Unter Denkmalschutz
Hermann Bauer
Das Straßenbild von Oberwinter und der Dörfer, die früher mit Oberwinter eine politische Gemeinde bildeten, hat sich seit einigen- Jahren grundlegend geändert. Eine rege Bautätigkeit erstreckte sich auf Hochhäuser, auf moderne Einfamilienhäuser und die Renovierung von Altbauten.
Im Jahre des Denkmalschutzes wird besonders darauf Wert gelegt, die Häuser, die durch ihren früheren Besitzer einen besonderen Erinnerungswert haben oder in der Vergangenheit eine besondere Aufgabe zu erfüllen hatten,, möglichst im früheren Zustand wiederherzustellen und zu erhalten. Es soll dadurch ein neues Geschichtsbewußtsein geschaffen werden, um so durch die Erfahrungen und Erkenntnisse der Vergangenheit die Gegenwart zu befruchten. Dabei wird Wert darauf gelegt, die Wohnweise der Vergangenheit mit den technischen Errungenschaften der Jetztzeit zu verbinden, um so zu einer neuen Wohnkultur zu gelangen. Ein Haus ist nicht dafür da, die modernsten, vielleicht sogar kostbarsten Möbel aufzunehmen, Menschen zu überdachen und sie nach allen Seiten abzuschirmen, ein Haus will bewohnt werden und Familie und Heimstatt schaffen.
An zwei Beispielen will ich dartun, wie die Eigeninitiative und die staatliche Denkmalpflege Altes erhalten und Neues geschaffen haben.
Der Zehnthof in Remagen-Bandorf
Von der Rheinhöhe am Helenehkreuz hat der Beschauer einen umfassenden Überblick über Lage und Anlage des Dorfes im Tal. Das renovierte Fachwerk mit dem Turm des Zehnthofes bilden den Kern der alten Siedlung. Oberhalb und zu beiden Seiten des Kernes breiten sich moderne Wohnflächen mit Komfort und Kultur aus, wobei ersichtlich ist, daß Ruhe und Geborgenheit das ersehnte Gefühl der Neuwohner und Bauwilligen ist. Die ganze Siedlung, die alte und die neue, wird von dem Turm des alten Burghauses überragt, das im Volksmund als Zehnthof bekannt ist. Was hat dieser Turm, der jetzt in seinem neuen Kleid strahlt, aus seinem Leben zu sagen? Prof. Clemen ist der Meinung, daß der 1657 errichtete Zehntturm auf älteren, wahrscheinlich römischen Grundmauern steht.
Bandorf lag zwar nicht im Brennpunkt des römischen Imperiums, auch nicht am entscheidenden Scheitelpunkt der Weltpolitik, aber es lag auf der Linie römischer Verteidigung des Reiches. Zu dieser Meinung hat uns der Spaten geführt. In der Ortsmitte von Bandorf, nahe einem Brunnen, kamen ein Jupiterkopf und die Figur eines liegenden Brunnengottes zum Vorschein. Daneben war ein Mithrasaltar, der auf römische Bürger aus dem kleinasiatischen Kulturraum schließen läßt.
Zehnthof In
Remagen-Bandorf
Foto: Kreisbildstelle
Die Funde stammen aus dem 3. und 4. Jahrhundert n. Chr. Gleichzeitig wurden die Fundamente zweier kleinerer Gebäude freigelegt, wobei sich das eine als ein Mithrastempel, das andere als zwei Grabkammern auswiesen, wie die Steinfunde und Aschenkisten beweisen. Es müssen demnach Römer hier gewohnt haben, aber was haben sie hier getan? Eine militärische Bedeutung im Rahmen der Rheinverteidigung hatte Bandorf nicht, dafür war die Lage nicht günstig. Nachdem aber die Existenz eines niedergermanischen Limes in den letzten Jahrzehnten nachgewiesen wurde, wissen wir, daß Bandorf auf oder in der Nähe der Verteidigungslinie lag, die in Valkenburg am nördlichsten Arme des Rheindeltas begann und am Vinxtbach bei Sinzig endete. Rückgrat der Verteidigung waren die großen Legionsfestungen wie Xanten Vetera, Köln und Bonn. Zwischen diesen Festungen lagen kleinere Kastelle, die durchweg mit Hilfstruppen belegt waren,
selbständige Formationen, in denen die Söhne der Bundesgenossen unter römischer Führung dienten. Eins dieser Kastelle war Remagen. Die noch verbleibenden Lük-ken wurden durch Miniaturfestungen und Wachtürme ausgefüllt, die sich bis auf 1000m einander näherten, so daß sie sich durch Zeichen verständigen konnten. Eine solche Miniaturfestung darf man vom Namen her bei Rolandseck im Kasselbach suchen. Waren es die Veteranen des Remagener Kastells, waren es römische Kaufleute, die in der 'Nähe der Garnisonen ihre Geschäfte machten, viel spricht dafür und nichts dagegen, aber der historische Beweis für römische Bauten ist noch nicht geschlossen. Die Römer gingen und die Bandorfer bekamen neue Herren: den Erzbischof von Köln, die Herzöge von Julien und ihre Vasallen, den Ritter von Sinzig, den Burgherrn der Landskrone und den Ritter von Baggendorp. Die älteste Schreibweise des Namens Bandorf sind Bacherendorp, Bacherdorp oder Baggerdorp, wie sich auch der erste Ritter, der Herr von Baggerdorp, nennt. 1276 finden wir urkundlich diesen Namen erstmalig, 1376 ist das Geschlecht schon ausgestorben. Die von Dollendorf waren noch mit den Baggerdorp verwandt und hatten die Bandorfer Burg geerbt, die sie schließlich an das St. Lambertushospital in Düsseldorf veräußerten, bis sie von .da aus in Privateigentum überging. Das Wappen der Baggerdorps („Adler mit Turnier-Krempen"), das wir auch bei den Herrn von Sinzig und den Burggrafen der Landskrone finden, zeigt, daß es sich hier um eine Sippe handelt. Die Landskrone, erst Kölner und dann Jülicher Lehen, erhob von ihren Untertanen als Abgaben den Zehnten, und was lag näher, daß man die Burg eines Verwandten als Hof für die Steuerablieferung auswählte.
Als die Burg noch Herrensitz war, hatte der Turm eine Höhe von etwa 30 m. Noch heute kann man den Wassergraben, von dem sie umgeben war, sehen. Das Zeltdach des heute 10m hohen Turmes überragt das Mauerwerk, das stark mit Basaltbrocken untermischt ist. Die Eckquaderung besteht aus Trachyt, womit auch Fenster und Türen eingefaßt sind. Die Außenmauer ist unten 2m, im 1. Stock 1,50m und im 2. Stock
0,75 m stark. Dadurch werden die Zimmer, Je höher man steigt, zunehmend größer. Durch eine oben abgerundete Eichentür gelangt man von der ebenen Erde aus in eine Küche, deren Fußboden früher mit schweren, massiven Steinen geplattet war. Eine dieser Platten, die man hochziehen konnte, diente als Schütte für die Kartoffeln. Der gewölbte Keller, der nur unter der Hälfte des Hauses liegt, war das Verlies der Burg. Der frühere Besitzer, der hier in seinem Altenteil lebt, hat noch an der hochziehbaren Platte den Ring gesehen, an dem die Gefangenen angekettet waren, den offenen Kamin aber sah man seit Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr. Neben der Küche befindet sich noch ein kleiner Wohnraum; in die Schlafgemächer führt von hier aus eine kleine Wendeltreppe in den 1. Stock.
In den 2. Stock gelangt man nur durch eine Außentrepp'e. In ihm sind die Räume des gegenwärtigen Besitzers, der das Burghaus in der 6. Generation innehat. Zwar hat sich der Name des Besitzers mehrmals geändert, da auch die weibliche Erbfolge galt. Von außen gelangt man zuerst in die Küche, dann in ein größeres Wohnzimmer, dessen Traditionsreichtum der Besitzerin voll bewußt ist, daneben Wohnzimmer und Schlafraum. Aus dem Herrenhaus war zwi-schenz.eitlich ein Bauernhaus mit Stallungen und Scheune geworden, doch diese Aufgabe erfüllt es heute nicht mehr. Es kann sich wieder ganz seiner Vergangenheit widmen, sich ihrer erinnern und aus ihr sprechen.
Diese Aufgabe hat auch die staatliche Denkmalpflege in Mainz berücksichtigt. Einlagiger Traßkalkputz wurde 1—2cm stark aufgetragen und mit einer kleinen Holzscheibe glatt gerieben. Der Putz lief zu der Eckquaderung hin glatt aus. Die farbige Fassung in Weiß für die Putzfläche und in einem gotischen Rot für die Eckquaderung, die Tür und Fenstergewände entspricht der historischen Forderung.
Der renovierte Zehnthof läßt so die Vergangenheit aufleben und indem er Geschichtsbewußtsein weckt, erfüllt er eine eminent politische Aufgabe: die Gegenwart ist nur dann gut, wenn der Politiker die Erfahrungen der Geschichte für die heutige Zeit fruchtbar macht; wer das nicht kann, ist ein Schwarz-Weiß-Maler, und das ist schlecht.
Der „Schwanen" glänzt wieder
Der U r Kataster von Oberwinter, den ich in der Außenstelle Sinzig des Katasteramtes Ahrweiler dankenswerterweise einsehen konnte, trägt das Datum vom 20. Juni 1829. In ihm ist der Flecken in 5 Quartiere aufgeteilt, zwei von der Landstraße bis zum Rhein und drei von der Landstraße bis zum Holzweg. Die Einteilung in Quartiere stammt wahrscheinlich aus der französischen Zeit und ist identisch mit den Nachbarschaften.
Das „Untere Quartier am Rhein" reicht von dem nördlichsten Haus Johann Schmitts bis zur Kirchgasse. In ihm liegen die katholische Kirche und der katholische Gemeindefriedhof.
Das „Obere Quartier am Rhein" beginnt an der Kirchgasse und reicht bis zum Pferdeweg. In ihm liegen die evangelische Kirche, das Pfarrhaus und auch der Anker,: das Absteigehaus der Schiffer und Flözer. Das „Hinterste Quartier am Holzweg" reicht vom Kätzchen bis zur Mergenstraße, das „Obere Quartier am Hölzweg" von dem (auch damaligen Besitzer) Servatius Bauer bis zu dem alten Fachwerkhaus des Architekten Johann Volk. Das „Untere Quartier am Holzweg" liegt in der Mitte von beiden. Innerhalb des Quartiers an der Landstraße liegen das Schulgebäude und am Kräuselsgäßchen das alte Backhaus. Die Nachbarschaften hatten zur damaligen Zeit eine große Bedeutung. Sie begleiteten mit Rat und Tat das Leben jedes einzelnen von der Wiege bis zum Grabe. Heute haben die öffentlichen Einrichtungen von Staat und Kirche die tätige Nachbarschaftshilfe abgelöst. Ganz ist sie noch nicht gestorben. Gerade in den letzten Jahren wetteifern die einzelnen Quartiere, ihre alten Fachwerkhäuser und Steinbauten im neuen Glanz erstehen zu lassen. Die sinnvollen Sprüche, die Hausmarken mit den Initialen der Erbauer, die übereinanderhängenden Weintrauben und der Anker im Wappenschild sind ein sichtbares Zeichen des steigenden Wohlstandes. Besonders auffallend in der geschilderten Art ist der Schwanen, ein interessantes Haus, das Reichtum, Geschmack, Geist und Kultur
verrät. Es steht an der Hauptstraße, der früheren Landstraße, und grenzt mit der Südwand an das Kräuselsgäßchen. In dieses Gäßchen kann man verliebt sein. Häusermauern und Gartenmauern wechseln in steter Folge ab. Wem der Blick gelingt, findet gepflegte Vorgärtchen mit Blumen, Bäumen und Sträucherwerk und lauschige Ek-ken des Genießens mit viel persönlichem Geschmack. Von hier aus aber läßt der Schwanen noch nicht ahnen, wie schön er sich schon nach der Hauptstraße zu präsentiert. Seit einiger Zeit hat er einen neuen Besitzer, keinen Gastronomen, keinen Hotelier, aber einen Fachmann, der alle Voraussetzungen zur Auferstehung des traditionsreichen Hauses mitbringt.
