Geschichte der Post in Remagen
VON ALOYS KRAYER
Die Inbetriebnahme des neuen Postamts in Remagen am 28. März 1974 ist sicherlich ein geeigneter Anlaß, einen Blick zurück auf die Geschichte der Post im Raum Remagen zu werfen.
Zweifellos war das um Christi Geburt gegründete Römerkastell „Ricomagus" zugleich auch Poststation der römischen Militärpost, und auch im Mittelalter hatte Remagen gewiß eine Postverbindung. Doch urkundlich erfahren wir lediglich, daß die 1490 eingerichtete Postroute Innsbruck-Mechelen (Niederlande) auch Remagen berührte. Sie beförderte zunächst nur staatliche Kurierpost, und erst ab 1600 konnte man dem Postreiter gegen Entrichtung einer Gebühr auch Privatbriefe mitgeben. Aus einer Rentmeisterrechnung von 1610 geht hervor, daß Remagen von der längs des Rheins führenden Postroute berührt wurde. Noch 1624, als in Bad Breisig eine Kaiserliche Reichspost-Station eingerichtet wurde, mußten Briefe für Remagen dort abverlangt bzw. dort zur Absendung abgegeben werden.
Das Jahr 1704 brachte für Remagen einen wesentlichen Fortschritt: mit der Verstärkung der Reitpost durch einen, wenn auch noch recht primitiven Postwagen, erhielten auch in Remagen Personen eine Zusteigemöglichkeit. Mit dem wachsenden Güteraustausch entwickelte sich auch der Postverkehr. Wir kommen in die Postkutschenzeit.
Die Postkutschenzeit
So erhielt auch Remagen im Jahre 1763 eine Posthalterei und damit den Anschluß an das europäische Postnetz, das seit dem Ende des 15. Jahrhunderts im Deutschen Reich der Familie Thurn und Taxis übertragen war. Nunmehr hielt der jeden Donnerstag von Koblenz nach Köln verkehrende Postwagen für Personen- und Güterverkehr auch in Remagen. Der erste Posthalter der in der heutigen Marktstraße befindlichen Posthalterei war Christian Schneider. Wir besitzen im Koblenzer Postmuseum eine schöne Verleihungsurkunde aus dem Jahre 1773, mit der Christian Schneider aus Anlaß des Regierungsantritts des Fürsten Karl Anselm von Thurn und Taxis in seinem Posthalteramt bestätigt wurde. Nach seinem Tode führte seine Witwe die Posthalterei weiter, bis ihr ältester Sohn Johann Franz Schneider in die Fußstapfen seines Vaters trat. Dessen Nachfolger - er starb 1811 - wurde dann der älteste Sohn Heinrich Baptist Schneider. Die Posthalterei war damals in dem Faßbenderschen Haus Marktstraße/Ecke Postgasse untergebracht.
Foto: Kreisbildstelle
Postamt Remagen
In diesen Jahren war infolge der Kriegsereignisse der napoleonischen Zeit - das Rheinland war als Departement in Frankreich eingegliedert - der Postverkehr auch in Remagen, wie im übrigen Rheinland, fast zum Erliegen gekommen.
Mit der Beendigung der Kriegswirren und der Neuordnung Europas auf dem Wiener Kongreß begann auch ein neuer Abschnitt der Postgeschichte, der auch für die Post in Remagen einschneidende Auswirkungen
hatte. Das Postwesen wurde zu einer Domäne der Landesherren, hier im Rheinland also des preußischen Königs, dem ja das Rheinland zugesprochen worden war (1815). Und der erste preußische Landrat in Ahrweiler, von Gruben, betrachtete es als eine seiner wichtigsten Aufgaben, das Postwesen des Kreises Ahrweiler wieder in Ordnung zu bringen und zu verbessern. Nach der Einrichtung eines Postwärteramts in Ahrweiler am 1. Mai 1818 wurde eine Kariolpost zwischen Remagen und Ahrweiler in Betrieb genommen, die viermal wöchentlich verkehrte und Briefe und Pakete beförderte.
