Vom Heidentempel zum christlichen Gotteshaus und Heimatmuseum

VON BERNHARD KOSSMANN

In der Kapelle „Am Hof", wo heute das römisch-fränkische Museum seit 60 Jahren eine Heimstätte gefunden hat, wurden bis zur Mitte des 5. Jahrhunderts n. Chr. in römischen Tempelbauten von Legionären und Auxiliartruppen heidnische Götter verehrt. (Siehe Jahrbuch für den Kreis Ahrweiler 1965.) Beim Vordringen des Christentums in unsere Heimat fielen diese römischen Tempelanlagen der Zerstörung anheim. Tausend Jahre später, im 15. Jahrhundert, bauten fromme Mönche von der Prämonstratenser-Abtei Knechtsteden bei Dormagen am Niederrhein über den Resten der römischen Säulenhalle eine Kapelle, die in ihren Grundlagen heute noch besteht.

Überall findet man in dem Mauerwcrk aus dem Steinbruch der Römerbauten verstreut römische Ziegelplatten, stellenweise sind ganze Mauerstücke damit verbaut. Im Triumphbogen und den Strebepfeilern des Chores sind diese Steine noch sichtbar.

Manches Schöne bietet das Chor der früheren Kapelle. Zur Sicherung der Festigkeit des Gewölbes dienen Rippen, die das Chorgewölbe aufteilen und beleben. Die Rippen enden nach unten auf bunten Konsolen (Kragsteinen), die mit Engelsköpfchen verziert sind. Besonders reizvoll ist das Maßwerk des gotischen Sakramentshäuschens als Ausdruck des dekorativen Zuges der damaligen rheinischen Kunst. Außen treten zum Chor Strebepfeiler, welche die Klostermauern in den Punkten verstärken, wo sie innen belastet sind und so den Seitenschub der Wölbung auffangen. Die Chorfenster schließen nach oben mit dem Hauptkennzeichen des gotischen Stiles, dem Spitzbogen, ab, der auch im Gewölbe des Chores harmonisch als architektonischer Schmuck auftritt.

Im Maßwerk der Fenster erscheint als Schmuck die Fischblase, eine seitlich geschwungene, spitzrund auslaufende Verzierung, die ein Kennzeichen der Spätgotik in der Verfallzeit des 14. und 15. Jahrhunderts ist. Nach dem bekannten Bild: „Ansicht des Rathauses zu Remagen", das im Jahre 1798 von L. Janscher nach der Natur gezeichnet und von J. Ziegler gestochen ist, sehen wir am Ende der mittelalterlichen Kirchsträs oder Kirchstrass die Kapelle mit einem Glockentürmchen als Dachreiter geziert.

Die Erbauer dieser Kapelle, die Männer des Prämonstratenser-Ordens, waren nicht eigentlich Mönche, sondern sie lebten kanonisch, d. h. nach den Vorschriften der Kirche. Sie hießen deshalb Kanoniker, auch Stifts- oder Chorherren. Ihre klösterliche Ansiedlung lag gegenüber rheinwärts der Kapelle.

Der Remagener Grundbesitz des Klosters muß im Laufe der Zeit bis zur höchsten Blute, im 15. Jahrhundert, so bedeutend gewesen sein, daß der Abt von Knechtsteden für die Hof bediensteten und die durchreisenden Chorherren eine für die damalige Zeit größere Kapelle erbauen ließ.

Manche Grafen und Fürsten, selbst Remagener Familien, schenkten dem Mutterkloster von ihren Besitzungen. Fromme Leute traten ins Kloster ein und übergaben ihm oft ihr ganzes Vermögen. So bekam Knechtsteden ganz ausgedehnten Grundbesitz. In den Urkunden des Klosters sind Tochtersiedlungen aufgezeichnet, die teils in der näheren Umgebung, teils im Jülicher Land, in der Eifel und rheinaufwärts bis nach Remagen reichten. Auch die Chorherren des Pränionstratenserklosters Steinfeld (Eifel) übten ihre Seelsorge aus von St. Dionysius in Krefeld bis nach Wehr bei Laach und dann wieder von Brachein (Bez. Aachen) bis nach Ahrweiler und Fritzdorf in unserem Heimatkreis.

