Das Hochwasser an Rhein und Ahr der Jahreswende 1993/94 sollte ein Jahrhundertereignis gewesen sein - glaubte und hoffte man. Die Wirklichkeit sah anders aus. Ein Jahr später suchten die Fluten der Flüsse Menschen, Häuser und Siedlungen erneut heim, im Kreis Ahrweiler wie in anderen Gebieten an Rhein und Mosel. Die Natur, so das Urteil der Experten, schlug zurück. Wassermassen suchten sich ihren Weg, weil der Mensch Flüsse eingepfercht und Flächen versiegelt hat. In Verbindung mit jahreszeitlich bedingten Witterungsverhältnissen wie Regenfällen und Schneeschmelzen führte dies zur erneuten Katastrophe.
Dennoch: Die Schreckensbilanz im Kreis Ahrweiler zu Beginn des Jahres 1995 sah weniger dramatisch aus als zwölf Monate zuvor. Etwas weniger", versteht sich. Zwei Gründe waren für diese minder schweren Schäden verantwortlich: Erstens stiegen die Wassermassen weniger schnell als im Vorjahr. Und zweitens waren die Menschen - als Lehre aus dem Vorjahres-Hochwasser - gewarnt. Die Rheinanwohner akzeptierten diesmal die Vorhersagen der Freiwilligen Feuerwehren und anderer Hilfsdienste und brachten ihre gefährdeten Wohnungseinrichtungen in Sicherheit. Das minderte die materiellen Schäden erheblich.
Auch die Hilfsdienste hatten Erfahrungen gesammelt: In Sinzig wurde eine Technische Einsatzleitung (TEL) um Kreisfeuerwehrinspekteur Fdgarflopertzeingerichtet. Mehrais 180 Helfer waren, teilweise rund um die Uhr, im Einsatz. Es sei ausdrücklich erwähnt: Dies waren freiwillige, ehrenamtliche Helfer, die ohne Entgelt und mit Zustimmung ihrer Arbeitgeber Dienst für die Allgemeinheit taten. Es handelte sich um die Freiwilligen Feuerwehren der Städte Remagen, Sinzig und der Verbandsgemeinde Bad Breisig, das Technische Hilfswerk (THW) und das Deutsche Rote Kreuz (DRK).
Ein Zahlenvergleich mag das Maß der materiellen Schäden beziffern. Daß die jüngste Schadensbilanz glimpflicher ausfiel, darf jedoch keinesfalls als Trost für die Geschädigten mißverstanden werden. Beim Hochwasser der Jahreswende 1993/94 wurden 3.500 Kubikmeter Sperrmüll auf den Deponien des Kreises Ahrweiler angeliefert. Beim jüngsten Hochwasser waren es nur" 1.500 Kubikmeter. Privatleute und Firmen konnten auch diesmal mit finanzieller Unterstützung aus mehreren Hilfsfonds rechnen.
Schon wieder: Land unter in den Rheingemeinden, wie hier in Oberwinter.