Im Jahre 1819 wurde die inzwischen zum Postwärteramt avancierte Posthalterei Remagen von der Königlich-preußischen Regierung in Koblenz abgetrennt und dem Oberpostdirektor in Bonn unterstellt. Im Herbst 1821 erhielt Remagen eine gute Verbindung nach Köln und Koblenz, ab 1827 mit Anschlüssen nach Aachen und Düsseldorf, und zwar durch die Einrichtung einer täglichen Schnellpost mit leichten, vierspännigen Wagen (Fahrtdauer Koblenz-Köln = 9 Stunden). Im Jahre 1830 wird die Verbindung zur Kreisstadt durch den Einsatz einer „zweispännigen Postchaise" verbessert (3mal wöchentlich, ab 1838 täglich, 4 Personen, 10 Uhr ab Ahrweiler, Anschluß an Schnellpost Köln-Koblenz, 30 Pfund Gepäck je Fahrgast, Fahrpreis 12 Silbergroschen). Mit den Straßen, auf die man in der Postkutschenzeit naturgemäß so sehr angewiesen War, haperte es recht häufig. So stieß die Einrichtung der Personenpost Remagen - Ahrweiler zunächst wegen des schlechten Straßenzustandes auf ernste Schwierigkeiten, und der Landrat mußte sogar mehrmals unter Androhung „ernster Maßnahmen" die Bürgermeister an den Straßenausbau mahnen. Doch trotz Verbesserungen an den Postkutschen und Straßen war das Reisen damals doch keineswegs ein Vergnügen. In Remagen hielten im Jahre 1835 in der Woche 56 Schnellposten-Kutschen mit Anschlüssen nach allen größeren Orten der näheren und weiteren Umgebung. Auch in Remagen, wie in den übrigen Städten, war die Briefzustellung zunächst mehr eine private Sache des Posthalters oder des Briefträgers, der das Briefzustellgeld als Besoldung erhielt. Erst 1825 wurde die Briefzustellung als allgemeiner Dienstzweig eingeführt, 1847 die Landzustellung für Bodendorf von Remagen aus aufgenommen. Zur vollen Paketzustellung kam es erst um 1900. Doch werfen wir wieder einen Blick auf die inzwischen zur Postexpedition angehobene Posthalterei in Remagen, die 1850 der neu geschaffenen Oberpostdirektion Koblenz unterstellt wurde. Sie wurde 1852 von Wilhelm Neukirchen als Nachfolger des Postexpediteurs Heinrich Baptist Schneider übernommen und gleichzeitig innerhalb der Marktstraße verlegt, und zwar in ein Haus gegenüber der Fährgasse (heute Kreissparkasse). Außerdem wurden Posthalterei und Postexpedition getrennt.
Der Eisenbahnbau
Der 21. Januar 1856 war für die weitere Entwicklung ein entscheidendes Datum: der Bahnhof Rolandseck wird eröffnet und gleichzeitig die Eisenbahnlinie Köln-Rolandseck in Betrieb genommen. Als am 15. November 1858 die Eisenbahnlinie bis Koblenz erweitert wurde, fielen alle Postkutschenverbindungen auf der Rheinstrecke weg, die Zahl der Pferde bei der Posthalterei Remagen ging sehr zurück (1858:29 Pferde; 1861:10 Pferde, die auf der Ahrstrecke eingesetzt waren).
Ein wichtiges Ereignis für Remagen und sein Postamt war die Eröffnung der Bahnstrecke Remagen-Ahrweiler am 18. September 1880. An die Stelle der Pferdeposten trat jetzt die Bahnpost Remagen-Ahrweiler, die Posthalterei in Remagen wurde aufgehoben. Vorbei war's mit der romantischen Postkutschenzeit. Auch die Postexpediteure - der letzte in Remagen war Johann Maria Neukirchen (1872bis 1885) wurden durch Postmeister, also Berufsbeamte, abgelöst. Der erste war Hermann Gruben aus Xanten (bis 1906).
Das Jahr 1886 brachte zwei bedeutende Ereignisse: die Inbetriebnahme der Bahnstrecke Ahrweiler - Altenahr, die die Durch -führung der Bahnpost bis Altenahr ermöglichte, und die Verlegung des Postamts Remagen - seit 1885 ein Postamt 2. Klasse -an den Bahnhofsvorplatz in das Haus von Ernst Müller (jetzt Cafe Rügen). Zwanzig Jahre lang blieb das Postamt hier, bis es im Jahre 1908 in das posteigene Dienstgebäude in der Grabenstraße verlegt wurde. Postmeister war zu dieser Zeit Heinrich Ari-mond (1906 bis 1922).
Erweiterung des Versorgungsbereiches
Während ursprünglich das Postamt Remagen nur örtliche Aufgaben hatte - Postversorgung von Remagen, Kripp und Bodendorf -, erhielt es mit der Einrichtung der Bahnpost auf der Ahrstrecke auch die Versorgung und Betreuung der Poststellen, damals Postagenturen genannt, bis Dümpelfeld, ausgenommen die selbständigen Postämter Bad Neuenahr, Ahrweiler und Altenahr.
Die Jahre nach dem 1. Weltkrieg brachten durch Besatzung, Inflation und wirtschaftlichen Niedergang auch für den Postverkehr große Schwierigkeiten. So erhielt Remagen im Jahre 1923 seine Post mit einem Schiff von Koblenz, die Postagenturen an der Ahr wurden wieder mit Pferdefuhrwerken angefahren, auch der Fernsprech- und Telegrafenverkehr ging stark zurück. Erst ab Mitte der zwanziger Jahre führte die Wirtschaftsbelebung zu einer stetigen Verkehrssteigerung, auch beim Postamt Remagen, die bis zu der um 1930 einsetzenden Wirtschaftskrise anhielt. Der hiernach wieder eintretende Rückgang des Postverkehrs wurde erst Mitte der 30er Jahre überwunden.
