Zum 85. Geburtstag von Schulrat i. R. Heinrich O. Olbrich

Heinrich O. Olbrich wurde am 3. Juni 1887 in Lenschütz, Kreis Cosel (Oberschlesien), geboren. Als Kriegsfreiwilliger 1914 erhielt er im März 1916 an der Ostfront die Berufung als Hilfsarbeiter beim Verwaltungschef in Warschau und als solcher die Aufgabe, in den Weichselkreisen Wlolawek-Nirseawa die Lehrer der 52 deutschen Privatschulen zu fördern und in der Verwaltung der polnischen Schulen tätig zu sein. Für die deutschen Lehrer des damaligen Kongreßpolens bearbeitete er eine straff gefaßte Übersicht „Allgemeiner Unterricht in den Elementarschulen". Beim Zusammenbrach 1918 fand Olbrich seine oberschlesische Heimat (Kattowitz) im allgemeinen Aufruhr der Revolution gegenüber den Wünschen Polens, Oberschlesien einzuverleiben, vor. Die deutschen Bewohner Oberschlesiens erzwangen bei der Entente eine Volksabstimmung. Trotz des deutschen Abstimmungssieges wurde Oberschlesien zerrissen und der Schwerpunkt der deutschen Industrie den Polen zugesprochen. Heinrich O. Olbrich hat die Tragik dieses Abstimmungskampfes in einem Buch „Der Leidensweg des oberschlesischen Volkes 1918—1922" festgehalten. Nach der Trennung Oberschlesiens wurde er vom Schuldienst beurlaubt, um von Kattowitz aus an der Neuordnung des Deutschtums im abgetrennten Teil Oberschlesiens zu wirken.

Hier wurde er zunächst Geschäftsführer der „Deutschen katholischen Volkspartei" und etwa ein Jahr später Generalsekretär des von ihm aufgebauten „Verbandes der deutschen Katholiken in Polen". Er gründete acht Privatschulen. Von Kattowitz aus unterhielt er u. a. fruchtbare Verbindungen zu den Banater Schwaben, die auch durch die Zerreißung ihres Landes schwere kulturelle Schäden erlitten haben, und zu den Siebenbürger Sachsen. 1925 führte Olbrich mit 650 deutschen Katholiken aus Polen einen erfolgreichen Pilgerzug nach Rom, um durch eine Audienz beim Papst den Schutz für die bedrohten deutschsprachigen Andachten zu erwirken.

Privatfoto
Schulrat a. D. Heinrich O. Olbrich

Als er am 1. April 1928 in den preußischen Schuldienst zurücktrat (Duisburg), verfaßte er zunächst eine Handreichung für die Erzieher: „Unsere Ausländsdeutschen." Unter Berücksichtigung seiner Verdienste um das Auslandsdeutschtum und für die Mitwirkung in den deutschen Ostfragen der Auslandsinstitute Stuttgart und Münster, wurde er als ständiges Mitglied des Reichsvorstandes des Vereins für das Auslandsdeutschtum (VDA) berufen. Der VDA wurde 1934 aufgelöst.

Ab 15. Mai 1945 war er wieder Schulrat in Brilon in Westfalen, organisierte rasch das zerschlagene Schulwesen und führte einen dreizehn Monate dauernden Lehrgang für den Lehrernachwuchs durch. Seine reichen pädagogischen Erfahrungen fanden ihren Niederschlag in dem Werk „Das Rüstzeug des Erziehers" in drei Bänden.

Als Ruheständler übernahm er, seit Ende 1950 nunmehr in Bad Neuenahr, die Kreisführung des Verbandes der Heimatvertriebenen und wurde Mitglied der CDU-Fraktion des Kreistages während zwei Perioden. Seit 1952 betätigte er sich beim Wiederaufbau des Bundesluftschutzverbandes, zuletzt sechs Jahre als Landesstellenleiter in Mainz.

Heinrich O. Olbrich ist seit 20 Jahren Mitarbeiter des Jahrbuches für den Kreis Ahrweiler. Seine 40 Beiträge schlagen immer wieder Brücken zu der verlorenen Heimat des Ostens.