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Ahrweiler Neubürger aus der Stadt Köln im 18. Jahrhundert
Heinz Schönewald
Recht aufschlussreich ist ein Blick auf die Herkunft von Neubürgern der Stadt Ahrweiler im 18. Jahrhundert. Die nachfolgende Aufstellung, die aufgrund der Archivlage keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann, befasst sich ausschließlich mit aus Köln stammenden Neubürgern von Ahrweiler.
Grundlage bilden hierbei die Kirchenbücher der Pfarrei St. Laurentius, die für das 18. Jahrhundert teilweise erhalten sind (Taufen 1717-1800, Eheschließungen 1707-1800, Sterbefälle 1717-1800). Als weitere wichtige Quellen dienten die im Erzbischöflichen Archiv Köln lagernden Protokolle des Generalvikariats und des Kölner Weltklerus. Ferner wurden Akten des Landeshauptarchivs Koblenz und des Hauptstaatsarchivs Düsseldorf ausgewertet. Berücksichtigt wurden die zur Pfarrei St. Laurentius und Severinus zählenden Orte Walporzheim, Bachem (teilweise) und Marienthal.
Johann Baumann stammte aus der Pfarrei Klein St. Martin. Am 21.5.1737 heiratete er in St. Laurentius die aus Ahrweiler stammende Anna Gertrud Huth. In der Zeit zwischen 1738 und 1756 ließen die Eheleute in Ahrweiler insgesamt 9 Kinder taufen. Johann Baumann verstarb am 24.2.1773.
Seine Erben sind 2 Jahre später in der heutigen Niederhutstraße als Besitzer eines Grundstücks in der Größe von 8,73 Ruten erwähnt.
Martin Baumann stammte ebenfalls aus der Pfarrei Klein St. Martin. Wahrscheinlich war er ein Bruder oder naher Verwandter von Johann Baumann (s.o.). Im Jahre 1741 heiratete er die Witwe Anna Katharina Brogsitter. Aus ihrer ersten Ehe mit Christian Trimpener brachte sie vier Kinder mit in die Ehe. Martin Baumann verstarb im Januar 1757.
Johannes Kaspar Brassardt wurde im Juni 1733 in St. Kunibert getauft. An dieser traditionsreichen Kirche übte auch sein Vater Matthias († 1762) viele Jahre das einflussreiche Küsteramt aus.
In Karweiler heiratete J. Kaspar Brassardt 1757 Anna Katharina Schütz aus Lantershofen. 1775 ist J. Kaspar Brassardt mit Grundbesitz von 3,81 Ruten Größe in der Ahrgasse/Ecke Kanonenwall (Wohnhaus) nachgewiesen. Nach dem Tode seiner Ehefrau (27.12.1784) werden die Hinweise auf seinen weiteren Lebensweg spärlicher. 1786 ist Brassardt in Ahrweiler nochmals als Trauzeuge (Anton Kremer - Elisabeth Lingen) belegt.
Anton Ferdinand Curtius wurde um 1721 geboren. Er war vermutlich ein Sohn des Kölner Goldschmiedemeisters Dr. Johannes Curtius. Im Jahre 1734 schrieb er sich an der Kölner Universität ein. Er schloß das Studium mit dem Doktortitel ab.
Seit etwa 1745 ist Curtius als Schultheiß in Nierendorf und Oedingen nachgewiesen. 1752 heiratete er in Ahrweiler die Wwe. Magdalena Bennerscheidt († 27.5.1781). In den Jahren 1765, 1771, 1774-1777, 1787 u. 1788 ist Curtius als Gerichtsschöffe am kurfürstlichen hohen Gericht Ahrweiler belegt. 1771 unterzeichnete er zudem als Consul mehrere Urkunden. Am 1. Mai 1790 erfolgte seine Wahl zum Ahrweiler Bürgermeister. Turnusmäßig erfolgte in diesem Jahr die Präsentation des neuen Bürgermeisters auf dem Blankenheimer Hof, bevor Curtius zwei Tage später seinen Amtseid ablegte. Im Jahre 1792 ist A. F. Curtius als Erbgeschworener in einer Grenzangelegenheit mit der an das kurkölnische Ahrweiler angrenzenden arenbergischen Herrschaft Saffenburg erwähnt. Ein Jahr später war er Deputierter im Städtekollegium des kurkölnischen Landtages. Am 22.9.1795 wurden der Bürgermeister und der Magistrat, zu dessen Mitgliedern Curtius damals zählte, durch die französische Regierung abgesetzt. Zwei Jahre später, am 14.4.1797, ist Curtius im Alter von 76 Jahren in Ahrweiler verstorben.
Das frühere Haus Maxrath in der Niederhutstraße
Einige Rätsel gibt bei genauerer Betrachtung die Herkunft von Ferdinand Geller auf. Vor 1700 kommt der Familienname Geller in Ahrweiler nicht vor, vielfach hingegen in Köln. Die Vermutung liegt also auf den ersten Blick nahe, dass Ferdinand Geller aus der Domstadt stammen könnte.
