Weit über den Heimatkreis ein Begriff: Weco-Polstermöbel aus Leimbach
Rainer Kresse
Nahezu idyllische Lage: Weco Leimbach
Die Umgebung ist nahezu idyllisch. Ein tief eingeschnittenes Tal mit saftigen Wiesen, dichtbewaldete dunkelgrüne Hänge, schmucke kleine Dörfer mit entzückenden kleinen Kapellen, ein Bach. Wer hier entlang Richtung Adenau fährt, erwartet eigentlich alles, nur nicht plötzlich eine Industrieanlage von beachtlichen Ausmaßen vorzufinden und dennoch, hier in Leimbach steht eines der größten Industrieunternehmen des Kreises Ahrweiler: Die Weco-Polstermöbel GmbH & Co. KG.
Sie feiert 1982 »silbernes Jubiläum«, wenn man bei einem solchen Werk davon sprechen kann.
1956 nämlich machte sich Franz Josef Schumacher aus Adenau zusammen mit Jakob Weber aus Essen daran, hier in Leimbach im Tal diese Fabrik aufzubauen. Die Voraussetzungen waren günstig, Arbeitskräfte waren in diesem Bereich der Eifel durchaus zu finden, Arbeitsplätze hier eher Mangelware. Zulieferbetriebe waren in der Nachbarschaft schon angesiedelt: eine Schreinerei, die die Gestelle für die ersten Couches und Sessel lieferte, gab es in unmittelbarer Nähe.
Die Geschäftsführung des Unternehmens lag von Anbeginn an bei Franz Josef Schumacher,
sein Gesellschafter Jakob Weber, der wie er aus der Möbelbranche kam, schied 1970 aus der Firma aus, und das Unternehmen wurde in eine Familien KG umgewandelt. Bis zu diesem Zeitpunkt aber hatte die Weco bereits eine stürmische Entwicklung mitgemacht. 1956 war mit dem Bau der ersten Werkshalle begonnen worden, Produktionsbeginn war schon ein paar Monate später. Mit nur wenigen ungelernten Arbeitern und Helfern wurden 1957 die ersten einfachen Bettcouches zusammengebaut und auf den Markt gebracht. Mit Erfolg, wie sich bald herausstellte. Durch konsequente Schulung und Ausbildung der Mitarbeiter, durch erfolgreiches Anlernen, war die aufstrebende Firma bald in der Lage, komplizierte Polstergarnituren in Auftrag zu nehmen und zu fertigen. Der Fortschritt in der Fertigung brauchte Platz. Schon zwei Jahre nach Produktionsbeginn mußte die Weco zum ersten Male anbauen. Dieser ersten Baustufe sollten sich im Laufe der Jahre noch eine Vielzahl weiterer hinzugesellen. Heute erstreckt sich das Betriebsgelände über 68 000 Quadratmeter. Die reine Betriebsfläche umfaßt schon 25 000 Quadratmeter.Vor 25 Jahren sah Weco noch so aus
Die Zahl der Mitarbeiter stieg ebenso rasch und gibt einen Eindruck von der sprunghaften Entwicklung, die bei der Weco einsetzte. Waren es anfangs nur wenige Dutzend Mitarbeiter, die hier in Leimbach tätig waren, so wurden schon 1968 im gewerblichen und im kaufmännischen Bereich 115 Mitarbeiter beschäftigt. Zehn Jahre später waren es schon 310 Weco-Mitarbeiter, und im Jahre 1980 standen 368 Weco-Mitarbeiter in der Gehalts- und Lohnkartei.Stofflager: kilometerlange
Stoffrollen
Zuschneiden nach Schablonen
Ein weiterer entscheidender Schritt nach vorn in der Entwicklung dieses Leimbacher Unternehmens war die Umstellung der Fertigung vom Fließband zum individuellen Einzelarbeitsplatz. Das eher stumpfsinnige und abstumpfende Einerlei des immer wieder gleichen Handgriffs am Fließband wurde ersetzt durch den Übergang zur kompletten Herstellung eines ganzen Möbelstücks. Während der Arbeiter vorher nie das Endprodukt seiner Arbeit sah und sich mit dem Stück vertraut machen konnte, entwickelt sich jetzt so etwas wie eine "Produktidentifikation«. Die Arbeiter in der Produktionsgruppe sehen, wie beispielsweise ein Ledersessel oder eine Wohnlandschaft unter ihren Händen wächst und Gestalt annimmt. Dadurch — diese Erfahrung wurde auch schon in manchen Bereichen der Großindustrie gemacht, beispielsweise hat der schwedische Automobilkonzern Volvo ähnliche Experimente durchaus positiv durchgeführt — wird dem Mitarbeiter zwar ein größeres Maß an Verantwortung auferlegt, aber gleichzeitig auch ein sehr viel größeres Maß an Befriedigung vermittelt. Seine Einstellung zum Produkt wird positiv beeinflußt. Die Mitarbeiter der Weco jedenfalls haben nach einer längeren Umschulungsphase, die bedingt war durch die größere Zahl von Arbeitsvorgängen, die der einzelne zu leisten hat, überwiegend positiv auf die Umstellung reagiert. Die Fingerfertigkeit und das Können der eher jüngeren Belegschaft, die sich aus der Bevölkerung der näheren und weiteren Umgebung rekrutiert — 14 Kleinbusse sind täglich unterwegs, um aus 25 bis 30 Kilometer Entfernung Weco-Mitarbeiter zu ihren Arbeitsplätzen und abends zurückzubringen —, ist natürlich nicht zu ersetzen. Ersetzen aber konnte man das Fließband, das die Teile anbrachte. Für die Materialbeschickung zu den Arbeitsplätzen steht jetzt eine hochmoderne Induktiv-Anlage zur Verfügung: Wie von Geisterhand gesteuert, fahren unbemannte Wagen durch die Hallen, öffnen sich selbst die Türen, den Lift, rollen im oberen Stockwerk wieder hinaus, stoppen vor den Arbeitsplätzen, die Materialien werden entnommen und der Wagan rollt computergesteuert zurück. Ein bißchen reale Sciencefiction im Polstermöbelgewerbe.
Näherei: computergesteuerte Bandstraße
Bei der
Endkontrolle
Fotos: Görgler
Innerhalb der Produktionsstätten geht die Belieferung zwar durch Roboter-Wagen vor sich, für die Anlieferung der Rohstoffe — im Jahr werden beispielsweise rund 600 000 Meter Stoff verbraucht — und für die Auslieferung der fertigen Waren allerdings, verläßt man sich bei Weco doch lieber auf den konventionellen Fuhrpark. 17 Lastzüge, orange-rot gespritzt, rollen durch das gesamte Bundesgebiet und beliefern den Fachhandel.
Anfangs hatte die Weco, seit 1980 ist das Unternehmen eine GmbH & Co., nur im regionalen Bereich ein Vertriebsnetz ausgebaut, später wurde dieses Netz dann über das gesamte Bundesgebiet ausgedehnt. Das gilt auch für den Außendienst der Werksreisenden und Handelsvertreter. Sie können sich in der Bundesrepublik auf einen sicheren Kundenstamm verlassen, denn dank einer marktorientierten Modellpolitik und guter Qualität sind die Weco-Polstermöbel aus Leimbach im Kreise Ahrweiler in Fachhandelskreisen zu einem Begriff geworden.