Die Lehranstalt für
landwirtschaftliches Rechnungswesen
im neuen Haus
VON HERMANN COMES
Rolandseck. Für die Lehranstalt für landwirtschaftliches Rechnungswesen in Rolandseck ist ein neuer Abschnitt angebrochen. Nun ist geklärt, daß diese Lehranstalt für immer im Rheinort gegenüber dem Siebengebirge und dem Eiland Nonnenwerth seinen Sitz haben wird. Die Alfred-Haupt-Stiftung, Träger der Lehranstalt, hat das frühere Kurhaus Lebensquell, rund 12000 Quadratmeter erworben. Am 3. Dezember 1970 wurde der Vertrag unterzeichnet. Wir hatten Gelegenheit, uns mit dem Leiter der Alfred-Haupt-Stiftung, Freiherrn von Lüdingshausen-Wolff, Münster, dem Geschäftsführer der Stiftung, Dr. Ernst-Hermann Taucher, Bonn, und dem Direktor der Lehranstalt, Gerhard Krüger, zu unterhalten. Am 1. April 1958 öffnete die Lehranstalt im ehemaligen Kyfhäuserheim in Rolandseck ihre Pforten. In den zwölf Jahren wurden rund 5000 Lehrgangsteilnehmer gezählt. Sie kommen aus dem ganzen Bundesgebiet, vielfach aus ländlichen Bereichen. Doch nicht selten sind unter den Schülerinnen und Schülern ausländische Lehrgangsteilnehmer; aus Chile, Brasilien, Südafrika, Kenia, Äthiopien, Schweiz, Holland, Österreich, Irland und Finnland.
„Der Standort des jetzigen Gebäudes und das Gebäude selbst entsprachen den Anforderungen der Lehrgangsteilnehmer nicht mehr", sagte Dr. Taucher zur Begründung zum Erwerb des neuen Grundstückes und Gebäudes. Nun, man kann dies nur allzugut verstehen, wenn man die störende Nähe der B 9 bedenkt. Hinzu kommt noch, daß weitere Baupläne in Rolandseck die Rheinansicht nehmen werden. Diese wird von der neuen Schule auf der Bergeshöhe aus ganz herrlich sein.
Inzwischen wird im neuerworbenen Haus schon rüstig gearbeitet. An der rheinseitigen Front des ehemaligen Kurhauses wird nichts geändert werden; auch im Erdgeschoß und in der ersten Etage wird keine Wand versetzt. Lediglich das Dachgeschoß wird für den Internatsbetrieb ausgebaut und 25 Betten erhalten. Auch das ehemalige Gärtnerhaus wird innen völlig umgestaltet. In den Wald hinein wird ein neues Internatsgebäude errichtet, das Raum für 60 Betten bieten soll.
Dr. Taucher lobte die Bemühungen der Stadtverwaltung und der Kreisverwaltung Ahrweiler bei der Suche für ein neues Haus. „Wir wollten gerne hierbleiben, wir brauchen die Anlehnung an Bonn. Im Radius von 20 Kilometer haben wir zwischen mehreren Dutzend Plätzen die Entscheidung treffen können. Die Wahl fiel auf Rolandseck; denn es bietet die Großstadtnähe, die ruhige Lage und die reizvolle Landschaft." Bürgermeister Kürten ist sichtlich erfreut über den Verbleib der Lehranstalt im Stadtgebiet Remagen: „Ich bin dankbar und froh, daß die Lehranstalt uns erhalten bleibt. Sie trägt den Namen unserer Stadt weit in die deutschen Lande, sogar über die Grenzen hinaus."
Dr. Taucher ging noch auf die Bedeutung der Lehranstalt ein, die 1936 in Schloß Schenkendorf bei Berlin eröffnet wurde. 1952 hatte sie im Haus Schauinsland bei Thomasberg im Siebengebirge ihren Neubeginn nach dem Krieg. „Die Lehranstalt ist die einzige dieser Art im Bundesgebiet."
Weil die Buchführungsaktivität im landwirtschaftlichen Bereich ständig zunehme, steige , auch die Bedeutung der Lehranstalt, deren Lehrplan Wirtschaftskunde, Buchführung, Betriebswirtschaft und Steuerkunde aufweise. Von Rolandseck aus werden außerdem im ganzen Bundesgebiet Kurzlehrgänge durchgeführt. Die Lehrgangsteilnehmer wissen, daß man heute in einem landwirtschaftlichen Betrieb ohne den. Rechenstift nicht mehr auskommt. Der Lehrplan zeigt, daß in den drei Monaten des Lehrganges in Rolandseck viel von den Schülerinnen und Schülern verkraftet werden muß. Die Teilnehmer verlassen die Lehranstalt nach Ablegung einer Prüfung mit einem Zeugnis. Etwa die Hälfte besucht den Lehrgang, um nachher die Kenntnisse und Fertigkeiten im elterlichen Betrieb anzuwenden. Die andere Hälfte schafft sich die Grundlage für eine Existenz: Gutssekretärinnen, Angestellte bei landwirtschaftlichen Buchstellen, landwirtschaftlichen Behörden und Organisationen.
Für beide Gruppen gilt das Hauptanliegen der Lehranstalt: sich im kaufmännischen Denken und Handeln unterrichten, aus- und fortbilden zu lassen.
Die Teilnehmerskala ist weitgespannt: sie kommen vom Volksschüler bis zum Akademiker und aus allen Gesellschaftsschichten. Es spricht für den Ruf der Schule, daß aus zahlreichen Familien mehrere Kinder nacheinander die Lehrgänge besuchen. Doch lassen wir kurz einen Schüler des ersten Lehrganges 1970 sprechen, der aus Amtzell, Kreis Wangen/Allgäu, nach Rolandseck kam: „Wenn ich mir überlege, was der Landwirt der Zukunft neben der manuellen Tätigkeit alles wissen muß, um existent zu bleiben, dann kann ich meinen Eltern nur dankbar sein, daß sie mir die Gelegenheit zum Besuch dieses Lehrganges gaben." Mehr braucht man zur steigenden Bedeutung dieser Lehranstalt nicht zu sagen. Zum Abschluß sei es noch einmal gesagt: Die Lehranstalt, die nun endgültig in Rolandseck bleiben wird, wird auch in Zukunft die notwendigen Kenntnisse und Fertigkeiten zur Führung des modernen landwirtschaftlichen Betriebes vermitteln.
Lehranstalt in
Rolandseck
Foto: Döhrn