Bodovilla - Budendorpht

Zum Alter von Bodendorf

Dr. Karl August Seel

Bad Bodendorf feierte 1993 mit Elan, Ideen und großem Engagement seiner Bürger und Ortsvereine seine 1100-Jahr-Feier. Anlass war die erste urkundliche Nennung als „budendorpht“ in deutschsprachiger Form. Im berühmten Prümer Urbar vom Jahre 893 wird Bodendorf (inter budendorpht et gadenberhc) erwähnt. Mit dem Urbar treten viele Dörfer an Rhein, Ahr, Mosel und Lahn erstmals ins Licht der Geschichte.

Höhepunkt der 1100-Jahr-Feier waren ein Kommers mit Joseph Ruland als Festredner und ein Festzug. Dieser zog mit großer Beteiligung durch’s Dorf und ins Kurviertel. Gruppen in historischen Gewändern und altem Gerät aus Landwirtschaft, Weinbau und Handwerk wurden mitgeführt. Zusätzlich wurde die Jahreswanderung des Südwestfunk 3 organisiert.

1100 Jahre Bodendorf! Aber wie alt ist der Ort wirklich? Ist er vielleicht doch das „bodovilla“ aus der Königsurkunde vom Jahre 643? Neue Erkenntnisse und Funde lassen diese Frage erneut stellen. Wie alt Bad Bodendorf ist, wissen wir. Der „Bad“-Titel wurde vor 34 Jahren, am 12. Mai 1972, verliehen. Aber wie alt ist das Dorf?

Bodendorfer Vor- und Frühgeschichte

Funde aus vorgeschichtlicher und vorrömischer Zeit sind bisher nicht gemacht worden.

Römische Wasserleitung

Eine römische villa rustica auf dem Sporn unter der heutigen Kirche - die vierte oder fünfte auf diesem Platz - ist durch eine dorthin führende Wasserleitung belegt. Diese wurde 1975/76 beim Bau der Häuser Schützenstraße 19, 21 und 23 angeschnitten. Die Leitung aus gesteckten Tonröhren fand sich in ca. 1 m Tiefe. Die Rohre lagen auf gewachsenem Boden, sollen teilweise aber auch mit Sand unterfüttert gewesen sein. Die Rohrstücke sind/waren von gelblich-weißer Farbe, sind aus gemagertem Ton gebrannt und auf Scheibe von Hand geformt. Ihre Längen schwanken zwischen 44 und 60 cm. Außer einigen Sammlerstücken wurden sie abgefahren, der Fund nicht gemeldet.

Römische Dachziegel

Beim Bau des Hauses Sebastianusweg 21 im Jahre 2003 wurden zerbrochene römische Dachziegel geborgen. Sie fanden sich ca. 2 m unter Flur auf einem Haufen. Hier ist die Fundsituation ähnlich wie bei der Silberbergvilla in Ahrweiler. Die Bruchstücke lagen unter einer Alluvion aus Löß- und Verwitterungsboden. Dieser Aufschwemmboden, durch Fließwasser abgelagert, hat die Ziegelscherben überdeckt. Die Fundstelle liegt ca. 150 m oberhalb der angeschnittenen römischen Wasserleitung. Sie erfasste Wasser aus der Quelle „Am Hahlbrunnen“ und führte es der Villa zu.

Gräber

„Auf’m Etzelberg“, am nördlichen Zweig der Aachen-Frankfurter Heerstraße (AFH), der über die „Kehr“ und den „Bergweg“ zur „Ziehrtheck“ führte, wurde 1941 ein Grab gefunden und ausgegraben. Hier wurde bereits in den 20er-Jahren ein Gräberfeld vermutet. An Fundstücken wurden geborgen: 1 Bronzearmreif, 6 Tonperlen, 1 bronzener Gürtelbeschlag, 2 Zähne. Die Funde wurden ins Museum Remagen gebracht und sind verschollen. Das Grab wurde mit „fränkisch“, um 500 n. Chr., datiert.

Beim Aushub einer Baugrube wurde 1962 „In den Gärten“ (Gartenstraße 7) zwei Grablagen angeschnitten. Arm- und Beinknochen lagen, in „geordneter Lage“, ca. 1,80 m tief. Die Skelette wurden durch „Leute aus Ahrweiler“ geborgen. Sie sind verschollen, ein Befund ist nicht bekannt.