Foto: Stang
Chor der Knechtstedener Kapelle Remagener Heimatmuseum

Die Chorherren übten eine rege seelsorgerische Tätigkeit unter dem Volke aus, besonders auf dem Lande. Von den 30 bis 40 Klostergeistlichen, die der Abtei Knechtsteden gewöhnlich angehörten, war die Hälfte meistens in der Seelsorge beschäftigt als Kaplan oder Pfarrer, als Subprior oder Prior, häufig auch als Beichtvater. In den einzelnen Klöstern verlegte man sich deshalb auch besonders darauf, die geistlichen Glieder des Ordens zu tüchtigen Seelsorgern heranzubilden. Auf diese Weise wurden die Abteien bedeutungsvolle Pflanzstätten christlicher und rheinischer Kultur.

Außer den Ordensleuten gehörten zum Kloster die Laienbrüder. Sie hatten keine Stimme in der Kapitelversammlung und besorgten die Arbeiten in Kloster und Ökonomie. Es waren dies Männer manchmal aus reichen, vornehmen Familien, die den Weltfreuden entsagten und nur Gott dienen wollten.

Mit großem Eifer waren die Laienbrüder bemüht, Einöde und Wildnis urbar zu machen. Allmählich lichtete sich der Wald und auf den Hügeln und in der Ebene entstanden Weinberge und Ackerhöfe. Die planmäßige und verständige Bewirtschaftung durch die Laienbrüder erzielte reiche Erträge und diente zugleich dem Volke als Vorbild. Der erworbene Reichtum aber kam sicher auch dem Volkswohlstand von Remagen zugute, um so mehr, als die Armenpflege in großem Umfang ausgeübt wurde, besonders in Kriegs- und Krisenzeiten.

Aber alles, was in der Abtei und in der Tochtergründung Remagen entstand, ist nur dann zu verstehen, wenn man um den Geist des Ordens, seine Herkunft und Regel weiß. Die „weißen Mönche" haben jahrhundertelang mitgeholfen, das religiöse, wirtschaftliche und kulturelle Leben in Remagen zu gestalten. Der Gründer des Ordens ist der hl. Norbert. Das Leben des Heiligen ist mehrfach beschrieben worden. Die älteren Chronisten gaben das Geburtsjahr nicht an. Eine spätere Lebensbeschreibung weist nach, daß Norbert vor dem Jahre 1085 geboren ist. Er stammt aus dem vornehmen Grafengeschlecht der Herren von Genep am Ausfluß der Niers in die Maas. Es wird berichtet, daß der Vater ein Verwandter des Kaisers Heinrich IV. (1056—1106) war, und die Mutter aus dem Hause Lothringen stammte. Eine sorgfältige Erziehung wurde Norbert zuteil. Die Eltern hatten ihn schon früh zum geistlichen Stande bestimmt. „Da er durch die Gunst der Natur sich eines schönen und gewandten Körpers erfreute und sich neben der Kenntnis in der Wissenschaft durch Beredsamkeit auszeichnete, so machte er sich durch die Feinheit seiner Sitten bei allen, die ihn kannten, beliebt." (Vita Hertel.)

In der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts lebte er, wie nach der Ordenstradition angenommen werden muß, mit seinen Eltern in der Stadt Xanten am Niederrhein. Er erhielt ein Kanonikat an der Stiftskirche daselbst. Doch bald verließ er Xanten und diente längere Zeit an dem Hofe des Erzbischofs Friedrich I. von Köln (1100—1135). Von hier ging Norbert an den Hof von Kaiser Heinrich V. (1106—1125). Norbert begleitete den Kaiser auf seinem 1. Römerzuge im Jahre 1111, wo der Papst Paschalis II. unter Zwang Heinrich V. die Investitur zugestand und ihn zum Kaiser krönte. Von einem leichtsinnigen Leben zur Bekehrung gelangt, empfing Norbert im Jahre 1112 durch den Erzbischof Friedrich die Priesterweihe, die er vorher niemals hatte empfangen wollen. Nun trat er von da an in Xanten als Bußprediger auf. Im Jahre 1119 verkaufte er alle seine Güter und verteilte sie unter die Armen. Durch die Kraft seiner Rede und sein Beispiel riß er seine Zuhörer mit sich fort, und namentlich viele Personen der höheren Stände folgten seinem Beispiel.

