Mittwoch, 18. Dezember 2024
Gemeinschaftsübung des Gefahrstoffzuges Landkreis Ahrweiler
Die Aufgaben der Feuerwehren haben sich in den letzten Jahren erheblich erweitert, insbesondere im Bereich der technischen Hilfeleistung. Ein besonderer Fall ist der ABC-Einsatz. „Einsatz für den Gefahrstoffzug“ – Bei diesem Stichwort hat jeder gleich das Bild vom verunfallten Tanklastzug auf der Autobahn vor Augen. Grundsätzlich zählen hierzu alle Einsätze mit dem Ziel, Menschen, Tiere, Sachwerte und Umwelt vor atomaren, biologischen und chemischen Gefahren (ABC-Gefahrstoffen) zu schützen. Um diese Einsätze bewältigen zu können, steht im Landkreis der Gefahrstoffzug, eine Facheinheit mit speziell ausgestatteten Fahrzeugen und besonders ausgebildetem Personal, bereit.
Um das Aufgabenspektrum und das Kreisgebiet abdecken zu können, gliedert sich der Gefahrstoffzug in fünf Teileinheiten, die in den Freiwilligen Feuerwehren Ahrbrück, Ahrweiler, Altenahr, Burgbrohl und Oberwinter stationiert sind. Im Einsatzfall kommen die Kräfte an der Einsatzstelle zusammen und arbeiten unter Leitung einer Gefahrstoffzugführung.
Im Herbst fand in Ahrbrück eine umfangreiche Gemeinschaftsübung der Einheit statt. Rund 50 Teilnehmende, darunter Mitglieder aller oben genannten Teileinheiten des Gefahrstoffzuges, die Führungsunterstützung ELW2 aus Bad Neuenahr und die Fachgruppe Drohnen aus Bad Bodendorf, zeigten dabei eindrucksvoll, wie sie im Fall einer ABC-Einsatzlage zusammenarbeiten würden.
Ziel der Übung waren das Erkunden schwer zugänglicher Lagerbereiche, das schnelle Eindämmen von reagierenden Gefahrstoffen sowie eine messtechnische Bestimmung und Beurteilung der freigesetzten Reaktionsprodukte durch Trupps unter schweren Chemikalienschutzanzügen.
Das dazu von Lutz Claesgens ausgearbeitete Übungsszenario war anspruchsvoll: In einem Chemikalienlager kam es nach Anlieferung von Kalk als Schüttgut plötzlich zu einer heftigen chemischen Reaktion mit kurzzeitiger, starker Rauchentwicklung.
Die Feuerwehr Ahrbrück traf als erste am Übungsobjekt in der Kesselinger Straße ein und übernahm die Erstmaßnahmen, einschließlich einer ersten Erkundung und dem Aufbau einer Wasserversorgung für den Brandschutz. Die nachalarmierten Kräfte des Gefahrstoffzuges richteten sich auf dem Betriebshof ein und gingen mit Trupps unter Atemschutz, schweren Chemikalienschutzanzügen und Messtechnik zur Erkundung in die unübersichtliche Lagerhalle. Während der Trupp im Inneren eine von außen eindringende Flüssigkeitslache feststellte, die durch Kontakt mit dem angelieferten Schüttgut stark dampfend reagierte, konnte der Ursprung dieser Flüssigkeit zeitgleich durch Luftbilder der Drohneneinheit genau lokalisiert werden.
In einem angrenzenden Außenlager im Hinterhof waren mehrere Behälter aus einem Regal gestürzt und leckgeschlagen. Der Inhalt lief unter ein Rolltor und ins Gebäude hinein. Durch den Trupp im Inneren konnten beide Stoffe schnell voneinander getrennt und die Reaktion unterbunden werden. Durch Messungen konnte die Freisetzung von ätzenden Salzsäuredämpfen festgestellt werden. Die beschädigten Gebinde und kontaminiertes Schüttgut wurden daher durch einen weiteren Trupp in geeignete Bergebehälter verpackt.
Um eine Kontamination der Einsatzkräfte oder eine Verschleppung des Gefahrstoffes aus der Halle ausschließen zu können, wurde vor dem Gebäude ein Dekontaminationsplatz zur Reinigung der eingesetzten Kräfte aufgebaut.
„Die Übung hat gezeigt, wie komplex und dynamisch ABC-Lagen sind und wie viele Informationen in kurzer Zeit verarbeitet und Einsatzkräfte verschiedener Einheiten koordiniert werden müssen, um Herr der Lage zu werden“, stellte der stellvertretende Brand- und Katastrophenschutzinspekteur des Landkreises, Johannes Jung, in der gemeinsamen Abschlussbesprechung fest. Die Gefahrstoff-zugführer Jan Claesgens und Tobias Schwank bedankten sich bei allen beteiligten Einheiten und Übungsleiter Lutz Claesgens. Die gewonnenen Erkenntnisse aus der Übung werden genutzt, um die Konzepte und die Ausbildung der Einsatzkräfte weiter zu verbessern.
Dies ist eine Pressemitteilung von Tobias Schwank und Jan Claesgens, Gefahrstoffzug Kreis Ahrweiler.