Für den Ersten Kreisbeigeordneten Gerhard Steffens war es eine Premiere von historischer Bedeutung", als die Mitglieder des Kreistags erstmals in der 176jährigen Geschichte des Kreises Ahrweiler einen eigenen Landrat wählten. Joachim Weiler, bis dahin staatlicher Landrat und mit Ablauf des Vortages in den einstweiligen Ruhestand versetzt, wurde am 10. Januar 1992 zum kommunalen Landrat gewählt. Bei einer Enthaltung stimmten 28 der 42 Kreis-Parlamentarier für ihn. Regierungsvizepräsident Fritz Robischon überbrachte und verlas den Brief, mit dem Ministerpräsident Rudolf Scharping die Wahl Weilers zum kommunalen Landrat bestätigte.
Ermöglicht wurde dieser Vorgang durch das Landesgesetz zur Änderung der Landkreisordnung vom 7. Dezember 1990, mit dem die sogenannte Kommunalisierung des ehemals staatlichen Landrats eingeführt wurde: Der Kreistag wählt den Landrat - der Ministerpräsident hingegen bestätigt lediglich die Wahl. Früher war es umgekehrt: Der Ministerpräsident bestellte den Landrat - der Kreistag konnte nur noch zustimmen oder ablehnen.
Dies, so wurde in den Reden an jenem Freitag in der Kreisverwaltung deutlich, sei der Weg noch weiter fort vom preußischen Landrat als Repräsentant einer obrigkeitsnah geprägten Verwaltung. Der kommunale Landrat sei ein deutliches Zeichen zur Aufwertung der politischen Arbeit auf kommunaler Ebene, eine Möglichkeit zum selbstbewußten Auftreten gegenüber dem Land. Joachim Weiler selbst betonte, rein äußerlich werde sich wenig ändern. Doch sein Status als kommunaler Landrat bedeute doch ein Mehr an Bodenhaftung.
Der alte und neue Chef der Kreisverwaltung und Interessenvertreter des Kreises Ahrweiler gegenüber der Landesregierung in Mainz nannte als die wichtigsten Ereignisse seiner bis dahin dreijährigen Amtszeit: die Sanierung der Wasserversorgung im westlichen Kreisgebiet; der Abschluß der Konzessionsverträge mit dem RWE mit Blick auf die Gemeindefinanzen; der Baubeginn der Römervilla am Ahrweiler Silberberg; die bislang nicht erhöhte Kreisumlage;
Altenheim-Bauten in Sinzig und Bad Breisig; die Erweiterung der Berufsbildenden Schule Bad Neuenahr-Ahrweiler.
Und als kommunaler Landrat hat Joachim Weiler weitere Ziele im Visier: den Öffentlichen Personen-Nahverkehr; den Komplex Umweltschutz; den Nürburgring als Kern einer zukünftigen Entwicklung im Westteil des Kreises; den Lückenschluß der A 1; eine Lösung des Problems der beiden Gymnasien in der Kreisstadt; vor allem aber die Zukunft des Kreises Ahrweiler nach dem Bonn-Berlin-Beschluß.
Joachim Weiler (l.) ist der erste
kommunale Landrat des Kreises Ahrweiler.
Kreisbeigeordneter Gerhard Steffens gehörte nach der Wahl zu den ersten Gratulanten.