St. Silvester-Verehrung in Brenk

Hans Schmitz

Silvester-Legende

Bei dem Wort Silvester denken die meisten an den Jahresausklang. Nur wenige sind sich bewußt, daß es sich um das Namensfest eines Heiligen handelt. Der hl. Silvester war Papst. Während seiner Regierungszeit (314 - 335) vollzog sich ein gewaltiger Umbruch im Verhältnis Kirche und Staat. Viele Legenden ranken sich darum auch um Silvester und sein Verhältnis zu Kaiser Konstantin, der sich als erster römischer Kaiser taufen ließ.

Auf Statuen des hl. Silvester befinden sich als Attribute des Heiligen auf der einen Seite ein Ochse und auf der anderen ein Pferd. Nach der Legende geriet St. Silvester vor dem Kaiser mit einem Magier in Streit. Der Magier tötete zum Beweise seiner Macht einen Ochsen, indem er ihm ins Ohr flüsterte. St. Silvester erweckte daraufhin den Ochsen wiederzum Leben. Durch dieses Wunder wurden die Zuschauer bekehrt. Der Kaiser schenkte dem Papst hierauf die Herrschaft über Rom. Er geleitete ihn, sein eigenes Pferd am Zügel führend, zum Lateran, wo er dem Papst die Tiara überreichte. Wie es oft in der Volksfrömmigkeit der Fall ist, so ging auch bei Silvester von den Attributen (Ochs und Pferd) der Segen bzw. das Patronat auf andere Haustiere über.

In Brenk (Verbandsgemeinde Brohltal), das seit der Gebietsreform vor rund 25 Jahren zum Kreis Ahrweiler gehört, wird St. Silvester seit Jahrhunderten verehrt. Als Zeichen dafür wurde das Papstkreuz des Silvesterstabes kürzlich auf dem neugeschaffenen Gemeindewappen verewigt.

Die Brenker Kapelle

Bis zum Jahre 1806 gehörte Brenk zur Pfarrei Niederzissen, seither zu Wehr. Der „Geschichte der Dekanate Mayen und Burgbrohl" von Pfarrer Peter Schug ist zu entnehmen, daß in Brenk bereits 1738 eine Silvesterkapelle stand. Schon 1857 habe man sich dann mit dem Gedanken getragen, eine neue Kapelle zu bauen, da Silvester in Brenk ein hoher Festtag war, viele Pilger herbeieilten und mit einem Pilgeropfer von 6-8 Talern zu rechnen war. Der Plan kam 1864 zur Ausführung, und diejetzige Kapelle wurde 1867 fertiggestellt.

Es war für die damaligen, aber auch heutigen Verhältnisse in einem so kleinen Ort von knapp 200 Seelen, eine große Kapelle. Die je vier Fenster an den Längsseiten haben Spitzbögen, während über dem Portal eine Fensterrose von ca. 2,50 m Durchmesser das Licht einstrahlen läßt. Über den Wandvorlagen im Innenraum sowie den Säulen Im Altarbereich befinden sich verzierte Kapitelle, von denen die Gewölberippen zum Tragen der Decke ausgehen. Dieses Gotteshaus ist im neugotischen Stil erbaut.

Silvester.gif (50054 Byte)

Silvester-Kapelle Brenk, 1995.

Die Sakristei wurde im Jahre 1927 angefügt und 1948 eine Empore errichtet. Auf dem Vorplatz der Kapelle erbaute man am Aufgang zum Friedhof 1963 eine Gedächtniskapelle für die Opfer der beiden Weltkriege. Die früher am östlichen Ortseingang gelegene Kapelle dient heute als Feuerwehrhaus und zur Aufbewahrung gemeindeeigener Geräte.

Die Glocke wurde von der alten Kapelle in die neue übernommen. Der geschnitzte Altar ging damals nach Rodder bei Niederzissen, wo er auch heute noch eine Zierde der Kapelle ist. Der Steinmetz Johann Leich aus Rieden schuf 1867 einen neuen größeren Altar, der in gewissen Formen dem früheren Altar ähnelt und der nunmehr dem neugotischen Stil der Kapelle angepaßt ist.

Silvester_Statue.gif (43522 Byte)

Statue Sr. Silvester, 1995.

