Umweltschutz — einmal anders gesehen
Kunstwerke aus dem Laacher Kloster im Kreise Ahrweiler
P. Emmanuel v. Severus OSB
Am 18. Mai 1982 versammelte sich die Klostergemeinde von Maria Laach am Spätnachmittag nicht wie gewohnt in der St. Nikolauskirche im Klostergarten zur althergebrachten Bittprozession. Der Ausgangspunkt des Flurgangs war dieses Mal die alte Linde an der Abzweigung des Krufter Wegs von der L 113 von Maria Laach nach Mendig. Dort war im Frühjahr ein neuer Bildstock aufgestellt worden, der den seit
1897 an dieser Stelle errichteten ersetzen sollte. Verkehrsunfälle, Mutwille und die Unbilden des Wetters und der Zeit hatten diesen einige Jahre zuvor so beschädigt, daß er entfernt werden mußte. Für den Kenner der Klosterchroniken ist es ein unverständlicher Vorgang, daß der Anlaß zur Aufstellung des früheren Bildstocks, von den Mönchen und vom frommen Volk der Umgebung schlicht »Josefsbildchen« genannt, nirgendwo genau aufgezeichnet wurde. Die mündliche Überlieferung führt bis heute zwei Anlässe an: den ungewöhnlich trockenen Sommer des Jahres 1896, der den Ernteertrag weit unter den Durchschnitt sinken ließ; als anderer Grund wird berichtet, es sei im gleichen Jahre gelungen, die hohe Schuldenlast, die seit der Wiederbesiedlung des Klosters Laach im Jahre 1892 auf der Abtei lag, zu tilgen. Vielleicht haben beide Motive zusammengewirkt und ist das eine manchmal mehr als das andere betont worden.St. - Josef- Bild, Maria Laach
Fotos: O. Kettenberger
St-Matthias-Statue, Bad Bodendorf
Der neue Bildstock, ein Werk des Laacher Bildhauers Hans Gerd Biermann (geb. 1933 in Mendig), griff diese Motive auf: die gut in die schützende Linde hineinkomponierte Statue des heiligen Josef aus Basaltlava (Abb. 1) überragt den Jesusknaben, der durch den Segensgestus seiner rechten Hand doch als der bezeichnet ist, an dessen Segen alles gelegen ist. An diesem Ort freilich vor allem der Segen für die Flur des Laacher Seetals, durch fünf Ährenhalme am Fuß beider Gestalten angedeutet. Die Hand des Nährvaters weist auf sie hin — auf seine Fürsprache soll Saat und Ernte gesegnet sein, so hat es der Künstler gut und theologisch korrekt zum Ausdruck gebracht. Dem gerechten Joseph aus Galilaea war der Schutz des Knaben und Gottessohnes Jesus anvertraut, so soll sein Schutz auch über dem Laacher Seetal und seinen Bewohnern stehen. Ist es Phantasie des Betrachters oder Absicht des Künstlers, wenn das Gewand des Jesusknaben an eine Mönchskutte erinnert? H. G. Biermann wird nicht zustimmen, wenn man in seine Skulptur allzuviel hineindeutet, aber er wird nichts gegen fromme Gedanken haben, die sein Werk anregt. Wer aber ist der Künstler, dem Abt Adalbert Kurzeja vor der Weihe des neuen Bildstocks für das wohlgelungene Werk dankte? H. G. Biermann stammt aus einer Künstlerfamilie, die man von ihren Mitgliedern und Werken her zurecht als eine des Laacher Seetales und der Ahr- und Brohlregion bezeichnen kann.Er wuchs in Laach auf, wo sein Vater Alphons Biermann (1906 -1977), ein Neffe und Schüler des Laacher Bildhauers und Mönches Reinhold Teutenberg (1864 -1935), des Münchener Bildhauers Prof. Georgii und des Mayener Professors Burger, seit 1929 in den Werkstätten des Klosters arbeitete und 1937 die Bildhauerei als Leiter übernommen hatte. Seit 1953 hat H. G. Biermann nach abgeschlossener Lehre in Münster, Zürich und Mayen studiert und der 1958 als Meister der Steinmetz- und Bildhauerkunst abgeschlossenen Ausbildung noch ein Studium der Bildhauerei und Architektur an der Hochschule für bildende Künste in Berlin angefügt und 1964 mit dem Examen als Werkarchitekt erfolgreich beendet. Seit 1964 arbeitete er zunächst mit seinem Vater gemeinsam in den Kunstwerkstätten der Abtei Maria Laach, deren Bildhauerei er seit 1977 verantwortlich leitet. Neben vielen Arbeiten für Kirchen im Bereich des Kreises Ahrweiler schuf H. G. Biermann unter anderem das St. Bernhardsrelief aus Schiefer in der St. Bernhardskapelle in der Kempenicher Flur 1974 und 1981 die St. Matthiasstatue aus Muschelkalk für die St. Matthiaskapelle in Bad Bodendorf (Abb. 2) und das Kriegerehrenmal für die Gemeinde Oberbreisig bereits 1968
aus Basaltlava (Abb. 3). Das hier gestaltete Motiv der drei Männer im Feuerofen nach der im Buch Daniel des Alten Testamentes berichteten Geschichte verdient besondere Beachtung wegen der hervorragenden Stelle des Gesangs der drei Männer im Gottesdienst der katholischen Kirche der Osternacht und jedes Sonntags. Der Gesang der drpi Männer war insbesondere durch die ganz!; Kirchengeschichte hindurch ein Bekenntnis des Glaubens in Verfolgung und Martyrium und in Deutschlands jüngster Zeit geistlicher Ausdruck des Widerstands gegen die Führervergötzung im Nationalsozialismus.
Kriegerehrenmal Oberbreisig
St.-Ursula-Statue am Ahrweiler Obertor
Genovefa-Relief am Kirchenvorplatz
Daß H. G. Biermann, dessen Arbeiten auch in Nord- und Süddeutschland Aufstellung fanden, mit diesen Werken das Schaffen seines Vaters fortsetzt, zeigt vielen Besuchern Ahrweilers die St.-Ursula-Statue am dortigen Obertor (Abb. 4) und die Ehrenmale in Oberwinter und Brohl. Hier müssen aber auch noch einmal Werke des
geistlichen Oheims genannt werden, die jedem Besucher der Abteikirche Maria Laach bekannten Reliefs der Patrone St. Nikolaus und St. Benedikt und nicht zuletzt die Darstellung der im Laacher Seetal verehrten heiligen Genovefa (Abb. 5).Umweltschutz einmal anders? Wir meinen dies sehr ernst. Wer die Landschaft, in der er lebt, die Äcker, die er bebaut, die Blumen und Sträucher, die er in Gärten pflegt, mit heiligen Bildern schmückt, bekennt sich zwar zur Arbeit im Schweiße seines Angesichts, er weiß aber auch: die Fluren der Natur sind ihm nicht zur Ausbeutung anvertraut, sondern zur Pflege. Als gepflegte und bebaute Erde wird die Natur zur Kulturlandschaft, die durch große und kleine Kunst transparent werden kann für die von Gott verheißene neue Erde. Sie ist Geschenk, das dankbar angenommen, aber auch in die gläubige Verantwortung vor Gott einbezogen werden muß.