Mühlen im Brohltal

Erich Mertes-Kolverath

Wir haben in der Eitel zwei Brohlbäche, einen im Kreis Ahrweiler und einen im Kreis Cochem-Zell. Der Brohlbach im Kreis Ahrweiler entspringt in Hannebach und fließt nach ca. 20 km Lauf bei Brohl-Lützing in den Rhein. Das Brohltal ist vor allem im unteren Bereich zwischen Burgbrohl und Brohl-Lützing durch die Traßindustrie bekannt geworden.

Die Lochmühle

Die Lochmühle treffen wir im oberen Brohltal bei Holzwiesen an. Wir dürfen sie nicht mit der Lochmühle an der Ahr verwechseln. Schon bei Tranchot ist sie verzeichnet. In der französischen Zeit 1794-1814 gehörte die Lochmühle mit Buschhöfe, Hain, dem wüsten Haus Krummenthai, Olbrück, der Reichtersmühle, Rodder und Vinxt zur Gemeinde Niederdürenbach, Pfarrei Niederzissen. 1851 hatte sie fünf Einwohner, 1852 sieben und 1885 wieder fünf.

Den nächsten Mühlen begegnen wir in Ober-und Niederzissen sowie Niederoberweiler. Sie alle waren Getreidemühlen. Mühlsteine der Niederzissener Mühle wurden vor dem Ersten Weltkrieg (noch 1913/14) am Südwestfuß des benachbarten Bausenberges hergestellt (Hörter). Die Mühle zu Niederweiler gehörte vor 1794 zur Propstei Buchholz. Sie wurde 1773 an Heinrich Ditzler und zuletzt 1796 an Johann Ditzler verpachtet. Am 5.9.1803 wurde sie als Nationaleigentum für 826 Taler versteigert.

In Niederzissen fließt der Wirrbach, von Wehr herkommend, in die Brohl. Im 16. Jh. wird bei Wehr eine gleichnamige Eisenhütte, die Wehrhütte nachgewiesen. Das Gebläse des Hüttenofens und das Hammerwerk wurden über Mühlräder vom Wasser des Wirrbachs angetrieben. Auf der Karte von um 1600 ist daneben noch die Wilmül (Wildmühle) eingetragen; auf der heutigen Karte finden wir unterhalb des Hüttenberges die Welschwiesenmühle verzeichnet, früher auch Welschenmühle genannt.

In Burgbrohl stoßen wir auf die ersten Traßmühlen. Zunächst die Schemelsmühle nahe der Grenze Weiler/Burgbrohl. 1855 erwarb Peter Schoor aus Kobern die Schemelsmühle, die danach seinen Namen tragen sollte. Sie war eine Getreidemühle gewesen, P. Schoor baute sie in eineTraßmühle um. Am Gleesbach, der in Burgbrohl rechtsseitig in die Brohl fließt, stand die Dahms-Mühle, ebenfalls eine Traßmühle. Georg Barsch nennt für Burgbrohl die Neumühle und die Untermühle als Traßmühlen. Am 10. Dezember 1852 brannten in Burgbrohl eine Mühle und ein Haus ab. Am 11. Juni 1859 wurde die Getreidemühle Schmengler in Weiler durch ein Unwetterzerstört; in Niederzissen ertranken zur gleichen Zeit vier Menschen.

Am Gleeser Bach finden wir unterhalb Glees die Buchholzermühle, die Degensmühle (früher auch Wassenacher Mühle) und die Schierbergsmühle (heute Restaurant). Die Buchholzermühle gehörte in der Feudalzeit der Benediktiner-Probstei Buchholz.

Im Jahre 1829 baute Michael Müller von St. Jost die verfallene Buchholzer-Mühle neu auf. 1863 erwarb sie der Traßmühlenbesitzer Nonn aus Brohl. Er verkaufte sie aber 1867 wieder an die Firma Gustav Rhodius aus Linz. Diese richtete dort eine kleine Chemiefabrik ein. 1902 wechselte die ehemalige Mühle erneut den Besitzer. Heute ist dort ein Wohnhaus und Campingplatz. Am Brohlbach stand als nächste Traßmühle die Nonns-Mühle gegenüber dem Tunnel der Broh-Italbahn. Sie wurde 1767 von der Herrschaft Bourscheid von Burgbrohl erbaut und hieß zuerst Kaulenbuscher-Mühle, nach den Kaulen-buscher Tuffsteinbrüchen, bevor sie von der Familie Nonn erworben wurde und danach deren Namen erhielt. Die Familie Nonn hatte mehrere Traßmühlen und galt als der größte Traß-besitzer im Brohltal. Schon im Jahre 1811 wurde dem Johann Nonn zu Brohl die Baugenehmigung für eine Mahl- und Ölmühle erteilt.