Verwirrend bei weiterer Betrachtung ist der Eintrag in den Kölner Generalvikariats-protokollen anlässlich der Eheaufgebotsbestellung von Geller (1723). Hierbei wird Ferdinand Geller mit dem Zusatz „aus Ahrweiler“ geführt. Seine Ehefrau Maria Gertrud Wolff stammte laut diesem Protokoll aus „Mülheim“. Anscheinend ist dem Eintragenden dieses Protokolls ein Fehler unterlaufen. Hierbei wurden schlichtweg die Herkunftsorte der Eheleute vertauscht.
„Ahrweiler“ bezieht sich somit nicht auf Ferdinand Geller sondern auf dessen Frau, Maria Gertrud Wolff. Mit „Mülheim“ wiederum, das sich im Umkehrschluß auf Geller beziehen muss, ist Mehlem am Rhein gemeint. Ferdinand Geller war ein Sohn des bereits im Mai 1716 verstorbenen Mehlemer Schöffen Wilhelm Geller. Die Mutter Ferdinand Gellers, Maria Jakobine Bohlen († 6.3.1736 in Mehlem), war 1724 Taufpatin des ersten Kindes der Eheleute Geller-Wolff.
Martin Gill wurde in Köln um 1771 als Sohn v. Michael Gill u. Anna Margarete Winckels geboren. 1797 ist er in der Mühle von Ferdinand Hersel (in der heutigen Schützbahn) als Mühlknecht nachgewiesen. In späteren Jahren wird seine Berufsbezeichnung mit Bäcker angegeben. Gill heiratete 1802 Maria Theresia Polch. Aus dieser Ehe stammten zwei Kinder. Nach dem Tode von M. T. Polch heiratete er 1811 in zweiter Ehe Gertrud Flother aus Bachem, die drei Jahre später verstarb. 1814 ließ er sich als Rekrut der Armee für die napoleonischen Befreiungskriege anwerben.
Martin Gill wohnte in der Ahrgasse (heutige Ahrhutstraße).
Der aus der Pfarrei St. Gereon stammende Witwer Johannes Apollinaris Krupp heiratete 1708 Maria Agnes Flammersheim aus Pützfeld, Pfarrei Kesseling. Aus dem Rechnungsjahr 1708/09 sind im Ahrweiler Stadtarchiv die Rechnungen Krupps aus seiner Zeit als Stadtbaumeister erhalten. Im Januar 1727 ist er als Mitglied des Rates der Stadt erwähnt. Nach seinem Tod 1737 heiratete seine Witwe den Witwer Peter Marckenheuer.
Theodor Edmund Wilhelm Maxrath heiratete 1754 an St. Kunibert Maria Agnes Brassardt. Wenige Wochen zuvor hatte er sich als Außerstädtischer zur Kölner Bürgerschaft qualifiziert. Er wurde vermutlich um 1728 im südwestlichen Umland von Köln geboren. Sein Schwiegervater Matthias Brassardt führte kurz nach Maxraths Eheschließung einen aufwendigen Zivilprozess gegen den Schwiegersohn. Vielleicht als Folge dieser juristischen Auseinandersetzung hat Maxrath Köln gemeinsam mit seiner Frau und dem einjährigen Sohn Johannes Apollinaris Andreas verlassen. In Ahrweiler ist er ab 1757 als Handelsmann und Krämer nachweisbar. Die Familie bewohnte das heute noch erhaltene Haus in der Niederhutstraße 71.
Der frühere Paffenrathshof in der Wolfgang Müller-Straße.
Aus seiner Zeit als Stadtbaumeister von Ahrweiler sind für die Jahre 1768/69 im Stadtarchiv Rechnungen Maxraths erhalten. Maxrath verstarb im Februar 1775. Nach seinem Tod heiratete die Witwe Maria Agnes Brassardt den Weingutsbesitzer Peter Josef Brogsitter.
Johannes Paffrath heiratete 1702 die aus Ahrweiler stammende Witwe Katharina Offermann. Paffrath war Sekretär der Freiherrn v. Blanckart, die damals das Vogteirecht über Ahrweiler (und Vettelhoven) ausübten.
Nach der Familie Paffrath ist das Haus in der heutigen Johannes-Müller-Straße benannt. Der Paffenraths Hof ist auch nach einigen baulichen Veränderungen mit seinem imposanten risalitartigen Erker einer der bedeutendsten Bauten der Ahrweiler Altstadt, der zudem 1689 bereits den großen Stadtbrand überstanden hat. Das Gebäude zählt zu den ältesten Fachwerkbauten und steht heute formell unter Denkmalschutz (Denkmalbuch Kreis Ahrweiler). Der Hof ist ein anschauliches Beispiel eines repräsentativen Bürgerhauses des 16./17. Jhs. Durch Vererbung ging der Hof an Margarete Paffrath, Ehefrau des Siegburger Gerichtsschreibers Edmund Kneudgen über. Per testamentarischer Verfügung (12.2.1753) von Margarete Paffrath gingen ihre Ahrweiler Güter in eine Stiftung ein. Hiervon sollte ein Geistlicher bezahlt werden zur Abhaltung zweier jährlicher Messen für die Stifterin und ihre Familie.
