Die Pfarrkirche St. Nikolaus in Mayschoß an der Ahr

Ein Werk des Architekten Theodor Hermann (Neuwied)

Michael Losse

Abriß der Ortsgeschichte

Im Jahre 1106 übereignete der bei Mayschoß ansässige Ministeriale „Embrico" des Grafen Adalbertvon Saftenburg seinen Besitz, zu dem ein Hof bei „Meinscozen" (= Mayschoß) gehörte, der 1104 durch Graf Adalbert bei dessen Burg Herzogenrath gegründeten Abtei Kloster-rath, dem heutigen Rolduc im niederländischen Limburg. Die Annalen der Abteil Klosterrath -die sog. „Annales Rodenses" - sind eine der wichtigsten Quellen zur Orts- und Kirchengeschichte von Mayschoß. Die Abtei war das Hauskloster der Saftenburger Grafen, deren Ursprünge im Räume Jülich lagen. Die Familie gehörte zu jenen, welche den Pfalzgrafen dienten, die - in Aachen ansässig - mit der Verwaltung des Reichsgutes betraut waren, „eine Zuteilung, die auf die Gaugrafschaften Karls des Großen zurückzuführen ist"1). Die Herren von Nörvenich waren es, die mit der Verwaltung im Aregau (= Ahrgau) beauftragt wurden und die infolgedessen hier ihren Sitz errichteten.

Aus der Abtei Klosterrath ging das Nonnenkloster Marienthai an der Ahr, zwischen Dernau und Walporzheim gelegen, als Filiation hervor. Das Gelände zur Errichtung des Klosters stellte Adolf von Saffenburg 1136 zur Verfügung. Schenkungen vergrößerten den Besitz des Klosters im Laufe der Zeit, dazu gehörte wohl auch ein Hof in Mayschoß2).

Ähnlich wie viele andere Dynastien der damaligen Zeit verfügten auch die Grafen von Saffenburg über umfangreiche Besitztümer, die weit von der Stammburg entfernt lagen. Dazu gehörten - außer der schon erwähnten Burg (Herzogen-)Rath, in deren Nähe die Abtei Klosterrath gegründet wurde - auch umfangreiche Ländereien in Hasbanien3). Stammsitz4) blieb jedoch die Saffenburg.

1382 verzichtete Kurköln, das zuvor Rechte in Mayschoß und in Dernau beansprucht hatte, zugunsten des Johannes von Saffenburg, auf diese Ansprüche. Bis zum 18. Jh. blieb der Ort Teil der Saftenburger Herrschaft. Nach dem Tode des Ludwig Engelbert, Graf von der Marck und Herr zu Schieiden (+1773) -dieser war ohne männliche Erben verstorben -erwarben 1773 die Herzöge von Arenberg, die schon an der Ahr sowie in der Eifel, in Frankreich und den Niederlanden begütert waren, die Herrschaften Saffenburg und Schieiden. Zu Beginn des 19. Jh. fiel die Herrschaft Saffenburg an den Fürsten Peter von Arenberg. Sie blieb in der Folge bei dessen Nachkommen.

Geschichte und Baugeschichte der Nikolauskirche

Die Annalen der Abteil Klosterrath (Annales Rodenses) berichten von einer Kapelle, die der Vater des bei Mayschoß ansässigen Ministerialen Embrico errichten ließ. Diese Kapelle soll vorübergehend im Besitz der Abtei Klosterrath gewesen sein. Aus dem Jahre 1334 finden sich Belege für die Existenz der Kirchspiele Mayschoß und Dernau und 1365 wird ein Pfarrhof in Mayschoß erwähnt, doch scheint der Ort zu jener Zeit keine Pfarrkirche besessen zu haben. 1382 wird dann eine Katharinenkapelle in Mayschoß genannt, die zur Pfarrei Dernau gehörte und von deren Vikar mitbetreut wurde. Im Jahre 1439 verfügte das in Basel tagende Konzil die Vereinigung dieser Kapelle mit dem für Dernau gestifteten Katharinenaltar5).

