DJK Müllenbach feierte gleichzeitig 50jähriges und 25jähriges
Vereinsjubiläum

Ein Rückblick auf die Vereinsgeschichte

Richard Hammes

In den letzten zehn Jahren begingen viele Vereine im Kreise Ahrweiler ihr 25jähriges oder 5Ojähriges Bestehen. Die Häufung dieser Silber- und Goldjubiläen resultiert aus der großen Zahl von Neugründungen oder Wiederbelebungen von Vereinen nach den beiden Weltkriegen. Die Kriege griffen hart in das gesellschaftliche Leben ein, brachten das Vereinsleben zum Erliegen und machten, nach unterschiedlich langen Anlaufzeiten, einen Neubeginn notwendig. Bei der DJK Müllenbach, deren Entwicklung ein typisches Beispiel für die letzten 50 Jahre ist und deren Vereinsgeschichte daher, stellvertretend für die vieler anderer Vereine nachstehend Darstellung findet, kommt noch ein weiteres hinzu. Sie wurde, wie eine Reihe weiterer Vereine, im Dritten Reich verboten. Das blühende Vereinsleben wurde jäh unterbrochen. Nach einer längeren Anlaufphase begann man schließlich 1956 in Müllenbach mit der Vereinsarbeit, so daß vom 13. bis 21. Juni 1981 gleichzeitig das 25jährige Bestehen seit Neugründung und die erste Gründung vor mehr als 50 Jahren gefeiert wurden. Anläßlich der Jubiläumsfeier erinnerte der 1. Vorsitzende Abis Daun an die erfolgreiche Arbeit der Vergangenheit und wies auf die heutige Situation und ihre Probleme hin. Dabei fanden auch die negativen Auswirkungen der Schulzentralisation auf das Vereinsleben in den Dörfern Erwähnung. Mit der Schule verließen die Lehrer und Lehrerinnen, die früher aktiven und oft entscheidenden Einfluß auf die Arbeit der Vereine nahmen, das Dorf. Mit dem Auszug der Kinder aus ihrem Heimatort zum Schulort werden neue Beziehungen geknüpft, die Bindung an das Dorf, an das Vereinsleben wird geschwächt, eine gewisse Gleichgültigkeit macht sich breit. >' Vergessen wir neben dem Sport das gesellschaftliche Leben nicht«, appellierte der Vorsitzende an alle Aktiven und vor allem an die Eltern, »hier gilt es, unsere Pflichten als DJK zu erfüllen und nicht lau und gleichgültig zu werden. Gleichgültigkeit ist Gift für die Gemeinschaft, und Gift wirkt, sobald man zuviel davon hat, tödlich. . . . Prägen wir uns das ein und handeln danach, dann wird unsere DJK lebendig und erfolgreich sein.«

»Der Sportverein DJK Müllenbach wurde wiedergegründet am 1. September 1956 als Rechtsnachfolger des am 1. September 1929 gegründeten und 1934 durch die NS-Behörden aufgelösten Vereins: Deutsche Jugendkraft Müllenbach.«

So lautet der Punkt 1 der Vereinssatzung, die auf der Jahreshauptversammlung 1971 anläßlich der Eintragung in das Vereinsregister von den Mitgliedern am 29.12.1971 genehmigt wurde. Daraus ist zu ersehen, daß die Anfänge des Vereins in die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts zurückzuführen sind. An dieser Stelle sei ein allgemeiner Rückblick über die Entstehung des Sportverbandes "Deutsche Jugendkraft« gestattet: Schon vor dem ersten Weltkrieg hatte es in vielen Pfarreien Jünglingsvereine gegeben. Zahlreiche dieser katholischen Jungmännervereine trafen sich am Rande des Katholikentages 1920 in Würzburg und diskutierten über Sport. Sie stellten dabei fest, daß die Jugend am Sport ein starkes Interesse hatte und gründeten einen konfessionellen Sportverband: Die Deutsche Jugendkraft. Der 16. September 1920 gilt als Gründungstag.

Daß sich die Kirche um den Sport kümmert, ist dabei gar nicht erstaunlich, denn sie will der Jugend einen Weg weisen, um aus der Krise nach dem ersten Weltkrieg herauszufinden. Dabei ist die DJK die Zusammenfassung der bereits bestehenden Sportgruppen innerhalb der katholischen Jugendbewegung und versucht, die Jugend auf religiös-sittlicher Basis zu erziehen. Also nicht nur Hochleistungssport und Trophäenjagd, sondern vielseitige sportliche und geistige Entfaltung der jungen Menschen ist das Ziel der DJK.

