Thema Pegel oder auch Schutzmaßnahmen gegen Treibgut an Fließgewässern auf dem Programm.
Ansprechpartner für Fragen zur Hochwasserpartnerschaft „Ahr“, die seit 2014 aktiv ist, ist die Kreisverwaltung Ahrweiler.
Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite der Kreisverwaltung unter https://kreis-ahrweiler.de/landkreis/fluthilfen-wiederaufbau/ unter dem Stichwort „Hochwasservorsorge“.

„Wasserrückhalt auf forstwirtschaftlichen Flächen“ lautete das Thema des 13. Workshops der Hochwasserpartnerschaft „Ahr“, zu dem die Vorsitzende, Landrätin Cornelia Weigand (vorne Mitte), die Teilnehmenden in der Bürgerhalle DüNaLü in Dümpelfeld begrüßte. Foto: Bernhard Risse/Kreisverwaltung Ahrweiler
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