150 Jahre Eisenbahn im Kreis Ahrweiler
Am 21. Januar 1856 erreichte das Dampfross den Bahnhof Rolandseck
Joachim Jakubowski
Mit großer Begeisterung konnte am 21. Januar 1856 das erste Dampfroß im Kreis Ahrweiler begrüßt werden. An jenem Tage wurde die Eisenbahnstrecke von Bonn nach Rolandseck offiziell eröffnet. Der Enthusiasmus der damaligen Zeit läßt sich gut in das Jahr 2006 übertragen, wo man, ebenfalls in Rolandseck, der Vollendung des bedeutenden Arp-Museums entgegensieht. Die kurze Teilstrecke, von der Kreisgrenze bei Rolandswerth bis nach Rolandseck, sollte nur den Beginn eines Netzes von Eisenbahnlinien im Landkreis Ahrweiler darstellen.
Erste Planungen zum Bahnbau
Nach der Inbetriebnahme der ersten Eisenbahn in Deutschland, von Nürnberg nach Fürth (1835), gab es weitere Bestrebungen zum Bahnbau, so auch auf der linken Rheinseite.
Bereits 1833 propagierte ein Eisenbahnkomitee den Bau einer Linie von Köln über Aachen und Lüttich nach Antwerpen. Die 1841 vollendete Ausführung oblag der „Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft“ (Rh.E.) mit Sitz in Köln.
In dieser Zeit strebte die Universitätsstadt Bonn ebenfalls nach einer Bahnanbindung in Richtung Köln. Hierzu erhielt die private „Bonn-Cölner Eisenbahn-Gesellschaft“ (BCE) am 6. Juli 1840 die Konzession. Vom Bahnhof Köln St. Pantaleon über Brühl nach Bonn konnte die Strecke am 3. Februar 1844 eröffnet werden. Zu dieser Zeit bestanden bereits Pläne für einen Weiterbau der Linie entlang des Rheins, doch wurden diese nur halbherzig verfolgt. Kölner Interessenten ging es vorerst darum, möglichst bequem zu ihren Landgütern und Sommersitzen in Godesberg, Mehlem oder auch Königswinter zu gelangen. Setzte bereits 1844 die Aktienzeichnung für eine „Bonn-Coblenzer Bahn“ ein, so sollten aber noch zehn Jahre fruchtloser Diskussionen folgen.
Pläne der „Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft“ für einen Bahnbau von Köln nach Koblenz und Mainz forcierten dann auch die Bemühungen der „Bonn-Cölner Eisenbahn-Gesellschaft“ zur Fortführung der Linie entlang des Rheins.
Dampflok am Haltepunkt Rolandseck (9.2.1986)
Die Streckeneröffnung im Kreis Ahrweiler
Am 4. August 1854 erhielt die „BCE“ die Konzession zum Bau und Betrieb der 13,97 km langen Strecke von Bonn über Godesberg nach Rolandseck. In dem ebenen Gelände schritt der Bahnbau rüstig voran, sodass bereits im Oktober 1855 erste Bauzüge Mehlem erreichten. Schwierigkeiten bereitete allerdings das felsige Terrain am Fuße des Rolandsbogens. Ab dem 15. Oktober 1855 konnte zumindest bis Rolandswerth gefahren werden. Vier Zugpaare, von und nach Köln, deckten den Verkehrsbedarf ab. Erwartete Feierlichkeiten wurden allerdings bis zur Eröffnung der Gesamtstrecke zurückgestellt. Faktisch war der Landkreis Ahrweiler, ab dem 15. Oktober 1855, an das deutsche Eisenbahnnetz angebunden.
Als offiziellen Eröffnungstag konnten die
Chronisten dann den 21. Januar 1856 notieren. Am Tag zuvor trafen die geladenen
Gäste mit einem Sonderzug in Rolandseck ein. Das Empfangsgebäude war noch nicht
ganz vollendet, was die Festredner aber nicht davon abhielt, vom Glanz einer
neuen Epoche zu künden.
Schon zuvor erkannten die Redakteure der Bonner Zeitung, dass es zu einem
Bahnbau einer anderen Gesellschaft in Richtung Süden nicht mehr kommen würde,
weil nun die „Bonn-Cölner Eisenbahn-Gesellschaft“ den Eingang zum engen Rheintal
kontrolliere. Man sollte sich irren.