Es folgte in den zwanziger Jahren eine stürmische Aufwärtsentwicklung der DJK-Sportbewe-gung (unter ihren damaligen führenden Persönlichkeiten: Carl Mosterts, Ludwig Wolker und schließlich Adalbert Probst). Eine Anerkennung durch den deutschen Sport erfuhr die DJK mit der Aufnahme in den »Deutschen Reichsausschußfür Leibesübung«. Aber schon 1932 wurde die DJK auf dem Reichstreffen in Dortmund mit der gewachsenen faschistischen Gefah-konfrontiert, bis schließlich 1934/35 die nationalsozialistische Diktatur gewaltsam die Weiterentwicklung der DJK verhinderte und ein Verbot aussprach.

In Müllenbach fand sich auch Ende der zwanziger Jahre (1928) eine Anzahl sportbegeisterter junger Menschen zusammen, um sich der Leibesertüchtigung zu widmen. Als erste Sportart wurde Schlagball betrieben, was sich aber auf die interne Dorfgemeinschaft beschränkte. Bald spielte man auch Fußball, wie man es schon von benachbarten Vereinen her kannte.

Schon nach kurzer Zeit wurde die Zahl der sportlich interessierten Jugendlichen immer größer, so daß man beschloß — auf Initiative des besonders sportbegeisterten Pastors Hoff, — einen Sportverein zu gründen. Die Gründungsversammlung fand am 1.9.1929 statt. Über den Namen des Vereins hatte man sich vorher schon Gedanken gemacht. Die erste Idee war, den Sportverein »DJK Rosalia Müllenbach« zu nennen, abgeleitet nach dem bei Müllenbach liegenden Bergwerk Grube »Rosalie«. Dieser Name jedoch erschien vielen Sportlern als zu »fraulich«. Man einigte sich schließlich auf den Vereinsnamen »DJK Eisenstruth Müllenbach«, entstanden aus dem Flurnamen »Eisenstruth«, wo der Müllenbach entspringt. Als Mitgliedsbeitrag wurden monatlich 10 Pfennig erhoben.

Schon gleich nach der Gründung konnte die DJK Eisenstruth Müllenbach mit 2 Fußballmannschaften aufwarten, weil sich eine sehr große Zahl fußballbegeisterter junger Männer beteiligte.

Die erste Mannschaft wurde sofort mit Spielerpässen versorgt und konnte somit an den Meisterschaftsspielen der Deutschen Jugendkraft im Bezirk Adenau teilnehmen. Damalige Gegner waren z. B.: Barweiler, Brück/Ahr, Hersch-broich, Hönningen, Kelberg, Mannebach, Nohn, Ürsfeld und Adenau. Besondere freundschaftliche Beziehungen entwickelten sich schon damals mit dem Nachbarverein, dem SV Germania 23 Barweiler. Zwischen beiden Vereinen, Barweiler und Müllenbach, wurden durch zahlreiche Freundschaftsspiele stets gute Kontakte gepflegt.

Wenn ein Fußballspiel in Müllenbach stattfand, trafen sich die Mannschaften im Jugendheim, um dort, nachdem sie sich umgezogen hatten, zusammen mit den Zuschauern zum Sportplatz »Up de Hüwelle« zu marschieren. Bei diesem Marsch wurde kräftig gesungen. In dergleichen Formation ging man nach dem Spiel wieder zum Jugendheim zurück. Selbstverständlich war man zu Auswärtsspielen mit dem Fahrrad unterwegs.

Des weiteren betätigten sich einige Sportler intensiv in der Leichtathletik, vor allen Dingen im Langlauf.

Im Frühjahr 1934 konnten vier Sportler aus Müllenbach auf einem Bezirkssportfest zur Westdeutschen Meisterschaft in Neuwied teilnehmen. Im 5 000-m-Lauf startete Vinzenz Daun, im 3 000-m-Lauf Karl Heinrichs, Vinzenz Roda-rius und Vinzenz Kirschbaum. Mit einem Lastwagen, voll beladen mit zahlreichen Müllenbacher Zuschauern fuhr man dorthin und errang beachtliche Erfolge.

In den Wintermonaten, in der sportarmen Zeit, veranstalteten die Sportler der DJK jeweils drei Theaterabende im Jugendheim. Den Erlös der ersten Veranstaltung bekam die Kirche, die Einnahmen des zweiten Abends flössen in die Vereinskasse, beim dritten Mal wurde die Freiwillige Feuerwehr Müllenbach bedacht. Das Aus für die DJK Müllenbach kam in der Nazi-Zeit. Im Zuge der politischen Entwicklung wurde der Verein 1934 verboten und somit jegliche sportliche Aktivität unterbunden. Nach dem Zusammenbruch 1945 wurde die DJK nicht sofort wiedergegründet, da die Folgen des Krieges und der Nazi-Barbarei erst überwunden werden mußten. 1950 erfolgte die Bindung des DJK-Sportverbandes an den Deutschen Sportbund (DSB), womit eine Wiederbelebung der DJK-Vereine in die Wege geleitet wurde.