1537 erfolgte die Erhebung von Mayschoß zur eigenständigen Pfarrei. „Das Kollationsrecht war mit dem von Dernau von dem Stift Rees an das Kloster Marienthai gekommen und ging von diesem 1766 an die Abtei Klosterrath über; zugleich wurden die Kirchen Dernau und Mayschoß wieder unter einem Rektor vereinigt"6). Als 1632 (während des 30jährigen Krieges) schwedische Truppen unter General Baudissin die Saffenburg einnahmen, wurde auch die Kirche des Ortes von ihnen geplündert. 1637 wurde der neue Hochaltar aufgestellt. Erst 1682 wurde die Kirche wieder instandgesetzt, dabei „die inwendig Maur abgerissen, die finster (= Fenster) vergrößert, S. Sebastian Altar fertig gesetzt"7).

Zu weiteren Um- und Neubauten kam es im 18. Jh.: Im Jahre 1715 erfolgte der Neubau des Chores. Wenige Zeit später wurde die alte Kirche völlig abgebrochen und in den Jahren 1726-1729 das Schiff und der Turm neugebaut; „in jenem steht ein Stein mit der Jahreszahl 1726 eingemauert"8).

Der Abt von Klosterrath nahm 1730 die Konsekration der drei Altäre vor. 1733 errichtete man dann den neuen Hochaltar.

1908 wurde die Kirche bis auf den Westturm abgebrochen und durch den Neubau in neuromanischen Stil-Formen ersetzt, zu dem die Architekten Theodor und H. Hermann9) aus Neuwied die Entwürfe geliefert hatten. Schließlich wurde der Turm 1912/13 um ein verschiefertes Glockengeschoß erhöht.

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Pfarrkirche Mayschoß

Theodor Hermann hat vor allem im Umkreis seines Wohnsitzes Neuwied einige Kirchen gebaut, unter denen die Klosterkirche in Hausen bei Waldbreitbach und die katholische Pfarrkirche St.Walburga von Leubsdorf am Rhein (1905-06) hervorzuheben sind. Während es sich bei der letztgenannten um einen Bau in neugotischen Stilformen handelt, entwarf er für Peters-lahr (Kr. Altenkirchen) einen neuromanischen Kirchenbau - die katholische Pfarrkirche St. Peter (1901). Auch hier wurde - wie in Mayschoß - lediglich das Langhaus neu errichtet und der Turm des Vorgängerbaus übernommen.

Die heutige Nikolauskirche Baubeschreibung

Die Nikolauskirche ist eine dreischiffige, viereinhalbjochige Säulenbasilika in (neu-)romani-schen Formen mit halbrund schließender Hauptchorapsis und südlichem Nebenchor. Der Westturm über quadratischem Grundriß wurde vom Vorgängerbau des 18. Jh. übernommen.

Der Außenbau

Der Kirchenbau erhebt sich über einem unverputzten, umlaufenden Bruchsteinsockel. Auch die schräg anlaufenden, bei den Seitenschiffen nicht bis zum Dachansatz reichenden Strebepfeiler sind aus unverputztem Bruchstein aufgeführt. Sonst ist der gesamte Bau verputzt, wobei einzelne Steine und insbesondere die Entlastungsbögen sichtbar belassen wurden. Fenster und Profile sind aus hellem Tuffstein gefertigt und ebenfalls steinsichtig belassen. Über den Apsisfenstern wurden Ziegelsteine zur Erstellung der Entlastungsbögen verwendet.

Während sich im Obergaden doppelte, rundbo-gig geschlossene Fenster befinden, haben die Seitenschiffe doppelt gekuppelte, ebenfalls rund-bogig schließende Fenster, deren mittlere Öffnung gestelzt ist. Das jeweils vierte Joch von Westen ist querarmähnlich um einen knappen Meter aus der Flucht der Seitenschiffe herausgesetzt und übergiebelt, doch reicht die Giebelhöhe nicht über die Dachhöhe der Seitenschiffe hinaus. Im Inneren treten diese „Querarme" nur als Wandnischen in Erscheinung.

