Guillaume Apollinaire und der Kreis Ahrweiler

Prof. Dr. Kurt Roessler

Es jährt sich gerade zum hundertsten Male, dass der französische Dichter Guillaume Apollinaire (1880-1918) ein Jahr am Rhein verbracht hat. Als junger, noch unbekannter Poet war er von August 1901 bis August 1902 bei der Vicomtesse Élinor de Milhau, geb. Hölterhoff als Sekretär für die französische Korrespondenz und Hauslehrer für ihre neunjährige Tochter Gabrielle angestellt. Wohnorte waren die Besitztümer der Kölner Fabrikantenfamilie Hölterhoff: die gleichnamige Villa am Frankenweg in Bad Honnef, die Villa Neu-Glück in Bennerscheid bei Oberpleis und das Gut Krayer Hof zwischen Andernach und Maria Laach mit seiner aus dem Mittelalter stammenden Burg.1-3) In vielen Wegen, vor allem zwischen diesen Wohnstätten, hat sich Apollinaire in dem einen Jahr den nördlichen Mittelrhein erwandert.

Passfoto von Guillaume Apollinaire vom 20. August 1901 kurz vor seiner Abreise nach Deutschland

Apollinaire konnte sich auf eine durch die Dichter der deutschen Romantik, insbesondere Heinrich Heine, bereits vorgeformte lyrische Landschaft beziehen. In seinem neuen, vom damals herrschenden Literaturstil des Symbolismus abweichenden Ansatz des lyrischen Realismus berichtet Apollinaire über das, was er in diesem Umfeld selbst erlebt.4, 5) Der Journalist und Kunstkritiker Apollinaire gilt als einer der Ziehväter des Kubismus, Futurismus, Expressionismus/Orphismus, Surrealismus und Dadaismus.6+7) Auch als Lyriker hat er am Anfang des 20. Jahrhunderts Frankreich und Europa den Weg in die Moderne geöffnet. Die Rheinländer besitzen in seinem für das eine Jahr äußerst reichen Œuvre von mehr als 80 Gedichten, Erzählungen und Zeitungsartikeln das größte und geschlossenste Corpus rheinischer Literatur von Weltqualität. Da dieser Aufsatz primär der Information gewidmet ist, wurde auf eine Wiedergabe der französischen Originaltexte verzichtet. Soweit nicht besonders vermerkt, entstammen die Gedichte und Prosa-Passagen den Ausgaben der Bibliothèque de la Pléiade.8+9) Die Übersetzungen sind mit einer Ausnahme vom Autor.

Apollinaire an der Ahr

Apollinaire hat als geradezu fanatischer Wanderer - die Kosten für die Schuhe und ihre Reparatur stellten einen großen Posten seiner Ausgaben dar - auch die rheinnahen Teile des Kreises Ahrweiler und das Ahrtal besucht. Aus den literarischen Zeugnissen sei aus dem Brief an seine Mutter vom 19. Oktober 1901 zitiert10): „Ich habe nicht weit vom Rhein die Apollinaris-Quelle gesehen.“ Einige Zeilen in einem Notizheft vom Sommer 1902 skizzieren eine längere Wanderung11): „Ahrtal mündet gegenüber Linz bei Kripp / Bodendorf / Die Landskrone mit Ruine und Kapelle / Neuenahr - Badestadt, Hotels, Kirche.“ Eine Postkarte von Altenahr an die Mutter und den Bruder in Paris vom 14. August 1902 ist unterschrieben12): „Umarme euch. Fahre los am 25. Werde morgen schreiben. 14. August Ahrtal. Wilhelm.“

Maria Laach

In dem oben zitierten Brief vom 19. Oktober wird auch eine Wanderung vom Krayer Hof nach Maria Laach beschrieben10): „Danach bin ich von da aus zu Fuß am Laacher See gewesen. Alles das befindet sich in der Eifel. [...] Der Laacher See ist genauso schön wie der von Bourget, und gehört mit seinem ganzen Land und den umliegenden Wäldern dem Kloster Maria Laach. Das ist das größte Benediktinerkloster in Deutschland und wird vom Kaiser besucht und gefördert. Das ist das deutsche Solesmes und die deutsche Grande Chartreuse zusammen. Es ist sehr alt, mit schönen Wandmalereien und Fresken an den Säulen, einem Grabmal aus bemaltem Holz, das irgendeine Prinzessin [sic!] darstellt, mit Hunden unter ihren Füßen. An dem Tag, an dem ich da war, einem Sonntag, war der Prior [richtig: der Gründungsprior des Klosters 1892 und ab 1893 Abt] Benzler gerade zum Bischof von Metz ernannt worden. Er blieb den ganzen Tag im Gebet, so dass ich das eigentliche Kloster nicht betreten konnte. Ich habe die Mönche und den Prior bei der Vesper gesehen. Ihre Zeremonien waren merkwürdig. Sie haben sogar elektrisches Licht in der Kirche.“