Auf dem Konzil, das Papst Calixtus II. 1119 zu Reims abhielt, erneuerte und bestätigte er Norbert die von seinem Vorgänger erteilten Vollmachten, überall 2U predigen und Genossen um sich zu sammeln.

Mit Rücksicht auf den Wunsch des Papstes wählte Norbert einen öden und einsamen Ort in den Wäldern bei Laon, der von den Einwohnern von altersher Prämonstratum, Premontre, genannt wurde. Hier gelobte er, sein erstes Kloster zu gründen, wenn Gott ihm die Gnade verleihen würde, Genossen um sich zu sammeln. Nach kurzem Aufenthalt am Hofe des Erzbischofs von Köln gewann er durch das Wort seiner Predigten etwa 30 geistliche und weltliche Brüder nach Prämonstratum. Damit gründete er am Weihnachtsfeste 1121 den Orden der Prämonstratenser.

Sie verpflichteten sich, nach der Regel des hl. Augustinus zu leben, die bei der Gründung noch verschärft wurde. Fleischspeisen wurden nur den Kranken gestattet; aber nach der ursprünglichen Strenge trat später eine Milderung ein. Das Stammkloster Premontre wurde der Mittelpunkt der großen religiösen Bewegung. Von hier aus zog Norbert als Bußprediger in ärmlichster Gestalt durch Frankreich, Belgien und Deutschland.

Als er im Jahre 1125 Erzbischof von Magdeburg wurde, behielt er sein mönchisch-strenges Leben bei, geriet in harte Konflikte mit seinem Klerus, den er in seinem Geiste reformieren wollte. Er verpflanzte seinen Orden nach dem nordöstlichen Deutschland und arbeitete gemeinsam mit den Zisterziensern an der Christianisierung dieser Landesteile.

Im Jahre 1134 starb der Ordensgründer in Magdeburg. Die Gebeine wurden 1627 von Kaiser Ferdinand II., der auch König von Böhmen war, nach dem Kloster Strahow in Prag gebracht, dem heutigen Hauptsitz des Generalabtes.

Norbert war zweifelsohne einer der bedeutendsten Männer seiner Zeit. Päpste, Kaiser und Fürsten hörten auf seinen Rat. Die Prämonstratenser sind stolz auf ihren Ordensstifter; sie sagen rühmend von ihm, daß seit den Zeiten der Apostel kein anderer mehr Seelen gewonnen habe als er. Wie stark der Andrang zu dem neuen Orden gewesen ist, zeigt die Tatsache, daß im Jahre 1141 schon 70 Abteien gezählt wurden mit vielen Tochtersiedlungen. Im Jahre 1150 zählte der Orden mehr als 10000 Mitglieder. Zur Zeit der höchsten Blüte, im 15. Jahrhundert, soll er gegen 3000 Niederlassungen als Abteien und Propsteien besessen haben. Dazu gehörte auch unser Propstei-Kloster in Remagen.

Der Erfolg war so groß, weil die Päpste schon seit der Bestätigungsbulle des Papstes Honorius II. im Jahre 1126 die Klostergründungen durch große Privilegien förderten. „Die Prämonstratenser erhielten das Recht:

1. Ohne besondere Genehmigung auf ihren Besitzungen neue Kirchen und Klöster zu errichten.

2. Volle Immunität (Abgabenfreiheit) wurde ihnen nicht nur für ihre Gotteshäuser, sondern auch für alle ihre Besitzungen bewilligt.

3. Sie erhielten ferner das Recht, jeden beliebigen Bischof, also nicht nur den betreffenden Diözesanbischof, zu ersuchen, die Kirchen des Ordens zu konsekrieren und die Ordensmitglieder zu weihen.

4. Dem weihenden Bischof war es untersagt, bei dieser Gelegenheit eine Abgabe zu erheben, und wenn er eine solche fordern sollte, war es dem Abte strengstens untersagt, auf diese Forderung einzugehen.

