Pädagoge, Heimatforscher und erster Kreisarchivar
Dr. Paul Krahforst
Vor nahezu 45 Jahren verstarb am 15. April 1948 Oberstudienrat Albert Federle. Er wurde unter großer Anteilnahme von Generationen seiner Schüler, der Kollegen des Gymnasiums und der Bevölkerung auf dem alten Friedhof in Ahrweiler beigesetzt. Nach Weidenbach, Dr. Joerres und Professor Wirtz war Albert Federle zum weiteren profunden Kenner unserer Heimatgeschichte geworden. Besondere Verdienste hat er sich als erster Herausgeber des Heimatjahrbuches des Kreises Ahrweiler und als erster Kreisarchivar erworben.
Im Jahre 1926 erschien zur Erinnerung an die Jahrtausendfeier der Rheinlande der Jubilä-ums-Heimat-Kalender des Kreises Ahrweiler." Er wurde im Auftrag der Kreisverwaltung von Studienrat Albert Federle herausgegeben. Im Geleitwort hob der damalige Landrat Dr. Meyers hervor, daß der ehrenamtliche Kreisarchivar Federle dabei die Hauptlast der Arbeit als Herausgeber getragen hat. DamitwarderGrund-stein für das Standardwerk des heutigen Heimatjahrbuches gelegt, das dem interessierten Leser in einem reichgefächerten Spektrum heimatkundlichen Lesestoff auf beachtlichem Niveau unterbreitet. Federle schuf gewissermaßen den Prototyp, nach dessen Muster die Heimatkalender des Kreises unter weiterer Fortentwicklung gestaltet wurden.
Albert Federle in dem von ihm eingerichteten Kreisarchiv.
Das Archiv des Kreises Ahrweiler war im Jahre 1925 zunächst als Sammelstelle für die heimatpflegerischen Aufgaben der Kreisverwaltung eingerichtet worden. Es fehlte jedoch im Landratsamt an geeigneten Räumlichkeiten. Das aus der preußischen Zeit seit 1815 überkommene Schriftgut lagerte zerstreut auf Dachböden, in Kellerräumen und in anderen für eine Auswertung kaum zugänglichen Bereichen. Die Ordnung der Archivalien, sowie eine zweckmäßige Asservierung und Erforschung der Urkunden und der historischen Akten gestaltete sich damit für den Kreisarchivar Federle außerordentlich schwierig. Es war daher ein Glücksfall, als im Jahre 1938 die Kreisverwaltung unter Mitwirkung des Kreisausschußinspektors Christian Ulrich, des späteren Bürgermeisters von Ahrweiler, im Keller unter dem Sitzungssaal des Landratsamtes moderne Archivräume einrichtete. Federle hat selbst im Heimatjahrbuch 1939, S.27 f., eingehend beschrieben, wie dieses Archiv aufgebaut, geordnet und für die Auswertung der Quellen beschaffen war. Aufgenommen wurde unter anderem auch der wertvolle Nachlaß von Professor Wirtz, der im Jahre 1926 Federle zu treuen Händen übergeben worden war. Das von Federle mustergültig aufgebaute neue Archiv galt damals als das besteingerichtete Kreisarchiv der Rheinprovinz. Federle, der selbst qualifizierte fachliche Kenntnisse aufzuweisen hatte, fand Unterstützung durch das Staatsarchiv Koblenz und den damaligen Ar-chivberaterder Rheinprovinz Reichsoberarchivrat Dr. Kisky.
Neben dem Kreisarchiv betreute Federle auch das historische Archiv der Stadt Ahrweiler und wurde zum Stadtarchivar ernannt. Aus den Quellen beider Archive, insbesondere aus den alten urkundlichen Belegen des Stadtarchivs holte er in akribischer Forscherarbeit das frühere Leben in unsere Heimat in vielfältiger Weise aus dem Dunkel der Vergangenheit hervor.
