Ein Beispiel privater Denkmalpflege Diethard Bahles
Fast wäre das im Volksmund als »Winzerhäuschen« bezeichnete Bauwerk untergegangen, das über ein Jahrhundert die alte Weinlage zu Füßen der Landskron zierte. Doch dank des Engagements von Berthold Linden, Winzer aus Heimersheim, wurde die Wiederherstellung in Angriff genommen, so daß dieser einmalige Weinbergstempel bald im alten Glanz erstrahlen wird.
Das Bauwerk wird von Paul Clemen in dem 1938 erschienenen Band "Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler« gewürdigt und wie folgt beschrieben:
»An der Ahrstraße klassizistisches Weinbergshaus: Eingeschossiger Verputzbau mit Vorhalle auf drei Holzsäulen toskanischer Ordnung, Tür und zwei rundbogigen Fenstern an der Straßenseite (abgebildet: Jb. d. Kr. Ahrweiler VI, 1938, S. 47)" In diese Beschreibung schlich sich allerdings ein Fehler ein; denn es waren, wie das dort zitierte Foto und auch der Befund bei den Restaurierungsarbeiten zeigte, stets vier Säulen.
Gleichfalls wurde im Vorfeld der Restaurierungsarbeiten festgestellt, daß der Giebel ursprünglich gedrungener war und sich darin, als gestalterisches Element, eine ovale Fensterdekoration befand.
Unter dem Häuschen liegt ein Weinkeller, der zunächst 27 m in den Berg reicht und dann in einen weiter nach links führenden 40 m langen Stollen mündet. In den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges wurde dieser Felsenkelter als Schutzraum genutzt. Später befand sich hier für einige Jahre ein Reifenlager.
Das Weinbergshäuschen entstand um die Mitte des vorigen Jahrhunderts, im aufkommenden Industriezeitalter, als eine Welle der Nostalgie erwachte und man sich der historischen Bauten entsann. Es ist sicher nicht von ungefähr, daß ein weiterer klassizistischer Bau am Fuße der Landskron steht: das Heppinger Brunnenhaus, einige Jahre früher erbaut und ebenfalls von Paul Clemen als Kunstdenkmal gewürdigt.
Bei den Untersuchungen der ausgedehnten Kelleranlage unter dem Weinbergshäuschen entdeckte man zu aller Freude nicht nur einen fehlenden Säulenstumpf, sondern vor allem den alten Torbogen aus Basalt, mit Aufschrift und Datierung. Hieraus ergab sich dann 1853 als vermutliches Erbauungsjahr. Außerdem belegte die Inschrift »Weinkeller v. Wilh. C. Brohl in Heimersheim« die volksläufige Bezeichnung »Brohls Keller« für diese Anlage, die an die Familie des Wilhelm Brohl erinnert, der in Heimersheim am Marktplatz wohnte. Das Weinbergshäuschen wechselte im Laufe der Zeit den Eigentümer und erlitt ein wechselndes Schicksal. Schließlich, nachdem der kleine Bau unter seinem Besitzer als Sommersitz eine kurze Blütezeit erlebt hatte, verkamen Bau und Räumlichkeiten. Nachtschwärmer richteten sich hier ein und mutwillige Jugendliche zerstörten in Unwissenheit diese klassizistische Kostbarkeit.
Fast hätte die Weinbergsflurbereinigung das Ende für diese einmalige Anlage im nördlichen Rheinland-Pfalz gebracht. Zum Glück erwarb, als dem Bauwerk aus Gründen der Sicherheit an der B 266 ein Abbruch drohte, Berthold Linden das Anwesen, um es zu restaurieren und einer weinverbundenen Nutzung zuzuführen.
In der Folge machten sich Stadt, Kreisverwaltung und die Handwerker nach langen Verhandlungen daran, den Verfall aufzuhalten. Das Landesamt für Denkmalpflege unterstützte wohlwollend das schwierige Vorhaben. Eine fachlich detaillierte, geschichtliche Darstellung war in Mainz mit ausschlaggebend, die private Initiative zu fördern.
Bald wieder im alten Glanz: Das Weinbergshäuschen am Fuße der Landskron
Die Säulen und das Dach wurden ausgebessert bzw. neuerstellt. Die alten Schottelpfannen stellte ein Mitbürger zur Verfügung. Putz, Fenster und Türen mußten erneuert werden. Der alte Torbogen konnte wieder eingesetzt werden. Das Tor mit Beschlägen ziert nun, nach über 80 Jahren, wieder das Gebäude. Außen machte die Räumung der Felsbrocken aus Flurbereinigungszeiten viel Arbeit. Das Gußgeländer aus der berühmten Sayner Hütte war zu reparieren und neu anzubringen.
Im Rund der schönen Anlage wird ein Weinberg in alter Art entstehen. Die das Ensemble flankierenden Treppenaufgänge sollen noch gesäubert werden und erhalten bleiben. Das stimmungsvolle Bild kann zudem mit rahmenden Lebensbäumen eindrucksvoll den Willen der Erbauer erkennen lassen: südländische Stimmung im Weinberg bei Heimersheim - »ein Stückchen Toskana in der Weinlandschaft der Ahr«. Nach der endgültigen Fertigstellung ist der Weintempel vom Rotweinwanderweg aus erreichbar und zum Ausschank von edlen Gewächsen der Umgebung bestens geeignet. Zudem soll der Keller wieder der Weinlagerung und der Repräsentation dienen. Der kleinste Weinberg-Stuhl im Felsental kann dann auch wieder bestaunt werden.
Aus denkmalpflegerischer Sicht bleibt abschließend zu würdigen, wie hier private Initiative, unterstützt von den öffentlichen Stellen, wie Amt für Denkmalpflege, Kreis und Stadt, aber auch getragen vom öffentlichen Bewußtmachen durch die Presse, ein für die Weinlandschaft des Ahrtals und gleichzeitig kunsthistorisch interessantes Bauwerk erhalten blieb.