An der Mündung des Keller- oder Wassenacher Bachs stand die Gerards-Traßmühle; zwischen Kläranlage und Jägerheim am Brohlbach die Orbachsmühle, auch als Mittlers-Mühle bekannt. Um 1850 war sie im Besitz von Dr. Wegeier aus Koblenz. Die Orbachsmühle war ursprünglich eine Getreidemühle und wurde 1859 zur Traßmühle umgebaut. Sie verarbeitete unter Max Mittler noch bis in die 60er Jahre d. Jh. hinein Traß und war damit die letzte Traßmühle, die im Brohltal in Betrieb war. 1966 wurde sie endgültig stillgelegt.

Am Keller- oder Wassenacher Bach stand auch die sogenannte Klostermühle. Sie war ursprünglich eine Getreidemühle mit übereinan-derliegendem doppelten Wasserrad gewesen. Nachdem sie der „Traßbaron" Dominikus Zervas erworben hatte, wurde sie zur Traßmühle umgebaut.

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Die Mosenmühle im Brohltal (1987).

Die Mosen-Mühle, auch Schweppenburger Mühle genannt, hat eine lange Tradition. Sie wird schon im 14. Jh. erwähnt. 1377 erhielt der Andernacher Schöffe Arnold von Schweppenburg ein Kurkölnisches Lehen mitsamt der Mühle. 1465 heißt es: „... Schloß Schweppenburg mit einer Moelen, darunter angelegen, mit einem Wyngart, genannt der Moelenwyngart..." Die Schweppenburger Mühle war eine Öl- und Getreidemühle. Die Ölmühle wurde zu Beginn des 19. Jahrhunderts zur Traßmühle umgebaut, während die Getreidemühle noch heute besteht. Seit 1812 ist sie im Besitz der Familie Mosen. Heute wird sie von den Müllermeistern Herbert Mosen und dessen Sohn Rainer geleitet, der nach Voranmeldung auch Mühlenführungen durchführt. Das eiserne Wasserrad hat mit 7 m Durchmesser und 1,6 m Schaufelbreite eine Kraft von 50 PS bei 7 - 8 Umdrehungen / Minute. Ein Schaufelbecher faßt 128 Liter. Die Zahl der Umdrehungen wird durch Transmission bis auf 28800 U/Min, gesteigert. Die Mosenmühle hat eine Kapazität von 61/Tag. Sie ist die einzige noch laufende Getreidemühle im Brohltal.

Bei der Schweppenburg fließt von rechts kommend der Pönterbach in den Brohlbach. An ihm finden wir die Krayermühle (erbaut 1799) und die Pöntermühle.

Am Brohlbach, zwischen Schweppenburg und Brohl gelegen, waren die weiteren Traßmühlen: Bündgens-Mühle, Netze-Mühle }ünior, Zerwasmünle, Netze-Mühle senior, Heinze-Mühle (Schwickerats-Mühle), Holtzer-Mühle und Zerwas-Mühle.

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Blick in die Mosenmühle, Walzstuhl (rechts); im Hintergrund Passagerohr mit anhängenden Mehlsäcken (1987).

Die Bündgens-Mühle wurde in der Hochkonjunktur des Traßabbaus errichtet. Sie wurde mit einer Dampfmaschine angetrieben. Die Netze-Mühle junior wurde neben ihrer Funktion als Traßmühle im Jahre 1893 auch Pumpstation, als Wasserhebewerk für das „dürre Dorf" Niederlützingen.

Die Zerwas-Mühle stand um 1900 am rechten Ufer des Brohlbachs. Die Netze-Mühle Senior am Brohlbach stand dort, wo sich heute das Werk II der Firma Bröhl befindet. Die Heinze-Mühle (Schwickeratsmühle) war nach dem Ersten Weltkrieg die modernste Traßmühle im Brohltal; es war eine Kugelmühle. Ihr Standort war an dem Platz, wo sich heute das Lager des Brohler Mineralbrunnens befindet. Der letzte Besitzer soll ein Holländer gewesen sein. Auch die Holtzer-Mühle war im Besitz eines Holländers, namens Mühlenbruck.

Die Zervas-Mühle (Dominicus) am Brohlbach stand am heutigen Busbahnhof der Brohltalbahn.

Im Ort Brohl standen nach einer Untersuchung von Carl Bertram Hommen um 1800 die Papiermühle mit Lumpenzerreißanlage des Holländers van der Muelen; sowie eine Ölmühle und Getreidemühle des Stiftes Essen, die beide an die Grafen von der Leyen verlehnt waren. Die Ölmühle, in der Nußöl hergestellt wurde, kaufte der Holländer van der Muelen auf und baute sie um. Alle diese vier Anlagen wurden über einen Mühlenteich mit dem Wasser des Brohlbachs angetrieben. Schließlich stand noch am rechten Ufer des Brohlbachs, kurz vor seiner Einmündung in den Rhein, die unterste Traßmühle, die dem Grafen von Jülich gehörte und an den Kurtrierischen Hofrat von Sohler verlehnt war, der gleichzeitig auch Zöllner in Leutesdorf war.

Literatur:
Erich Mertes, Mühlen der Eifel, Aachen 1994