Archäologische Funde in Bodendorf, Einzeichnung Dr. Seel

Im Jahre 1966 wurden beim Kanalbau 6 west-östlich orientierte Gräber entdeckt. Die Gräber lagen „Im Wickengarten“ (Katasterneuname ab 1828), dort wo der Heerweg, die AFH, von der Hauptstraße abzweigt. Knochenbruchstücke und Gefäßscherben wurden gefunden und sind verschollen. Die Grabsohlen lagen ca. 4,00 m tief unter heutigem Niveau, die Gräber waren ca. 1,20 m eingetieft. Diese Tieflage erklärt sich durch die ständige Ausbesserung und Aufschüttung des Heerwegs. Die Dörfer längs der AFH waren verpflichtet diese wichtige, mittelalterliche Fernstraße in gutem Zustand zu halten. Ausbesserungen über Jahrhunderte legten den Weg auf Damm. Rechts und links liegt das Gelände auf natürlichem Niveau. Dies ist auch bei der Bodendorfer (Wasser) Burg zu beobachten, die in etwa auf dem Geländeniveau des 13. Jhdt. liegt. Die West-Ostausrichtung der Gräber lässt auf frühchristlich-fränkische Bestattungen schließen und wird mit spätfränkisch angenommen.

Alle bisher gefundenen Gräber liegen periphär und außerhalb des frühmittelalterlichen Dorfs. Dies spricht auch für eine fränkische Zeitstellung. Nach der Christianisierung und dem Bau einer Kirche - erster Nachweis für eine Pfarrgemeinde 1282, einer Kirche 1316 - wurden die Toten auf dem Gelände um diese bestattet. Belege dafür sind 5 Grabkreuze des 16. und 17. Jhdt. vom alten Bodendorfer Kirchhof. Diese standen um den Kirchenbau von 1872. Sie sind noch vor der Zerstörung ihrer Vorvorgänger-Kirche im Jahre 1642 aufgestellt worden.

Urkundliche Belege

643: Am 3. September 643 findet in „bodovilla“ ein Gerichtstag statt. Gerichtsherr ist Sigisbert III. (633 - 656), König des fränkischen (Teil-)Reichs Austrasien. In dieser ältesten fränkischen Königsurkunde geht es um den Besitz von Weinbergen „infra termino bodofricense“ (innerhalb der Grenzen von b, bisher als Boppard gedeutet). Diese hat ein Evergisel inne, die er sich unrechtmäßig angeeignet haben soll. Bischof Kunibert von Köln, Erzieher und Mitregent von Sigisbert III., bestreitet dies und erhebt Besitzansprüche für die Kirche von Köln.

„Bodovilla“ wird von vielen als „Bodendorf a.d. Ahr“ lokalisiert. Im Frankenreich gibt es zahlreiche Orte mit einer Namensbildung auf „bodo- und den Suffixen -dorf und -heim. Dies lässt Nonn die Zuweisung von „bodovilla“ auf Bodendorf in Frage stellen. Durch die Arbeiten von Schewe sind jedoch neue Überlegungen gegeben. Er differenziert fundiert zwischen „baudobrica“ für Boppard und „boudobrica“ für Sinzig. Damit könnte das Streitobjekt nicht bei Boppard, sondern bei „boudobrica“ = Sinzig gelegen haben und der Gerichtsort „bodovilla“ wäre Bodendorf a.d. Ahr.

In einer neueren Arbeit weist er darauf hin, dass der Gerichtsort in der Nähe der umstrittenen Weinberge und aus machtpolitischen Gesichtspunkten im Bereich des Bistums Köln gelegen haben muss. Dies trifft für Boppard nicht zu. Er hält „bodovilla“ für Bodendorf und eine Lage der eingeklagten Weinberge in dessen Gemarkung (in termino) für gegeben.

Für das Alter von „bodovilla“ bedeutet die Königsurkunde und der Rechtsstreit um die Weinberge, dass diese im Ertrag gestanden haben müssen. Die strittigen Weingärten dürften danach um das Jahr 600 angepflanzt worden sein. Bei der selbstversorgenden Naturalwirtschaft jener Zeit zeugt dies aber auch, dass ausreichende Erträge aus Feldbau und Viehhaltung erzielt werden. Wingerte und Reben für das agrarische „Luxus“-Produkt Wein wurden erst dann angelegt, wenn das vorgenannte Angebot an Grundnahrungsmitteln gewährleistet war. Dies setzt voraus, dass die vorhandene Wirtschaftsfläche genügend groß, gerodet ist und bewirtschaftet wird. Die örtliche Naturlandschaft wird dabei zur Kulturlandschaft umgestaltet. Dies lässt wiederum den Schluss zu, dass es nach Abzug der Römer hier nicht zu einer Zäsur gekommen und das Dörfchen nicht temporär wüstgefallen ist. Auch die gefundenen fränkischen Gräber stützen diese Annahme. Für „bodovilla“ kann somit eine Siedlungskontinuität von jener Zeit an angenommen werden.

