Trennung zwischen Fahrweg und Betrieb perfekt
Wolfgang Kroeger
Während der zurückliegenden zwei Jahre wandelte sich die Brohltal-Eisenbahn-Gesellschaft zu einem Verkehrsbetrieb, dem die überwiegende Aufgabe zukommt, den öffentlichen Personennahverkehr im Kreis Ahrweiler, besonders im Brohltal, durchzuführen.
Bei 9 Linien mit 22 Bussen wird auf einem Liniennetz von 270 km ca. ein Drittel des gesamten Landkreises Ahrweiler mit öffentlichen Verkehrsmitteln bedient. Täglich werden bei den Schul- und Linienfahrten 40 Schulen angefahren; jährlich 848.000 Beförderungsfälle im Schülerverkehr erreicht.
Allein im Jahre 1992 legten die Busse der Gesellschaft über 700.000 km an Gesamtfahrstrecken für den öffentlichen Personennahverkehr zurück. Insgesamt konnten im Jahre 1992 ca. 952.000 Beförderungsfälle registriert werden.
Durch verstärkte Einzelmaßnahmen ist eine Steigerung der Attraktivität erreicht worden, so daß die Beförderungszahlen insgesamt um über 6 Prozent gegenüber dem Vorjahr angestiegen sind. Die magische Zahl von 1 Million Beförderungen im Jahr ist nun wieder realistisch.
Optimiertes Verkehrsangebot der
Brohltal-Eisenbahn:
Neben den Buslinien werden die schwach ausgelasteten Fahrrouten durch Ruftaxis bei Bedarf
bedient.
Im Rahmen dieser strukturverbessernden Maßnahmen erfolgte eine intensive Überprüfung des Betriebszweiges Schiene". Hierbei mußte festgestellt werden, daß trotz der Einnahmen aus dem Güterverkehr und der Personenbeförderung im Ausflugverkehr Vulkan-Express" jährlich Fehlbeträge von mehreren 100.000 DM entstanden.
In den Überprüfungen zur Verbesserung der Struktur wurde auch die Möglichkeit untersucht, daß die Gesellschaft zwar Eigentümer der Anlage bleibt, jedoch nicht mehr Betreiber des Schienenverkehrs ist. Diese auch unter dem Begriff Trennung zwischen Fahrweg und Betrieb" erörterte Alternative stellt in Bezug auf die bestehende Rechtslage eine eisenbahnrechtliche Besonderheit dar. Die Eisenbahngesetze des Bundes und der Länder gehen nämlich im Grundsatz davon aus, daß Eigentümer und Betreiber identisch sind. Gerade hierin bestehen jedoch nach den Untersuchungsergebnissen der Gesellschaft die Hauptursachen für die jährlich entstehenden Fehlbeträge im Betriebszweig Schiene.
Im Rahmen von umfangreichen Verhandlungen sowohl mit den Aufsichtsbehörden, besonders dem Ministerium für Wirtschaft und Verkehr sowie den Institutionen des Eisenbahnverkehrs, wurden die Voraussetzungen für eine Trennung von Fahrweg und Betrieb bei der Brohltal-Ei-senbahn im einzelnen erörtert. Nach weiteren intensiven Vorbereitungen konnte im Jahre 1992 der neu gegründeten Gesellschaft, nämlich der Brohltal-Schmalspureisenbahnbetriebsgesell-schaft m.b.H., erstmalig vertraglich das Recht eingeräumt werden, den Betrieb des Schienenverkehrs auf den Anlagen der Brohltal-Eisen-bahn Gesellschaft aufzunehmen und eigenverantwortlich durchzuführen.
Mit einer weiteren Genehmigung des Ministeriums für Wirtschaft und Verkehr wurden anschließend auch für das Jahr 1993 die zur praktischen Umsetzung erforderlichen rechtlichen Voraussetzungen geschaffen.
