Samstag, 28. Januar 2023
Zu der in der öffentlichen Stadtratssitzung der Stadt Adenau verabschiedeten Resolution zum Erhalt des St. Josef Krankenhauses in Adenau vom 26. Januar 2023 stellt Landrätin Cornelia Weigand klar:
„Laut Resolution der Stadtrates Adenau, die mich verwundert, haben bereits am 4. und 20. November 2022 Gespräche zwischen der Marienhaus GmbH, dem Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz, dem Förderverein Notarztstandort und Krankenhaus Adenau e. V. sowie Guido Nisius, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau, und Adenaus Stadtbürgermeister Arnold Hoffmann zur Zukunft des Krankenhauses stattgefunden. Erst am 24. November 2022 wurde mir in einem Telefonat mit Bürgermeister Nisius angekündigt, dass eine Gesprächsrunde auf den 29. November 2022 terminiert sei. Aufgrund der Kurzfristigkeit und bereits vereinbarter Termine konnte ich diese Einladung nicht wahrnehmen. Die ersatzweise Teilnahme des Leiters des Kreisgesundheitsamtes wurde durch die Einladenden nicht gewünscht.
In einer Pressemeldung der Marienhaus GmbH sowie der Bürgerinformation der Verbandsgemeinde Adenau – beide vom 9. Dezember 2022 – hätten die zuvor genannten Akteure an mehreren gemeinsamen Terminen Überlegungen für ein neues Versorgungsmodell angestellt, das neben bereits vorhandenen Gesundheitsangeboten eine allgemeinmedizinische und chirurgische 24/7 Anlaufstelle einschließlich Erstversorgung von Arbeits-, Sport- und Sportunfällen beinhalten würde.
Mit Schreiben der Verbandsgemeinde Adenau, Posteingang 12. Dezember 2022, erhielt ich eine weitere Einladung für den 14. Dezember 2022. Aufgrund einer Arbeitstagung des Ministeriums des Innern und für Sport Rheinland-Pfalz sowie der Architektenkammer RLP zum Wiederaufbau in Mainz war mir eine Teilnahme leider nicht möglich.
Stattdessen erfolgte am 21. Dezember 2022 auf meine Einladung hin ein Austausch mit Ministerialdirektor Daniel Stich, Ministerium für Wissenschaft und Gesundheit Rheinland-Pfalz, und dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde Adenau, Guido Nisius. In diesem Gespräch wurden der aktuelle Sachstand und mögliche Lösungsansätze umrissen. So soll auf der Grundlage einer Bedarfsanalyse unter Beteiligung aller relevanten Partner ein adäquates und finanzierbares Konzept für ein Versorgungszentrum erarbeitet werden. Auch Bürgermeister Nisius kündigte dies in seinem Bürgerbrief vom 9. Dezember 2022 an (Quelle: Adenauer Nachrichten; ‚Marienhaus Kliniken stellen stationäre Versorgung in Adenau ein‘): ‚Zusammen mit Stadtbürgermeister Arnold Hoffmann, Vertretern des Rheinland-pfälzischen Ministeriums für Wissenschaft und Gesundheit sowie des Fördervereins Krankenhaus & Notarztstandort Adenau und der Marienhaus Gruppe bin ich aktuell nach Lösungen am suchen, um für und in Adenau ein Versorgungsmodell zu entwickeln und zu etablieren, das den aktuellen und zukünftigen Bedarf in der Region abdecken soll.‘
Die kommende Gesprächsrunde, zu der ich eingeladen habe, findet am 24. Februar 2023 statt. Für diesen Termin ist auch eine Besichtigung der Krankenhaus-Immobilie geplant. Darüber hinaus befasst sich der Sozial- und Gesundheitsbeirat des Kreises Ahrweiler in einer vorgezogenen Sitzung am 9. Februar 2023 unter anderem mit der Schließung des Krankenhaus-Standortes Adenau. Auch in der kommenden Sitzung des Kreistags am 10. März 2023 wird das Thema behandelt.
Festzustellen ist, dass seit vielen Jahren das Versorgungsangebot in Adenau seitens des Trägers stetig zurückgefahren wurde. So handle es sich laut Aussage der Marienhaus GmbH am Standort ‚seit einiger Zeit um eine fast ausschließlich geriatrische Versorgung‘ (Pressemitteilung ‚Zukunftsfähige Gesundheitsversorgung in Adenau‘ vom 9. Dezember 2022). Noch 2020 teilte die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler mit, dass der Standort auf der Liste der unverzichtbaren Krankenhäuser geführt werde. Inzwischen wird das Krankenhaus aber nicht mehr gelistet (https://www.g-ba.de/themen/bedarfsplanung/sicherstellungszuschlaege/).
Ein Weiterbetrieb des St. Josef Krankenhauses in Adenau als Krankenhaus mit stationärer Grundversorgung ist somit nicht realistisch, auch vor dem Hintergrund des massiven Fachkräftemangels – nicht nur in ländlichen Regionen – und der Frage der Finanzierbarkeit.
Auch eine nahtlose Übergangslösung hätte deutlich mehr Zeit benötigt, als den verantwortlichen Akteuren seit Bekanntwerden der Schließungsabsichten der Marienhaus GmbH zur Verfügung stand. Es verwundert daher umso mehr, dass jetzt der Stadtrat Adenau zum einen den Weiterbetrieb fordert und zum anderen hierfür alleine den Kreis in der Pflicht sieht.
Der Kreis Ahrweiler und ich persönlich unterstützen alle Anstrengungen, eine wohnortnahe Gesundheits- und Notfallversorgung im Interesse der Bürgerinnen und Bürger sicherzustellen und ein modernes, adäquates und nachhaltiges Gesundheitsangebot aufzubauen. Eine bedarfsgerechte und zukunftsfähige Lösung lässt sich nur im konstruktiven Miteinander aller verantwortlichen Akteure entwickeln, planen und umsetzen.“