Neues Schrifttum über den Kreis Ahrweiler

Ausgewählte Neuerscheinungen und Besprechungen

Zusammengestellt von Jürgen Haffke

1. Ausgewählte Neuerscheinungen

Dieser Bericht schließt an den Bericht im Heimatjahrbuch 2000 (S.222 - 225) an.

Kreis Ahrweiler / Eifel

Verbandsgemeinde Adenau

Verbandsgemeinde Altenahr

Verbandsgemeinde Bad Breisig

Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler

Verbandsgemeinde Brohltal

Gemeinde Grafschaft

Stadt Remagen

Stadt Sinzig

Besprechungen

Elke Lehmann-Brauns: Die Eifelstädte und ihre Kirchen. Wasser, Wein, Vulkan und Stein. Geschichte und Gegenwart in 22 Porträts. Köln (J.P.Bachem) 1999.

Die Autorin kennt die Eifel vorzüglich, was sich schon in ihren beiden früheren Werken über die „Basaltlava-Kreuze der Eifel" und „Die alten Dorfkirchen der Eifel" zeigte. So durfte man auf ihr neues Buch gespannt sein. Um es vorweg zu sagen: Die Porträts der 22 heutigen Eifelstädte sind ihr glänzend gelungen. Wer kann schon von sich sagen, dass er alle bearbeiteten Städte (Adenau, Bad Neuenahr-Ahrweiler, Bad Münstereifel, Bitburg, Daun, Gerolstein, Heimbach, Hillesheim, Kaisersesch, Kyllburg, Manderscheid, Mayen, Mechernich, Mendig, Monschau, Münstermaifeld, Neuerburg, Nideggen, Polch, Prüm, Schleiden, Wittlich) so im Detail kennt, dass er nichts Neues mehr erfahren könnte. Der Fleißarbeit, die benötigten Daten zu sammeln, zu sichten und zu verarbeiten, gebührt Respekt, auch wenn sich da und dort kleinere Fehler eingeschlichen haben, oder nicht in allen Fragen der letzte Stand der Forschung dargestellt worden ist. Auch die Reihenfolge der Stadtporträts ist nicht ganz nachvollziehbar. Über derartige geringfügige Mängel, die jedem Bearbeiter eines so umfassenden Themas widerfahren, soll kein weiteres Wort verloren werden. Viel wichtiger ist der Gewinn, den der Leser in mehrfacher Hinsicht mitnimmt. Dass fast alle Photos des reich bebilderten Buches von der Autorin stammen, verdient angesichts ihrer Qualität eine besondere Erwähnung. Es ist ein Genuss, an Elke Lehmann-Brauns Gabe zu genauer Beobachtung und ihrer schönen Sprache teilzuhaben. Da werden eben nie hölzerne Fakten hintereinander aufgereiht, sondern Geschichten aus Gegenwart und Geschichte erzählt, die diese Fakten elegant verarbeiten. Es ist eben nicht nur das Studium des heimatkundlichen Schrifttums, das diesen Porträts zugrunde liegt. Lange Spaziergänge mit wachen Augen, zahllose Gespräche mit Einheimischen – „Normalbürgern" wie Amts-trägern – und Stunden der Beobachtung in den Kirchen fließen in ihre anschaulichen Schilderungen ein. Dabei beschränkt sich ihr Blick nicht auf die Städte allein. Sie bettet jeden Ort in sein weiteres landschaftliches und historisches Umfeld. Mit ihren Betrachtungen über das äußere und innere Bild der Kirchen beweist die Autorin neben ihrem Sachverstand der Kunst- und Architekturgeschichte erneut ihr besonderes Gespür für die Bedeutung dieser Kirchen im Leben ihrer Städte. So entsteht ein lebendiges Bild einer jeden Stadt, das die in Jahrhunderten gewachsenen Verhältnisse der Gegenwart in zutreffenden Strichen skizziert. Vor dem Erscheinen dieses Buches gab es keine auch nur im Ansatz vergleichbare, allgemein zugängliche und aktuelle Informationsquelle über die heutigen Eifelstädte, die zudem über diese sprachlichen Qualitäten verfügt. Ein Vorbild mögen die Landschaftsbeschreibungen der Eifel aus dem 19. Jahrhundert gewesen sein (Arndt, Kinkel, Weiden usw.). Deren Qualität erreicht dieses Buch in jeder Hinsicht, zum Teil übertrifft Elke Lehmann-Brauns die alten Meister. Ihr Buch wird mehrere Neuauflagen erleben. Vielleicht kann man dann jedem Porträt ein aktuelles Schrägluftbild in Farbe und einen Landkartenvergleich von 1850 und heute widmen. Dann wäre ich wunschlos glücklich.

Jürgen Haffke

Peter Squentz: Die Ahr. Von der Mündung bis zur Quelle in 31 Tippeltouren. 31 Touren und der gesamte Rotweinwanderweg in drei Etappen. Köln (J. P. Bachem) 2000.

