Liquid Gas Anlagen Union GmbH
Wirtschaftlich und städtebaulich eine Bereicherung
VON HERMANN COMES
In einer Feierstunde wurde das neue Verwaltungsgebäude der Liquid Gas Anlagen Union GmbH auf dem früheren Sportplatzgelände in Remagen-Rolandseck seiner Bestimmung übergeben. Zu dieser festlichen Stunde, in der Re-magens Wirtschaftsleben offiziell einen neuen Akzent erhielt, waren zahlreiche Ehrengäste nach Rolandseck gekommen: Unter ihnen sah man Staatsminister Dr. Hanns Neubauer, Dr. Augustin von der Rheinlandpfälzischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung in Mainz, MdL Franz Schaaf, Bürgermeister Kürten von Remagen und die Behördenleiter. Ihnen allen entbot Geschäftsführer Dr. Rudolf Herkens den Willkommensgruß. Sein Dank galt allen, die mithalfen, in verhältnismäßig kurzer Zeit diesen Bau zu erstellen: man darf, vom städtebaulichen Gesichtspunkt gesehen, von einem „Prachtbau" sprechen.
Foto: Norbert Döhrn
Dr. Herkens führte unter anderem aus: Das Unternehmen sei ein Ingenieurunternehmen und befasse sich vor allem mit der Entwicklung und Planung, dem Bau und der Montage schlüsselfertiger Anlagen zum Transport und zur Lagerung-leicht siedender flüssiger Gase. Er gab der Hoffnung Ausdruck, die landschaftlich reizvolle Lage möge sich auch auf die Mitarbeiter der Firma nutzbringend auswirken. In seiner Festansprache überbrachte Wirtschaftsminister Dr. Hanns Neubauer auch die Glückwünsche und Grüße der Landesregierung und des Ministerpräsidenten. Hier habe die bunte Palette der gewerblichen Wirtschaft des Landes Rheinland-Pfalz einen nicht zu übersehenden neuen Akzent erhalten.
Ohne wegweisende neue Planungen könne man die wirtschaftliche Zukunft nicht gewinnen und nicht den bereits heute erreichten Leistungsstand bewahren. „Weil das so ist, freut es mich besonders, daß ein Unternehmen wie die Liquid Gas Anlagen Union, die auf dem Gebiete der Entwicklung und der Konstruktion tätig ist, in unserem Lande eine dauernde Niederlassung errichtet hat." Es sei ohne Zweifel ein Verdienst dieses Unternehmens, daß auch der Gastransport auf dem Wasserwege in den letzten Jahren einen immer größeren Aufschwung genommen habe. Der Rheingraben biete als große Verkehrsachse unseres Landes dem produzierenden Gewerbe die günstigsten Entwicklungsmöglichkeiten. Bürgermeister Hans-Peter Kürten, Remagen, wünschte im Namen des Rates der neuen, nun größeren Rheinstadt alles Gute für die Zukunft. „Die Freude der Geschäftsleitung über die Einweihung des neuen Gebäudes in Remagen-Rolandseck ist verständlich. Doch lassen sie midi sagen, ich freue mich genau so!" Denn für jede Gemeinde sei es wichtig, daß in ihr Handel und Wandel blühe. So sei das Hinzukommen eines neuen Betriebes immer eine willkommene Angelegenheit. Der Bürgermeister gab noch einmal einen Rückblick über das Werden dieses Werkes in Rolandseck vom ersten Schreiben der Firma am 17. Mai 1967 an die Kreisverwaltung Ahrweiler, in dem sie um die Vermittlung von Betriebsgelände bat. Es folgten etliche Verhandlungen, doch schon am 28. Juni 1968 konnte der Bauschein ausgestellt werden. Es habe alles sehr schnell gegangen; denn man müsse auch bedenken, daß ein Sportplatz verlegt werden mußte. Aus dieser Sicht habe es in der Bevölkerung nicht nur „Hurra-Rufe" gegeben, da dem Sportbetrieb in Oberwinter ein jähes Ende gesetzt worden sei. „Gott sei Dank: wir sind seit kurzem dabei, die neue, moderne Sportanlage für die geschädigten Sportler zu schaffen!"
„Ich gratuliere ihnen herzlich zu dem gelungenen Bauwerk und darf feststellen, daß damit auch die Stadt Remagen eine schöne städtebauliche Bereicherung erfahren hat. Firmen, die sich in einem so eleganten modischen .Gewand anbieten, sind uns natürlich besonders herzlich willkommen!''
Abschließend dankte Gesellschafter und Geschäftsführer Horst Schicrack in herzlichen Worten für das Verständnis, daß die Stadtverwaltung und der ehemalige Gemeinderat von Oberwinter dem Projekt entgegenbrachten. An dieser Stelle darf einer nicht vergessen sein: Der ehemalige Amtsbürgermeister Büchler, der sich mit aller Kraft für die Ansiedlung dieses Unternehmens im Amtsbereich Remagen einsetzte. Geschäftsführer Schierack bedauerte sehr, daß den Oberwinterer Sportlern durch den Bau an dieser Stelle Unannehmlichkeiten entstanden sind. Für den neuen Sportplatz überreichte er unter dem Beifall der Festversammlung Bürgermeister Kürten einen Scheck von 10000 Mark. In seinen weiteren Ausführungen gab er einen Einblick in das Werden und den bisherigen Geschäfts verlauf der Firma: „Die Aufgabenstellung lautete: Lösung der technischen Probleme, die bei der Lagerung und dem Tramport leicht siedender flüssiger Gase entstehen; eine Aufgabe, die zunächst alltäglich erscheint, deren Besonderheit aber in der technischen Lösung und dem sich anbietenden Markt Hegt. Gas und Druck gehören in der Vorstellungswelt des physikalisch Unbelasteten zusammen. Gas ohne Druck war und ist die Devise unseres Unternehmens; denn durch den Transport und die Lagerung im drucklosen Zustand werden die Investitionskosten ab einer bestimmten Anlagengröße drastisch reduziert und so die Voraussetzungen für die wirtschaftliche Anwendung in der Petrochemie, der Chemischen Industrie und der Energieversorgung geschaffen.
Foto:.Norbert Döhrn v. 1.: Minister Dr. Hanns Neubauer, Geschäftsführer Horst Schierack, Bürgermeister Haris Peter Kürten
Zu Beginn rüsteten wir zunächst Gastanker aus, deren Größe jedoch aus wirtschaftlichen Gründen keinen drucklosen Transport zuließ. Wir hatten das Glück, für diese sogenannten semi-gekühlten Tanker ein Verfahren zu finden und ein Patent zu erhalten, das den Erfordernissen des seinerzeitigen Marktes voll entsprach und uns schnell den Ruf, erstklassige Spezialisten zu sein, einbrachte. Nachdem die ersten mit unseren Anlagen ausgerüsteten Tanker die technische und kommerzielle Durchführbarkeit des Seetransportes von Gasen unter Beweis gestellt hatten, interessierten sich immer mehr Unternehmen für diese Transportart." Das zunehmende Interesse war mit dem Wunsch nach dem Bau größerer Schiffseinheiten verbunden. 1963 baute man Schiffe bis 10000 m3, heute dagegen bis 120000 m3. „Wir haben wesentlich zu dieser Entwicklung beigetragen und sind stolz darauf, mit mehr als 50 Gastankern bisher die meisten Tanker in Europa ausgerüstet zu haben." Geschäftsführer Horst Schierack weiter: „Da wir Spezialisten im Transport und der Lagerung großer Gasmengen sind, erwartet man von uns in zunehmendem Maße die Projektierung kompletter Gas-Ketten. So ist es uns vor einiger Zeit gelungen, die Planung und Lieferung der ersten Äthylen-Gas-Kette im Mittelmeerraum durchzuführen. Wir sehen jedoch unsere Aufgabe heute nicht nur in der Erstellung von Lagerund Transporteinrichtungen, sondern glauben, auch dem zunehmenden Wachstum des Erdgases an der Primär-Energieversorgung unsere Aufmerksamkeit schenken zu müssen. Wir haben uns zum Beispiel mit der Auslastung des Pipeline-Netzes zu Spitzenzeiten beschäftigt und freuen uns, seit einigen Wochen der Gaswirtschaft ein völlig neuartiges und patentrechtlich geschütztes Peak-Shaving-Verfahren anbieten zu können, dessen Wirtschaftlichkeit in einem bestimmten Leistungsbereich nicht zu überbieten ist. Unsere Marktuntersuchungen in Großbritannien, Italien und Deutschland veranlassen uns zu Optimismus." Abschließend stellte er fest: „Wir glauben, mit diesen Maßnahmen die Voraussetzungen für ein weiteres Wachstum des Unternehmens zu schaffen. Dabei vertrauen wir — wie auch in der Vergangenheit — auf das Können und die Einsatzfreude unserer Mitarbeiter, wobei ich bei dieser Gelegenheit erwähnen möchte, daß alle Männer der ersten Jahre, also die Pioniere des Unternehmens, ohne eine einzige Ausnahme auch heute noch für uns tätig sind. Mit Zuversicht und in dem Bewußtsein, einen wachsenden und interessanten Markt mitgestalten zu können, sehen wir in die Zukunft!"
Der neue Akzent im Wirtschaftsleben der Rhein-Stadt Remagen ist zweifelsohne von großer Bedeutung. Es kam in den Festansprachen immer wieder zum Ausdruck. Doch der schmucke, moderne Bau mit den im Werden begriffenen Anlagen ist als städtebauliche Bereicherung an der Südeinfahrt von Rolandseck, sowohl von der B 9 her als auch vom Lebensstrom dieses Landes, vom Rhein her eine Besonderheit. Was Planer und Handwerker hier schufen, gereicht ihnen zur Ehre: denen, die es sehen, ist es eine Freude. So steht die Bevölkerung der Stadt Remagen, wie Bürgermeister Kürten es sagte, mit im großen Kreis der Gratulanten. Mit den besten Wünschen in dieser Stunde sind auch die für die Zukunft vereint.