Förster - Politiker - Menschenfreund
Landrat Joachim Weiler
Am 3. Februar 1998 starb Gerhard Steffens.
Unter großer Anteilnahme der Bevölkerung wurde er am 6. Februar 1998 auf dem
Waldfriedhof seiner Heimatstadt Bad Breisig beigesetzt. Bei der Trauerfeier in der
Pfarrkiche St. Marien in Bad Breisig würdigte Landrat Joachim Weiler das Lebenswerk des
Verstorbenen. Nachfolgend wird die überarbeitete Trauerrede abgedruckt. (Die Red.)
Gerhard Steffens ist von uns gegangen. Niemals mehr wird er in seiner Familie weilen. Niemals mehr wird er uns mit Rat und Tat zur Seite stehen. Gerhard Steffens war ein Mann des Volkes. In den Augen der Bevölkerung war er ein Politiker, der mit beiden Beinen auf dem Boden stand. Er kannte viele Menschen und war vor allem ein guter Menschenkenner.
Immer suchte er die Nähe zu seinen Mitmenschen, um ihre Freude und ihre Sorgen im persönlichen Gespräch kennenzulernen. Und bevor er einen Brief schrieb, griff er lieber zum Telefon, um den unmittelbaren Kontakt zu haben. Jedermann konnte ihn ansprechen, er war für jeden da.
Gerhard Steffens (1927 - 1998)
Ich habe einmal den Satz gelesen Christ ist man für andere". So verstand er sein ganz persönliches praktisches Christ-Sein. Er war es für seine Familie, seine Mitmenschen, dabei gerade für den kleinen Mann". Er nahm sich Zeit, er hatte ein offenes Ohr, er hatte Verständnis. Für ihn zählten nicht Formalien, für ihn zählte der einzelne, für ihn zählte der Mensch. Deshalb war er so beliebt, und deshalb ist unsere Trauer so groß.
Wir werden sein verschmitztes Lächeln, sein freundliches Wesen, seine Herzlichkeit, seinen unkomplizierten Umgang vermissen.
Als Förster hatte er seine Liebe zur Natur mit seinem Beruf verbunden. Und so bewahrte er sich selber eine wohltuende Natürlichkeit und menschliche Wärme.
Freier Geist, großes Herz, offenes Ohr, so war Gerhard Steffens. Er verstellte sich nicht, sondern war immer er selbst, bescheiden aber doch bestimmt, sich nie in den Vordergrund drängend, trotzdem aber immer gesucht.
Bereits als junger Förster hatte er bei seinen Mitarbeitern den Ruf eines gerechten und besonnenen Vorgesetzten. Und auch in Bad Breisig war er schnell heimisch und ein geachteter und anerkannter Mitbürger, dessen Verlust heute um so schwerer wiegt. Sein kommunalpolitisches Engagement für die CDU begann im damaligen Gemeinderat von Bad Niederbreisig und setzte sich bis in den Kreistag Ahrweiler und die höchsten Ehrenämter des Kreises hinein fort. Allein 14 Jahre war er Erster Kreisdeputierter bzw. Erster Kreisbeigeordneter und damit erster Stellvertreter des Landrates. Seine Stimme hatte Gewicht, sein Rat war gefragt und seine Meinung zählte. Dadurch hat er im Kreis Ahrweiler vieles bewegt und vieles mitgestaltet. Ich denke hier an die kommunale Gebietsreform Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre, den Ausbau des Straßennetzes, an den Neubau von Schulen, den Schutz von Natur und Landschaft, die Dorferneuerung und die Grundzüge des Bonn/Berlin-Ausgleichs.
Als Landtagsabgeordneter hat er zudem für den direkten Kontakt zur Landesregierung gesorgt und sich in Mainz immer für seine Mitbürgerinnen und Mitbürger sowie den Kreis Ahrweiler eingesetzt.
Gerhard Steffens war immer im besten Sinne sowohl ein politischer Mensch als auch ein menschlicher Politiker. Engagiert und nachhaltig stritt er für seine innere Überzeugung. Politische Diskussionen führte er hart in der Sache, aber immer fair und mit Respekt für sein Gegenüber.
Er war ganz und gar nicht stromlinienförmig, er ließ sich auch nicht verbiegen, sondern hat sich geistig und politisch seine Unabhängigkeit bewahrt. Aus dieser Unabhängigkeit heraus hat er gerade auch seinen politischen Freunden seine Meinung unverblümt gesagt. Gleichzeitig war er aber immer loyal und hat an seiner politischen Heimat nie einen Zweifel gelassen.
Von der Hektik des politischen Betriebes ließ er sich nicht anstecken, sondern hat sich vielmehr immer den Blick für den Kern der Sache und den einzelnen Menschen bewahrt. Als ich 1988 Landrat wurde, hatte er daran Anteil. Hier im Kreis Ahrweiler wurde er mir schnell zu einem wirklichen Freund und guten Ratgeber. Er war vor allem deshalb ein guter Ratgeber, weil er sich nicht scheute, Kritik zu äußern und seine Sicht der Dinge darzustellen. Dafür bin ich ihm dankbar.
Ich war immer froh, ihn als meinen Stellvertreter zur Seite zu haben und ihn im Kreishaus zu wissen, wenn ich unterwegs war. Er hielt mir, darauf konnte ich mich verlassen, immer den Rücken frei.
Allerdings hatte er auch andere Leidenschaften, so zum Beispiel den Sportverein Bad Breisig und insbesondere den Fußball. Hier war er ebenfalls immer bestens informiert und immer zu einem Schwätzchen über die neuesten Fußballnachrichten bereit. Aber gerade das machte ihn umso sympathischer.
Gerhard Steffens sprach auch oft von seinem Vater, der, so sagte er immer, ihn in besonderer Weise geprägt habe. Seine Erziehung in den christlichen Grundwerten, in Bescheidenheit und Nächstenliebe prägte sein ganzes Leben. Und er, der in seinem Leben vielen Menschen in schwierigen Situationen beigestanden und geholfen hat und oft sein eigenes Wort für seine Mitmenschen in die Waagschale warf. er mußte zuletzt selbst einen sehr schweren Weg gehen. Es war ein Weg, der der ganzen Familie viel Kraft abverlangt hat.
Gerhard Steffens hatte ein reiches und erfülltes Lebens, er hatte eine Familie, er hatte Freunde und er hatte Mitmenschen. die sich jetzt seiner in Dankbarkeit erinnern werden. Wir sind froh, diesen Menschen gekannt zu haben, mit ihm zusammen gelebt zu haben.
Wir alle, die Familie, die Freunde und Wegbegleiter. werden ihn sehr vermissen und ihn nicht vergessen.
Gerhard Steffens geboren: 2. Oktober 1927
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