Die Kirche endet im Osten mit einem Halbjoch, welches nur einfache Rundbogenfenster aufweist. Die Hauptchorapsis ist ungegliedert; sie wird von fünf großen hochsitzenden Rundbogenfenstern durchbrochen. Die Apsis reicht in ihrer Höhe bis zum Ansatz des Obergadens. Die südliche Nebenchorapsis hat einen segmentbogenförmigen Grundriß und tritt kaum über die Flucht der Chorostwand hinaus. Das Langhausdach ist sehr steil und hat auf jeder Seite drei Dachgauben. Östlich an das Nordseitenschiff anschließend und die Hauptapsis mehr als halb umschließend, ist die Sakristei angebaut. Der weitgehend ungegliederte Westturm wurde vom Vorgängerbau übernommen. Im ehemals obersten Geschoß gibt es gekuppelte Öffnungen. Das abschließende verschieferte Glokkengeschoß, das auf jeder Seite drei Schallöffnungen aufweist, wurde erst 1913 aufgesetzt. Den Abschluß bildet ein aus dem Ouadrat ins Achteck übergeführter steiler Helm. Über dem Turmportal ist eine von zwei Säulen (Spolien?) gerahmte Inschrifttafel angebracht. Die Inschrift lautet:

„Diese Kirche/erbaut 1908-13 ist für/die gegenw. u. künftigen/Geschlechter ein beredtes/u. erfreul. Denkmal/schönster Eintracht zw./Hirt u. Herde".

Das Innere

Drei Westportale führen in das Innere der Kirche, eines durch die Turmhalle und die beiden anderen durch die Stirnseiten der Seitenschiffe. Der Innenraum wirkt hell und weiträumig.

Während das Mittelschiff mit querrechteckigen Kreuzrippengewölben abschließt, weisen die Seitenschiffe längsrechteckige Gratgewölbe auf. Die einzelnen Joche sind jeweils durch kräftige Gurtbögen voneinander getrennt, die auf Wandvorlagen aufsitzen. Diese Vorlagen setzen im Mittelschiff in 1/3 Höhe der Arkadenbögen an, durchschneiden das den Obergaden akzentuierende Gesims; kurz unterhalb dieses Gesimses springen die Vorlagen seitlich aus und werden bis zum Gesims von kurzen Säulchen flankiert.

Das Mittelschiff öffnet sich in breiten rundbogi-gen Arkaden zu den Seitenschiffen. Kurze, stämmige, etwas gebauchte Säulen über hohen quadratischen Sockeln tragen die Mittelschiffwände. Die Basen zeigen jeweils Wulst/Kehle/Wulst, die Deckplatten über den Kapitellen Wulst/Kehle/Wulst und die eigentliche Deckplatte. Die Kapitelle selbst haben abstrakt ornamentales bzw. stilisiertes vegetabiles Dekor.

Die Fenster der Seitenschiffe sitzen in rundbogigen Nischen, wobei diese im letzten östlichen Volljoch größer sind und nach außen springen10).

Ein Halbjoch leitet zum Chor über. Dieses Halbjoch ist am Ende des südlichen Seitenschiffs als Nebenchor mit segmentbogenförmig schließender Apsis ausgebildet, die von Säulen gerahmt wird. Der als Taufkapelle dienende Nebenchor ist querrechteckig überwölbt. Auf der Nordseite gibt es keinen Nebenchor, hier liegt der ebenfalls von Säulen flankierte Zugang zur Sakristei. Im Mittelschiff ist das Halbjoch tonnengewölbt und als Vorchorjoch zu verstehen. Ein dreifach gestufter Triumphbogen trennt den um drei Stufen erhöhten Chor vom Langhaus. An der Innenseite der ungegliederten Chorapsis läuft eine steinerne Sitzbank entlang.

In das westliche Joch des Mittelschiffs springt die Orgelempore über einem serlianaartigen Unterbau vor, doch dürfte dieses Motiv nicht der italienischen Renaissance, sondern vielmehr der französischen Romanik entlehnt sein. Zu denken wäre hier bspw. an die Portalsituation der Kirche SaintTrophime in Aries oder an Saint Gilles, die bspw. auch für die 1912-15 nach Plänen von Peter Marx (Trier) ausgeführte Kirche St. Martin „im Maar" in Trier vorbildhaft waren.

Kunsthistorische und historische Einordnung

Die Nikolauskirche in Mayschoß gehört zu den in Wilhelminischer Zeit gerade im Rheinland so zahlreich errichteten Bauten, die auf Stilelemente der Romanik, insbesondere der rheinischen Spatromanik und des sogenannten „Rheinischen Übergangsstils" rekurrierten. Die Verwendung solcher Stilelemente läßt sich schon seit Beginn des 19. Jh. beobachten, doch finden sich Bauten in (neu-)romanischen Formen häufiger erst nach der Jahrhundertmitte. Bedingt war das durch die Wandlungen in der historischen Architektur, innerhalb der sich erst allmählich fest umrissene Epochenstile herausbildeten.

