Mitten unter den Seinen, wie einer, der dient Bischof Dr. Bernhard Stein weihte den 47. Abt von Maria Laach
P. Dr. Emmanuel von Severus OSB
Unter dem Vorsitz des Abtpräses der Beuroner Kongregation Laurentius Hoheisel, Abt von Grüssau-Wimpfen, wählten die Mönche von Maria Laach am 15. Februar 1977 P, Adalbert Kurzeja zum 47. Abt von Maria Laach als Nachfolger des am 23. Januar zurückgetretenen Abtes Dr. Urbanus Bomm QSB. .
Der Neugewählte wurde am 24. November 1920 in Ratiborhammer, im damaligen Fürstbistum Breslau, als Sohn eines Fleischermeisters geboren und wuchs dort mit acht Geschwistern in einer tiefgläubigen Familie auf. Nach dem Abitur am humanistischen Gymnasium in Rabitor 1939 leistete er seine Arbeitsdienspflicht ab und belegte dann zu Beginn des Jahres 1940 Vorlesungen der Theologischen Fakultät der Universität Breslau, wurde jedoch noch im gleichen Jahr zur Wehrmacht eingezogen. Nach hartem Kriegsdienst an der Ostfront und in Italien geriet er 1945 in englische Kriegsgefangenschaft. Dort meldete er sich freiwillig zur Trümmerbeseitigung in der zerstörten Erzabtei Montecassino. 1946 wurde es ihm jedoch möglich, seine theologischen Studiert in Rom an der Päpstlichen Universität Gregoriana wieder aufzunehmen, die er 1952 mit dem Lizentiat der Theologie abschloß, nachdem er 1951 durch den nachmaligen Kardinalvikar von Rom, Erzbischof Traglia, die Priesterweihe empfangen hatte.
Am 24. August 1952 trat er in die Abtei Maria Laach ein und legte 1954 die einfachen, 1956 die feierlichen Mönchsgelübte ab. Zunächst als Bibliothekar, Zeremöniar und Sakristan im Dienste der Klostergemeinde tätig, konnte er später selq Studium in Trier an der Theologischen Fakultät aufnehmen und sie 1967 mit einer groß angelegten Dissertation abschließen. Sie behandelt den ältesten „Über Ordinarius der Trierer Domkirche", eine Handschrift des Britischen Museums aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, und wurde von der Forschung mit hohem Lob aufgenommen. Nach einer mehrjährigen Assistentenzeit an der Trierer Theologischen Fakultät trat der junge Gelehrte in den Kreis der Fachberater des Liturgischen Instituts in Trier ein und war maßgebend an der deutschen Ausgabe des Missales Papst Pauls VI. beteiligt, seit 1975 an den Vorarbeiten für die Herausgabe des deutschen Stundengebetes für die Weltpriester.. Der Konvent von Maria Laach hat in ihm einen Mann zum Abt gewählt, der dem Bistum Trier eng verbunden, zu vielen Hoffnungen Anlaß bietet: zur Fortführung der Tradition seines Klosters und ebenso aufgeschlossen für die Notwendigkeiten und Bedürfnisse der Gegenwart.
In der dicht gefüllten Basilika von Maria Laach weihte Bischof Dr. Bernhard Stein am Sonntag Laetare, 20. März 1977, den Neugewählten zum 47. Abt von Maria Laach. In seiner feinsinnigen Predigt nach dem Evangelium verband der Bischof Gedanken der 2. Lesung aus dem 2. Korintherbrief über das Erlösungs-, Friedens- und Versöhnungswerk Christi mit den Selbstaussagen des Herrn im Matthäusevangelium über sein Dienen inmitten der Jünger und den Bruderdienst in einer Mönchsgemeinde. P. Prior stellte sodann mit einem anderen Mönch der Abtei den neugewählten Abt dem Bischof vor, woran sich die Fragen des Bischofs an den Neugewählten über seine Bereitschaft schlössen, das Amt nach Regel und kirchlichem Auftrag zu verwalten. Nach der Allerheiligenlitanei, in der neben den Ordensheiligen auch die des Trierer Bistums und der schlesischen Heimat genannt wurden, übergab Bischof Stein dem neuen Abt die Regula Benedicti. Das Buch war die unterdessen gut restaurierte Handschrift aus dem alten Laach, aus dem Ende des 15. Jahrhunderts, die das Trierer Domkapitel aus Anlaß des goldenen Priesterjubiläums von Abt Urbanus Bomm im Vorjahr dem Kloster überlassen hatte. Darauf steckte Bischof Stein dem neuen Abt den Ring an den Finger, übergab ihm den Stab und setzte ihm die Mitra auf das Haupt. Die nachfolgende Eucharistiefeier hielt Bischof Bernhard in Konzelebration mit Bischof Kempf von Limburg, dem neugeweihten Abt, den Äbten der Beuroner Kongregation und den Äbten der Nachbardiözesen Aachen, Köln und Münster und dem Vorgänger des Neugeweihten, Abt Urbanus Bomm, den er zur Eröffnung des Gottesdienstes besonders begrüßt hatte.
