Hermann Josef Fuchs
In der Rhein- und Römerstadt Remagen sind das Rathaus und der Marienbrunnen in der Mitte des Marktplatzes orts-bildprägende Bauten, mit denen sich zugleich ein Stück Stadtgeschichte verbindet. Das Rathausgebäude präsentiert sich im klassischen Baustil aus der Preußenzeit. In der Stadtchronik ist nachzulesen, daß im Marktdreieck zwischen Bach- und Kirchstraße bereits ein Rathaus stand, das 1539 gebaut und im Jahre 1808 abgerissen wurde.
Planung und Bau des Stadtlind Schulhauses Anton Aloys Queckenberg, von 1820 bis 1846 Bürgermeister von Remagen, hat in seinen Aufzeichnungen zur Stadtentwicklung im Jahre 1831 vermerkt, daß bei stets zunehmender Bevölkerungszahl in der Stadt die bestehenden Schulräume nicht mehr hinreichend seien. Es bestehe seit 1808 kein Stadthaus mehr. Es wurde daher vom Stadtparlament beschlossen, ein neues Stadt- und Schulhaus auf dem Marktplatz zu bauen. Bauplan und Kostenanschlag wurden im Jahre 1835 durch den Bau-Inspektor Hartmann aus Neuwied angefertigt. Der am 15. Mai 1835 von der Bezirksregierung in Koblenz genehmigte Kostenanschlag zum Bau des Schul-und Gemeindehauses, heutiges Rathaus, belief sich auf 6.220 Reichtaler, 16 Silbergroschen und 9 Pfennige. Der Bau wurde geplant mit zwei gewölbten Kellern, zwei Lehrsäle für je 150 Kinder der katholischen Knaben- und Mädchenschule im unteren Stock sowie mit dem Bürgermeisterlokal nebst Sekretariat, dem evangelischen Schulzimmer für 30 Kinder, der Lehrerwohnung, drei Räume und Küche, und der Wohnung der Lehrerin, zwei Räume und Küche, im oberen Stock. Ein im Kostenanschlag von der Stadtverwaltung angeführter Passus: Die Beifuhren der Materialien geschehe in der Fronde, ebenso das Ausgraben des Kellers und die Einebnung des Bauplatzes. Auch leiste die Gemeinde die nötige Hilfe beim Aufschlagen der Zimmerarbeiten, so daß sowohl Handarbeiter als Fuhrenbesitzer bei den Frondiensten zugezogen werden können", wurde von der Regierung in Koblenz gestrichen und statt-dessen ein Kosten-Nachtrag für Erdarbeiten und Transporte der Materialien eingesetzt.
Grundsteinlegung/FertigstellungDie Grundsteinlegung zum Bau des Stadt- und Schulhauses erfolgte am 31. August 1835. Im Protokoll zur Grundsteinlegung heißt es unter anderem, daß der Tag für die Stadt Remagen wichtig war, nachdem das alte, aus Unkelsteinen erbaute Rathaus 1808 auf Abbruch versteigert und abgerissen wurde. Einziges Überbleibsel von dem 1808 abgerissenen Rathaus ist das Wappen, das im Mauerwerk neben dem Eingang zum römischen Museum in der vormals Knechtstedenschen Kapelle seinen Platz gefunden hat.
Einige Jahre wurde am Neubau gearbeitet. Im Verlauf der Bauarbeiten wurden verschiedene Mängel entdeckt. Unter anderem hatte sich das Haus im Inneren bedeutend gesenkt. Zur Stützung mußten in den unteren Schulsälen Säulen errichtet werden. Die Schuld an der Misere wurde dem Bauinspektor Hartmann angelastet. Ihm wurde die Bauleitung entzogen und dem Bauinspektor Nebel aus Koblenz übertragen.
Der Neubau war 1839 fertiggestellt und wurde seiner Bestimmung übergegeben. Mit der Inbetriebnahme des neuen Schul- und Stadthauses ging für Bürgermeister Aloys Queckenberg eine lange Phase ohne städtische Bleibe zu Ende. Queckenberg war gleichzeitig Notar und führte seit seiner Amtsübernahme als Bürgermeister im Jahre 1820 die Amtsgeschäfte vom Notariat aus.
Das stadtbildprägende Rat-hausgebäude ist seit Jahren denkmalgeschützt. In den zurückliegenden 160 Jahren seit seiner Erbauung hat das Haus manche Sturm- und Drangzeiten und Kriegswirren überstanden. Stadtarchivar Wilhelm Langen, der 1936 im Obergeschoß des Hauses ein Stadtarchiv einrichtete (besteht heute dort nicht mehr), hat manche Begegebenheiten zur Stadtentwicklung für die Nachwelt festgehalten.
Das alte Remagener Rathaus Ende des 18. Jahrhunderts
Sanierung
Im Jahre 1986 wurden umfangreiche Sanierungsarbeiten am Rathausgebäude mit einem Kostenaufwand von über 1,2 Millionen Mark in Angriff genommen. Unter anderem erhielt das Gebäude einen neuen Dachstuhl. Erneuert wurde der Treppenaufgang im gesamten Haus. Ersetzt wurde die Holzbalkendecke im ersten Obergeschoß durch eine Stahlbeton-Fertigteildecke. Mit der Anhebung der Drempel wurde die Voraussetzung für die Schaffung eines Sitzungssaales für den Rat der Stadt und für weitere Räumlichkeiten im zweiten Obergeschoß geschaffen. Im Zuge der Sanierungsund Umbauarbeiten erfolgte im Rathaus eine neue Raumaufteilung, mehr Platz für die Bediensteten wurde geschaffen. Nach Abschluß der Arbeiten erhielt das Gebäude einen ansprechenden neuen Außenanstrich. An den umfangreichen Umbau- und Sanierungskosten beteiligte sich das Land Rheinland-Pfalz mit einem Zuschuß von 500.000 Mark, der Bund und die Kreissparkasse Ahrweiler gaben jeweils 50.000 Mark.