Mit dem letzten Viertel des 19. Jh. begann die verstärkte Wiederaufnahme staufischer und stauferzeitlicher Bauformen, die - nicht nur für den Kirchenbau - beinahe schon verbindlich waren. Besonders Kaiser Wilhelm II. (1888-1918) favorisierte die stauferzeitliche Architektur und hier insbesondere die des Rheinlandes und der Eifel11). Die Neuromanik bekam während seiner Regierungszeit die Wertigkeit eines „Nationalstils" mit imperialem Charakter, wie zuvor schon die Gotik oder auch die „deutsche Renaissance". Man sah zu dieser Zeit durch das „Eindringen" der „französischen Gotik" zur Zeit des Interregnums die Entwicklung der Romanik als von außen unterbrochen und das Anknüpfen an diese Epoche bedeutete, besonders nach der Neugründung des Reiches im Jahre 1871, eine bewußte Wiederaufnahme des „staufischen Reichsgedankens".

Vor allem im linksrheinischen Gebiet, das immer wieder von Frankreich beansprucht und besetzt worden war, hatte die Verwendung romanischer Formen ursprünglich auch oft politische Gründe.

Was letztendlich zur Wahl des romanischen Stils beim Bau der Pfarrkirche in Mayschoß geführt hat ist bisher nicht bekannt. Der Architekt Theodor Hermann hat zur selben Zeit auch Entwürfe im gotischen Stil geliefert, so z. B. für die bereits erwähnte Pfarrkirche in Leubsdorf am Rhein (1905/06), doch war die Wahl des Stils wahrscheinlich auch hier vom Auftraggeber vorgegeben.

Konkrete Bauten, die als Vorbilder für St. Nikolaus zu benennen wären, gibt es wohl nicht, doch finden sich Ähnlichkeiten in Details sowohl zur Herz-Jesu-Kirche in Mayen als auch zur Kirche St. Peter und Paul in Remagen. Die Mayener Kirche wurde 1911/1912 durch Caspar Clemens Pickel errichtet, der auch die neue Kirche in Remagen entwarf, die zwischen 1900 und 1904 entstand.

Wohl kurz vor dem Jahr 1900 erbaute der Architekt de Bruyn -1897 Kreis-Bauinspektor in An-dernach - die katholische Pfarrkirche St. Bernhard in Kürrenberg, heute Stadtteil von Mayen. Die gekuppelten Fenster des (hier allerdings einschiffigen) Langhauses mit dem gestelzten Mittelbogen gleichen denen der Seitenschiffe in Mayschoß. Auch die Fenstergruppen der Seitenschiffe der Kirche in Wickrath (Stadt Mönchengladbach), die 1889 durch Julius Busch (Neuss) ausgebaut und 1897 erneut erweitert worden war, entsprechen weitgehend denen der Nikolaus-Kirche.

Ebenfalls die 1902-06 nach Entwürfen von Eduard Endler aufgeführte Kölner Kirche St. Michael besitzt im Obergaden vergleichbare Fenstergruppen und auch die Verwendung verschiedener Steinarten im Außenbau findet sich an dieser Kirche.

Die Nikolaus-Kirche von Mayschoß fügt sich somit als ein typischer Bau der späten Phase der Wilhelminischen Neuromanik in den Rahmen der regionalen Kirchenarchitektur, weist aber, wie diese, auch Elemente städtischer Kirchenbauten auf. Durch die Übernahme des alten Westturmes sowie die „malerische" Strukturierung des Außenbaues mit heimischen Materialien gehört sie aber gleichfalls in die Gruppe der Bauten, denen die Richtlinien des Heimatschutzes (sog. „Heimatschutzstil") zugrundegelegt wurden.

Ausstattung

Die Ausmalung der Kirche wird bestimmt durch die sandsteinrote Fassung der Architekturglieder (Säulen, Vorlagen, Rippen und Fensterrahmungen) und die hellgraue Fassung der Wandflächen mit aufgemalter roter Fugung. An den Kapitellen und Konsolen wurde teilweise auch gelbe und schwarze Farbe verwendet. In den Seitenschiffsgewölben gibt es Rankenmalerei in spätgotischer Art.