Leider mußte die kleine Bronze-Glocke, die vermutlich aus dem 16. Jahrhundert stammte, Brenk im letzten Weltkrieg für immer verlassen. Der findige Handwerkermeister Peter Armitter stellte aber aus dem oberen Teil einer Sauerstoffflasche eine Ersatzglocke her, die man an einen Kastanienbaum hängte und die die Gläubigen in den letzten Kriegsjahren und ersten Nachkriegsjahren zum Gottesdienst rief.

Kurze Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg steuerten die Bürger von Brenk und Fußhölle Naturalien bei, um Glocken anzuschaffen, denn für Geld konnte man damals nicht viel kaufen. Ein Bronzegeläut war aber dennoch nicht zu bekommen, so daß man sich zunächst mit Glokken aus Stahl begnügen mußte. Erst im Jahre 1986 wurden in der Glockengießerei in Brockscheid/Eifel zwei Bronzeglocken gegossen, die im November des gleichen Jahres im Rahmen eines feierlichen Gottesdienstes zu Ehren des hl. Silvester und der Gottesmutter geweiht wurden. Die beiden Stahlglocken wurden jedoch nicht zum alten Eisen geworfen, sondern gingen in ein Missionsgebiet, wo sie jetzt zum Gottesdienst rufen.

Brenker Kirmes

Die Brenker Kirmes wird immer genau am Tag des Namenspatrons Silvester (31. Dezember) begangen und nicht wie sonst üblich erst an dem Sonntag, der dem Namensfest des Kirchenpatrons folgt.

Es gab im vorigen Jahrhundert allerdings Bestrebungen, die Kirmes vom Winter in eine andere Jahreszeit zu verlegen. In Archivunterlagen vom 23. März 1887 heißt es dazu: „Das Königliche Landratsamt schlägt vor, daß die Gemeinde Brenk ihre Kirmes mit der Pfarrei Wehr halte (Juni). Der Gemeinderat beschloß, daß die Gemeinde Brenk die Kirmes wie bisher beibehalten will, weil die Einwohner nicht von dem alt hergebrachten Brauch abgehen."

Ältere Bewohner können sich noch daran erinnern, daß am Silvestermorgen die Landwirte meist in grüner Tracht aus den umliegenden Ortschaften nach Brenk kamen, um an der Messe zu Ehren des hl. Silvester teilzunehmen. Anschließend traf man sich in der Wirtschaft zu einem zünftigen Frühschoppen. Zu dieser Zeit war es noch üblich, daß eine große Anzahl von Kirmesgästen aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis zu Besuch weilte und in jedem Haus ein Familienfest stattfand.

Bei der abendlichen Tanzmusik an Kirmes war der Saal stets überfüllt, besonders nach 20 Uhr, wenn die Brohltalbahn mit dem „letzten Zug" einen Massenandrang bescherte. In früheren Jahren fanden in der Adventszeit keine Tanzveranstaltungen statt, und man freute sich daher weit und breit auf die Brenker Kirmes.

Pferdesegnung

Bis vor etwa 30 Jahren kam im Frühjahr regelmäßig aus Kell eine Pilgergruppe, es waren meistens „Pferdebauern", zur Verehrung des hl. Silvester nach Brenk. In den ersten Nachkriegsjahren führte Pastor Jungbluth darum in seinem Filialort Brenk die Pferdesegnung ein. Er selbst kam hoch zu Roß mit einer Reiterschar herbei. Mehr als 100 Pferde nahmen einigemal am Silvester-Ritt nach Brenk teil, der jeweils am 1. Mai stattfand. Pater Meinolf, der in Brenk 35 Jahre (1944 - 1979) als Seelsorger wirkte, hat die Pferdesegnung noch einige Jahre fortgesetzt. Als jedoch die Traktoren das Pferd als Nutztier in der Landwirtschaft verdrängten, erlosch dieser Brauch.

Viele Bräuche und Sitten haben sich verändert. Die Silvester-Messe findet aber nach wie vor statt. Der Männergesangverein Condordia, der im Jahre 1996 auf sein 75jähriges Bestehen zurückblicken kann, trägt wesentlich zum kulturellen Dorfgeschehen bei. In festlichen Gottesdiensten übernimmt er auch die Aufgabe eines Kirchenchores. So wird er auch beim letzten Gottesdienstes des Jahres 1995, am Silvestertag, an der feierlichen Gestaltung des Hochamtes mitwirken.