5. Dem Orden wurde noch ein besonderes Privileg zuteil, das sonst keinem Orden bewilligt worden ist, nämlich das Privileg, ohne besondere Dispens Seelsorgstellen, also Pfarr- und Vikariestellen, zu übernehmen." Dieses letzte Privileg ist dem Orden noch durch Benedikt XIV. am 1. 9. 1750 bestätigt worden. Die ersten Stiftungen des Ordens im Rheinland erzielte St. Norbert durch den hl. Gottfried von Cappenberg (Westfalen), der einem der mächtigsten und angesehensten deutschen Grafengeschlechter angehörte. Die von Norbert gegründete Abtei Cappenberg hatte schon im 12. Jahrhundert in Rcmagen Grundbesitz. Nach einer Inschrift an der Außenseite des Chores der alten Pfarrkirche gab der Hofvorsteher des Gutes Cappenberg zur Einweihung am 6. Mai 1246 12 Denare von dem Ertrag eines Weinberges im „Mesande" an Pfarrer Richard. Während die Abtei Steinfeld von Erzbischof Friedrich von Köln im Jahre 1121 aus einem verfallenen Kloster in ein Chorherrenstift der Prämonstratenser umgewandelt wurde, war Knechtsteden eine Neugründung aus dem Jahre 1128. Ein gottbegeisterter Mann, Graf Hugo von Spanheim, Dechant der Köhler Domkirche und später Erzbischof von Köln, legte durch Schenkung des Fronhofes zu Knechtsteden den Grund zur Stiftung der Propstei, der späteren Abtei (1185).

Schon unter dem ersten Propst Heribert wurde 1138 der Grundstein zu dem noch jetzt stehenden majestätischen Gotteshause gelegt. Die Größe der Kirche läßt darauf schließen, daß die Zahl der Insassen des Klosters mächtig gewachsen war. Der zweite Propst, Christian, der wohl auch die gesamte Kirche im Grundriß geplant hat, begann den Bau, und unter seinem Nachfolger, dem Propst Hermann (1151—1181), wurde die mächtige Basilika mit den drei hohen Türmen vollendet. Dieses Gotteshaus ist die Mutterkirche der im 15. Jahrhundert in Remagen erbauten Kapelle.

Schon früh wurden die Klöster Steinfeld und Knechtsteden Gutsbesitzer in unserer Heimat. Diese Höfe dienten der Landwirtschaft, vorzugsweise aber dem Weinbau.

Remagen, Oberwinter und Bodendorf waren im ganzen Mittelalter bis vor ungefähr 60 Jahren noch blühende Weinorte. Der Weinbau wurde durch die Klöster sehr gefördert. Die Klostergüter versorgten die Niederlassungen, die keinen Weinbau kannten, mit Tisch- und Meßwein. Der Steinfelder Hof ging später in den Besitz der Propstei Dünnwald bei Köln-Mülheim über. Der Knechtsteder Hof war größer und bedeutender. Hierhin brachten die Bauern nach der Ernte ihre Grundzinsen, Erzeugnisse der Landwirtschaft, insbesondere die Weintrauben zur Kelter und weiteren Verarbeitung. Zum Transport des Weines erstellte die bedeutende Zunft der Faßbinder (früher Vasbenter, Vaßbenter, Fasbender, heute Faßbender) die notwendigen Weinfässer. Die mit der Zunft der Faßbinder vereinten Schröter (Schröder) hatten das Privileg des Fässertransportes. Die meisten Kleinbauern von Remagen, die Baum- und Gemüsegärten bearbeiteten, besaßen zudem einige Parzellen Weingarten. Ein Teil der Bauern war nur Weingärtner. Die Bauern pachteten außerdem oft noch andere Weingärten gegen die Hälfte oder ein Drittel des Ertrages. Bewohner, die weniger als einen Morgen Land besaßen, waren Tagelöhner, denn sie halfen gegen Tagelohn bei den Arbeiten im Weinberge und auf den Feldern. Die landwirtschaftlichen Erzeugnisse und besonders die mit Wein gefüllten Fässer wurden wohl meist durch den mittelalterlichen Remagener Rheinkrauen „An der Linde" (von Stramberg) auf Schiffe verladen und rheinabwärts über die alte Zollfeste Zons ins Kloster Knechtsteden befördert.

