Rentmeister i. R. August Schmidt

mit 100 Jahren ältester Bürger der Rhein- und Römerstadt

VON HERMANN COME5

Foto: Stang

Rentmeister i. R, August Schmidt wurde 100 Jahre alt. Soweit man in den amtlichen Unterlagen zurückblättern kann, hatte die Rhein-und Römerstadt noch keinen Hundertjährigen, bestimmt niemals in dieser bewundernswerten Rüstigkeit und Frische. Doch der Altersjubilar hat darauf nur eine Antwort, die zugleich seine ganze Persönlichkeit in ihrem Kern umreißt: „Das liegt in Gottes Hand!" Da seine Eltern 1860 nach Le Havre verzogen, wurde er am 16. März 1868 dort geboren. Beim Ausbruch des Krieges 1870 wurde die Familie ausgewiesen und zog zunächst nach Oberwesel, der Heimat seiner Mutter Katharina, geb. Volksfeld. Am i. April 1885 trat August Schmidt in Andernach-Land in die Kommunalverwaltung ein. Am 9. November 1893 wurde er Kassenleiter der Verwaltung Ringen, und am 15. Februar 1912 Stadt-und Amtsrentmeister von Remagen. Seit dem i. Juli 1929 lebt August Schmidt im wohlverdienten Ruhestand. Über 30 Jahre wohnt

er schon im Hause Quirin Alfter in der Seelenstraße, seit dem Tode seiner Frau von seiner Haushälterin Anna Münch liebevoll betreut. Er ist das älteste Mitglied des Fachverbandes der Kommunalrentmeister. Seit 1894 gehört er ihm an. Im Kollegenkreis hört man ihn heute noch gerne aus der alten Zeit erzählen.

Die Bevölkerung von Remagen weiß es nicht anders, als daß „der Rentmeister" jeden Tag morgens in die Frühmesse geht. Das Zeitgeschehen verfolgt er mit Interesse in der Zeitung. Donnerstags trifft er sich im Freundeskreis zum Kartenspiel in der Bahnhofsgaststätte. Ein Glas Rotwein und eine gute Zigarre schmecken ihm noch gut. Im Mai 1967 war er zwei Wochen Ehrengast der Kurdirektion Millstatt aus Anlaß des 1oojährigen Bestehens des Kurortes am Millstätter See, wo er mit großen Ehren empfangen wurde. Sogar die Kurkapelle spielte ihm den Willkommensgruß, und Bürgermeister Ker-

ber gab ihm mit dem Rat einen festlichen Empfang im Rathaus.

Bei der Gratulationscour im Hotel Anker gab es eine Überraschung: William le Mevel aus Le Havre, ein 24Jähriger Franzose, brachte blau-weiß-rote Blumen und einen herzlichen Gruß aus der Geburtsheimat August Schmidts. Diese einmalige Aufmerksamkeit erfreute den Jubilar sichtlich.

In den Ansprachen der Gratulanten klang es in dieser festlichen Stunde immer wieder an: die Freude, den Altersjubilar, der hin und wieder verschmitzt lächelte, in dieser erstaunlichen körperlichen und geistigen Rüstigkeit zu sehen. Es gratulierten: Regierungspräsident Dr. Leibmann, der auch die Glückwünsche und Grüße von Ministerpräsident Dr. h. c. Peter Altmeier übermittelte, Landrat Korbach, P. E. Lützig als stellvertretender Kreisvorsitzender des Bundes Deutscher Kom-munalbeamten, Amtsbürgermeister Jos. Büch-

ler, Stadtbürgermeister Hans Peter Kürten, Peter Ockenfels als Vorsitzender des Verkehrs- und Verschönerungsvereins, viele Kollegen des einstigen Rentmeisters, die vom Rhein, der Ahr und der Eifel gekommen waren, und als jüngster Rentmeister Jupp Schmitz aus Sinzig. Groß war die Anzahl der schriftlichen Gratulationen aus Remagen und der Umgebung für den ältesten Bürger der Stadt und den Zweitältesten des Kreises. Es war ein krönender Abschluß der Gratulationsansprachen, als der Remagcner Männerchor mit „Glückwünschen nach Noten" überraschte.

In einem Handschreiben sagte der Altersjubilar Landrat Korbach seinen herzlichen Dank für seine Glückwünsche und die „liebenswürdige und ehrende Ansprache und das dabei überreichte Geschenk". Es habe ihn geehrt und gefreut, daß der Landrat persönlich an der Geburtstagsfeier teilgenommen habe.

Reproduktion: Kreisbildstelle