Vierzehn Jahre später kommt er aus Anlass des durch den Ersten Weltkrieg bedingten Verbots der Verehrung der Heiligen Johanna von Orleans durch eben diesen Metzer Erzbischof Willibrord Benzler in dem damals deutschen Lothringen in einem Zeitungsartikel auf diese Wanderung zurück13): „Es war im Herbst 1901. [...] Man lud mich ein, die schöne Benediktinerabtei Maria Laach zu besichtigen, die an dem Platz liegt, an dem nach der Legende Genoveva von Brabant einsam in der Wildnis lebte [...] Man hatte mir einen Empfehlungsbrief an den Abt des Klosters mitgegeben, der sich Benzler nannte. Ich brach früh am Morgen auf, und wurde durch den Wald durch einen rheinischen Bauern geführt, der nur Dialekt sprach. Auf dem Weg überraschte uns der Regen und so kam ich ganz durchnässt in Maria Laach an, wo der Pförtner, der mein weniges Deutsch nicht verstand, mich für den Bäcker hielt. „Sie sind der Bäcker“ sagte er immer wieder zu mir. Als ich ihm schließlich meinen Brief zeigte, verstand er und teilte mir mit, dass der Abt gerade auf den Bischofssitz von Metz berufen worden war und er mich daher nicht empfangen könne, weil er sich auf die Abreise in seine neue Diözese vorbereite und in knapp einer Stunde fahren würde. Ich sah ihn schließlich doch noch bei seiner Abfahrt und übergab ihm meinen Brief. Er sagte mir, dass er sich für die moderne Literatur, auch die französische interessiere, vor allem für die Poesie, und dass er glücklich sei, der geistliche Leiter der Bewohner einer Provinz zu werden, der Frankreich seine hervorragendste Heldin verdanke, die, so fügte er hinzu „von dem großen Deutschen Schiller so trefflich besungen worden ist“.14) 

Apollinaris und Apollinaire

Der volle bürgerliche Name des am 25. August 1880 in Rom geborenen Apollinaire lautete: Guglielmo Alberto Vladimiro Alessandro Apollinare de Kostrowitzky und spiegelte seine Herkunft von einer polnischen Adelsfamilie wieder, die in vielfältiger Weise der italienischen Welt verbunden war15). In der Familie nannte man ihn einfach Wilhelm. Auf seinem provisorischen Ausweis in Paris stand: Kostrowitzky, Guillaume. In Bad Honnef hieß er bei Freunden Kostro. Schon früh versuchte er eine Kombination seines ersten und letzten Vornamens in französischer Version: Guillaume Apollinaire als Schriftstellernamen zu etablieren. Es waren aber seine Pariser Verleger, die ihn zunächst daran hinderten. Erst ab Mai 1902 begann er seinen Schriftstellernamen regelmäßig zu verwenden. Man kann an Hand der Publikationsdaten einiger Werke in dieser Zeit darauf schließen, dass die Kenntnis des öffentlichen Gebrauchs des Namens Apollinaris für die Kloster- und Wallfahrtskirche oberhalb Remagens und die bekannte Quelle im Ahrtal ihn nach dem Oktober 1901 in seinem Entschluss bestärkt hat, die Signatur Guillaume Apollinaire durchzusetzen.