853: „Schenkungsurkunde über Güter im Osten an der Sinzig-Maastricher Heerstraße (AFH), darunter solche an der Ahr und bei Bad Bodendorf, also nahe an Sinzig“.

855: Aus Königsgut schenkt Kaiser Lothar I. aus dem Fiskus Sinzig dem Dom zu Aachen eine Kapelle. „Zu ihr gehörten auf dem einen (südlichen) Ahrufer eineinhalb Mansen und auf dem anderen (nördlichen) ein halber Mansen, mit Häusern und etlichen Wirtschaftsgebäuden, bebauten und unbebauten Ländereien, Feldern, Weingärten, Wäldern, Wiesen, Weiden, Gewässer, Ein- und Ausgang, Sonstigem, alle Zehntrechte und mit den dazugehörigen Leuten beiderlei Geschlechts.“

Auf den ersten Blick glaubt man, dass hier das nordwestlich von Sinzig gelegene Bodendorf beschrieben sein könnte. Schewe nimmt an, dass der Hof (mansus) mit Gebäuden und Ländereien in der Goldenen Meile lag. Dieses wird gestützt durch spätere Gütertausche zwischen dem Marienstift Aachen und Kloster Deutz. Ers­teres gibt seinen Landbesitz in Remagen an Deutz, jenes seine Ländereien in Sinziger Marken an den Marienstift.

Ist die geschenkte nördliche Manse das unbekannte „gadenberhc“ des Prümer Urbars? Diese Möglichkeit kann man von den räumlichen Gegebenheiten her ausschließen. Ein Hof in der Ebenheit der Goldenen Meile kann keinen Namen auf „-berg“ geführt haben. Das Toponym „gadenberhc“ weist eindeutig auf eine höhere Lage hin.

893: Im Prümer Urbar werden im Jahre 893 Weinberge zwischen Bodendorf und Gadenberg (inter budendorpht et gadenberhc“) genannt. Bei den Raubzügen der Wikinger (Normannen) im 9. Jhdt. wird Kloster Prüm zweimal gebrandschatzt, die Gebäude und die Bibliothek mit den Büchern und Urkunden zerstört. Eine Bestandsaufnahme des Klosterbesitzers ist daher nach Ende der Wikinger-Raubzüge notwendig. Nach der für die Normannen vernichtenden Schlacht bei Löwen a.d. Dyle unter Arnulf von Kärnten im Jahre 891 wird die Erfassung systematisch angegangen. Sie ist im Prümer Urbar dokumentiert. Für die Weinberge bei Bodendorf heißt dies rückschreibend, dass sie bereits um 800 oder früher im Besitz von Prüm sind, bewirtschaftet werden und zinsen.

Bodendorf und Gadenberg werden im Urbar zusammen mit Dottendorf, Mehlem, Unkel, Oberwinter, Remagen und anderen Orten am Rhein aufgeführt (Kap. 71); in Kapitel 70 werden u. a. Bachem bei Godesberg und Ahrweiler genannt. Die topographische Lage und Reihung der genannten Siedlungen am Rhein, von Nord nach Süd, zeigt den Weg der Güteraufnahme. Von Remagen aus kommen die aufnehmenden Mönche nach Bodendorf im Ahrtal. Daraus lässt sich schließen, dass die Prümer Weinberge, in der Abfolge Bodendorf - Gadenberg, westlich und hinter dem Dorf zu lokalisieren sind.

Das Toponym „gadenberhc“ bezeichnet hier keinen Ort, keine Siedlung, sondern eine Örtlichkeit im Gelände, mit „-berg“ eine hochgelegene Flur nach dem Dorf. Ein verschollener Flurname „Im Gadersdeillen nach dem Dorfe“ ist für 1549 belegt. Eine Flur „vor dem Deylen“, später „Dellen“ wird für 1350 beurkundet. Im Jahre 1417 wird „Orsterffhelten“, 1503 „Wingartz yn der Hoelen“ überliefert. Alle genannten Fluren liegen am Heerweg (1386 „wingarde up der herstrasen“) zwischen dem südlichen („Holl“) und nördlichen Zweig („Bergweg“) der AFH, die hier auf die Verebenung auf den Ahrhöhen führen. Hierbei überwindet die AFH „nach dem Dorfe“ ca. 90 m Höhendifferenz. Beide Straßenzüge, das mittelalterliche Dorf umschließend, treffen dort bei „Ziehrtheck“ (1458 „an send girde hecken“), nahe der Lohrsdorfer Grenze, zusammen. Hier ist „gaden­berhc“ zu lokalisieren. Im Kontext werden bei allen aufgeführten Altfluren Weinberge und Äcker genannt, auch dort, wo heute Wald stockt. Für das Jahr 1461 ist eine Flur „Plymley“ (1627: „auff dem Bergh zu Plimpley“, 1784: „Plimbley“) belegt. Der Flurname ist heute unbekannt, die Lage jedoch durch „auff dem Bergh“ zu orten. Die „Plymley“ ist ursprünglich wohl eine „Prümley“. Hier sind die Weinberge „inter budendorpht et gadenberhc“ anzunehmen.