Bei dem nach dem Gottesdienst folgenden Empfang in der Aula des Klosters überbrachte die rheinland-pfälzische Kultusministerin Dr. Hanna Renate Laurien die Glückwünsche der Landesregierung. Sie betonte, daß die Regierung .und das Land Rheinland-Pfalz nicht nur im geschichtlichen Rückblick die Abtei hoch schätze, sondern in der Gegenwart mit allen Christen und anders denkenden Bürgern in ihf ein unverzichtbares Zeichen der Gewissensfreiheit in unserem Lande und unserer Gesellschaft erblickte. Abt Adalbert Kurze ja bekundete in seiner Dankansprache die Bereitschaft, den Menschen dieses Landes ebenso wie seine Vorgänger nach dem Maß der von Gott geschenkten Kräfte zu dienen. Beim anschließenden einfachen Mittagsmahl im Mönchsrefektorium verband Bischof Stein in launiger Weise Erinnerungen an den Liber Ordinarius des Collegium Germanioum in Rom, den der Alumne Franz Kurzeja nach dem Zweiten Weltkrieg für den dortigen Gottesdienst geschaffen hatte, mit der Würdigung des Liber Ordinarius der Trierer Domkirche, den Abt Adalbert in seiner Doktordissertation herausgegeben hat. Er gab auch der Hoffnung Ausdruck, daß die neue Bürde Abt Adalbert doch noch gestatten werde, die Arbeiten am neuen deutschen Brevier zu Ende zu führen. Abt Laurentius Hoheisel versicherte als Präses der Beuroner Kongregation den Neugeweihten der Gebete aller Brüder und Schwestern in unseren Klöstern. Staatssekretär Dr. Stollenwerk wandte sich zunächst in seiner Ansprache an Abt Urbanus, dessen Persönlichkeit er als Land rat des Kreises Ahrweiler besonders schätzen gelernt hebe. Er bat Abt Adalbert, das Kloster auch in Zukunft den nach ihrem Lebenssinn suchenden jungen Menschen unserer Heimat offenzuhalten und den Gemeinden des Kreises seelsorglich und in allen Fragen des Zusammenlebens durch seine Mönche beratend zur Seite zu stehen. In humorvoller Weise sprach sodann Prälat Thienel names des schlesischen Klerus und der Schlesier insgesamt Glückwünsche aus und vergaß sogar nicht, neben den bedeutenden Schlesiern den .Fußballklub Schalke 04 zu nennen. Als letzter Redner wandte sich schließlich Abt Urbanus Bomm an seinen Vorgänger im Amte. Aus den reichen und gewiß oft schmerzlichen Erfahrungen seiner Amtsführung in der nachkonzili-aren Zeit hob er die Größe der Aufgabe hervor, für die Gemeinschaft der Abtei wie für das einzelne ihrer Mitglieder die bleibenden Werte der Regula Benedicti zu erhalten, ihre zeitbedingten und veränderlichen in Großmut und Weitherzigkeit dem Menschen unserer Tage anzupassen. Abt Adalbert dankte allen Anwesenden, an der Spitze Bischof Stein, für alle guten Wünsche und Gebetsversicherungen. Die veränderten Verhältnisse in Kirche und Welt erschwerten zwar die Last des Amtes, aber gemeinsamer Dienst wecke auch neue Kräfte. Sein Wahlspruch — „Stärke deine Brüder" (Lk 22, 32) — solle ihm daher Weisung sein, ebenso wie die Erinnerung an die Führung Gottes in seinem Leben bisher: als Kriegsgefangener in Montecassino, als Student in Rom, als Mitglied des Liturgischen Instituts in Trier.