Karlheinz Korden
Die Stadt Adenau, insbesondere von ihren Bewohnern stolz und liebevoll »Johanniterstadt« genannt, birgt in ihrer Geschichte viele und interessante Verbindungen zu jenem Orden, der mit seinen edlen Zielen noch heute besteht. Im letzten Herbst hatte eine größere Gruppe, vorwiegend Adenauer Bürger die Gelegenheit, der schönen Mittelmeerinsel Malta einen Besuch abzustatten, um dort den Spuren der Vergangenheit und den Bindungen bis nach Adenau zu folgen.
Die historische Bedeutung des Johanniterordens für die Insel Malta und für ihre kulturelle Entwicklung war so groß, daß man noch heute überall die Tätigkeit und die Spuren dieses edlen Ordens erkennt. Für die Adenauer Reisegruppe war es daher zunächst einmal sehr interessant, Wissenswertes über den Orden und letztlich seine Verbindung nach Adenau zu erfahren: Bereits im Jahre 1070, also noch vor dem ersten Kreuzug, schlössen süditalienische Kaufleute mit arabischen Stämmen einen Vertrag, der ihnen die Einrichtung eines dem hl. Johannes gewidmeten Pilgerhospitals in Jerusalem gestattete. Die Mönche, denen dort die Krankenpflege oblag, nannten sich bald darauf Johanniter. 1099 gründete Meister Gerhard den »Ritterorden des Hospitals vom hl. Johannes von Jerusalem«. Anfang des 12. Jahrhunderts wurden das Hosptial und seine Satzung sowohl vom Papst als auch vom König von Jerusalem anerkannt, und eine päpstliche Bulle des Jahres 1154 gab dieser Einrichtung offiziell die Verfassung eines Ordens, des »ordo militiae S. Joannis Baptistae hospitalis«. Neben den Priestern und Brüdern, die sich der Krankenpflege widmeten, bestand der Johanniter-Orden aus kampferprobten Rittern, deren gewähltes adeliges Oberhaupt seit 1287 den Titel »Großmeister« führte. Schon im 13. Jh. verfügte der Orden etwa über 10 000 Ritter und über rund 20 000 dienende Brüder.
Wie entstand nun die Verbindung des Ordens zu Adenau? Graf Ulrich von Are (von 1130 bis 1169 als Graf v. Are vorkommend) ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten für die Adenauer Geschichte. Er ruht im alten Teil der Adenauer Pfarrkirche. Bis zum Jahre 1160, der Fertigstellung der prächtigen Nürburg auf dem schon 943 erwähnten Mons Nore (der Nürburg), residierte der Graf auf seinem Herrenhof in Adenau, dessen jüngster Bauteil die heutige Comturei ist. Es scheint wenig wahrscheinlich, daß Graf Ulrich, der sich fortan Graf von Nürburg nannte, an den in seine Zeit fallenden Kreuzzügen teilgenommen hat. Er dürfte jedoch die Bedeutung und die christlichen Ziele des Johanniter-Ordens erkannt haben. Im Jahre 1162 schenkte er dem Johanniterorden seinen Hof nebst weiteren umfangreichen Gütern. So wurde Adenau die erste feste Niederlassung des Ordens in Westdeutschland.
So war den Adenauer Reisenden in Malta das überall zu sehende Johanniter- oder Malteserkreuz kein fremder Anblick, findet man es doch auch zu Hause, nicht nur in den Kirchenfenstern der Pfarrkirche. Die Johanniter haben vor allem die kulturelle Geschichte der Insel Malta geprägt, prächtige Kirchen und Kathedralen tragen ebenso ihre Handschrift, wie gewaltige Befestigungsanlagen vornehmlich im Hafen von Valetta. Von den vielen besichtigten Bauwerken war sicherlich das eindrucksvollste der Großmeisterpalast und die Kathedrale des Hl. Johannes (St. John's) in Valetta. Sie war früher die Klosterkirche der Ordensritter und stellt heute den geeigneten Rahmen für das berühmte Gemälde des Michelangelo Merisi da Caravaggio (die Enthauptung Johannes des Täufers) dar, ein Bild, das von Kunstkennern in der ganzen Welt als das Gemälde des 17. Jhds. bezeichnet wird.
Neben den vielen Besichtigungen auf der ge-schichtsträchtigen Insel, deren heidnische Tempel gar älter als die ägyptischen Pyramiden sind, verstand man, nicht zuletzt durch die Initiative von Bürgermeister Schiffarth, auch andere Bindungen zu knüpfen. Die Adenauer folgten gerne einer Einladung des Deutsch-Maltesischen Zirkels, wo man gespannt den Ausführungen des Deutschen Botschafters folgte, der später die Reisegruppe auch in seine Residenz einlud. Inzwischen haben sich die Bindungen zwischen der Johanniterstadt Adenau und der Johanniterinsel Malta weiter gefestigt, weitere Pläne wurden geschmiedet und Austauschprogramme geplant. Zur Zeit laufen bereits Pläne, im Jahre 1989 Adenauer Musikvereine zu einem Besuch nach Valetta zu schicken.
Eine erlebnisreiche Reise zum Zentrum des Mittelmeeres auf den Spuren der Johanniter war für alle Teilnehmer unvergeßlich und viele werden ihr Versprechen wahrmachen, die Insel Malta nochmals zu besuchen.