Die mächtige „Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft“, mit ihrem Präsidenten Mevissen an der Spitze, erhielt am 5. März 1856 die Konzession zum Bau und Betrieb der Strecke Rolandseck – Bingerbrück. Die notwendige Erhöhung des Aktienkapitals um 24 Millionen Taler bedeutete eine Größenordnung, welche die konkurrierende „Bonn-Cölner Eisenbahn-Gesellschaft“ nicht in der Lage war aufzubringen. Zum 31. Dezember 1856 ging die „BCE“ dann auch in die „Rheinische“ auf. Diese Gesellschaft ging zügig zum Bahnbau in Richtung Bingerbrück über. Am 21. Januar 1858 kam es zur Eröffnung des Abschnitts Rolandseck – Remagen. In Sinzig begann der Probebetrieb am 13. Mai 1858 und bis Netterhaus (Weißenthurm) gelangten die Züge am 17. August 1858. In der Residenzstadt Koblenz hielten die Züge dann ab dem 15. November 1858. Schließlich konnte am 15. Dezember 1859 der Zielort Bingerbrück erreicht werden. In der Mitte der Nahebrücke befand sich die Grenze zwischen der „Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft“ und der „Hessischen Ludwigsbahn-Gesellschaft“. Somit war die durchgehende Schienenverbindung zwischen Köln und Mainz geschaffen.
Eröffnungen von Eisenbahnstrecken im Kreis Ahrweiler: | |||
21.01.1856 | Bonn | – | Rolandseck |
21.01.1858 | Rolandseck | – | Remagen |
15.08.1858 | Remagen | – | Netterhaus (Weißenthurm) |
18.09.1880 | Remagen | – | Ahrweiler |
01.12.1886 | Ahrweiler | – | Altenahr |
15.07.1888 | Altenahr | – | Adenau |
14.01.1901 | Brohl | – | Engeln (Schmalspurbahn) |
14.01.1901 | Brohl | - | Rheinhafen (Schmalspurbahn) |
01.05.1901 | Engeln | - | Weibern Gbf (Schmalspurbahn) |
07.01.1902 | Weibern Gbf | - | Kempenich (Schmalspurbahn) |
01.07.1912 | Dümpelfeld | - | Jünkerath |
01.07.1912 | Abzw. Liers | - | Abzw. Insul |
01.05.1918 | Abzw. Hellenberg | - | Abzw. Ahrbrücke |
01.09.1919 | Abzw. Erpelerley | - | Ludendorffbrücke – Bk. Kripp |
01.09.1919 | Abzw. Reisberg | - | Abzw. Viktoriaberg |
Unvollendete Eisenbahnstrecken: | |||
Abzw. Rech | - | Liblar | |
Abzw. Hellenberg | - | Ringen | |
Konzessionierte Eisenbahnstrecke: | |||
Adenau | - | Rengen |
Die weitere Entwicklung
Im Jubiläumsjahr 2006 ist die betriebliche Bedeutung der Station Rolandseck auf die Funktion eines Haltepunkts geschrumpft. Die Bedienung erfolgt im Stundentakt. Die Regionalbahnzüge der DB AG verkehren heute auf der Kursbuchstrecke 470 Köln-Koblenz.
Dagegen erfasste das Empfangsgebäude von Anfang an ein bedeutender Aufschwung. Das repräsentative Gebäude wurde schnell zum kulturellen Mittelpunkt. Clara Schumann, Johannes Brahms und Franz List gaben hier Konzerte. Heinrich Heine, Ludwig Uhland und die Gebrüder Grimm zählten ebenso zu den Gästen, wie Reichskanzler Bismarck, Königin Viktoria von England oder Kaiser Wilhelm II. So war in der Folgezeit auch vom „Kaiserbahnhof“ die Rede. Der Glanz verblich nach dem Ende des zweiten Weltkriegs und im Jahr 1964 drohte gar der Abriss. Der Erhalt des historischen Gebäudes ist schließlich eng mit dem Namen Johannes Wasmuth verbunden. Musiker, Bildhauer und Maler nutzten die gediegenen Räumlichkeiten und 1977 gründete Johannes Wasmuth die „Stiftung Hans Arp & Sophie Taeuber-Arp e.V.“ Der Ruf des Museums geht weit über den deutschen Kulturraum hinaus und wird in einigen Monaten in der Eröffnung des neuen Arp-Museums gipfeln.
Der „Künstlerbahnhof Rolandseck“ wird dann die Bedeutung der Eisenbahnstation weit übertreffen. Gegenüber manch anderem Bahnhof im Kreisgebiet, ist es den Bewohnern und Gästen von Rolandseck aber noch möglich, mit modernen Zügen, in die weite Welt hinaus zu fahren. Seit 1958 ist die gesamte linke Rheinstrecke elektrifiziert. Von der Zeit des Dampfrosses bis hin zu den modernen ICE-Zügen hat die Strecke alle Entwicklungen der Bahngeschichte erlebt.
Quellen und Literatur: