Aus Kreis und Gemeinden — Aktuelle Chronik
Drei 100jährige Genossenschaften
Drei im Kreis Ahrweiler tätige Genossenschaften konnten im August und September 1974 ihr 100jähriges Bestehen feiern: die Winzergenossenschaften Ahrweiler und Rech und die Raiffeisenbank Oberes Nettetal eG in Kempenich.
Die Jubiläen weisen auf die große Tradition des Genossenschaftswesens im Kreisgebiet hin. Die meisten ländlichen Genossenschaften stammen aus der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, als man die Gedanken Friedrich Wilhelm Raiffeisens aufgriff und zur Selbsthilfe schritt, um die wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu meistern. Friedrich Wilhelm Raiffeisen beriet selbst Genossenschaften im hiesigen Raum und betreute die 1866 gegründete Kreditgenossenschaft in Antweiler.
Die Raiffeisenbank in Kempenich geht zurück auf den am 1. Juli 1874 in Kempenich gegründeten Darlehenskassenverein, der ab 1889 das Spargeschäft aufnahm und sich in der Folge Spar- und Darlehenskassenverein nannte. 1948 erfolgte die Fusion mit der Raiffeisenkasse Weibern und 1969 mit der Raiffeisenkasse Rieden. Dieser Entwicklung wurde durch die Bezeichnung Raiffeisenbank Oberes Nettetal eG Kempenich Rechnung getragen, die gleichzeitig das Einzugsgebiet der Genossenschaft umschreibt.
Der Vorsitzende des Vorstandes Alois Schlich mit den
Jubilaren
Foto: Hauprich
Das 100jährige Jubiläum war der gegebene Anlaß, Rückschau zu halten auf die Hilfe, die den Mitgliedern in allen den Jahren geboten wurde, und die gute Entwicklung der Bank in den letzten Jahrzehnten. Im Festzelt hielt man nachmittags die Generalversammlung ab und abends beging man im festlichen Rahmen in Anwesenheit einer Reihe von Ehrengästen die Geburtstagsfeier. Die beiden anderen Jubiläen lenken den Blick auf die Gründung der Winzergenossenschaften an der Ahr im 19. Jahrhundert, die die ersten ihrer Art überhaupt waren und deren Entwicklung im Laufe ihres 100jähri-gen Bestehens viele Gemeinsamkeiten aufweist.
Für alle war die Ausgangssituation in der Mitte des vorigen Jahrhunderts die unvorstellbare wirtschaftliche Not der Winzer, die durch die Gründung der Genossenschaften überwunden wurde. Allen Winzergenossenschaften gemeinsam sind die raschen Erfolge bei der Vermarktung der Weine und gute Geschäftsergebnisse gleich in den ersten Jahren. Dahinter steht die Aufgeschlossenheit und der Wagemut, mit dem man neue Verkaufswege beschritt und an den Neubau genossenschaftseigener Betriebsgebäude und Keller ging und so Produktion und Absatz verbesserte. Um die Jahrhundertwende verzeichnen alle eine Weinschwemme. In der Folge werden höhere Qualitätsanforderungen gestellt und in Zusammenarbeit mit der 1902 neu gegründeten Provinzial-Lehranstalt in Ahrweiier auch erreicht. Die Nachkriegsjahre stehen im Zeichen des Wiederaufbaues und des zeitgemäßen Ausbaues der Produktionseinrichtungen wie auch der Anpassung an die veränderten Erfordernisse des Marktes. Hierbei steht im Vordergrund der Zusammenschluß der einzelnen Genossenschaften. Zu weiterer Konzentration mahnten anläßlich der Jubiläumsfeiern Staatssekretär Konrad Schubach in Ahrweiier und Regierungspräsident Heinz Korbach in Rech. Die Lösung der Aufgaben, die dem Ahrweinbau durch Flurbereinigung und planmäßigen Wiederaufbau, aber auch im schärfer werdenden Wettbewerb auf dem europäischen Markt und durch das wachsende kritische Verbraucherbewußtsein gestellt seien, könne nur in der Konzentration aller Kräfte bewältigt werden, wozu auch der Zusammenschluß zur Zentralgenossenschaft gehöre.
Bürgermeister Weltken Oberreicht einen Faßboden als
Jubiläumsgeschenk
Foto: Vollrath
Im Kreis der Genossenschaftsmitglieder und der Ehrengäste wurden den Genossenschaften Glückwünsche ausgesprochen und Jubiläumsgeschenke überreicht, aber auch Unterstützung zugesagt bei der Bewältigung der künftigen Aufgaben zum Wohle der Winzer und des Ahrweinbaues.
Gebietsweinkönigin Marianne Hostert und Bürger meisten
Schreiner am Recher Jubiläumsfaßboden
Foto: Vollrath