Die nun vollzogene und praktizierte Trennung von Fahrweg und Betrieb ist auch für das Land Rheinland-Pfalz bisher einmalig. Mit dieser Rechtsgestaltung auf dem Gebiet des Eisenbahnwesens wurde auch im Hinblick auf das auf Bundesebene zu erwartende Konzept bei der Deutschen Bundesbahn Neuland beschritten.
Die schwierige Suche nach einem geeigneten Käufer für den Hafen fand zum Ende des Jahres 1992 ihren erfolgreichen Abschluß. Galt es doch, nicht nur den Hafen zu verkaufen, sondern auch den Hafenumschlag zu sichern. Denn ohne die Gewähr, daß die auf der Schiene transportierten Güter (ca. 40.000 to Phonolith im Jahr) auch im Hafen tatsächlich umgeschlagen werden, hätte der Schienenbetrieb nicht aufrechterhalten werden können. Dies hätte auch das Ende des Vulkan-Express bedeutet.
Mit Jürgen Maier, einem erfolgreichen Reeder, der selbst zwei Schiffe unterhält, fand man den gewünschten Kaufinteressenten.
Mit einem weiteren Kunden für den Hafenumschlag, der jährlich über 200.000 to Lava hier abtransportieren läßt, erscheint die Zukunft des Hafens gesichert und die Privatisierung erfolgreich abgeschlossen; besonders gilt dies, da auch das gesamte Hafenpersonal der Brohltal-Eisenbahn mit übernommen wurde.
Im Verlaufe des Jahres traf der Aufsichtsrat weitere wichtige Entscheidungen zur Verbesserung des Angebotes für den Öffentlichen Personennahverkehr. Im Jahre 1991/92 hatte die Gesellschaft bereits über 1,2 Mio DM in den Kauf von neuen Bussen investiert. Für das Jahr
1993 beschloß nun der Aufsichtsrat, die Verjüngung des Fuhrparkes fortzusetzen und erteilte die Zustimmung für den Kauf eines weiteren modernen Linienbusses. Gleichzeitig stimmte der Aufsichtsrat der Einführung des elektronischen Fahrschein- und Abrechnungssystems für das gesamte Liniennetz zu. Hierdurch wird die Gesellschaft in die Lage versetzt, der sich bildenden Nahverkehrsgemeinschaft beizutreten.
Den größten Anteil dieser hohen Investitionen kann die Gesellschaft erstmals seit Jahren tätigen, ohne Kredite hierfür in Anspruch nehmen zu müssen. Nur aufgrund der vorangegangenen Strukturveränderungen konnten solche Verbesserungen erzielt werden.
Der Gesellschaft wird es möglich, sich den neuen Anforderungen aus dem Nahverkehrskonzept des Landkreises Ahrweiler zu stellen. So läuft u. a. derzeit schon erfolgreich der probeweise Einsatz eines Ruftaxis in schwach besiedelten Räumen.
Die Bemühungen zur Aufrechterhaltung der Linienverbindung nach Mayen sowie des unmittelbaren Anschlusses an die Stadt Andernach werden fortgesetzt. Die kürzlich erstmalig eingeführte Brohltal-Urlauberkarte soll das Interesse an einem leistungsfähigem Liniennetz stärken.Gemeinsam mit dem Ahrtal-Ticket wird nun eine Lücke im Landkreis Ahrweiler geschlossen. Somit kann fast der gesamte Landkreis mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu günstigen Konditionen befahren werden. Über die kreisweite Fremdenverkehrsorganisation Bäder-, Wein-und Wanderland" werden auch die Feriengäste über diese Möglichkeit informiert.
Die Brohltal-Urlauberkarte steigerte die Attraktivität des Verkehrsangebotes.Mit der gleichzeitigen Übernahme der Aufgaben einer DB-Agentur für den Verkauf von Fahrkarten der Deutschen Bundesbahn konnte die Attraktivität der Gesellschaft für den ÖPNV weiter gesteigert werden, damit sie den Anforderungen an ein leistungsfähiges und zukunftsori-entiertes Nahverkehrsunternehmen gerecht werden kann.