Nachdem bereits 1929 der Amtsbereich des Postamts Remagen um die beiden bis dahin selbständigen Postämter Oberwinter und Rolandseck erweitert worden war, brachte das Jahr 1936 eine noch größere Ausdehnung des Versorgungsbereichs. Und zwar wurde eine Landkraftpostlinie eingerichtet, die alle Landorte um Sinzig, Bad Neuenahr und Remagen an das Postnetz von Remagen anschloß und auch Personen beförderte. In diesen Orten wurden Poststellen eingerichtet. Die Postversorgung dieses Gebiets konnte trotz schwerster personeller und betrieblicher Belastung des Postamts Remagen bis zum Ende des 2. Weltkriegs aufrechterhalten werden. Erst als in den letzten Kriegsmonaten das Postamt durch Artilleriebeschuß stark beschädigt und die Weiterführung des Postbetriebs unmöglich wurde, mußte die Arbeit eingestellt werden.
Die Zeit nach 1945
Als nach dem Zusammenbruch der Postverkehr im Spätsommer 1945 ganz allmählich wieder anlief, versorgte das Postamt Remagen außer der Stadt Remagen lediglich die Orte Unkelbach, Oedingen und
Oberwinter. Die übrigen seit 10 Jahren betreuten Poststellen waren wieder den Postämtern Bad Neuenahr, Ahrweiler und Sinzig zugeteilt.
Es dauerte noch einige Jahre, bis die Kriegsschäden beseitigt waren und die Postverhältnisse sich wieder normalisiert hatten. Im Zuge dieser Normalisierung wurden am 1. April 1951 die Landkraftpost Remagen, das Rückgrat der Postversorgung der Landorte, wieder eingerichtet und die vorübergehend abgetrennten Poststellen wieder dem Postamt Remagen unterstellt. Hierdurch gewann das Postamt Remagen seine überörtliche Bedeutung wieder.
Zentralisierung des Postwesens
Diese Entwicklung, nämlich eine stetige Zentralisierung auf das Postamt Remagen, sollte sich in den folgenden Jahren verstärkt fortsetzen. 1956 wurde der Briefabgangsdienst der selbständigen Postämter Adenau, Altenahr, Ahrweiler, Niederbreisig und Sinzig auf das Postamt Remagen verlagert, 1957 wurden weitere 21 Poststellen aus den Amtsbereichen der Postämter Ahrweiler (Orte der Verbandsgemeinde Altenahr), Brohl (Orte im Vinxtbachtal) und Sinzig und das bis dahin selbständige Postamt Altenahr als Zweigpostamt dem Postamt Remagen zugeteilt. Hierzu kamen die bisher selbständigen Postämter Niederbreisig (1958), Sinzig (1959) sowie Bad Neuenahr und Ahrweiler (1961) als Zweigpostämter zum Postamt Remagen, das damit die Stellung eines Knoten- und Verwaltungspostamts erhielt. Zudem wurde 1961 die bisher dem Postamt Bad Neuenahr unterstellte Kraftfahrtechnische Stelle dem Postamt Remagen angegliedert, dem damit auch die Verwaltung der beiden Kraftpostlinien Sinzig - Ahrweiler - Rheinbach und Ahrweiler - Oedingen - Remagen zufiel. Die Verwaltung der beiden Linien ist seit dem 1. 10. 1973 dem Postamt Bad Honnef unterstellt. Mit der Zentralisierung ging auch eine immer stärkere Motorisierung und Technisierung Hand in Hand. Aus den 11 Kraftfahrzeugen im Jahre 1963 sind heute 30 geworden, die zur Verbesserung der Telegramm- und Eilzustellung sowie der Paket- und Landzustellung wie auch der Postbeförderung eingesetzt sind. Gerade hierbei hat sich in den letzten Jahren ein großer Wandel vollzogen. Der gesamte Amtsbereich mit den unterstellten 9 Postämtern und 49 Poststellen wird ausschließlich mit Kraftfahrzeugen versorgt. Auch die Zu- und Abbeförderung der ein- und abgehenden Brief- und Paketpost geschieht mit großen, kastenförmigen Autos. Die Bahnpostverbindungen sind seit 1964 für das Postamt Remagen von untergeordneter Bedeutung. Auch im inneren Betrieb hat die Technik in den letzten 15 Jahren ihren Einzug gehalten. Die Stempel- und Buchungsmaschinen, Förderbänder, Abbindemaschinen, Wertzeichengeber, Geldzählmaschinen, Zeitungsanschriftenmaschine, Päckchenverteilanlagen und viele andere technische Geräte sind aus dem Postbetrieb nicht mehr wegzudenken.