Seit vielen Jahren schreibt Michael Bengel unter dem Pseudonym Peter Squentz für den Kölner Stadt-Anzeiger Berichte über seine „Tippeltouren". Spaziergänge und Wanderungen im weiten Kölner Umland, zu dem der Autor auch Eifel und Westerwald zählt, liegen in mehreren Bänden gedruckt vor. Darin finden sich immer wieder auch Ausflüge in die Ahrgegend. Jetzt hat der Wanderfreund der Ahr einen eigenständigen Band gewidmet. Nach vier einführenden Kapiteln über den Flusslauf, den Weinbau, die Thermalquellen und die Eisenbahngeschichte, welche die Sachkunde Bengels unter Beweis stellen, folgen die Wegbeschreibungen der 31 Tippeltouren. Außer dem Rotweinwanderweg sind alle Wanderungen als Rundwege konzipiert. Die Streckenlängen liegen immer zwischen 10 und 15 Kilometern, die in 3 bis 4 Stunden zu bewältigen sind. Jede Tourbeschreibung wird mit Fakten oder Anekdoten eingeleitet, dann der Wegverlauf genau beschrieben und mit weiteren Hinweisen über die Natur oder Geschichte oder Gastfreundlichkeit von Einkehrstätten durchsetzt. Den Abschluss bildet eine Kurzbeschreibung mit einer Kartenskizze und nützlichen Adressen von Tourist-Informationen und Gaststätten. Dieser Service ist für den Benutzer sehr praktisch. Es ist wohl Geschmacksache, ob man – wie Bengel es macht – die Zusatzinformationen in die Wegbeschreibung mischt oder ob man sie, wie es Hans Naumann in seinen Ahr- und Eifelwanderführern tut, separat voranstellt. Naumanns Bücher lassen sich durch die klare Trennung leichter lesen. Wie dem auch sei, am wichtigsten ist eigentlich, dass Bengels Buch mit seiner schönen Farbbebilderung und gu-ten Aufmachung die Lust weckt, seine Tippeltouren nachzugehen. Dabei sollte man den Buchtitel nicht zu eng interpretieren: Die Routen gehen über den Talbereich der Ahr weit hinaus und berühren immer wieder die angrenzenden Höhen und Nachbartäler. In Bengels Gliederung seines Buches überrascht nur die eigenwillige, wenn nicht falsche Einteilung des Ahrlaufs: Er versteht unter der „unteren Ahr" den Abschnitt von der Mündung bis Altenahr, die „mittlere Ahr" reicht bei ihm von Kreuzberg bis Antweiler und die „obere Ahr" von Ahrdorf bis Blankenheim. Damit liegt er im Gegensatz zum üblichen Sprachgebrauch in der Region, aber auch zur geographischen Landeskunde. Wir bleiben aus guten Gründen bei Wilhelm Wendlings Gliederung mit der „jungen Ahr" von Blankenheim bis in die Gegend von Dorsel/Müsch, der „oberen Ahr" bis Kreuzberg, der „mittleren Ahr" bis Walporzheim und „unteren Ahr" bis zur Mündung. Ansonsten folgen wir gerne Michael Bengels Wandervorschlägen.

Jürgen Haffke

Rudolf Leisen: Chronik Wald­gut Schirmau, Schalkenbach, Dedenbach und Oberdürenbach. Aus der Geschichte der Brohltalgemeinden Schalkenbach / Vinxt, Dedenbach und Oberdürenbach mit Büschhöfe und Schelborn. Bad Neuenahr-Ahrweiler (Selbstverlag) 1999.

