Diese Eigenschaft hatten auch verschiedene Ortsgruppen des Eifelvereins bereits vor rund 100 Jahren in die Planung einbezogen, um an Wanderwegen durch Aussichtstürme einen schönen Rundblick zu schaffen. So hatte die 1905 gegründete Ortsgruppe Ahrweiler des Ei-feivereins schon im Winter 1907/08 den Bau eines solches Aussichtsturmes mit Schutzhütte auf dem 506,5 m hoch gelegenen höchsten Punkt der Ahrweiler Gemarkung, »dem Häuschen«, geplant. Auf Antrag der Ortsgruppe Ahrweiler bewilligte der Stadtrat das für den Bau erforderliche Eichenholz und ließ 24 mächtige Stämme im Stadtwald einschlagen.
Zur Finanzierung der Baukosten hatten die Ahrweiler Mitglieder inzwischen schon 500 Mark gesammelt, auch von der Ortsgruppe Bonn war ein Betrag von 50 Mark angekündigt, und der Ahrweiler Verschönerungsverein spendete weitere 200 Mark. Der fehlende Restbetrag wurde durch ein Darlehen aufgebracht.
Zum weiten Rundumblick über die Baumwipfel hinunter ins
untere Ahrtal
lädt der "Häuschen-Turm" ein.
»Und so steht denn heute auf hoher Warte an diesem Tore der Turm; nehmen Sie das Bauwerk in Ihre Obhut; möge aber auch Gottes Hand und des Wetters Gunst über ihm walten, damit er auf lange Jahre für viele frohe Wandersleute der Wegweiser sei aus und zu unserem herrlichen Tal, nach und von den Fluren, das walte Gott!« Unter großem Beifall wurde der Turm auf den Namen »Eintracht Turm« getauft.
Anschließend sprachen Bürgermeister Blume und der Vorsitzende Alfred Dahm zu den Wanderern. Es wurde auch ein Telegramm der Ortsgruppe Köln des Eifelvereins vorgelesen, in dem 75 Wanderfreunde, die im Westerwald unterwegs waren, ihre Glückwünsche übermittelten. Der Vorsitzende des Hauptvereins, Landrat Dr. Kaufmann, beglückwünschte die Ahrweiler Eifelfreunde mit den Worten: »Und nun fleißig >Frisch Auf< zum Eintracht Turm«.
Ein besonderer Dank ging an die Adresse des Ramersbacher Gastwirtes Gottfried Münzer, der als Nachfolger von Peter Bockshecker die dortige Gastwirtschaft erst kurz vorher übernommen hatte. Einige Fässer mit Maibowle waren von ihm für diese Einweihungsfeier gestiftet worden, was die Anwesenden sehr zu schätzen wußten. Später dachte sicherlich noch mancher Wanderer an die schöne Einweihungsfeier zurück.
Fast vier Jahrzehnte erlebten die Wanderfreunde den Blick vom Turm über die Eifelberge, das Ahrtal und den Westerwald.
Im zweiten Weltkrieg bekam der Turm noch eine andere Verwendung, indem hier eine Feuerwache postiert wurde. Johann Josef Mies, der 1918 die Gastwirtschaft in Ramersbach von der Ww. Münzer gekauft hatte, war als Jagdaufseher beauftragt, von hier, besonders in der Nacht, Ausschau zu halten, um eventuelle Brände zu lokalisieren und zu melden.
Gegen Kriegsende wurde auf dem Turm noch kurze Zeit eine Funkstelle der Wehrmacht eingerichtet. Im Frühjahr 1945 wurde der »Häuschen-Turm« mit Benzin übergossen und in Brand gesteckt.
Die Reste des zerstörten Turmes fanden noch eine nützliche Verwendung. Als Emil Thelen aus Ramersbach nach dem Kriege aus der Gefangenschaft nach Hause kam, holte er sich die noch brauchbaren Reste der verkohlten Eichenstämme, brachte diese in ein Sägewerk und ließ sich aus den Brettern einen Kleiderschrank anfertigen, der noch heute als letzter Überrest vom ersten Turm erhalten ist und seinen Dienst tut.
In den nachfolgenden 20 Jahren hatte jeder seine eigene Aufbauarbeit zu verrichten und so konnte erst 1956 der Turm wieder aufgebaut werden. Hier berichtet die Vereinszeitschrift des Eifelvereins in der Ausgabe Nov./Dez. 1956:
»Der Häuschen Turm, erstmals errichtet im Jahre 1908, im zweiten Weltkrieg zerstört, ist am 30. Sept. d. J. nach endgültiger Wiederherstellung durch den Stadtbürgermeister von Ahrweiler eingeweiht worden. Die Feier war sehr getrübt durch anhaltenden Regen, immerhin waren etwa 200 Personen, darunter Mitglieder der Eifelvereinsgruppe, in großer Zahl erschienen. Nachdem der Bürgermeister die Vorgeschichte, die sich an die Erbauung des ersten Turmes knüpft, dargelegt hatte, übergab er den Turm in die Obhut der Festversammlung und der Ortsgruppe des Eifelvereins. Mit diesem Bauwerk, das einen Rundblick auf die heimatliche Eifellandschaft mit den anschließenden Rheinhöhen und den Ahrbergen gewährt, ist unter Einschluß von EVA und Alfred-Dahm-Turm das Wiederaufbauprogramm der Stadt in glücklicher Weise gelöst worden«.
Auch heute noch, 80 Jahre nach der Erbauung des ersten Turmes, ist der »Häuschen«-Turm für die Eifelwanderer ein Begriff. Er liegt nicht nur am Hauptwanderweg 11 Sinzig-Monschau, sondern ist auch in das Wandernetz der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler integriert. Und heute wie damals begeistert der Panoramablick von der Plattform des Turmes über die waldreiche Ahreifel, das Weichbild von Bad Neuenahr-Ahrweiler, das untere Ahrtal mit der Grafschaft, bis hin zum Siebengebirge und den Höhen des Westerwaldes.