Haus „Zum
Schwanen", Remagen-Oberwinter
Foto: Kreisbildstelle
Was der Schwanen einst war, sagen die Inschriften, was er ist, die Untersuchungen von Prof. Paul Clemen:
„Der Schwanen ist der nördlichste Ausläufer des mittelrheinischen Fachwerkhauses; am gemauerten Unterbau ein Sockelrelief mit Blumen und Fruchtgehänge. Dazwischen im Schild die Hausmarke mit gekreuzten Schlüsseln, steigendem Pferd mit den Buchstaben
PETER KREMER, im Oberstock Fachwerk, in der Mitte ein vorgekragtes Zwerchhaus, in den gleichen Seitenteilen jedesmal vier Fenster, im Rahmen zusammengefaßt, darunter eine Tafel mit der Inschrift: DIEZ HAUZ STEHET IN GOTTES HAND GOTT BEHUTE ES FÜR FEWR UND BRAND. PETER KREMER CATHARINA ENSFELTZ GENANT KREMERZ EHELEUT ANNO 1671". Im Deutschen Geschlechterbuch finden wir biographische Angaben über den Erbauer Peter Cramer, dessen Vorfahren und Nachkommen.
Johann Peter Cremer, der Ahnherr des Ober-winterer Hauptzweiges, ref. Glaubens, wurde 1632 in Heimbach bei Düren geboren und starb am 19. 2. 1687 in Oberwinter. Von Beruf Handelsmann versah er 1670 das Amt des Schultheißen und erbaute 1671 das Haus „Zum Schwanen". 1672 verheiratete er sich mit Katharina Einsfeld (im Geschlechterbuch wird der Name wie die untergegangene Siedlung Einsfeld bei Bandorf geschrieben), die ihm wenigstens 4, wahrscheinlich 6 Kinder schenkte. Eins der Kinder, Johann Georg Cramer war Weinhändler in Köln. Aus seiner Ehe mit Anna Katharina Vircus entstammte der Sohn Johann Peter Cramer, der Handelsmann, Tuchhändler und Börsenvorsteher in Frankfurt wurde. Elisabeth Cramer, ein Nachkomme des Börsenvorstehers, heiratete Arnold Jakob Arnoldi, Professor der Theologie und Kirchengeschichte und entschied sich so für die andere Seite des Lebens. Heinrich Wilhelm Crämer, geb. 1638 begründete den Jüngeren Dalbendener Hauptzweig.
Die Hausmarke der Cramer oder Kremer aus Heimbach zeigt 1671 einen aufgerichteten stumpfen Dreizack; das Wappen von 1638 Ist im Grundton Silber, von einem schwarzen Balken durchzogen, in der oberen Hälfte sind links und rechts zwei schwarze Schrägkreuze, in der Mitte der beiden Kreuze der schwarze Dreizack, unter dem Balken ebenfalls ein schwarzes Schrägkreuz. Auf diesem Untersatz ruht ein Helm mit schwarz-silberner Decke, aus dem ein struppiger Schwa-
nenhals in Silber mit schwarzem Schnabel herausragt. Mit scheint, daß hier die Begründung für den Namen des Hauses liegt. Nachkommen des Oberwinterer und Dalbendener Hauptzweiges haben sich weitverzweigt bis Holland und Frankreich. Bei ihnen schälen sich genau zwei Richtungen heraus: der fleißige, tüchtige Kaufmann und der eifernde Prediger für die reformierte Kirche. Das Haus „Zum Schwanen", das in seiner Bauweise, in seiner Verzierung, mit seinen Inschriften und seinen Figuren so auffällig ist, muß einen eigenwilligen und weitgebildeten Erbauer gehabt haben. Der Name Krämer läßt auf den Handelsmann schließen. Er hatte die Bedeutung Groß- oder Kleinkaufmann. Es war auch jene Zeit, wo Zunamen noch wechseln, die Herkunft (Einsfeld) oder den Beruf aufgreifen. Wenn nun die Nachkommen so auffällig aus dem gewöhnlichen Rahmen ausbrechen, muß die Erbanlage so gut sein wie in den Stämmen und Ästen der Familie Krämer. Ich glaubte daher, auf einige Angaben des Geschlechterbuches nicht verzichten zu dürfen. So gehörte auch Isaak Christian Pistorius, der reformierte Prediger in Oberwinter von 1660 bis 1693 war, zur Sippe Krämer.
.Der neue Besitzer hat im Einvernehmen und auf Grund fachlicher Beratung durch das Landesamt für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz in Mainz die Straßenseite des Hauses so erneuert, daß der alte Schwanen wieder recht jung aussieht. Die Hausmarke an der Stirnseite wird von Scherzgestalten gehalten. „Die Balken des Fachwerks, reich geschnitzt, Schuppenwerk und gedrehte Säulchen, die Tragenkonsolen Köpfe, Scherzmasken, in der Ecke eine menschliche Gestalt", die durch ihre stumpfwinklige Fußstellung nach dem Kräuselsgäßchen und der Hauptstraße die Hausecke unterbricht. Der Schwanen war „einst ein schönes Hotel" und „vielen Rheinreisenden bekannt. Seine Besitzer legten Wert auf kultivierte Gastlichkeit. In seinen behaglichen Stuben wurde auch damals nur der edle Rebensaft kredenzt. Hier saßen oft in froher Runde alte und junge Zecher und freuten sich des perlenden Pokals, und sie priesen den Rhein, den Wein und die Mägdelein, wie es auch heute noch geschieht, wenn Männer beim fröhlichen Umtrunk beisammensitzen."
So soll es auch wieder werden! Die ersten Schritte sind bereits getan. Auf der Straßen-seite ist ein größeres Schild angebracht. Auf ihm steht in gotischen Lettern: „Herberge zum Schwanen". Für die Gäste des Hauses ist ein gemütliches Weinstübchen von etwa 25 m2 Fläche im Erdgeschoß eingerichtet. Das Frühstück wird in einem etwas kleineren Raum auf der anderen Seite des Eingangs serviert. Weitere, zur Zeit ungenutzte Räumlichkeiten sollen zur Erweiterung der genannten Zimmer ausgebaut werden, um schließlich auch einem größeren Kreis von Gästen eine stilvolle und gemütliche Weinstube anbieten zu können. Die Schlafzimmer im ersten Stock, von einer unregelmäßigen, winkeligen Diele erreichbar, sind groß und bequem: Einzelzimmer und Doppelzimmer.
Im Erkerzimmer soll Napoleon geschlafen haben. Warum denn auch nicht? Eindeutig belegt ist die Geschichte nicht, aber sie wurde erzählt aus jener Zeit, als das linke Rheinufer französische Grenze war. Außerdem berichtet die Chronik von Nonnenwerth von Napoleons Ritt auf der Rheinstraße und den mutigen Nonnen, die ihn flehentlich baten, sie auf der Insel zu belassen. So habe ich auch die Räumlichkeiten gesehen, wie Napoleon sie gesehen haben mag, denn sie blieben in der alten Form, auch die Türen und Türrahmen, und auch die Verzierungen am oberen Rahmen wurden so wiederhergestellt und in den alten Farben gehalten, wie sie einstmals waren.
Daß bis zur Vollendung noch schwere Stunden durchzustehen sind, brauchte mir der Essener Bauingenieur nicht zu sagen. An diesen Plan muß man mit anderen Voraussetzungen gehen als an einen, der ein gutes Geschäft zu werden verspricht. Hier muß immer und immer wieder überlegt werden, wie kann man die Räume stilgerecht auswerten und den Schwanen in eine gepflegte Gartenkultur einbetten. Es ist aber auch ein hohes und schönes Ziel, Menschen in solch traditionsreicher Umgebung Erholung und Entspannung anzubieten.
Der Schwanen kann niemals lauten Alkoholkonsumenten eine Bleibe werden, dann würde er sich selbst untreu. Zu geistreichem Gespräch und ehrlichem Ringen mit den Problemen auch unserer Zeit soll er Voraussetzung geben. Welchen Weg wir gehen müssen, daran erinnern uns auch die anderen Häuser, die um die Zeit des Schwanens gebaut wurden und ihre Inschriften:
„NIT SPOTT MITT GOTT"
„FROCHT GOT VND WYCHT VAM GNADEN"
ANNO DOMINI 1562
„LAS DEINE AUGEN OFFEN STEHEN VBER
DIS HAUS TAG UND NACHT ÜBER DIE
STATT DAVON DU GESAGT HAST: MEIN
NAHME SOLL DA SEIN.
Literatur: Clemen, „Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Kreis Ahrweller 1938. Pörtner, Mit dem Fahrstuhl in die Römerzeit, Deutsches Geschlechterbuch, Bd. 99, 1938, S. 133 ff.