Für viele war es die wichtigste Entscheidung, die in der jüngeren Geschichte des Kreises Ahrweiler überhaupt getroffen wurde, und ein politischer Erfolg von außergewöhnlicher Dimension: Das Ausgleichsabkommen zwischen dem Bund und der Region Bonn wegen des Regierungsumzugs vom Rhein an die Spree wurde perfekt. Im Juni 1994 unterzeichneten Bundesinnenminister Manfred Kanther und Vertreter der Region Bonn den Vertrag. Und: Landrat Joachim Weiler unterschrieb die Urkunde für den Kreis Ahrweiler. Das heißt: Der AW-Kreis sitzt neben der Stadt Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis im Boot der Region Bonn".
2,8 Milliarden Mark fließen an Ausgleichsleistungen in die Region, 250 Millionen davon in den Kreis Ahrweiler. Der größte Teil der Arbeitsplätze von Bundesbehörden soll in Bonn bleiben. Neue Bundesbehörden werden angesiedelt. Außerdem: Der Kreis Ahrweiler erhält eine Fachhochschule des Landes Rheinland-Pfalz, die komplett vom Bund bezahlt wird.
Die Bundesregierung habe Wort gehalten und strebe eine faire Arbeitsteilung zwischen Berlin und Bonn an, betonte der Landrat. Dennoch hielt Weiler den Beschluß als solchen, die Hauptstadt und wesentliche Teile der Regierungsfunktionen von Bonn nach Berlin zu verlagern, nach wie vor für falsch". Im Kreis Ahrweiler werden die Ausgleichszahlungen jedenfalls als gutes Startkapital für die Zukunft gesehen. Immerhin gilt es, den Verlust von 22.000 Arbeitsplätzen in der Region auszugleichen.
Als Schlüsselprojekt und Kernbereich des Strukturwandels" bezeichnete Weiler die für den AW-Kreis zugesagte Fachhochschule des Landes Rheinland-Pfalz (FH). Der Mainzer Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner besuchte im März 1994 den Kreis Ahrweiler. Die Inhalte der FH konnte er schon grob umreißen. Zur Frage, wo sie innerhalb des Kreisgebietes gebaut werden soll, äußerte er sich nicht. Etwa 1.000 Studienplätze und 150 bis 180 Arbeitsplätze für Verwaltungspersonal, wissenschaftliche Hilfskräfte und Professoren sollen geschaffen werden. Die Kosten bewegen sich im Rahmen von 185 Millionen Mark. Bauaufträge, Unterhaltungsarbeiten und die Kaufkraft von den mindestens 1.000 zu erwarteten Studenten sollen dem Kreis Ahrweiler wirtschaftliche und strukturpolitische Impulse verleihen.
Wohin kommt die FH? Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner (Mitte) und seine Mitarbeiter (re.) konnten im März 1994 noch nichts Genaues zum Standort sagen. Sichtlich freute sich Landrat Weiler (li.) über die neue Fachhochschule im Kreis Ahrweiler.
Redaktioneller Hinweis: Dieses Heimatjahrbuch enthält einen eigenen, ausführlichen Bericht zum Bonn/Berlin-Beschluß des Deutschen Bundestages und seinen Folgen für den Kreis Ahrweiler: Landrat Joachim Weiler: Weichen für die Zukunft sind gestellt" (S. 25 ff.).