Während die bisherigen organisatorischen Maßnahmen im Amtsbereich des Postamts von wirtschaftlichen Überlegungen der Postverwaltung ausgingen, wurden sie in den letzten Jahren auch durch kommunalpolitische Änderungen - Schaffung größerer Gemeinden - ausgelöst. Infolgedessen wurde der größer gewordene Stadtbereich Remagen Ende 1973 auf zwei Zustellbereiche konzentriert: Remagen l (im neuen Postgebäude in Remagen) mit den Stadtteilen Kripp, Unkelbach und Gedingen und Remagen 2 (Postamt Oberwinter) mit den Stadtteilen Rolandseck, Rolandswerth und Bandorf. Die gleiche Zustellorganisation wurde auch in den Städten Bad Neuenahr-Ahrweiler, Sinzig und Bad Breisig durchgeführt.
Als weitere Zentralisierung ist noch die des Briefabgangsdienstes zu nennen. Seit 1970 sammelt das Postamt Remagen nur noch die in seinem Amtsbereich eingelieferten Briefsendungen ein - es sind werktäglich 35 000 Stück -, sortiert die für den eigenen Bereich bestimmten Sendungen aus und gibt alle übrigen an das Postamt Koblenz bzw. Neuwied zur endgültigen Verteilung weiter.
Alle diese beim Postamt Remagen in den Nachkriegsjahren durchgeführten Rationalisierungsmaßnahmen, seien sie organisatorischer oder technischer Art, verfolgten den Zweck, den Betriebsablauf zu verbessern, dem Personal die Arbeit zu erleichtern, zugleich die Betriebskosten zu senken und die ordnungsmäßige und reibungslose Postversorgung des Amtsbereichs sicherzustellen.
Zum jetzigen Zeitpunkt versorgt das Postamt Remagen auf einer Fläche von 406 qkm rund 80000 Einwohner, etwa drei Viertel der Bevölkerung des Kreises Ahrweiler. Hierfür stehen in Remagen und bei den Außenstellen rund 300 Kräfte zur Verfügung. Die postalische Betreuung des westlichen Kreisgebietes besorgt das Postamt Adenau, und einige Orte im Süden des Kreises Ahrweiler gehören zum Amtsbereich der Postämter Andernach und Mayen. Nachzutragen wäre noch, daß das Postamt Remagen seit 1922 von folgenden Oberpostmeistern geleitet wurde: 1922 bis 1928 Wilhelm Schneider, 1928 bis 1936 Nicolaus Kohart, 1936 bis 1945 Friedrich Schubert, 1945 bis 1957 Josef Glasmacher. Von 1957 bis 1962 führte Postamtmann Adolf Anschütz das Postamt, seit 1962 wird es von Postoberamtsrat Aloys Krayer geleitet.
Die bauliche Entwicklung
Der Vergrößerung des Amtsbezirks, der ständigen Technisierung und Motorisierung, verbunden mit einer starken Verkehrszunahme, war das alte Postamt in der Grabenstraße schließlich nicht mehr gewachsen.
Die ersten Schwierigkeiten konnten durch einen Um- und Erweiterungsbau im Jahre 1957 behoben werden. Seit 1961 half man sich zur Unterbringung von Verwaltungsdienststellen mit der Anmietung von Räumen in der Nähe des Postamts, dann der Gaststätte Winzerverein in der Josefstraße und schließlich eines Gebäudes in der Marktstraße, gegenüber dem Annakloster, während die Betriebsstellen weiter in dem alten Postamt verblieben. Inzwischen war die Planung für ein neues Postamt auf dem Sportplatz angelaufen, mit dessen Bau 1971 begonnen wurde.
Foto: Kreisbildstelle
Schalterhalle des Postamtes Remagen
Die Errichtung des neuen Postamtes in Remagen, das am 28. März 1974 vom Präsidenten der Obe0rpostdirektion Koblenz eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben wurde, dürfte wohl das wichtigste postbauliche Ereignis der letzten 50 Jahre sein.
Dieses neue Postgebäude, zweckmäßig und modern gestaltet und für das wachsende Remagen zentral gelegen, löst nicht nur alle räumlichen Probleme und Sorgen des Postamts, sondern stellt auch eine allseits anerkannte architektonische Bereicherung für die Stadt Remagen dar. So steht nun das neue stattliche Postamt in der Mitte der Stadt Remagen und bringt alle Voraussetzungen mit, in den nächsten Jahrzehnten den vielfältigen ihm gestellten Aufgaben gerecht zu werden. Man kann gespannt sein, welches Schicksal ihm die Zukunft in unserer bewegten Zeit bringen wird.