Michael Reifferscheidt, aus der Pfarrei Klein-St. Martin stammend, heiratete 1707 in Ohlenberg Anna Knieps aus Walporzheim. Wahrscheinlich stammte der trauende Pfarrer aus dem persönlichen Umfeld des Bräutigams oder der Braut. Nach dem Tod seiner Ehefrau (1727) heiratet Reifferscheidt Barbara Ronen.
Reifferscheidt verstarb in Walporzheim im November 1743.
Tillmann Rodenberg erhält als Witwer vom Kölner Generalvikariat über die Pfarrei St. Johann Baptist einen Dispens (14.4.1752) anlässlich seiner Aufgebotsbestellung mit Veronika Dünwaldt. Veronika Dünwaldt war die Tochter des Notars Norbertus Dünwaldt und seiner Ehefrau Dorothea Gieltges. 1754 wurde Sohn Johann Jakob geboren. Daneben gibt es keinerlei weitere Hinweise zum Verbleib der Familie.
Jacob Steinhaus war ein Bruder des Kölner Arztes Dr. phil. et med. Thomas Steinhaus. Nach seiner Eheschließung mit Maria Sophia Wilhelmi zog Jacob Steinhaus nach Ahrweiler. Allerdings lässt sich die Zeit der Dauer des Aufenthaltes der Familie sicher nur für die Jahre 1722-24 nachweisen. In dieser Zeit wurden in St. Laurentius die beiden Töchter Maria Katharina und Magdalena getauft. 1725 ist Jacob Steinhaus mit seiner Familie nach Bonn verzogen. Steinhaus erwirbt dort das Bürgerrecht und bezieht ein Haus in der Josefstraße 37. 1726 erhält er von Kurfürst Clemens August die Genehmigung zur Errichtung der Apotheke Zum Roten Löwen. Steinhaus verstirbt am 8.10.1745 (Pfarrei St. Remigius). Die Apotheke wurde anschließend von seinem Sohn, Johann Josef Steinhaus, dem Schwiegervater von Prof. Dr. Franz-Ferdinand Wurzer, fortgeführt. Aus dieser Löwen-Apotheke ist die heutige Rathaus-Apotheke hervorgegangen, nicht jedoch die heute ebenfalls am Markt gelegene Löwen-Apotheke.
Clemens August Maria Franz Xaver Zumpütz wurde am 20. März 1773 als Sohn von Johann Mathias Josef Zumpütz und Maria Catharina Henriette v. Merle geboren. Zumspütz schlug ursprünglich, wie breits zwei seiner Brüder und ein Bruder der Mutter, eine klerikale Laufbahn ein. 1794 wurde er Kanoniker am Cassiusstift in Bonn. Bedingt durch den Einmarsch der Franzosen und die Auflösung des Stiftes hat der Kanoniker den geistlichen Stand dann wieder verlassen. 1798 heiratet Zumpütz in Lengsdorf Helena Gertrud Beugell und zieht anschließend mit seiner Frau nach Ahrweiler. Hier wird er erster Kommissar des 22 Gemeinden umfassenden, neu gegründeten gleichnamigen französischen Kantons. Clemens August Zumpütz verstarb in Ahrweiler am 30.8.1832. Seine ledige Schwester, Maria Adelgunde Zumpütz (* 1757), lebte ebenfalls in Ahrweiler († 1825).
Gründe für den Zuzug
Für den Zuzug nach Ahrweiler waren oft familiäre Gründe ausschlaggebend. Besonders wird dies bei den miteinander verwandten bzw. bereits in Köln miteinander bekannten Familien Brassardt, Maxrath und Krupp deutlich.
Zusätzlich waren sicherlich auch wirtschaftliche und berufliche Gründe für einen Zuzug nach Ahrweiler relevant. Besonders deutlich wird dies bei der Familie Jacob Steinhaus. Der gebürtige Kölner heiratete in Linz in eine alteingesessene Apothekerfamilie ein. Da in Linz bereits drei bzw. vier Apotheken existierten, war die Gründung einer wirtschaftlichen Existenz für Steinhaus in der kurkölnischen Rheinstadt nicht möglich. In der kurkölnischen Stadt Ahrweiler hingegen bestand zu Beginn des 18. Jhs. noch keine Apotheke. Dadurch erhoffte sich Steinhaus bessere Startbedingungen. Allerdings kam es dann in Ahrweiler doch nicht zur Gründung der ersten Apotheke. Die Gründe hiefür liegen u. U. in der damaligen politischen Situation begründet. Der innen- wie außenpolitisch mit seinen Aufgaben bei weitem überforderte Kölner Kurfürst Joseph Clemens lag, aufgrund des maroden erzstiftischen Haushalts in einem dauerhaften Streit mit dem Domkapitel. Erst unter dem Nachfolger von Joseph Clemens, Kurfürst Clemens August, sind im gesamten Erzstift verstärkt Neugründungen von Apotheken festzustellen. So u.a. auch in Bonn, wo Steinhaus sich nach dem Wegzug aus Ahrweiler selbständig machte.