Als oberster Verwalter des klösterlichen Besitzes hatte der Vaterabt von Knechtsteden das Recht, das Maß der Feldfrüchte, das Gewicht des Fleisches, des Brotes und anderer Nahrungsmittel durch seinen Schultheiß und Schöffen an Ort und Stelle überprüfen und eichen zu lassen, sowie falsches Maß und Gewicht zu vernichten und den Übeltäter zu bestrafen.

Schon in der Frühzeit des Ordens werden durch Schutzbriefe des Papstes Hadrian IV. und des Kaisers Friedrich Barbarossa die Besitzungen der Propstei Knechtsteden gesichert. Nach einer darüber ausgestellten Urkunde im Copiar der Abtei Knechtsteden" im Staatsarchiv Düsseldorf wird dem Orden bereits im Jahre 1155 Weinbergseigentum in Oberwinter, „in Wintra vineas", bezeugt.

Nach einer anderen Urkunde aus dem Düsseldorfer Copiar schenkt Adelheid, die Gemahlin eines am 21. Mai 1177 gestorbenen Grafen Albert von Molbach, den „regulierten Chorherren" von Knechtsteden ihre sämtlichen Weinberge in „Dernove" = Dernau und „in minori Wintre" = Kleinwinter.

Von Weinbergen in Remagen hören wir aus einer Urkunde im Düsseldorfer Copiar aus dem Jahre 1219. Unter Abt Gottschalk I. macht Alveradis, die Frau des Meiers Hermann, von ihren Weinbergen eine Stiftung. Am Armiversartage (Jahrestag) ihrer Mutter Herswindis, ebenso am Tage des eigenen Aniversars soll den Brüdern des Convents 1 Ohm Wein (140 bis 160 Liter) geliefert werden.

1284 November 22.

Abt Gottschalk III. von Knechtsteden übergibt Güter und Renten, die Knechtsteden in „Remagio" = Remagen von einer Frau Elisabeth geerbt hat, Wilhelm, dem Ehemann der Elisabeth, auf Lebenszeit, Geht der Mann eine neue Ehe ein oder tritt er in den Orden, so fallen die Güter an die Abtei zurück. (Diplomentarium Knechtstedense, Berlin.)

1352

Nikolaus Alart aus Remagen hatte mit seiner Frau und seinem Sohne 1312 Haus und Hofstätte, beweglichen und unbeweglichen Besitz der Abtei Knechtsteden übertragen.

Der Abt Conrad übergibt diesen Besitz dem „Thelin Coenmane, Eisin synre huisfraue und ihren Erve Weinberge, Wald und Ackerland, Güter, die von den her Johan, Clais Alarts son aus Remagen, Canunig (Kanoniker) zu Knechtsteden, de Proest (Propst) was zu Heinsberg", stammen, gegen einen jährlichen Zins von 5 Ohm Wein. (Düsseldorfer Copiar.)

1375 Januar 25.

Heinrich Maegh und seine Frau Crissim (Christine) „van Birgell" (Birgel) unter dem Herrn „van Landscron" beurkunden, daß sie ihrem Sohn, der/in Knechtsteden eingekleidet worden ist, ihren Zehnten in dem „Kirspel zo Lutzilvinteren" (Oberwinter) übertragen. Dieselbe Familie beurkundet unter dem 10. 8. 1397, daß sie von dem Zehntgut „zu Lutzilwinchen" zur Kelter der Abtei Knechtsteden in Remagen „in guden truwen" jährlich 10 „vierdel wyns" (Viertel Wein), dem Landesherrn des Gutes Friedrich von Toniberg 7 1/2 Viertel und außerdem als Bede (Abgabe) jährlich 12 Viertel Wein zu liefern habe (l Viertel — Quart — = 35 bis 40 Liter).

Heinrich Maegh und Frau verpflichten sich in dieser Urkunde für ihre Person und für ihre Nachkommen die Parzellen Weinberg sorgsam zu bauen und instand zu halten. Die Abtei hat das Recht, die Weinberge alljährlich gegen Remigius, 1. Oktober, durch Sachverständige besichtigen zu lassen. Sollte sich herausstellen, daß die Eheleute Maegh oder ihre Erben ihren Verpflichtungen nicht nachkommen, sei es, daß die Weinberge nicht in gutem Zustande erhalten seien, sei es, daß die ausbedungene Pacht nicht geliefert, so sollen die Weinberge mit den darin befindlichen Früchten ohne Entschädigung an die Abtei zurückfallen.

