"Was uns not thut, ist eine wohl organisierte Feuerwehr"
Zur Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr im Kreisgebiet
Jochen Tarrach
Es war eine große, wenn nicht die größte Kulturtat der Urmenschen, als sie das Feuer kennen lernten und sich das gefährliche, unberechenbare „Element" dienstbar machten. Frühzeitig hat die Menschheit aber auch die Schrecken kennen gelernt, welche das Feuer bringen kann, wenn es ungewollt seinen Herd verlässt und Häuser, ja ganze Städte in lodernde Fackeln verwandelt. So wurde auch seit urältesten Tagen der Kampf gegen das Feuer geführt. Schon im „alten" Rom gab es zur Zeitenwende erste organisierte Feuerschutzabteilungen. Die Mittel und die Art der Brandbekämpfung haben sich bis heute grundlegend gewandelt. Der Wille, beim Ausbruch von Feuer zu helfen, ist den Menschen jedoch zu allen Zeiten als Gemeinsames geblieben.
Entwicklung der Brandbekämpfung
Noch immer vernichten Brände alljährlich große Werte, fallen ihnen Menschenleben zum Opfer, obwohl technisch hervorragend entwickelte Löschgeräte und gut ausgebildete Feuerwehren zur Verfügung stehen. Wie viel ohnmächtiger standen die Menschen vor Jahrhunderten den Bränden gegenüber. Wie es dabei einst zugegangen ist, kann man sich heute kaum noch vorstellen. Beim Klang der Sturmglocke rannte alles was Füße hatte, Männer, Frauen und Kinder, unter Geschrei zur Brandstelle. Hier herrschte ein wildes Durcheinander. Viele wollten kommandieren, aber nur wenige einem Befehl gehorchen. War aber der gute Wille hierzu vorhanden, dann fehlten die Geräte und die praktische Kenntnis. Wasserfässer, Ledereimer, Leitern und Feuerhaken waren die einzigen Löschgeräte. „Durch der Hände langer Kette um die Wette" flog der Eimer oft nur noch halb gefüllt zur Brandstelle. Durch die ungenügenden Hilfsmittel, die einem großen Brand kaum Grenzen setzen konnten, gewann die Meinung der Hilflosigkeit gegenüber dem Feuer die Oberhand, so wie Schiller im „Lied von der Glocke" sagt: „Hoffnungslos weicht der Mensch der Götterstärke, müßig sieht er seine Werke und bewundernd untergehn." Erst im 15. Jahrhundert begegnen wir in den Städten einfachen Hand- oder Stockspritzen mit Kolben, die von Drechslern aus Holz hergestellt wurde. Kostspieliger waren die Messingspritzen, die um 1500 von einer Feuerspritzenmanufaktur in Nürnberg hergestellt wurden. Diese ermöglichten immerhin einen gezielten Wasserstrahl. Um 1650 konstruierte Hans Hautsch in Nürnberg eine Handdruckspritze mit einem Wendestrahlrohr, das direkt auf die Pumpe aufgesetzt war. Auf Kufen wurde sie zur Brandstelle gezogen und benötigte 28 Mann Bedienung. Sie hatte eine Wurfhöhe von etwa 20 Metern. Die nächste bahnbrechende Weiterentwicklung waren 1673 die aus Lederstreifen oder Segeltuch hergestellten Druckschläuche des Holländers Jan van der Heyden. Sie wurden durch Verschraubungen, den so genannten „Holländern", miteinander verbunden. Ab 1827 stellt man die Schläuche aus Gummi her. 1832 wird in Berlin zum Schutz der königlichen Gebäude erstmalig in Deutschland die Dampffeuerspritze des Schweden John Ericson eingesetzt. Von großen Feuersbrünsten blieb auch der Kreis Ahrweiler nicht verschont. Immer wieder kam es zu Großbränden. So brannte beispielsweise am 23. Dezember 1824 der größte Teil von Waldorf im Vinxtbachtal ab, wobei rund 500 Menschen obdachlos wurden und der Sinziger Feuerwehrmann Karl Josef Deutsch ums Leben kam. Die dramatische Szenerie des großen Brandes von Hamburg, vom 5. bis 8. Mai 1842 brannten dabei zwei Drittel der Stadt nieder, gab der Entwicklung von leistungsfähigen Feuerlöschgeräten sowie von organisierten Feuerwehren erheblichen Anschub. In den großen Städten wurden mehr und mehr Dampffeuerspritzen angeschafft, auf dem Lande jedoch blieben die, inzwischen auf Räder gesetzten und zum Druckausgleich mit Windkesseln versehenen, Handdruckspritzen mit Pferdezug die Hauptträger des Feuerschutzes.