12. Jhdt.: Wie zwischen „bodovilla“ (643) und budendorpht“ (893) klafft zwischen jenem Jahr und dem 12. Jhdt. eine Beleglücke. Ab dem Jahre 1118 wird das Dorf mit seinen Weinbergen häufig erwähnt. Im 12. Jhdt. sind es vor allem Schenkungen von Weingärten und Ländereien an Klöster. So werden für das Kloster Rolduc = Klosterrath zwischen 1118 - 1148 fünf Stiftungen beurkundet. Zumeist sind es Gaben von Saffenberger Ministerialen an das Hauskloster ihrer Herrschaft. Weinberge werden auch den Klöstern Rolandswerth (heute Nonnenwerth, 2 x), Füssenich (2 x) und dem Marienkloster (später St. Thomas zu Andernach, 2 x) übertragen.

Von besonderem Interesse ist eine Schenkung um 1200. Dabei werden Wingerte in der Bodendorfer Gemarkung auf dem Berg, der „Rolingen“ heißt (uineam in banno Budendorph in monte qui dicitur Rolingen) dem St. Thomas Kloster gestiftet. Auch hier bezeichnet das Toponym keinen Ort, sondern eine Örtlichkeit, eine Flur. Dieser Rolinger Berg ist identisch mit dem 300 Jahre zuvor genannten Gadenberg.

Der Flurname „Rol(ingen)“ wandelt sich über „Roleff, Ruloff“ (1356) zu „Rülles“ (1549). Bei der Katasteraufnahme 1828 wird die Flur als „Brülft“ eingetragen. „Aufm Rülles oder auf der Leien“ (1549), „Hinten auf Rollof an der Mirgelkaulen“ (1636) und „Auf Ruloff langs dem gemeinen Weg“ (AFH, 1745) legen die Flur an der Bodendorf-Lohrsdorfer Gemarkungsgrenze fest.

13. Jhdt.: Ab diesem Jahrhundert haben, außer den vorgenannten, auch andere Klöster Besitz und häufig auch Klosterhöfe in Bodendorf. Jetzt sind auch Pachtverträge mit einheimischen Bauern und Winzern überliefert. Meist werden die Verträge auf „Halbe-“ oder „Dritteltrauben“ abgeschlossen. Immer sind Weinberge und ihr Ertrag wesentlicher Besitz der Klöster.

Die Siedlungsentwicklung

Die hochwasserfreie und südexponierte Lage von Alt-Bodendorf, um die Kirchenanhöhe, bildet einen guten Siedlungsansatz. Hinzu kommt das Wasser des Bächleins, das aus dem „Hohlbrunnen“ gespeist wird. Dieses Rinnsal, in seinem Verlauf nicht mehr zu erkennen, floss damals über die heutige Schützen-, Garten- und östliche Schillerstraße in die Ahr. In seinem Bachbett sind die 2003 gefundenen Dachziegel entsorgt worden. Mit seinem Nass wurde die römische Wasserleitung gespeist. Im dörflichen Sprachgebrauch heißt die Schützenstraße immer noch die „Baach“! Sie war zu jener Zeit ein Teil der AFH und ist der „gemeine Weg“ der Urkunden.