Aus dieser Zeit sind noch verschiedene Urkunden im Düsseldorfer Copiar zu finden, die geschäftliche Anordnungen über Erwerb und Verkauf von Weinbergen berichten. Zahlreiche Pachtbriefe enthalten genaue Bestimmungen, wie die Wingerte gedüngt, bearbeitet, beschnitten, gestickt und gegürtet werden sollten. Man sieht daraus, daß damals die Abtei besorgt war, ihre Besitzungen in gutem Zustande zu erhalten. Fast 700 Jahre wurden in Knechtsteden unter der strengen Ordensregel des hl. Norbert Kunst und Wissenschaft gepflegt und zahlreiche christliche Sendboten in die Welt geschickt. Als aber im Jahre 1794 die Franzosen an den Rhein vordrangen, unseren Herrgott absetzten und der Göttin Vernunft Altäre errichten wollten, da hatte auch für unsere Kapelle und den Klosterhof das letzte Stündlein geschlagen.

Schmerzerfüllt mußten die Ordensmänner ihr Heim verlassen und in Klöster auf der rechten Rheinseite fliehen. Französische Soldaten und verkommene Elemente der Umgegend verwüsteten, die Kapelle und den Hof, und alles, was nicht niet- und nagelfest war, fiel der allgemeinen Plünderung anheim. Die heiligen Geräte und sonstigen Wertsachen hatten die Mönche weggeschleppt, soviel sie nur tragen konnten.

Im Herbst 1796 wurde das Kloster Knechtsteden durch Beschlagnahme aller Güter und Einkünfte, auch der von Remagen, gänzlich beraubt.

Am 7. September 1802 verfügte Frankreich die gewaltsame Aufhebung Knechtstedens und damit auch des Klosters in Remagen. Es wurde als französisches Staatseigentum erklärt und der Domänen Verwaltung zugesprochen. Kapelle, Hof und Grundstücke wurden an Remagener Bürger verpachtet. Die Kapelle diente fast 100 Jahre als Lagerschuppen, und das Gebäude wurde stark vernachlässigt und fast zur Ruine. Im Jahre 1903 schenkte der Kommerzienrat Max von Guilleaume das Gebäude der Stadt Remagen, die es in den Jahren 1904/05 zu einem Museum umbauen ließ. Im Jahre 1813 wurden alle Klosterhöfe verkauft.

Der Knechtsteder Hof ergab nach dem Rheinischen Antiquarius einen Betrag von 8025 Franken. Der Strinfelder Hof wurde schon 1807 für 4375 Franken verkauft.

Viel Freunde und Wohltäter verloren die Abteien bereits, als die Reformation sich im Lande ausbreitete. Überfälle und Plünderungen wollten bis zu der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges nicht mehr abreißen. Oft mußten die Klosterinsassen sich blutig verteidigen, und manchmal endete der Kampf mit der Flucht des Konvents. Ließ man die Klöster in Frieden, so suchten sie mit tatkräftiger Hilfe die Bevölkerung zu unterstützen, bis durch die Säkularisation die Klöster gänzlich aufgelöst wurden und in Deutschland der Orden der Prämonstratenser nicht mehr bestand.

So teilte der ungefähr vierhundertjährige Remagener Klosterhof die Geschicke der Mutterkirche in Knechtsteden. Die Niederlassung hat wie jede alte klösterliche Anstalt eine wechselvolle Geschichte. Sie hat Perioden der Blüte wie auch des Verfalls gehabt, sowohl was klösterliche Zucht und Ordnung als auch was Beste und Wohlstand angeht.

Erst nach dem ersten Weltkrieg ließen sich wieder die Söhne des hl. Norbert in Windberg (Niederbayern) nieder, ebenso in Speinshart in der Oberpfalz und in Roth in Württemberg, Diözese Rotenburg.

Schrifttum: Prof. F. Ehlen, Die Prämonstratenser-Abtei Knechtsteden. Geschichte und Quellenbuch, Köln 1904 — Paul Clemen, Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz Bd III Düsseldorf 1895 — Anton, Hubert Bohlen, Geschichte eines alten Klosters, Missionshaus Knechtsteden 1952.