Welche Bedeutung die rheinische Apollinaris-Tradition für ihn hatte, belegte er in seiner im November 1903 publizierten Erzählung Que vlov’? [wallonisch: Willste was?]. Obwohl der Ort der Erzählung die ostwallonische Stadt Stavelot bei Malmedy ist, in der er 1899 drei Monate gelebt hatte, fügte er gleich am Anfang seine Erlebnisse in der Südost-Eifel in den Jahren 1901-1902 ein16): „Que vlo-ve? war die Gottheit in diesem Wald, in dem einst Genoveva von Brabant umherirrte, von den Ufern des Maas bis zu denen des Rheins, durch die Vulkaneifel zu den toten Meeren, den Maaren von Daun, die Eifel, wo die Sankt-ApollinarisQuelle glitzert, und wo der See von Maria Laach ein Spuckfleck der Heiligen Jungfrau ist.“ 

Eine andere Stelle spielt auf den Namenswechsel und die Statue des Heiligen Apollinaris über dem Brunnen bei der Quelle an: „Dass er doch meinen zweiten Patron mitbrächte, mit Mitra und Pluviale, den heiligen Bischof Apollinaris [...].“ 

Die Verquickung des Künstlernamens mit der Mineralwassermarke hatte um 1907 in Paris noch ein Nachspiel. Bei einem Abendessen für Literaten zu Mitfasten (Laetare) in einem Café nahe der Porte Saint-Denis hatten einige von ihnen Masken auf und verrichteten typische Handlungen, aus denen man erraten sollte, um wen ihrer Kollegen es sich handelte. Max Daireaux schrieb darüber in dem Artikel Symbolistes et mi-carême [Symbolisten und Mitfasten] in der Zeitschrift Le Censeur17): „Jedermann nahm seinen Platz ein. Ich schaute mich im Saal um. Einige der Köpfe waren sehr gelungen; es gab einen Jules Laforgue, der die Taschen voll von kleinen Broschüren hatte, die er an jeden verteilte. Es gab auch einen Apollinaire, der, um sich erkennbar zu machen, Apollinaris trank und mit einem fetten Lachen immer wiederholte: ,Das ist mein Wasser, das ist mein Wasser.

Die Fähre Bad Honnef-Rolandseck um 1901

In der national aufgeheizten Stimmung in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg war dies aber nicht nur lustig. Es beinhaltete eine fast schon hämische Kritik an Apollinaires zahlreichen Kontakten zur deutschen Kultur und die große Anzahl rheinischer Gedichte [Rhénanes] in seinem bis dahin publizierten Œuvre, die er selber gerne unter Freunden in den Pariser Bars vortrug. Auch ging damals das Gerücht, er hätte Alkoholprobleme und müsste Mineralwasser trinken. Zudem war der Dichter damals wirklich nicht sehr schlank. Als Apollinaire, der bei dem Abend nicht anwesend war, von dem Artikel erfuhr, war er äußerst ungehalten und hat Max Daireaux dafür literarisch angegriffen.

Rolandseck

Die Beziehungen zu Rolandseck spiegeln sich in vier Gedichten wieder. Crépuscule [Abenddämmerung] wurde im Herbst 1901 verfasst. Das Gedicht kann sowohl dem Drachenfels wie auch dem Rolandsbogen zugeordnet werden. Es verwendet spielerisch und mit sanfter Ironie Elemente der Rheinromantik. Hier die zweite Strophe: 

Die Nacht bricht ganz plötzlich herein
Wie die Liebe in diesen Ruinen
Aus dem Rhein da unten steigt die Schar
Der Nibelungen und der Undinen

Apollinaire wunderte sich in dem Brief vom 15. September 1901 an seine Herausgeber in Paris, dass neben oder unter fast jeder rheinischen Burgruine ein Gasthaus oder Hotel lag.18) Dabei wird er insbesondere an den Drachenfels und den Rolandsbogen gedacht haben.
Das Gedicht Les Bacs [Die Fähren] ist von Apollinaire selbst Andernach 1902 datiert und dürfte in den letzten Tagen des August vor der Rückkehr nach Paris geschrieben worden sein. Die Mehrzahl im Titel zeigt an, dass er die beiden für ihn wichtigen Fähren: Andernach-Leutesdorf und Honnef-Rolandseck meint. Dieses Gedicht spiegelt u.a. die Enttäuschung über das Ende der Liebe zu der schönen Engländerin Annie Playden (ihre Ohrringe, du Schöne) wieder und den Vorsatz, nach seiner Rückkehr ein neues Leben anzufangen. Hier ein Auszug:

Die Fähren am Rhein gehen und kommen
Die ganze schöne Jahreszeit lang
Und die Fährleute die sie loswerfen
Schlafen in einem Häuschen darauf [...]