MarktbrunnenBrunnen haben in Remagen jahrhundertealte Tradition. Der älteste Hinweis auf einen Brunnen in der Stadt stammt aus dem Jahre 1618. 1707 wird ein Brunnen an markanter Stelle in der Stadt erwähnt und 1724 ist von einer Reparatur der Stadtfoniaine die Rede. Der Marienbrunnen auf dem Marktplatz in seiner jetzigen Form und Gestaltung ist 136 Jahre alt. Auf der Brunnensäule ist zu lesen: Erbaut im Jahr 1862" und weiter heißt es: ..Möge diese lebendige und klare Quelle unter Gottes Schutz allen, die daraus schöpfen, zum Heile gereichen." In der Stadtchronik ist festgehalten, daß der Marienbrunnen am Markt bis zum Jahre 1861 gänzlich mit einer Bretterverschalung eingedeckt war. In jenem Jahr wurde der Brunnen abgebaul. Nach dem Bauplan des Architekten Stolz aus Köln und des Stadtbaumeistcrs Nebel aus Koblenz erfolgte der Wiederaufbau. Der Brunnen erhielt eine massive Brunnensäule mit Schale und Löwenköpfen und eine passende, kunstvoll gearbeitete Marienfigur. die das Brunnenhauwerk krönt. Die Baukosten heliefen sich auf eintausend Reichstaler.
Im Jahre 1903 wird berichtet. daß der Marienbrunnen aus verstreuten Resten wieder aufgebaul wurde. Dabei wird darauf hingewiesen, daß die Mittelsäule und das Stadiwappen mit der Jahreszahl 1718 sowie die bekrönende etwa 60 Zentimeter große Stcinttgur der Mutter Gottes mit Kind all seien. Bei der Reparatur wurde das große runde Becken mit der oberen Schale in der alten Form erneuen.
Das Rathaus mit dem Marienbrunn nach der Restaurierung Was den Standort des historischen Bauwerkes angeln, so ist davon auszugehen, daß der Marienbrunnen zumindest seit 1903 seinen Platz im Winkel und Blickfeld an der Ecke Markt-/Kirchstraße hatte. Hier hat der Brunnen den Wirren von zwei Weltkriegen standgehallen. Einige Reparaturarbeiten zur Erhaltung erfolgten in den ersten Nachkriegsjahren. Dabei wurden bauliche Veränderungen nicht vorgenommen.Im Zuge der im Mai 1983 angelaufenen AItstadtsanierung wurde das Brunnendenkmal an markanter Stelle in der Stadt mit ins Visier genommen. Pläne und Überlegungen reiften für eine Standortverlegung in die Mitte des Marktplatzes. In der Bürgerschaft war man zu dem Vorhaben geteilter Meinung. Aus
modernen städtebaulichen Gesichtspunkten entschieden sich die städtischen Beschlußgremien dann für eine Umsetzung des Brunnens in die Marktplatzmitte. Sanieren heißt heilen, diesem Prozeß unterzog sich das historische Baudenkmal in der Stadt mit einem Kostenaufwand von 63.000 Mark. Mit der Restaurierung wurde eine Bambcrgcr Spczialfirma beauftragt. die im Frühjahr 1984 den Brunnen komplett abbaute. Dabei stellte sich heraus, daß die Gesteinsschäden weitaus größer waren, als vermutet. Die gesamten Brunnenrei-le wurden nach Bamberg geschafft, wo unter Leitung von Bildhauer Ulrich Bauer-Bornemann die Restaurierungsarbeiten begannen. Defekte und abgeschlagene Stücke wurden ergänzt. Die Brunnensäule wurde in einem Acryl-Harz-Volltränkverfahren präpariert, um sie für die Zukunft vor Verwitterungsschäden zu schützen. Das Verfahren ist seit vielen Jahren bekannt und sehr aufwendig. Es wird auch bei der Restaurierung des Kölner Doms angewandt. Der Konservierungsprozeß beginnt bei der Evakuierung von schädlichen Gasen und Entzug der Feuchtigkeit, über das Eindringen des Reaktionsharzes unter Vakuum durch Druck bis zum vollständigen Aushärten von innen nach außen. Ursprünglich war geplant, den Marienbrunnen am neuen Standort in der Marktplatzmitte bei der Einweihung des zweiten Bauabschnittes der Fußgängerzone zum Nikolausmarkt 1984 zu präsentieren. Wegen den nicht vorhersehbaren zusätzlichen Arbeiten an den Brunnenteilen konnte der Fertigstellungstermin aber nicht eingehalten werden. So stand dann der vom Grund auf restaurierte Marienbrunnen beim Ostermarkt 1985 im Mittelpunkt. Zunächst präsentierte sich der Brunnen mit einem ebenerdig eingelassenen offenen quadratischen Brunnenbecken. Schon bald zeigte sich, daß bei Veranstaltungen auf dem Marktplatz das offene Brunnenbecken eine Gefahrenstelle war, die in Folge mit dem Auflegen eines Stahlgitterrostes auf das Brunnenbecken beseitigt wurde.