Der Maler Paul Magar aus Allenahr
VON K. H. BODENSIEK
Der Maler Paul Magar, der seit langem in Bad Godesberg lebt, wurde am 14. November 1909 in Altenahr geboren. Sein Vater war Amtsrentmeister. Wenn die Familie auch schon 1914 nach Konz am Einfluß der Saar in die Mosel zog, so pflegte Magar doch noch lebhafte Erinnerungen an seine ersten Jugendjahre im Schatten der Burg Are. Er erinnert sich an das frühere Gartenlokal des Hotels Winkler, wo er am Ufer der Ahr gespielt hat. Tief beeindruckt hat ihn in seiner kindlichen Vorstellung die Katastrophe eines ungebärdigen Hochwassers. Aber auch ein heiterer Eindruck ist unverwischt durch die Jahre erhalten geblieben. Seine Großmutter Elisabeth Lager hatte ein Gemischtwarengeschäft. Abends wurden die Fenster mit Holzläden verschlossen. Altenahr war ein beliebtes Weindorf der Bonner Studenten, die dort nicht nur pokulierten, sondern auch ihren Jux haben wollten. Als die Großmutter eines Abends die Läden festmachen wollte, waren sie verschwunden. Die resolute Großmutter erspähte noch die Diebe, nahm sich einen Stock und wollte den Übermütigen Räson beibringen, auf bäuerlichderbe Art. Daß es ausgerechnet der deutsche Kronprinz war, dem sie dabei das Fell gehörig gerbte, war ihr kein geringes Vergnügen. Paul Magar hat bis 1933 die Werkkunstschule in Trier "besucht und war Meisterschüler von Dieckmann und später in Aachen von Wendling.
Paul Magar
3 Figuren
Sein „kubistisches Weltbild" schenkten ihm die ersten Kindheitseindrücke der Landschaft des wildzerklüfteten Ahrtales mit seiner Terrassenarchitektur der Weinberge. Eine bilderreiche, aus Felsen gebaute Szenerie war schon als Kind um ihn. Die Mosel fügte seinem Wesen die freundliche Heiterkeit hinzu, die Farbigkeit einer sonnenoffenen Natur. Das Beschwingte des Moseltales und die markante Standfestigkeit der Ahrberge sind zwei Komponenten, die auch in seinen Bildern zum Ausdruck kommen, in ihnen miteinander im Einklang stehen; denn Harmonie ist das Wesen der Kunst des Malers Paul Magar.
Er schreibt die Natur nicht ab. Aber er ergeht sich auch nicht in der Erfindung oder Nachbildung abstrakter Formulierungen, keinesfalls in Beiträgen zum Poster-Geschäft, dem dünnen Neuaufguß aus dem Fixteebeutel des weiland hochrenommierten Jugendstils. Von vielen privaten Sammlern und Museen wurden seine Bilder gekauft, auch vom Deutschen Bundestag, von den Kultusministerien der Länder Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, vom Saarländischen Rundfunk und sonstigen reputierlichen Organisationen. In Kirchen findet man seine Wandmalereien und seine Mosaiken an öffentlichen Gebäuden. Der Maler Paul Magar wurde, wie eingangs erwähnt, am 14. November 1909 in Altenahr geboren. Seit langem lebt er in Bad Godesberg, heute also in Bonn, und jeden Herbst in Berlin. Aus Anlaß seines 60. Geburtstages zeigte das Kulturamt der Stadt Bonn in der Stadthalle in Bad Godesberg eine reichbestückte Ausstellung. Der Bonner Kunsthistoriker Professor Heinrich Lützeler widmete Magar zur Eröffnung der Rückschau auf mehr als das letzte Schaffensjahrzehnt des Künstlers eine ungewöhnliche Laudatio. In seiner Interpretation der Malweise ging er das Rheinische in Wesen und Werk Paul Magars auf rheinische Art an, gleichzeitig akademisch fundiert und einfallsreich-leger in der Diktion.
Der Vortragende begegnete sich in der Ausstellung selbst in einem Porträt, das zu den besten Arbeiten Magars zu zählen ist. Magar setzt, ohne Kompromisse mit dem Modischen, die Tradition Franz Marc — August Macke folgerichtig und in eigengeprägter Art fort. Er ist farbig dezenter, seine ordnende Hand strenger, vielleicht auch etwas beengter. Die graphische Struktur ist bestimmend, auch wenn die Farbe sie trägt oder ersetzt. Die Architektur der verschobenen Flächen, der versetzten Ebenen bildet neue Fügungen, Festsetzungen in der von der Zerstörung bedrohten Welt. Einsicht führt zu Ein-Sicht, zu Harmonie", zu neuer, künstlerischer Einheit des Bildraumes. Die prismatischen Brechungen im Bildeffekt sind nicht rigoroses Schema, sondern eine Art poetischer Verdichtung. In dieser Hinsicht trägt Magars Malerei Züge einer optischen Dichtung, visueller Gedichte, aus denen alles Zufällige ausgemerzt ist. Das Rheinische in seiner Handschrift ist bei Magar unleugbar. Es ist Ingredienz, eben eine besondere Form der Welt-Anschauung. Mit Heimatkunst hat das nicht das mindeste zu tun. Im Grunde ist er ein Klassiker. Auf altem römischem Boden gar nicht so befremdend.