Hotel „Zum Stern" in Ahrweiler
Ein Zeuge geschichtlicher Vergangenheit
VON JAKOB RAUSCH
Der „Stern" wird schon 1423 in der Chronik rühmend erwähnt. Im Gasthause „Zum Stern", dessen Besitzer der Bürgermeister und Schöffe Johann von Ahrweiler war, wurde von den Herren der Landskrone der „Burgfrieden" bestimmt. Als Zeugen treten unter anderen auch die Ritter von Blankart und der Ritter von Calwe auf. Der „Burgfrieden" wurde aber nicht in einem dieser adeligen Rittersitze, sondern im „Stern" geschlossen, woraus man wohl auf ein feudales Aus- und Ansehen des Sternes schließen kann.
' Das Haus erlebte 1666 bis 1668 die große Pest in Ahrweiler, wobei ein Drittel der Stadtbevölkerung der Seuche zum Opfer fiel. Aber diese Toten wurden nicht auf den „Kirchhof", der zwischen dem Stern und der Kirche lag, begraben, aus hygienischen Gründen begrub man diese Toten auf dem „Pestanger" an der heutigen Grafschafter Straße. Dann erlebte der „Stern" am Ende des 17. Jahrhunderts die drei französischen Raubkriege. Im Winter 1688/89 war wiederum der „Stern" das Haus, um plündernde Soldaten als lästige Gäste aufzunehmen. Der menschenfreundliche französische Stadtkommandant gestaltete das Verhältnis der Besatzungstruppen zur Stadtbevölkerung den Kriegszeiten nach erträglich. Daher widersetzte er sich im April 1689 auch dem grausamen Befehl, die Stadt zu verbrennen, so wie es auch der ihm verwandte gleichgesinnte Kommandant von Andernach tat. Aber eine zweite, strengere Order des Sonnenkönigs Ludwig XIV. kam mit Eilboten von Versailles und gebot die „Festung Ahrweiler" zu verbrennen und zu zerstören. So wurde Ahrweiler am 1. Mai 1689 in Brand gesetzt. Es brannten die schönen Fachhäuser mit Scheunen und Stallungen, es brannten die Kloster- und Adelshöfe, es brannten Kirche, Pfarrhaus und Rathaus. Aber inmitten des Flammenmeeres stand der „Stern" als unversehrte Insel. Er wurde nicht verbrannt, weil er den französischen Offizieren, vielleicht sogar dem französischen General, ein gastliches Winterquartier geboten hatte. Aus dem gleichen Grunde blieben noch neun weitere Häuser verschont. Der „Stern" aber sah die Brandruinen des Pfarr- und Rathauses, die Kirche ohne Dach und Turm um sich, er sah die Not der ausgeplünderten Bevölkerung, die in den Brandruinen und in Erdhöhlen hausten, denn da der dritte Raubkrieg noch acht weitere Jahre dauerte, ging der Aufbau langsam und zunächst auch nur behelfsmäßig vor sich, zumal auch schon der Spanische Erbfolgekrieg bereits seine dunklen Schatten voraus warf. Da in diesem Spanischen Erbfolgekrieg unser Landesherr, der Kurfürst von Köln, leider nicht zu Kaiser und Reich, sondern zu den Franzosen hielt, so wohnten im „Stern" wieder drei Jahre (1701 bis 1704) französische Offiziere, da französische Soldaten als unsere „Verbündeten und Freunde" die Stadt besetzt hielten. Weil der Krieg aber den Krieg ernähren mußte, wurden uns von den lieben Verbündeten die größten Kriegsopfer auferlegt. Durch die Siege Prinz Eugens und des englischen Herzogs und Feldherren Marlborough-Churchill, wurde das Ahrtal und das Rheinland von den französischen Truppen befreit. Allmählich wurde die Stadt einfacher und schlichter wie vor dem wieder aufgebaut, Rathaus und Pfarrhaus entstanden im schmucken Barockstil. Im polnischen Erbfolgekrieg 1738 und im Siebenjährigen Krieg 1757 durchzogen wieder französische Truppen das Ahrtal und nahmen in Ahrweiler jedoch nur für einige Tage Quartier. Aufregender wurden die Kriegszeiten, als die französischen Revolutionsheere Ahrweiler besetzten und auf dem Marktplatz, dicht vor dem „Stern", den Freiheitsbaum mit der französischen Tricolore errichteten. Die Ahrweiler Bürger umjubelten den Freiheitsbaum und stimmten begeistert ein in den Freiheitsruf von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit", da nun ja Erbuntertänigkeit und Frondienst wegfielen und der Bauer und Winzer wieder freier Herr des Grund und Bodens war. Aus hygienischen Gründen wurde der Kirchhof nun vor das Ahrtor verlegt. Der „Stern" erlebte auch, wie französische Offiziere in seinen Räumen deutsche Jungen zum Militärdienst aushoben.