Der Fährmann hat in seinem Häuschen
Ein kleines Bett nicht mehr als ein Kasten
Einen heiligen Christophorus dem opfert
Man Blumen in der schönen Jahreszeit

Ein Rosenkranz und Flaschen
Gefüllt bis an ihren langen Hals
Mit wahrem klaren Wein wie ein Strom
Von Gold wie ihre Ohrringe

Und wenn die Glocke geschlagen hat
In der Nacht am anderen Ufer
Unter Sternen oder im Platzregen
Dann flucht der alte Fährmann zur Verdammnis

Stoffsandalen an den Füßen
Mit dumpfen Schritt kommt er die Taue zu lösen
Und die Glocke zu läuten
Ruft den lieben Sankt Christophorus an

Am anderen Ufer dann: Tritt ein Herr Jesus
Komm schöner Junge komm du Schöne
Die Fähre ist besser als ein Bötchen
Um darauf zu beten zu lieben [...]

Schon immer werfen die Fährleute los
Man muss hinüberfahren hinüber
Hinüberfahren und neu beginnen
Die Fähren am Rhein hier gehen und kommen

Das zentrale Gedicht für Rolandseck kreist ebenfalls um die Fähre von Honnef nach Rolandseck. Hier die Übersetzung von Ernst Meister15):

Rolandseck

In Rolandseck träumte ich auf dem grünen Ufer
Die Nonne Rolands auf der Insel Nonnenwerth
Schien ihr Alter unter den kleinen Mädchen zu verlieren

Die sieben Berge träumten wie Tiere
Endlich müde die legendären Prinzessinnen 
zu bewachen
Und träumend wartete ich auf die 
rechteckige Fähre

Vom Berge kamen Leute um 
den Fluss zu überqueren
Drei Damen mit hannoverschem Akzent
Blätterten grundlos Rosen in den Rhein
Der eine Ader deines so edlen Körpers 
zu sein scheint

Auf der mit Schatten befleckten Strasse 
am Fluss entlang
Flohen vor Furcht zitternd
Die Autos wie unwürdige Reiter
Während sich auf dem Band des Rheins 
Dampfschiffe entfernten 

Manches Verborgene in diesem Gedicht wird klarer, wenn man die Manuskriptfassung in Apollinaires Tagebuch Journal intime vom 30. April 1903 betrachtet19):

Erinnerung

Rolandseck in der Ferne träumte ich auf dem grünen Ufer.
Die Nonne der Rolandssage auf der Insel 
Nonnenwerth
Schien mir alt auszusehen unter den 
spielenden Mädchen von heute
Die sieben Berge da drüben schliefen wie Tiere
Und ich träumte und Dampfschiffe 
zogen vorbei voll von singenden Studenten
Ich träumte von dir die du jetzt in London bist: Annie!
Rhein du blaue Ader eines Frauenkörpers: 
Europa
Annies Körper mit blauen Adern 
war noch vornehmer
Und ich wartete auf die Fähre wo in einem kleinen Verschlag
Der Fährmann ein Kruzifix mit einem 
mürrischen Christus aufgehangen hatte
Damen mit hannoverschem Akzent trugen 
Rosensträuße
Die sie unsinnig in den Rhein blätterten.
Ein Radfahrer auf der Fähre winkte mit seinem Taschentuch
Nach einem Kammermädchen das unter seiner weißen Schürze schwarze Kleider trug
Wie die Nonne der Rolandssage 
die auf Nonnenwerth umherirrte
Und der Fährmann der auch eine Kneipe 
betrieb sagte mir:
»In meiner Wirthschaft giebt es ein Klavier
Und meine Töchter sind schön alle vier.
- Jawohl, vier Töchter sind acht Arschbacken...«
Und der Rhein floss dahin

Diese Fassung belegt die aufmerksame Sammlung unterschiedlicher Bilder und Eindrücke in einem fast surrealistisch zu bezeichnenden Gesamtbild. Typisch für die rheinische Periode ist, wie Apollinaire die sich allmählich einstellende Romantik durch das überraschende, deftige Zitat, das auch im Original in deutscher Sprache wiedergegeben ist, aufhebt.