In der Halbkuppel der Hauptapsis findet sich eine Darstellung der Trinität mit Maria als Himmelskönigin zwischen Heiligenfiguren.

Die alte Pfarrkirche zu Mayschoß hatte zu Beginn des 19. Jh. eine reiche barocke Ausstattung, zu der beispielsweise zwei Altäre aus der aufgehobenen Franziskaner-Kirche in Bonn, daneben das Chorgestühl und die Emporenbrüstung aus der Klosterkirche von Marienthai sowie Leuchter und Paramente aus der ebenfalls aufgehobenen Klosterkirche in Villich gehörten. Die Ausstattung ging beim Neubau der Kirche zu Beginn dieses Jahrhunderts verloren. So verschwanden Teile des Chorgestühls um 1910 (Zeichnungen und Fotos sind im Denkmalarchiv Bonn vorhanden).

Altäre. Wie schon berichtet, hatte die Kirche nach den Plünderungen während des 30jähri-gen Krieges im Jahre 1637 einen neuen Hochaltar erhalten. 1684 gab es drei Altäre. Neben dem Hochaltar mit dem Nikolauspatrozinium waren das ein Altar des hl. Sebastian und ein Altar der schmerzhaften Muttergottes als Seitenaltäre. Fragmente dieser Altäre sind erhalten.

Der aus Trachyt gefertigte Taufstein des 16. Jh. hat die Grundform eines spätromanischen Kapitells. Konsolen leiten von der halbkugeligen Form zu dem sechseckig gebrochenen Rand über, der mit Wulst, Kehle und Platte versehen ist: auch diese Gestaltung folgt romanischen Vorbildern. An der Seite des Beckens ist das Wappen der Grafen v. Virneburg angebracht. Die Beckenhöhe liegt bei 65 cm. während der Durchmesser 100 cm beträgt. Der Fuß des Taufsteins ist wohl später erneuert worden. Verschlossen wird das Taufbecken von einem getriebenen Messingdeckel aus dem 18. Jh., der von einer Strahlensonne bekrönt wird.

Die Kommunionbank vom Beginn des 18. Jh. weist schöne geschnitzte Füllungen aus Akan-thuswerk mit Trauben. Ähren und Blumen auf. Sie wurde aus Kloster Marienthal übernommen. Mehr noch als die Kanzel ist auch die Kommunionbank durch die Aufteilung in mehrere Teile und die ungeschickte Aufstellung im nördlichen Seitenschiff entwertet.

Auch der kleine geschnitzte Orgelprospekt aus der 2. Hälfte des 18. Jh. könnte aus Marienthal stammen.

Die Gestühlswangen sind, ebenso wie der im südlichen Seitenschiff aufgestellte Beichtstuhl neugotisch.

Vorläufiges Werkverzeichnis des Architekten Theodor Hermann

Bisher lassen sich zehn Kirchen-Neubauten und -Erweiterungen von Theodor Hermann nachweisen; zwei dieser Entwürfe entwickelte er gemeinsam mit H. Hermann. Das Werk dieser beiden Architekten ist bisher noch nicht aufgearbeitet, es finden sich lediglich vereinzelte Hinweise in der Fachliteratur.

Die Kirchenbauten Theodor Hermanns standen anfangs ganz im Kontext der historistischen Architektur und auch nach dem 1. Weltkrieg bleiben historische bzw. historistische Stilvorstellungen noch weitgehend verbindlich für seine Planungen, wie der (zu seiner Zeit recht umstrittene) neubarocke Entwurf zur neuen katholischen Pfarrkirche in Dehrn an der Lahn beweist. Mehrfach versuchte Hermann durch Einbeziehung von Teilen der Vorgängerbauten den Forderungen der damaligen Denkmalpflege sowie den Ideen des Heimatschutzgedankens Rechnung zu tragen, wie es besonders beim Neubau der Kirche von Leubsdorf deutlich wird.

Die St. Nikolaus-Kirche in Mayschoß ist bisher der einzige nachgewiesene Kirchenbau Theodor Hermanns im Kreis Ahrweiler. Dehrn (Kr. Umburg/Lahn): Katholische Pfarrkirche, neubarock, ausgeführt 1925-26.