Pflichtfeuerwehren – Berufsfeuerwehren Freiwillige Feuerwehren
In „Feuer-Löschungs-Ordnungen" wurde jeder zwischen 16 und 60 Jahre alter männliche Einwohner zur Hilfeleistung bei Bränden verpflichtet. Die meisten Brände jedoch zeigten eindringlich die Unzulänglichkeit solcher Pflichtfeuerwehren und die Notwendigkeit einer besseren Organisation des Feuerlöschwesens. In Berlin wird daher am 16. Januar 1851 beschlossen, das Feuerlöschwesen zu reorganisieren und dem königlichen Polizeipräsidium zu unterstellen. Damit wurde die erste militärisch organisierte Berufsfeuerwehr in Deutschland geschaffen. Berufsfeuerwehren, das konnten sich nur die großen Städte leisten. In den mittleren und kleinen Orten entwickelte sich aus dem Turnerwesen heraus eine andere Organisationsform: Die Freiwilligen Feuerwehren - rekrutiert aus Menschen, die nicht nur die Notwendigkeit einsahen, sondern auch mit Lust und Liebe bei der Sache waren. Schon 1855, anlässlich des 2. Deutschen Feuerwehrtages in Stuttgart, wurde der Verein Deutscher Feuerwehrmänner gegründet, später in Deutscher Feuerwehr-Verband (DFV) umbenannt. Dieser ist damit heute eine der ältesten übergebietlichen Organisationen in Deutschland. Es dauerte noch drei Jahrzehnte, bis man auch an Rhein und Ahr erkannte: „Was uns not thut, ist eine wohl organisierte Feuerwehr". So bildeten sich zum Beispiel 1879 in Remagen, 1888 in Ahrweiler, 1896 in Bad Neuenahr, 1898 in Burgbrohl und Kempenich und 1924 in Niederzissen die heute als Träger des Feuerschutzes hoch geschätzten Freiwilligen Feuerwehren und lösten die Pflichtfeuerwehren für immer ab. Im Kreis Ahrweiler gibt es heute vom Rhein bis in die Hocheifel in nahezu allen Gemeinden Freiwillige Feuerwehren. Insgesamt stehen in 99 Ortsfeuerwehren und 29 Jugendfeuerwehren 2011 aktive Feuerwehrleute sowie 409 Jungen und Mädchen zur Brandbekämpfung bereit. Ohne das ehrenamtliche Engagement dieser freiwilligen Helfer wäre eine effektive Brandbekämpfung im Kreis Ahrweiler überhaupt nicht möglich. An der Spitze aller Feuerwehren steht im Kreis Ahrweiler der ehrenamtliche Kreisfeuerwehrinspekteur. Von 1998 bis 2004 war dies Rudi Mönch, dessen Nachfolge Udo Schumacher antrat. Beide werden nachfolgend vorgestellt.
Als Kreisfeuerwehrinspekteur war Rudi Mönch von 1998 bis 2004 ständig auf dem Sprung.
Es ist gerade drei Uhr in der Nacht. Die meisten Menschen schlafen, nur das Feuer nicht. Bei Rudi Mönch in Altenahr klingelt das Telefon. Es brennt irgendwo. Raus aus dem Bett, rein in Hose und Stiefel, Ehefrau Maria hält schon die Jacke hin und los geht es. Das Amt des Kreisfeuerwehrinspekteurs hat Mönch über Jahre viel abverlangt. Alles ehrenamtlich, zum Wohle der in Bedrängnis geratenen Mitbürger. Mehr als 40 Jahre war der gelernte Elektromeister Feuerwehrmann in Altenahr. 15 Jahre war er stellvertretender Wehrleiter der Verbandsgemeinde Altenahr, 1992 wurde er stellvertretender Kreisfeuerwehrinspekteur. 1995 Wehrleiter seiner Verbandsgemeinde und 1998 als Nachfolger von Edgar Roperz Kreisfeuerwehrinspekteur. Im Rahmen des Kreisfeuerwehrtages am 16. Mai 2004 in Remagen wurde er offiziell aus den Reihen der Aktiven verabschiedet und übergab sein Amt an Nachfolger Udo Schumacher.
Verabschiedung von Kreisfeuerwehrinspekteur Rudi Mönch (3. v. r.) durch Landrat Dr. Jürgen Pföhler (r.); außerdem im Bild: Frau Maria Mönch (2. v. r.), 1. stellv. Kreisfeuerwehrinspekteur Gerd Oelsberg (2. v. l.) und 2. stellv. Kreisfeuerwehrinspekteur Rudi Krahe (l.)
Mit stehenden Ovationen dankten ihm seine Feuerwehrleute für den Dienst an der Spitze der Wehren des Kreises. „Ich konnte mich Tag und Nacht blind auf den Kreisfeuerwehrinspekteur Rudi Mönch verlassen. Herausragende Kompetenz und die humorvolle kameradschaftliche Art sind die Markenzeichen von Rudi Mönch“, lobte Landrat Dr. Jürgen Pföhler die Zusammenarbeit mit ihm und überreichte ihm die Ehrenplakette des Landkreises Ahrweiler. Und das war nur eine der vielen Auszeichnungen und Geschenke, mit denen der beliebte Feuerwehrmann und ausgezeichnete Kamerad geehrt wurde. Mit dem Goldenen Feuerwehr-Ehrenzeichen als Steckkreuz des Landes Rheinland-Pfalz bedachte ihn Innenminister Walter Zuber, das Deutsche Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold heftete ihm der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes, Hans Jörg Degen, an das Revers. Mönch sei ein kompetenter Ansprechpartner für 99 Ortsfeuerwehren und 29 Jugendfeuerwehren im Kreis Ahrweiler gewesen und habe ein besonderes Augenmerk auf die ständige Aus- und Fortbildung der Feuerwehrmitglieder gerichtet, sagte Minister Zuber in seiner Laudatio. „Wenn es Menschen wie die freiwilligen Feuerwehrleute nicht gäbe, wäre die Welt um einiges ärmer und die öffentlichen Kassen noch leerer.“ Das klingt aus dem Mund des ehemaligen Kreisfeuerwehrinspekteurs Mönch fast wie eine Entschuldigung dafür, dass Ehefrau Maria oft allen zu Hause in Altenahr saß und auf ihren Rudi wartete. Aber sie hatte stets Verständnis für ihren Mann, wusste, dass sein Leben neben Familie und Beruf eben der Feuerwehr gehört. Und die Feuerwehr kann einen Menschen fesseln. „Es ist dieses erhebende Gefühl, das einen nicht mehr los lässt, den Menschen in Not zu helfen. Man kann das mit nichts anderem vergleichen“, beschreibt Rudi Mönch seine Gefühle. An solchen Hilfseinsätzen mangelt es nicht, denn überall auf den Straßen kracht es oder es brennt irgendwo. Man muss schon aus besonderem Holz geschnitzt sein, ein hohes Maß an Verantwortungsbewusstsein besitzen und auch unter Stress schnell und richtig entscheiden können. Eigenschaften, die sich bei Rudi Mönch vereinen. Auch für die nächsten Lebensjahre möchte Mönch bei den Wehren ein gern gehörter Ratgeber und beliebter Kamerad sein.
Udo Schumacher seit Juni 2004 neuer Kreisfeuerwehrinspekteur
„Es ist die allergrößte Ehr, sind wir in unserer Feuerwehr." So etwa wird am 1. August 1976 der erst 18-jährige Heimersheimer Udo Schumacher gedacht haben, als er der örtlichen Freiwilligen Feuerwehr beitrat und seine ersten Schritte im blauen Rock tat. Zum 1. Juni 2004 wurde der inzwischen 45-Jährige, nunmehr erfahrene Feuerwehrmann Schumacher durch Landrat Dr. Jürgen Pföhler als oberstem Wächter des Brand- und Katastrophenschutzes im Ahrkreis zum Kreisfeuerwehrinspekteur (KFI) bestellt und damit zum Ehrenbeamten des Landkreises ernannt. Schumacher wurde von den acht Wehrleitern des Kreises für dieses Amt vorgeschlagen und vom Kreistag gewählt. Die Ernennungsurkunden als seine Stellvertreter erhielten Eduard Krahe aus Remagen sowie Gerd Oelsberg aus Burgbrohl. Das für 2005 erwartete neue Landes-Brand- und Katastrophenschutzgesetz (LBKG) legt die Amtsperiode der drei Feuerwehrführer auf zehn Jahre fest. Der im Hauptberuf als Abteilungsleiter in der kreisstädtischen Verwaltung arbeitende Udo Schumacher trat damit die Nachfolge des aus Altersgründen ausgeschiedenen Rudi Mönch aus Altenahr an. Mit Udo Schumacher hat ein echter Vollblutfeuerwehrmann die Aufsicht über die Wehren übernommen. Schon der Opa war Mitglied im Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Heimersheim, der Vater war in der Kreisverwaltung für den Brand- und Katastrophenschutz zuständig und er selbst hat in 27 Jahren aktiven Feuerwehrdienstes nicht nur zahlreiche Lehrgänge an der Landesfeuerwehrschule in Koblenz besucht, ist seit 1998 als stellvertretender KFI tätig, sondern hat auch bei praktischen Einsätzen so ziemlich alles erlebt, was es an Unfällen und Notsituationen geben kann. „Es war damals im Jahr 1976 mein Freund Edgar Ropertz, der mir den letzten Anstoß gab, der Feuerwehr beizutreten", erinnert sich Schumacher. Ropertz, 1998 verstorben, war von 1992 bis 1998 ebenfalls KFI. Ich bin schon stolz darauf, eine solche Aufgabe übernehmen zu dürfen", sagt Schumacher und nennt als oberstes Ziel seiner neuen Tätigkeit die gute Zusammenarbeit mit allen seinen Kameraden im blauen Rock und darüber hinaus mit allen Hilfsorganisationen. „Ich setze auf Teamarbeit", erklärte er und weiß dabei natürlich genau, dass die Schlagkraft der Feuerwehren nicht nur von guter Ausrüstung, sondern auch von hoch motivierten Mitarbeitern abhängt. Und diese findet er in den 99 Wehren des Kreises mit ihren 2011 Angehörigen und dem über 400 Jungen und Mädchen zählenden Nachwuchs in den Jugendfeuerwehren mit Sicherheit vor. Mit einer gemeinsamen Übung aller Löschzüge der Kreisstadt am Berufsbildungszentrum in Bad Neuenahr verabschiedete sich der bisherige Wehrleiter Udo Schumacher aus den Reihen der Kreisstadtfeuerwehr und begrüßte mit der„feurigen Überraschung" den neuen Wehrleiter Franz-Josef Platz.
Kreisfeuerwehrinspekteur Udo Schumacher,2004