Apollinaire und der Kreis Ahrweiler heute

Das Andenken an den Dichter konzentriert sich heute auf zwei Orte: den Bahnhof Rolandseck und den Rolandsbogen. Der Kunstsammler und jahrzehntelange spiritus rector des Kulturzentrums Bahnhof Rolandseck, der 1997 verstorbene Johannes Wasmuth, war ein großer Verehrer Apollinaires wegen dessen Bedeutung für den Dadaismus und das lyrische und bildnerische Werk Hans Arps. Er hat unermüdlich Manuskripte und Zeichnungen Apollinaires gesammelt. Aus der Versteigerung der Einrichtung des Appartements Apollinaires im Haus Boulevard Saint Germain 202 in Paris erwarb er einen großen Teil des Mobiliars. Wasmuths Nachlass, der von der Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp e.V. betreut wird, stellt eine der interessantesten Apollinaire-Sammlungen in Europa dar. Im Juni 1973 fand hier im Rahmen des Festival-Apollinaire eine weithin beachtete Ausstellung statt.15) 1994 erfolgte in der Ausstellung Hans Arp - Ein Genie der Freundschaft eine erste Präsentation von Kalligrammen und Zeichnungen Apollinaires aus dem Besitz von Johannes Wasmuth. Von November 1999 bis Januar 2000 fand die u.a. von Gregor Laschen und Walburga Krupp vorbereitete Ausstellung Apollinaire - Avantgardist des Wortes - Wortführer der Avantgarde statt, die sich wesentlich auf die Periode von 1912-1914 konzentrierte.7) Am 15. Januar 2001 trafen sich im Bahnhof Rolandseck nahmhafte Autoren zu einer Lesung ihrer Übersetzungen der Gedichte Apollinaires, die auch von einer musikalischen Darbietung von Apollinaire-Liedern gerahmt war.

Eine 1994 in einem Gespräch des Autors mit Johannes Wasmuth entwickelte Idee, die auch von dem damaligen Ministerpräsidenten des Bundeslandes Rheinland-Pfalz, Rudolf Scharping, positiv aufgenommen wurde, ruht noch in den Schubladen des Mainzer Kultusministeriums: die einer permanenten kleinen Ausstellung zu Guillaume Apollinaire im Rahmen des Neubaus des Museums Hans Arp/Bahnhof Rolandseck. Hier sollte nicht nur der Kunst- und Literaturkritiker Apollinaire als Theoretiker des Dadaismus gewürdigt werden, sondern auch der junge rheinische Dichter in den Jahren 1901-1902.

Diese Periode wurde insbesondere von dem 1991 verstorbenen Eberhard Leube, Professor am Romanischen Seminar der Universität Bonn, bearbeitet. Jürgen Grimm, Professor am Romanischen Seminar der Universität Münster, und der Autor als Vorstandsmitglied der Association Internationale des Amis de Guillaume Apollinaire und Organisator des Rheinischen Freundeskreises Guillaume Apollinaire führten diese Arbeiten weiter. Neben großen Ausstellungen zum rheinischen Apollinaire in Paris, Bonn, Stavelot und Bad Honnef im Jahre 1986, wurden zahlreiche musikalische Soireen zu Leben, Werk und vertonten Texten Apollinaires in rheinischen Städten durchgeführt, die wichtigste am 9. Juli 1998 im Restaurant „Zum Rolandsbogen“ in Remagen-Rolandswerth. Am 18. März 2001 wurde an dem vom Autor gepflegten Weinberg unterhalb des Rolandsbogens eine Tafel zum Literarischen Weinberg Ferdinand Freiligrath & Guillaume Apollinaire angebracht, die an die beiden Rolandsecker Dichter und bedeutenden Gestalter der lyrischen Landschaft des Rheins erinnert.20) Dies ist ein Teil eines Programms zur 100. Wiederkehr des Aufenthaltes Apollinaires am Rhein, das 2001-2002 in Andernach, Bad Honnef, Bonn, Köln, Königswinter, Leutesdorf, Remagen und Unkel abläuft, darunter eine erneute musikalische Soiree im Restaurant „Zum Rolandsbogen“ am 11. Mai 2001.

Der Kreis Ahrweiler birgt bedeutende Stätten der Erinnerung an den großen französischen und rheinischen Dichter, aber auch solche der aktuellen Arbeit an seinem Werk.

