Englisch in Kindergärten
Am Anfang war die Idee. Mitgebracht hatte sie der neue Landrat des Kreises Ahrweiler, Dr. Jürgen Pföhler, der seit 2. Februar 2000 im Amt ist. Am 13. April 2000 gab er die Idee und die Eckpunkte zu ihrer Umsetzung bekannt: Englisch in Kindergärten.
Mit dem neuen Kindergartenjahr ab August 2000 startete der freiwillige Modellversuch in zwei Kindertagesstätten des Kreises Ahrweiler, nämlich in Unkelbach und Berg. Das Zusatzangebot ist für Kinder freiwillig und für deren Eltern kostenfrei. Die Laufzeit soll zunächst zwei Jahre betragen. Für die Eltern wurden Informationsabende veranstaltet.
Die pädagogischen Grundlagen dieser „Herzenssache" von Jürgen Pföhler liefert Professorin Dr. Gisela Schmid-Schönbein. Sie unterrichtet die Didaktik des Englischen an der Universität Koblenz-Landau, gilt als ausgewiesene Expertin für den Erwerb von Fremdsprachen im Kindesalter und steht als beratende Begleitung für den Modellversuch im AW-Kreis zur Verfügung.
Die Engländerin Cheryl Jungmann übernimmt die Aufgaben vor Ort. Sie wohnt im Kreis Ahrweiler, ist ausgebildete Fremdsprachenkorrespondentin, Mutter zweier Kinder, die zweisprachig aufwachsen, und beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Thema. Konkret kommt sie an vereinbarten Tagen zweimal wöchentlich stundenweise in die Kindergärten, um in den einzelnen Gruppen in jeweils etwa 20-minütigen Einheiten mit den Kindern in englischer Sprache zu spielen. Eingebunden werden Kinder ab dem vierten Lebensjahr.
Die Kinder sollen nach denWorten des Landrats „auf spielerische Weise frühzeitig mit der Welt- und Internetsprache Englisch vertraut gemacht werden". Von den Kindergärten soll ein nahtloser Übergang in die Grundschulen stattfinden. Während Englischunterricht in den dritten und vierten Grundschulklassen nichts Ungewöhnliches mehr darstellt, verfolgt das neue Englisch-Projekt im AW-Kreis das Ziel, die Weltsprache bereits in den Klassen eins und zwei einzuführen. Schulrätin Christel Sennlaub als zuständige Schulaufsicht hatte bereits im April grünes Licht für den Versuch gegeben.
Die Kinder sollen mit dem Englischen in der Gruppe kindgerecht und spielerisch in Kontakt treten. Das Lehrbuch „Mopsy and me - Englisch in Kindergarten und Grundschule", das von Professorin Schmid-Schönbein mit herausgegeben wird, stellt das pädagogische Fundament dar.
Nach Experten-Erfahrungen reagieren die Kinder mit Neugierde und Interesse und sind „eher amüsiert als befremdet". Kinder fassten eine Fremdsprache „intuitiv und emotional" auf. Die jeweilige Lehrkraft vermittle den Kindern den Sinn der Worte durch Betonung, Mimik und Gestik - ohne Lesen und Schreiben. Und - darauf wies Professorin Schmid-Schönbein ausdrücklich hin: Wenn sich Kinder mit einer Fremdsprache beschäftigten, habe dies auch positive Auswirkungen auf das Erlernen der Muttersprache Deutsch. Dies sei wissenschaftlich belegt.
Landrat Dr. Pföhler zu „seinem" Projekt: „Wir müssen alles daran setzen, unseren Kindern so früh wie möglich zukunftsweisende Bildungs- und damit auch spätere Berufschancen zu eröffnen. Warum sollen unsere Kinder nicht die Möglichkeit haben, spielend an Englisch herangeführt zu werden, anstatt es später mühsam zu büffeln? Kinder, die zweisprachig aufwachsen, sind zu beneiden." Von dem Pilotprojekt erhofft sich der Ahrweiler Landrat „eine Initialzündung, damit das Englische in Kindergärten und Grundschulen des Kreises Ahrweiler verstärkt Einzug hält."