Kernfrage der Abfallwirtschaft geklärt
Die Zukunft der Abfallwirtschaft im Kreis Ahrweiler stellte auch 2002 einen Schwerpunkt der politischen Diskussion und Planung dar. Eine Kernfrage klärte der Kreistag am 3. Mai. Ab Juni 2005 nämlich wird der Restmüll aus dem AW-Land nach Rennerod im benachbarten Westerwaldkreis transportiert und dort nach dem so genannten mechanisch-biologischen Stabilisierungsverfahren in der Trockenstabilat-Anlage behandelt und verarbeitet.
Den entsprechenden Auftrag erhielt die Firma Herhof Umwelttechnik GmbH aus Solms-Niederbiel. Der Kreistag beschloss dies mit überwältigender Mehrheit. 30 Kreis-Parlamentarier stimmten für den entsprechenden Beschlussvorschlag des Abfallwirtschaftsbetriebs Kreis Ahrweiler (AWB), drei waren dagegen. Herhof hatte von acht Bieterfirmen das günstigste Angebot abgegeben und ging damit als Sieger aus der EU-weiten Ausschreibung des AWB hervor.
„Der heutige Beschluss des Kreistags stellt die Weichen für die wichtigste Entscheidung unserer Abfallwirtschaft in den nächsten Jahrzehnten", unterstrich Landrat Dr. Jürgen Pföhler den „enormen Stellenwert" des Kreistags-Beschlusses. Für Pföhler bedeutete dies „die wirtschaftlichste Lösung mit den modernsten umwelttechnischen Standards". Zudem sei dies ein „erfreuliches Signal für die Entwicklung unserer Abfallgebühren".
Die Laufzeit des Vertrags mit Herhof beträgt 15,5 Jahre und endet am 31. Dezember 2020. Für die Entsorgungsunternehmen selbst habe ein fairer Wettbewerb bestanden, sagte Dr. Pföhler weiter. Mülltourismus entstehe nicht, weil die Transportleistung gleich mit ausgeschrieben worden sei. Die ökologische Leistungsfähigkeit des Trockenstabilatverfahrens der Firma Herhof sei vom Bundesumweltministerium und dem Bundesgesetzgeber gesetzlich anerkannt worden.
Ein Ausblick: Ab 1. Juni 2005 müssen Restabfälle nach den Vorschriften zur umweltverträglichen Ablagerung von Siedlungsabfällen und der bundesweiten Technischen Anleitung Siedlungsabfall (TASi) entsorgt werden. Ob dies im AW-Kreis auf einer eigenen Deponie geschieht, hatte der Kreistag bereits früher beantwortet: Nein, der Kreis baut keine eigene Deponie. Außerdem schreibt die TASi vor, dass sämtliche Abfälle vor der Ablagerung einem Vorbehandlungsverfahren zu unterziehen sind, so dass dann eine Deponierung im herkömmlichen Sinn ohnehin nicht mehr zulässig ist.
In dem vollautomatischen Trockenstabilat-Verfahren wird der Restmüll mehrere Tage in so genannten Rotteboxen getrocknet, anschließend zerkleinert und von Metallen, Batterien, Kunststoffen, Keramik und Porzellan befreit, die sich trotz getrennter Entsorgungssysteme vereinzelt im Restmüll befinden. In den Stahlbehältern fressen Mikroorganismen die organischen Bestandteile auf. Übrig bleibt etwa die Hälfte des ursprünglichen Mülls, nämlich eine staubtrockene Mischung aus Plastik, Papier, Textilien, Holz und biologischem Material. Dieses Trockenstabilat hat einen der Braunkohle vergleichbaren hohen Brennwert. Abnehmer sind beispielsweise Heizkraftwerke und die Zementindustrie, in denen das Stabilat als Brennstoff eingesetzt wird. Außerdem kann das Stabilat zur Herstellung von Methanol verwendet werden. Der im AW-Kreis anfallende Haus-, Gewerbe- und Sperrmüll wird ab 2005 von den Umladestationen „Auf dem Scheid" bei Niederzissen und Leimbach bei Adenau nach Rennerod transportiert. Nicht zur Trockenstabilat-Anlage gelangen Leichtverpackungen mit dem Grünen Punkt, die über die gelbe Wertstofftonne verwertet werden, sowie Problemabfälle, Altpapier, Altglas, Biomüll, Grünabfälle, Korken, Altkleider und Elektroschrott, für die im Kreis Ahrweiler getrennte Entsorgungswege angeboten werden.