Durch die Siedlungsgunst dürfte das Gelände um die heutige Kirche schon vor der Römerzeit Wohnplatz gewesen sein. Hier war Land gerodet und wurden Äcker bestellt. Dort erbaut ein Römer nach Eroberung der Germania seine Villa. Ihre Lagesituation ist identisch mit allen anderen villae rusticae an der Ahr. Die autochthonen Dörfler, Eburonen oder Treverer, sind jetzt seine Dienstleute.
Bei der fränkischen Landnahme und nach Abzug der Römer lässt sich der fränkische Grundherr hier nieder. Mit Namen „Bodo“ wird er Namensgeber der Siedlung. Dort, in seinem Hofe, findet der Gerichtstag in „bodovilla“ im Jahre 643 statt. Seine Nachfolger, die Herren von Bodendorf, verlegen zu Beginn des 13. Jhdt. ihren Wohnsitz vor den Ort. Als Parteigänger der Staufer gegen die Welfen bauen sie ihre Wasserburg. Dies steht in engem Zusammenhang mit der Errichtung der Burg Landskron (1206). Die Burgen sichern und kontrollieren hier die strategisch wichtige AFH. Nicolo v. Bodendorf (um 1200) ist der Bauherr. Er und seine Söhne übergeben ihren Hof der Gemeinde. Die Hofkapelle wird zur ersten Bodendorfer Kirche.

Im Jahre 1227 kommt es zu einem Rechtsstreit zwischen dem Marienstift Aachen und den Herren v. Dunrestein, Sinzig. Verhandelt werden strittige Güter zu Bodendorf. Anwesend sind dabei Nycolo, Arnold und Godefried v. Bodendorf sowie Geschworene des örtlichen Hofgerichts, Bürgermeister Riquin -?- von Bodendorf und der von Sinzig, Heinrich Kotz. Beide werden als „magister villae“ bezeichnet. Mit dieser Urkunde erhalten wir Hinweise auf das Geschlecht derer von Bodendorf, auf ein Gericht und seine Schöffen. Mit den beiden Bürgermeistern wird ein erster Beleg einer gemeindlichen Vertretung dokumentiert.

Gleiches geschieht 1282, hier bei einem Ortstermin am Ellig. Strittig ist eine Parzellengrenze zwischen dem Marienkloster (später St. Thomas Andernach) und den Herren v. Saffenberg. Als Zeugen werden namentlich die Geschworenen des Gerichts, der Schultheiß, der Bürgermeister und die „ganze Pfarrei oder Gemeinde“ aufgeführt. Mit der Pfarrei wird erstmals die Pfarrgemeinde dokumentiert, ihre Kirche ist für 1316 bezeugt.

Diese Kirche ist möglicherweise eine Nachfolgerin der Hofkapelle und St. Gertraudis geweiht. Die Kirche auf dem Standort des fränkischen Gehöfts und der villa rustica, wird 1642 zerstört. Bereits 1647 wird eine neue geweiht, der Schutzpatron ist jetzt St. Sebastianus. Auf dem Gemälde von E.W. Pose (1835) ist sie abgebildet. Abgerissen, wird sie durch einen Neubau 1872 ersetzt. Dieser wiederum ist als Querschiff in den Neu- und Erweiterungsbau (1972) der heutigen integriert. „Gertraudis mit der Maus“, seit 1647 zweite Patronin, ist in einem Chorfenster abgebildet.

Das mittelalterliche Dorf reicht bis zum Ellig, an dem Klosterhöfe liegen. Mit dem Bau der Dorf­umwehrung (14./15. Jhdt.), eine „duppelte Dorfshecke und Graben mit Pforten“ (1687), entwickelt sich der Ort in Richtung auf die Burg hin. Dies ist deutlich an der Parzellierung der Hofgrundstücke zu erkennen. Im älteren Teil, bis zum Ellig, sind die Grundstücke winkelig und kleinparzelliert, ab dem Ellig folgen große und stattliche Gehöfte.

Mit der Schleifung des Dorfgrabens, zwischen 1812 und 1828, dehnt sich der Ort über diesen hinaus aus. Im Jahre 1586 hat Bodendorf ca. 250 Insassen, 1682, vor der Pestepidemie, etwa 350. Heute leben 3800 Einwohner in Bad Bodendorf, der Talkessel, beidseits der Ahr, ist weitflächig bebaut.

Wasserleitungsrohre und Scherben von römischen Dachziegeln. Fundort: Schützenstraße in Bad Bodendorf

Resümee

Bodendorf hat wie alle Siedlungen auf vorgeschichtlich-römischer Wurzel, eine Siedlungskonstanz von ca. 2000 Jahren. Der Ort ist mit großer Wahrscheinlichkeit das „bodovilla“ der Urkunde vom Jahre 643. Dies wird durch den Nachweis der Toponyme „Gadenberg“ und „Rolingen“ als Fluren in der Bodendorfer Gemarkung erhärtet. Bad Bodendorf hätte mit seiner 1100-Jahr-Feier zugleich seine 1350-ste Erstnennung feiern können. Keine der anderen Gemeinden mit einer Namensbildung auf „bodo-“ hätte protestiert.

Literatur: