Aus dem Heckenbacher Ländchen

VON JAKOB RAUSCH

Urkundlich tritt der Name für das heutige Heckenbach im Jahre 772 zuerst auf. Damals hieß diese fränkische Bauernsiedlung Adagana. Im. Jahre 772 schenkten Bertrudis und ihr Sohn Waning ihren Grundbesitz in Adagana dem Kloster in Kesseling.

Ad Hagan-a bedeutet: Am Hagenbach, woraus sich Heckenbach entwickelte. Der fränkische Bauer war stolz auf sein Bodenrecht, sein Dingrecht und sein Wehrrecht. Das Bodenrecht machte ihn zum freien Besitzer von Haus und Hof, von Acker und Wiesen. Nur Wald und Weide, Wege und Wasserläufe galten als Allmende (Gemeindebesitz).

Blasweiler ,
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Bezirksregierung für Rheinhessen

Das Dingrecht gab dem Bauern volles Stimmrecht auf der Dingstätte, wo die Gerichtsverhandlungen stattfanden und auch über die Verwaltung der Gemarkung, der Hundertschaft und des Gaues gesprochen wurde. Zur Zeit Karls des Großen schrumpfte dieses Dingrecht ein. Der Gaugraf und ein Thungking sprachen im Namen des Königs Recht. Die Bauern bildeten nur den „stummen Umstand". Nur als Zeugen kamen sie zu Wort.

Schlimmer aber stand es mit dem Wehrrecht. Durch die vielen Kriege Karls des Großen wurde es zur harten Wehrpflicht. Während der wehrpflichtige Bauer für den Kaiser in Sachsen, Italien und Spanien kämpfte, wuchsen auf seinem Hofe Disteln und Dornen. Deshalb verzichtete der bisher freie Bauer auf Bodenrecht, Dingrecht und Wehrrecht. Den Boden übertrug er einem „Lehnsherren", der ihm den Hof als erbliches Lehen wieder zurückgab. Für dieses Lehen mußte nun unser Lehnsbauer seinem Lehnsherren den Zehnten liefern und Frondienste leisten. Der Lehnsherr vertrat nun den Bauern auf der Dingstätte und zog mit seinen Mannen für ihn in den Krieg. So blieben unsere Lehnsbauern 1000 Jahre (800 bis 1800) vom Kriegsdienst verschont; nur, wenn der Feind ins Land einbrach, mußte auch der Lehnsbauer als „Landsturm" die Heimat verteidigen.

Lehnsherr für Heckenbach war durchweg das Kloster Prüm, das bei kinderreichen Familien das Hoflehen, das meistens 30 Morgen betrug, auf bis 50 Morgen aufstockte. Auch betrug der Zehnte meistens keine 10%, sondern nur 5% und noch weniger. Der Frondienst war jährlich auf 10 bis 15 Tagewerke beschränkt, so daß auch für Heckenbach das Wort galt: „Unter dem Krummstab ist gut wohnen."

Politisch gesehen gehörte, das Heckenbacher Ländchen bis zum 12. Jahrhundert zum Ahrgau. Nach dem Zerfall der Gaugrafschaft zersplitterte sich der Ahrgau nach 1200 in 15 kleinere Herrschaftsgebiete. Heckenbach kam zur Herrschaft Königsfeld, die aus 3 nicht zusammenhängenden Gebieten bestand: 1. Königsfeld mit Dedenbach, 2. das Heckenbacher Ländchen mit Nieder- und Oberheckenbach, Kassel, Watzel und Fronrath, 3. Herresbach am Südostfuße der Hohen Acht im Kreise Mayen. Landesherren waren zunächst ein Königsfelder Adelsgeschlecht, das auch eine Burg in Königsfeld erbaute. Nach dem Aussterben dieses Adelsgeschlechtes wurden Rechtsnachfolger, meistens durch Heirat und Erbschaft, nacheinander verschiedene Rittergeschlechter der Rhcineifel.

1276   Gerhard I. von der Landskrone wird durch König Rudolf von Habsburg mit Königsfeld und Heckenbach belehnt.
1328   Gerhard II. von der Landskrone wird in Rom mit dem Kirchensatz von Königsfeld und Heckenbach belehnt. Die Landskroner waren Patronatsherren der Königsfelder und Heckenbacher Kirche.
1336   Gerhard III. von der Landskrone erwirkte von Kaiser Ludwig dem Bayer für Königsfeld die Stadtrechte, wozu auch das Marktrecht gehörte. Königsfeld erhielt einen Wochenmarkt und einen Jahrmarkt am Laurentiustage (10. August).
1371   Dietrich von Schönberg erhält Heckenbach.
1397   Das Heckenbacher Ländchen wird geteilt: Friedrich von der Tomburg erhält Oberheckenbach, sein Bruder Bernhard Niederheckenbach. 1404 Heckenbach wird verpfändet an den Grafen Ruprecht von Virneburg. 1430 Herr Krafft von Saffenburg bei May schoß wird mit Königsfeld und Heckenbach belehnt.
1460   Krafft von Saffenburg verpfändet die Hälfte von Königsfeld und ganz Heckenbach für 500 Gulden, an die Waldboten, Quad und Eynenberg.
1600   Die Waldboten sind alleinige Herren von Königsfeld und Heckenbach.
1767   Bei der Teilung der Herrschaft Königsfeld erhält die gräfliche Familie der Waldboten von Bassenheim das Kirchspiel Heckenbach mit Kassel, Watzel, Fronrath, Langhardt und Kohlhof. Bis 1802 besaß das Kloster Steinfeld in Fronrath Ländereien und Maria Laach 50 Morgen in Heckenbach.
1794-1814 Unter französischer Herrschaft gehörte die Kommune Heckenbach zur Mai-rie Königsfeld, zum Kanton Virneburg, zum Arrondissement Bonn, zum Departement Rhein und Mosel mit der Hauptstadt Koblenz.
1816 Die Gemeinde Heckenbach kam zur Bürgermeisterei Königsfeld, Kreis Ahrweiler, Regierungsbezirk Koblenz, Rheinprovinz, Königreich Preußen.

Cassel
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Bezirksregierung für Rheinhessen

Kirche

1300    Um 1300 besaß Hcckenbach eine Kirche und war Pfarrei.
1335    Im Testament des Gerhard von der Landskrone werden 12 Geistliche genannt, darunter auch der Pfarrer von Heckenbach mit einer Jahresrente von 1 Denar und mit  Jagd- und Fischereirecht belehnt, wenn sie am Jahresgedächtnis des Stifters Gerhard teilnehmen. — Die Pfarrei gehörte bis 1802 zum Ahrdekanat und zum Erzbistum Köln.
1802 Von 1802 bis 1824 gehörte es zum Bistum Aachen und seit 1824 zum Bistum Trier. Schutzpatrone der Kirche sind Pankratius und Lucia.
1828 Der Koblenzer Regierungsbaumeister Nebel baute südlich der alten die jetzige Kirche. — Die Gemeinde schenkte hierzu aus ihrem "Walde 180 Eichen. Jeder Fuhrmann leistete unentgeltlich 100 Fuhren, um das Holz aus dem Walde, die Steine von Wat-zel und den Sand aus Spessart anzufahren, so daß die Baukosten klein waren.

 Schule

1743    wird zum 1. Male eine Schule in Heckenbach für das ganze Kirchspiel erwähnt. Der Unterricht fand in einem Zimmer des Pfarrhauses statt, das der Pastor im gleichen Jahre auf eigene Kosten erbauen ließ.
1830    Die Schule wird aus dem Pfarrhaus in den Pfortenbau des Pfarrhofes verlegt.
1837    Das Kirchspiel Heckenbach erhielt ein eigenes Schulgebäude, das später als Pfarrheim und Küsterwohnung diente.
1896    Seit 1896 besaß das Kirchspiel 3 Schulen mit je einem Lehrer in Niederheckenbach, Kassel und Fronrath.
1938    Die Bewohner mußten aus militärischen Gründen ihre geliebten Heimatdörfer verlassen. Bischof Bornewasser besuchte am 7. 4. 1938 jedes Dorf und sprach tröstende Abschiedsworte zu den Dorfbewohnern. — Am'7. 11. 1938 läuteten die Glocken zum letzten Gottesdienst in Niederheckenbach.
1939   Vom 8. 11,1938 bis zum 19. 2. 1939 fand der Gottesdienst noch in Oberheckenbach statt. Letzte Pfarrherren waren: Napoleon Leinen, 1872 bis 1902, f 1914 in Mayschoß; Peter Dewalt, 1902 bis 1912, + in Boppard; Nikolaus Becker, 1913 bis 1922, danach

Fronrath
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in Merl; Ferdinand Ballat, 1922 bis 1929, danach in Mittendorf; Franz Schöneberger, 1930 bis 1938, danach in Wadgassen (Saar). Die Einwohnerzahl stieg nur allmählich:

1743: 400 Einwohner,
1772: 425 Einwohner,
1822: 506 Einwohner,
1882: 593 Einwohner,
1937: 702 Einwohner.

Und neues Leben blüht aus den Ruinen. Schon im Dezember 1946 ordnete die Regierung die Umlegung und Wiederbesiedlung des ehemaligen Truppenübungsplatzes Ahrbrück an, die das Kulturamt Adenau durchführte. Es verschwanden Splitter- und Streubesitz. Dafür entstanden 160 Siedlerstellen, die meist durch Ermländer bezogen wurden. Unser Kirchspiel Heckenbach zählt

in Kassel 16 Stellen,
in Heckenbach 6 Stellen,
in Watzel 2 Stellen,
in Fronrath 2 Stellen.

Die Gemeinde Heckenbach zählt also 26 Siedlerstellen mit 284 Einwohnern. Während Heckenbach früher zur Bürgermeisterei Königsfeld bzw. Niederzissen gehörte, zählt es jetzt zur Verbandsgemeinde Altenahr. Eine 2klassige Schule für die gesamte Gemeinde besteht in Niederheckenbach.