In dieser Zeit entwickelten sich auch in Müllenbach wieder erste Aktivitäten in der Jugendarbeit. Unter der Leitung von Pastor Martin fanden zunächst lose Zusammenkünfte bzw. Jugendabende statt, auf denen man das gesellige Beisammensein pflegte. Bei diesen Treffen wurde Schach gespielt, verschiedene Kartenspiele sowie »Schinkenkloppen« waren ebenfalls ein beliebter Zeitvertreib. Allmählich dachte man auch wieder daran — wie in früheren Zeiten — sich sportlich zu aktivieren.

Allerdings stand nicht der Fußball zunächst im Vordergrund, sondern es wurde eine Tischtennisabteilung ins Leben gerufen. Diese Tischtennisspieler waren auch die Initiatoren für die Neugründung eines Sportvereins. So wurde die DJK Müllenbach am 1. 9. 1956 wiedergegründet, in Anlehnung an die Erstgründung von 1929. Der Vorstand bestand aus: Lehrer Anton Stein, damals Schulleiter in Müllenbach, Pastor Martin, Heinz Hennrichs, Richard Krämer, Peter Schu-macher, Vinzenz Rodarius und Josef Daun. Die Tischtennisabteilung knüpfte in Freundschaftsspielen die ersten Kontakte zu den benachbarten Vereinen. Schon kurze Zeit später konnte man aufgrund des großen Trainingsfleißes und der besonderen Leistungen auch in Meisterschaftsspielen sein Können zeigen.

Die Erfolge der Tischtennismannschaft waren die Anregung für andere Sportler, wieder eine Fußballabteilung zu gründen. Nach verschiedenen Freundschaftsspielen kam es 1958 schon zur Anmeldung einer Mannschaft in der B-Klasse, Staffel Eifel. Pastor Martin finanzierte die ersten Trikots aus eigener Tasche, so wie er zuvor der Tischtennisabteilung auch eine Platte gestiftet hatte. Bei der Teilnahme an einem Seniorenturnier 1958 in Hoffeld belegte die Mannschaft einen 3. Platz.

Natürlich war es notwendig, daß die Fußballer einen ordentlichen Sportplatz zur Verfügung hatten. Deswegen ging man 1958/59 daran, auf dem alten Platz »up de Hüwelle« ein modernes, den Richtlinien entsprechendes Spielfeld herzurichten. Dazu war es nötig, daß ein Pachtvertrag zwischen der Pfarrvikarie Müllenbach und dem DJK-Sportverein abgeschlossen wurde. Das besondere Ereignis des Jahres 1959 war dann die Sportplatzeinweihung. In dieser Zeit und in den folgenden Jahren erwarb sich besondere Verdienste um die DJK Müllenbach Schulleiter Valentin Schönbron, der seit 1958 an der Volksschule in Müllenbach tätig war. Bis zu seiner Versetzung 1972 war er gleichzeitig 1. Vorsitzender der DJK und hat sich mit besonderer Tatkraft unermüdlich für den Sportverein eingesetzt. Sein besonderer Einsatz galt auch der Jugend, die er aufgrund seines Lehrerberufs auch von Anfang an für den Sport zu begeistern wußte. Da die Gemeinde Müllenbach sich glücklicherweise im Besitz eines Freibades befand, konnten sich in den 60er Jahren etliche Jugendliche auch im Schwimmsport betätigen. Auch eine Leichtathletikabteilung bestand schon seit 1958. Schon im darauffolgenden Jahr nahmen einige Schüler und Jugendliche am Bundessportfest der DJK in Andernach teil. Als Richard Lenartz aus Rothenbach im Jahre 1968 die Leichtathletikabteilung übernahm, stellten sich weitere beachtliche Erfolge dieser Sportler ein. Ihm. der in den folgenden Jahren als Übungsleiter in der Leichtathletik füngierte, ist es mit zu verdanken, daß einige Leichtathleten der DJK Müllenbach durch hervorragende Leistungen auch über die Grenzen des Kreises Ahrweiler hinaus bekannt wurden. Einen schweren Rückschlag erlitt die Leichtathletikabteilung 1972 durch den tragischen Unfalltod von Georg Schönborn.

Dank der großzügigen Hilfen durch Gemeinde, Kreis und Land konnte 1979 mit dem Bau des neuen Sportplatzes begonnen werden. Die Mitglieder des Sportvereins verrichteten sehr viel Arbeit in Eigenleistung.

So war es möglich, daß der neue Sportplatz am 21. Juni 1980 in einem feierlichen Zeremoniell seiner Bestimmung übergeben wurde. Nach der Einsegnung durch Pastor Bakker übergab Ortsbürgermeister  A. Haubrichs dem 1. Vorsitzenden der DJK, Alois Daun, den Sportplatz zur Benutzung durch die Sportler der DJK.

Wir wollen nach dem Wahlspruch der DJK »aus der Mitte leben «, nicht nur zu sportlichen Leistungen, sondern auch zu Taten der Freundschaft, der sozialen Hilfe und des Lebens aus dem Glauben motivieren.