Aus dem Ahrweiler Stadtarchiv wertete er neben vielen Einzelurkunden insbesondere die von 1602 bis 1790 meist in Folianten gebundenen Ratsprotokolle, die alten Weistümer, die Stadtrechnungen von 1487 bis 1510 und die von den Kölner Erzbischöfen erlassenen Ordnungen für die Stadt Ahrweiler aus.
Es hieße der Persönlichkeit des Albert Federle nicht gerecht werden, wenn man nicht kurz auf seinen beruflichen Werdegang und sein pädagogisches Wirken einginge. Federle, der am 16. November 1880 in Kleve geboren wurde, erhielt nach dem Staatsexamen in Jahre 1905 die Lehrbefähigung für die Fächer Latein. Griechisch und Geschichte. Am 12. April 1910 wurde er am Progymnasium Ahrweiler-Neuenahr" durch den Direktor Professor Dr. Leyhausen in die vakant gewordene Stelle des verstorbenen Oberlehrers Professor Münster eingeführt. Am 27. November 1942 wurde erzürn Oberstudien-rat ernannt. In den letzten Kriegsjahren leitete er die Schule, nachdem der am 28. Juli 1944 verstorbene Oberstudiendirektor Dr. Flam zuvor über längere Zeit schwer erkrankt war.
Lange Jahrzehnte hat er seine Schüler erfolgreich unterrichtet und viele von ihnen zum Abitur geführt. Er war unter anderem sehr beliebt wegen seiner Gutmütigkeit, aber auch wegen seiner anschaulichen Erzählungen und Berichte, die sich nicht nur auf den durch die Lehrpläne vorgegebenen Unterrichtsstoff erstreckten. Er verstand es ausgezeichnet, die oft trockenen Lehrinhalte in humorvoller, spannender Weise so aufzulockern, daß er den Spruch auf dem Portal der alten Schule lebendig werden ließ: Non scholae sed vitae discimus" (Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir). Als Autor trat Albert Federle mit zahlreichen Veröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschrif ten hervor. Besonders erwähnenswert ist der Artikel Die Huteneinteilung im alten Ahrweiler" in Rheinische Vierteljahrsblätter 1948, 219 f.. Auch hielt Federle viele Vorträge in Ahrweiler und Umgebung, aber auch auswärts, über heimatkundliche Themen.In den Heimatjahrbüchern des Kreise Ahrweiler hat Albert Federle folgende Aufsätze veröffentlicht:
Aus dem Leben in Ahrweiler vor 200 Jahren
1926 165
Von der Bürgeraufnahme im alten Ahrweiler
1927 102
Städtische Leistungen für kirchliche Zwecke
1928 105
Das Wappen des Kreises Ahrweiler
1936 15
Gute und schlechte Weinjahre an der Ahr
1936 25
1050 Jahre Gierenzheim
1936 53
Vom Weinbau, Weinhandel und Weinausschank im alten Ahrweiler
1936 62
Kreiswegebau einst und jetzt
1936 147
In Ahrweiler vor 300 Jahren
1937 73
Der Abzug der Franzosen aus Remagen im Januar 1814
1937 114
Aus den Anfängen unserer Kreisverwaltung
1938 36
Wie das Räuchern der Weinberge an der Ahr eingeführt wurde
1938 45
Vor 300 Jahren: Schutz des Weinbaues im alten Ahrweiler
1938 48
Das neue Kreisarchiv in Ahrweiler
1939 27
Die Einäscherung der Stadt Ahrweiler durch die Franzosen im Jahr 1689
1939 61
Die Landräte des Kreises Ahrweiler 1816 - 1940
1940 47
Weinspenden im alten Ahrweiler
1940 164
Brandschutz im alten Ahrweiler
1940 168
Eine Landratswahl vor 100 Jahren
1941 41 Der Marktplatz im alten Ahrweiler
1941 111
Vom Ahrbrückenbau in den Jahren 1740 und 1741
1941 128