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P. Basilius Sandner OSB
Vor 900 Jahren, 1093, wurde Maria Laach gegründet und bereits zwei Jahre später am 23. Oktober 1095 starb der Stifter Pfalzgraf Heinrich II. Da sich damals Kirche und Kloster noch im Bau befanden, wurde er zunächst im Kreuzgang vor dem Eingang zum Kapitelsaal beigesetzt. Diese Mitteilung verdanken wir dem bekannten Historiker Carl Ludwig Tolner. Er hat im Oktober 1699 die Abtei besucht und wurde von dem damaligen Prior, dem späteren Abt Clemens Aach, durch das Kloster geführt. Bei diesem Rundgang wurde ihm vor dem Kapitelsaal auch der große Stein" gezeigt, der damals noch die erste Grablege des Pfalzgrafen gekennzeichnet hat.1)
Grabplatte im Kreuzgarten der
Abtei: Vielleicht der große Stein",
der beim Besuch von Tolner die erste Grablege des Pfalzgrafen kennzeichnete
Eine wesentlich genauere Beschreibung dieses neuen Stiftergrabes in der Kirche hat uns P. Johannes Schöffer überliefert.3) Eine möglichst wörtliche Übersetzung lautet:
Von Abt Theoderich von Lehmen wurden die Gebeine des Pfalzgrafen Heinrich in die Kirche übertragen an den Ort in der Mitte des Kirchenschiffes, wo jetzt sein Mausoleum zu sehen ist. Zu Häupten des Grabmales wurde ein Altar errichtet zu Ehren der jungfräulichen Gottesmutier und der 10.000 Märtyrer.
Den Altar und den Rand des Grabmales umgeben nach Art eines Epigraphes Verse, die so zu lesen sind:
Im Jahr 1095 starb in Christus der erhabene Herr Pfalzgraf Heinrich, der in dieser Kirche bestattet ist. Er ist ihr Erbauer und hat das Gotteshaus Maria geweiht. Wir bitten Dich ehrfürchtig, Jesus, gib ihm die Freude des ewigen Lebens. Fürst soll er sein mit Dir im Himmel und er erhalte dort von Dir seinen Lohn.
Das Bild des Abtes Theoderich, der am Grab des Pfalzgrafen betet, umgeben folgende Verse:
Abt Theoderich, der die Treu vorbildlich liebte, ließ es errichten; Gott möge ihn schützen. Die eine Seite des Altares zur Tumba des Pfalzgrafen hin schmückte das Bild des Pfalzgrafen.
Neben ihm steht Adelheid die einen Ring zum Geschenk hochhebt und der Pfalzgraf übergibt der Gottesmutter die Kirche. Dazu folgende Verse:Der Pfalzgraf stiftet die Kirche als Geschenk an Maria zusammen mit Rieden, Bell und Bendorf, mit Kruft/Alken und Laach. Gib, Oh Gott, den Stiftern dieses Gotteshauses einen Platz im Himmel. Adelheid hat ihn unterstützt in Erwartung des himmlischen Friedens. Ihnen möge der Sohn Marions gnädig sein.
Auf der anderen Seite des Altars sehen wir den Pfalzgrafen Siegfried mit seiner Gemahlin Gertrud, der der Gottesmutter das Gotteshaus geschmückt mit drei Türmen überreicht. Dazu folgende Inschrift:
Ich, Siegfried, bestätige, was meine Vorfahren gestiftet und schenke dir, Jungfrau, Patronin, die Güter in Brabant dazu Meilen mit seinen Bewohnern. Gertrud schließt sich meinem Geschenk an. Sei uns Armseligen allezeit gnädig, heilige Jungfrau!
Diese Verse sind alle auf einer Tafel zusammengefaßt worden um das Jahr 1538 und diese Tafel ist am Grabmal angebracht worden, allerdings mit einigen Korrekturen und Änderungen.
Dieser Text aus den Annalen des Johannes Schöffer gliedert sich, wie der Druck schon zeigt, in zwei unterschiedliche Teile. Da haben wir einmal die kunsthistorische Beschreibung des Stiftergrabmals und dazwischen -etwas eingerückt- die entsprechenden Verse der Inschrift. Der so gegliederte Text läßt fast an einen Rundgang um die Grabanlage denken, von der einen Seite zum Fußende und von dort wieder auf der anderen Seite zurück zum Altar zu Häupten des Pfalzgrafen.