Hotel „Zum Stern" in Ahrweiler
Am 3. Januar 1814 zogen die Russen in Ahrweiler ein, und der „Stern" war nun Quartier für russische Offiziere, die sich hier in Feindesland dünkten und sich demgemäß benahmen. Im 19. Jahrhundert erlebte das „Gasthaus zum Stern" einen glänzenden Aufstieg. So berichtet uns Leopold Kaufmann aus dem Jahre 1834, daß er im Hotel „Zum Stern" Touristen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Holland und England beobachtete. Auch die Bonner Studenten kamen ins Ahrtal, Dichter und Maler wohnten im „Stern".
Wer war nun im Laufe der über 500 Jahre Besitzer des „Sterns"? Leider können wir den Erbauer und die ersten Besitzer des Hauses nicht feststellen. Aber eine genaue Katasteraufzeichnung aus dem Jahre 1775 gibt uns Aufschluß. Diese wurde von dem kurfürstlich vereidigten Landmesser Gallibert in der Zeit vom 19. Mai bis 9. Juni 1775 angefertigt. In dieser Kataster-Zeichnung der Stadt Ahrweiler ist jedes Grundstück mit einer laufenden Nummer versehen. Unser „Stern" liegt in der Adenbachhut und trägt die Nr. 91. Das Grundstück ist 26,32 Ruthen groß. Besitzerin ist „Frau Amts-Verwalterin Biewiers". Als Nachbar besaß Bürgermeister Schopp junior das spätere Claesgen-Haus und nach der Alten-Bau-Straße zu wohnte in dem heutigen Hause von Georg Geschier ein Matth. Stern. Diese Gallibertsche, exakte Arbeit erhält eine wertvolle Ergänzung durch unseren verdienten Heimatforscher Rektor Jörres, In seinem Jahresbericht über die „höhere Bürgerschule" in Ahrweiler, deren Leiter er war, fügt er diesem Gallibertschen Verzeichnis noch den zeitweiligen Besitzer vom März 1884 bei. Der „Stern" ist nun im Besitz von Johann Kreuzberg. Das ehemalige Schopp'sche Haus besitzt Witwe Max Claesgen und das jetzige Geschiersche Haus ist im Besitze von Franz Schäfer. Die weitverzweigte Familie Kreuzberg war seit der Franzosenzeit die reichste und angesehenste Familie der Stadt. Während sie 1775 nur zwei Gebäude besaß, waren 1884 innerhalb der Stadt zwölf Gebäude in ihrem Besitz, dazu kamen noch die villenartigen Häuser, die sie nach 1870 in der Wilhelmstraße errichteten. Von Julius Kreuzberg kaufte dann Hotelier C. Schmitz, geboren 1897, dessen Familie aus Eckendorf stammte, das Haus, Außerdem besaß die Familie in Neuenahr das Hotel „Concordia" und in Bonn das. Hotel „Rheineck" am Fuß des alten Zolles am Rheinufer. Dem über 500 Jahre altem Haus und der Familie Schmitz, die nun über 70 Jahre im Besitz des historischen Gasthauses ist, wird eine glückliche Zukunft gewünscht.