Nach der „Chronik von Ramersbach und der Gemeinde Heckenbach" aus dem Jahre 1992 (siehe die Besprechung im Heimatjahrbuch Kreis Ahrweiler 1994, S. 211/212) und dem mit Helmut Schuld gemeinsam bearbeiteten Photoband – Ahrweiler – Geschichte in Bildern – von 1993 legt Rudolf Leisen sein drittes umfangreiches Werk vor. 520 Seiten Text, Zeichnungen, Karten und Photos über ein Gut und einige Dörfer zusammenzustellen, die gemeinsam keine 1700 Einwohner heutzutage haben, und dieses Buch in aufwendigem Druck und Einband in einer Auflage von 3000 Exemplaren anzubieten, das zeugt von großem Fleiß, viel Idealismus und der Begabung, andere für das Zustandekommen eines solchen, üblicherweise unmöglichen Vorhabens zu begeistern. Rudolf Leisens Bücher demon­­strieren aber auch eindrucksvoll, dass sie ihre Abnehmer finden! In einem weiten thematischen Bogen behandelt er Aspekte der Geologie und Frühgeschichte, erzählt aus den historischen Epochen von den Römern bis heute und schildert den Werdegang der Kirchen, Schulen, Landwirtschaft, Handwerk, Handel und Gewerbe. Nur bei der Vereinsgeschichte liefert Stephanie Steppat ein Kapitel über die Möhnen, wie auch Heiner Jacobs einen Beitrag zur Erdgeschichte des Vinxtbachtales beisteuert. Diese Vielseitigkeit hat natürlich Folgen für die gesamte Konzeption des Buches. Eine streng wissenschaftlich ausgerichtete Darstellung ist nicht angestrebt worden, so dass man über manche Schwächen in der Gliederung, der Zitierweise und dem Literaturverzeichnis hinwegsehen kann. Rudolf Leisen gibt für diejenigen, die etwas mehr über die Herkunft seines Wissens erfahren wollen, genügend Hinweise und die meisten anderen Leser wird das nicht interessieren. Das Buch besitzt seinen Wert vor allem dadurch, dass es eine Fülle von Daten, Text- und Bildquellen aus diesem ländlichen Teil des Kreisgebietes aufbereitet hat, der bisher kaum bearbeitet worden ist. Dabei überwiegen deutlich Angaben zur Wirtschafts-, Sozial- und Alltagsgeschichte. Dagegen kommt die politische Geschichte in den Dörfern zu kurz, was natürlich bei der Darstellung des 20. Jahrhunderts besonders auffällt. Rudolf Leisen bietet seinen Lesern viel, alles wollte (und konnte) er wohl auch nicht schildern. Er hat den Grundstein gelegt, jetzt können andere weitermachen.

Jürgen Haffke

Hans Peter Kürten: Im Namen Roms. Remagen – Eine Stadt in Geschichten. Remagen-Rolandseck 2000.

Wenn der 29 Jahre lang in Remagen wirkende ehemalige Bürgermeister zur Feder greift, um ein Buch über „seine" Stadt zu schreiben, wird der Leser zu Recht gespannt sein dürfen, was Hans Peter Kürten zu berichten weiß. Die Spannung ist um so größer als seit Jahrzehnten eine Stadtgeschichte fehlt und Remagen im Jahr 2001 eine 2000-Jahr-Feier begehen möchte. Aber, leider, werden die Leser weiterhin auf eine seriöse Geschichte der alten und neuen Stadt Remagen warten müssen. Denn Kürten wollte das gar nicht leisten, auch wenn er in seinem Vorwort (S. 7) schreibt, „von dieser zweitausend Jahre alten Römerstadt am Rhein in einem Buch zu erzählen, das die wesentlichen Punkte der alten und neuen Geschichte unserer Stadt zusammenfasst". Man kann sich sicherlich streiten, was „die wesentlichen Punkte" der Remagener Geschichte sind, aber Kürten ist weit davon entfernt, seinem Anspruch gerecht zu werden. Geht es um die Jahrhunderte vor seiner Amtszeit als Bürgermeister, sind seine Ausführungen recht willkürlich, wenig systematisch und sachlich nicht überprüfbar, da er fast keine Angaben über die Herkunft seines Wissens macht. Über weite Strecken erinnert das Buch an inzwischen völlig überholte Darstellungen, die den zweifelhaften Ruf der „Heimatkunde" alten Stils begründet haben. Wie eine moderne Heimatkunde aussieht, demonstriert der Remagener Stadtteil Unkelbach mit einem vorzüglichen Buch, das 1999 erschienen ist.

Wenn Kürten aber über Ereignisse aus seiner langen Amtszeit erzählt, in der er zweifellos viel für die Stadt und ihr Ansehen geleistet hat, erfährt der Leser manche Episode oder bisher nicht allgemein bekannte Hintergründe. Dann werden seine Geschichten durch die persönlichen Beobachtungen und Bewertungen gewürzt, die geschilderten Personen erscheinen plastisch vor dem inneren Auge. Diese Erinnerungen an vielfältige Begegnungen mit Menschen aller Art spiegeln Kürtens sympathisches Verständnis von Geschichte in Geschichten, die üble Fakten kurz streifen oder übergehen und meist nette Begebenheiten mit ausgeprägtem Sinn für Komik und Kuriositäten genüsslich schildern. Das liest sich unterhaltsam und an manches erinnert man sich auch aus eigenem Erleben, was ja jedem Leser Spaß macht. Mit diesen Ausführungen liefert Kürten tatsächlich eine Menge Steinchen für das Mosaik der jüngsten Geschichte Remagens, die aber ansonsten auch noch geschrieben werden muss.

Der Architekt Erhard Weiss hat eine Fülle schöner Federzeichnungen beigesteuert, die den guten Gesamteindruck der äußeren Aufmachung des Buches unterstreichen. Der Eindruck über den Inhalt bleibt zwiespältig. Wer saloppe Formulierungen mag und mit seinem Anspruch an eine Stadtgeschichte nicht so pingelig ist, der wird mit Hans Peter Kürtens Geschichten zufrieden sein.

Jürgen Haffke