Eine genaue Rekonstruktion, wie das Stiftergrabmal des Abtes Theoderich ursprünglich ausgesehen hat, ist heute allerdings nicht mehr möglich. Doch lassen die überlieferten Beschreibungen der Mönche Wolfram und Johannes Schöffer und die Ergebnisse der Bodenuntersuchung, die im Jahre 1988 im Mittelschiff der Laacher Kirche durchgeführt wurde, folgende Überlegungen zu.4) Bei der Überführung der Gebeine des Pfalzgrafen Heinrich vom Kreuzgang in die Kirche wurden diese in einem Steinsarg beigesetzt, wie das im Rheinland seit der Römerzeit für hochgestellte Persönlichkeiten üblich war. Wie die Ausgrabungen beweisen, wurde dieser Steinsarg dann in der Mitte des Kirchenschiffes in die Erde gesenkt. Darüber lag auf einer erhöhten Steinumrandung, in die die zitierte Inschrift eingemeißelt war, die Holzplastik des Pfalzgrafen. Ein Vergleich mit dem Gilbertgrab in der Krypta der Laacher Kirche liegt nahe. Auch dort ruhen die Gebeine des seligen Gilbert, des ersten Abtes von Laach, in einem Steinsarg aus Tuff in der Erde. Darüber befand sich durch eine Steinumrandung erhöht des berühmte Gilbertmosaik, so wie man es heute im Bonner Landesmuseum bewundern kann. In den beiden überlieferten Beschreibungen wird auf die enge Verbindung zwischen dem Grab des Pfalzgrafen und einem Altar ad caput sepulcri", zu Häupten des Bestatteten, aufmerksam gemacht. Gerade diese Altarseite zum Grab hin scheint nach der Beschreibung reich ausgestaltet gewesen zu sein. Bei der im Text zweimal genannten Gottesmutter dürfte es sich um ein und dieselbe Figur gehandelt haben. Maria stand als Empfängerin der Weihegaben in der Mitte der Altarfront und von rechts und von links reichen ihr die Stifterehepaare Heinrich und Adelheid, Siegfried und Gertrud ihre Geschenke dar. Fraglich bleibt allerdings, wie wir uns das Bildnis des Stifterabtes Theoderich vorzustellen haben: als kleine Figur zu Füßen des Pfalzgrafen oder als eigenes Stiftermonument -der Abt in knieender Haltung- dem Grabmal gegenüber?
Stiftergrabmal mit Baldachin im Westchor, der seit 1947 wieder den Hochaltar - jedoch ohne Zwerggallerie - krönt
Pfalzgraf Heinrich II.Irgendwann - vielleicht im erwähnten Jahr 1538-hat man an diesem Stiftergrab eine einschneidende Änderung vorgenommen. Altar und Grabanlage wurden getrennt. Jetzt erst wurde das Grab des Pfalzgrafen mit dem Baldachin bekrönt, der hier eine Zweitverwendung gefunden hat und ebenfalls zur Zeit des Abtes Theoderich (1256-1295) geschaffen worden war. Jetzt holt man die Gebeine des Stifters aus dem darunter liegenden Erdgrab und bestattet sie in der neuen Steintumba, die nach den Maßen des Baldachin angefertigt wurde. Dabei wurde auch die Holzplastik des Stifters seitlich um je 15 cm und oben um 28 cm ergänzt und so dem neuen Sarkophag angepaßt.
Zu einer dritten Änderung kam es dann 1695. Damals wurde das Innere der Abteikirche ba-rockisiert und das Stiftergrabmal aus der Mitte der Kirche in den Westchor verlegt, der so weit abgesenkt wurde, daß Tumba und der krönende Baldachin dort abgestellt werden konnten. Ein vierter Eingriff erfolgte schließlich 1947. Die Grabtumba mit der kostbaren Stifterfigur verblieben im Westchor, der krönende Baldachin wurde aber in den Ostchor übertragen und hat so als Altarciborium vielleicht seine ursprüngliche Funktion wieder erhalten.
Anmerkungen:
Caroli Ludovici Tolneri, Histona Palatina. Frankfurt 1700
Paul Richter, Die Schriftsteller der Benediktiherabtei Maria Laach. Trier 1893 S. 107
P. Richter, a.a.O. S. 45
Regine Dölling. Reinhold Elenz. Das Stiftergrabmal in Maria Laach, Worms 1990 S. 6. Rainer Kahsnitz. Die Gründer von Laach und Sayh Fürstenbildnisse des 13. Jahrhunderts, Nürnberg 1992