Qladbach (Kr. Neuwied): Katholische Kirche Maria Himmelfahrt, zweischiffiger neugotischer Bau, 1914. Hausen bei Waldbreitbach (Kr, Neuwied): Klosterkirche. Hesseln (Kr. Neuwied, Pfarrei Leubsdorf): Neue Kapelle, 1936-Leubsdorf (Kr. Neuwied); Katholische Pfarrkirche St. Walburga, neugotisch, in Formen der Spätgotik, Übernahme von Westturm und Teilen des Chores des Vorgängerbaus, 1905-1906-Mayschoß (Kr. Ahrweiler): Katholische Pfarrkirche St. Nikolaus, neuromanisch, Übernahme des alten Westturmes (zusammen mit H. Hermann), 1908.

Peterslahr (Kr. Altenkirchen): Katholische Pfarrkirche St. Peter, neuromanisch, das romanische Schiff abgebrochen und als südliches Seitenschiff des Neubaus wiederaufgebaut, der alte Turm beibehalten, 1901. Sankt Katharinen (Kr. Neuwied): Ehem. Zisterzienserinnen-Klosterkirche St. Katharina, nördliches Seitenschiff, 1912-13. Vettelschoß fKr. Neuwied): Katholische Pfarrkirche Sanctae Famlliae, 1898-1900.

Weitersburg (Kr. Mayen-Koblenz); Maria Immaculata-Kapelle (zusammen mit H- Hermann). 1902-04.

Anmerkungen:

  1. J. Ruland. Das Kloster Marienthal an der Ahr. Zu seiner Gründung vor 850 Jahren. In: Rheinische Heimatpflege, 24. Jg.. 4/1987, S. 256 - 260, hier S. 257.
  2. Ebd.S.258.
  3. Hasbanien, auch Hasbengau bzw. Hesbaye. ist eine Landschaft in den belgischen Provinzen Lüttich und Naumur, auf dem linken Ufer der Maas gelegen, die durch ihre große Fruchtbarkeit ausgezeichnet ist. Im 8. Jh. wurde die Region als "pagus Hasbaniensis" bezeichnet.
  4. ..Sedes proprie habitacionis«, vgl. W. Janssen, Burg und Territorium am Niederrhein im säten Mittelalter. In: H. Patze (Hg-). Die Burgen im deutschen Sprachraum, Sigmaringen 1976, Bd. l, S. 283 - 324, hier. S. 298.
  5. Vgl. J. GebhardüH. Neu/E. Renard/A. Verbeek. Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler (= Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, hrsg. von P. Clemen. Bd. 17/1). Düsseldorf 1938, S. 408.
  6. Ebd.
  7. Zitiert nach ebd., S. 408; dort wird die Vermutzung geäußert, daß mit dieser Formulierung die Umgestaltung von einer zweischiffigen Kirche zu einem Saalbau gemeint sei.
  8. G. Kinkel, Die Ahr. Eine romantische Wanderung vom Rheintal in die hohe Eifel (eingeleitet und hrsg. von H. Kochs. Neubearb. der 2. Aufl. von 1849). Köln 1976. S. 128.
  9. Es findet sich auch die Schreibweise "Herrmann«, vgl, z. B. Gebhardt/Neu/Renard/Verbeek 1938. S. 408.
  10. Vgl. oben, Beschreibung des Äußeren.
  11. Kaiser Wilhelm II. zählte die romanischen Kirchen von Andernach, Bonn, Köln, Limburg, Maria Laach, Schwarzrheindorf und Sinzig zu seinen »Lieblingsbauten«, die an Kirchenbauten der Wilhelminischen Zeit immer wieder zitiert wurden.
  12. R.A. Zichner (Die neue Baukunst seit Kiregsende dargestellt an Kirchenbauten der Diözese Limburg. Küssncht am Rigl, Düsseldorf und Wien 1931, S. 32 und 34) kritisiert die Stilwahl des Pfarrers, die »weder in den Bauwerken des Ortes oder des Schlosses Dehrn, noch in solchen seinerweiten Umebung begründet (ist), so daß der barocke Kirchenbau zumal in seiner äußeren aufdringlichen Gestalt, selbst von weitem gesehen, nicht in die Gegend paßt«; dem Architekten bescheinigt er gar "bedenkliche Armut an künstlerischer Phantasie«. (S. 34)