Anmerkungen:

  1. Ernst Wolf: Guillaume Apollinaire und das Rheinland. Diss. Univ. Bonn 1937. Neuausgabe, Eberhard Leube (Hrsg.), (Bonner Romanistische Studien, Bd. 27), Frankfurt am Main/Bern/ New York/Paris: Lang, 1988. 
  2. Marc Poupon: L’Année allemande d’Apollinaire. In: Guillaume Apollinaire 7, Michel Décaudin (Hrsg.), (La Revue des Lettres Modernes 183/188), Paris: Minard,1968, 9-56.
  3. Sieben Berge schliefen wie Tiere Müde vom Wachen über Legenden. Der Dichter Guillaume Apollinaire am Rhein 1901-1902. Kurt Roessler, Elmar Scheuren (Hrsg.), Bornheim, Verlag Kurt Roessler, 2001.
  4. Jürgen Grimm: Guillaume Apollinaire. (Beck’sche Reihe, 628), München: Beck, 1993.
  5. Kurt Roessler: Rheinische Lyrik um 1900. Carmen Sylva, Luigi Pirandello, Stefan George, Guillaume Apollinaire und Andere. Eine Anthologie. Bornheim: Verlag Kurt Roessler, 1,21999, 32000.
  6. Hajo Düchting (Hrsg.): Apollinaire zur Kunst. Texte und Kritiken 1905-1918. Köln: Du-Mont, 1989.
  7. Dick Adelaar, Michiel Roding, Gregor Laschen (Hrsg.): Apollinaire. Wortführer der Avantgarde - Avantgardist des Wortes. (Katalog der Ausstellung im Bahnhof Rolandseck von November 1999 bis Januar 2000), Heino-Wijhe/Rolandseck: Hannema-de Stuers Fundatie / Stiftung Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp e.V., 1999/2000.
  8. Apollinaire. Œuvres poétiques. Marcel Adéma, Michel Décaudin (Hrsg.), Paris: Gallimard, 11956, 31965. 
  9. Apollinaire. Œuvres en prose I. Michel Décaudin (Hrsg.), Paris: Gallimard, 1977.
  10. Guillaume Apollinaire. Correspondance avec son frère et sa mère. Gilbert Boudar, Michel Décaudin (Hrsg.), Paris: Corti, 1987, 31.
  11. Agenda russe. Bibliothèque Nationale de France, Paris, Nafr. 25625, folio 91 verso.
  12. Boudar, Décaudin 1987, 59.
  13. In der Rubrik La Vie anecdotique des Mercure de France, 1er août 1915.
  14. Kurt Roessler: Guillaume Apollinaire, un poète français en Allemagne. Son séjour près d’Andernach 1901-1902. Bornheim: Verlag Kurt Roessler, 1999, 51-58.
  15. Guillaume Apollinaire. Iconographie. [sogenanntes Album Apollinaire], Pierre-Marcel Adéma, Michel Décaudin/Horst Homburg (Hrsg.), Paris/Rolandseck: Gallimard/Éditions Bahnhof Rolandseck, 1971/1973; (hier insbes. 16).
  16. Kurt Roessler: Des Rives de l’Amblève à celles du Rhin. In: Que vlo-ve?. Bulletin international des études sur Apollinaire. 28e année, 4e série, no 9, janvier-mars 2000, 33-41.
  17. Max Daireaux: Symbolistes et mi-carême. In: Le Censeur Politique et Littéraire. 2e année, No 9, 2 mars 1907, 271-275.
  18. Kopie des Briefes als persönliche Mitteilung des Besitzers, vermittelt durch den Pariser Archivar Thierry Bodin (Les Autographes), 1999; Teile des Briefes im Katalog der Vente du 18 mai 1988, Hotel Drouot, Paris, no 4.
  19. Guillaume Apollinaire. Journal intime. Michel Décaudin (Hrsg.), Paris: éditions du limon, 1991, 30-31, 130-131. 
  20. Kurt Roessler: Der Literarische Weinberg „Ferdinand Freiligrath - Guillaume Apollinaire“. In: Ferdinand Freiligrath und der Rolandsbogen. Zum 125. Todestag am 18. März 2001. Horst Eckertz, Kurt Roessler (Hrsg.), Remagen-Oberwinter: Verlag Norbert Kessel, 12001, 135-147