Ein erfülltes Priesterleben
VON HERMANN COMES
Sechzig Jahre im Weinberg des Herrn tätig sein zu dürfen, ist eine Gnade, die nur wenigen Priestern zuteil wird. Am 8. April 1965 konnte Domkapitular Geistlicher Rat Dechant Dr. Johannes Peters, Remagen, mit seinen Pfarrkindern des Tages gedenken, da er am 8. April 1905 im Hohen Dom zu Trier von Bischof Michael Felix Korum zum Priester geweiht wurde.
Am 25. August 1878 wurde er auf dem Emminger Hof bei Ochtendung geboren. Er studierte in Rom und Freiburg und promovierte am 18. Juli 1912 an der Universität Freiburg zum Dr. theol. Bitburg, Olzheim und Simmern sind Stationen seines segensreichen priesterlichen Wirkens. Doch der 15. August des Jahres 1928 wurde in seinem Priesterleben zu einem Tag besonderer Bedeutung: Von Dechant Schäfer, Westum, wurde er als Pfarrherr von Remagen in sein neues Amt eingeführt. Und wenn man bedenkt, daß der siebenundachtzigjährige Jubelpriester noch aktiv in der Arbeit dieser großen Pfarrei steht, ist ein Grund mehr gegeben, dem Herrn innigen Dank zu sagen. Auch heute besucht Dechant Dr. Peters noch jede Woche die Kranken im Krankenhaus „Maria Stern". Sein hohes Alter hindert ihn nicht daran, den Religionsunterricht in der Schule noch regelmäßig zu halten und die Kommunionkinder vorzubereiten und zum ersten Male zum Tisch des Herrn zu führen. In der schweren Zeit nach 1933 stand er mit dem Mut und der Hilfe des verantwortungsbewußten Seelenhirten seinen Pfarrkindern zur Seite. Das gilt auch für die nicht weniger schwere Zeit nach dem zweiten Weltkrieg. Doch eines darf nicht vergessen werden, weil es zur Geschichte der Pfarrei und zum Lebensbild des Jubilars gehört: An jedem Tag des Krieges wurde in der Pfarrkirche in Remagen die hl. Messe gelesen, gleich, ob neue Gefahr durch die Sirenen angekündigt wurde, oder Feindflieger mit todbringender Last über der Heimat ihre Bahn zogen. An vielen Tagen konnte indessen nur in der Sakristei oder im Keller der Kirche zelebriert werden. Als ihm in dieser schweren Zeit -angeboten wurde, seines hohen Alters wegen aus diesem gefährdeten Gebiet versetzt zu werden, lehnte er dies mit der Entschlossenheit ab, die ein Wesensmerkmal seiner von Pflichtbewußtsein gezeichneten Persönlichkeit ist. Erzbischof Dr. Rudolf Bornewasser ernannte Dechant Dr. Peters am 24. Januar 1949 zum Geistlichen Rat, sechs Jahre später, am 8. April 1955, erfolgte die Ernennung zum nichtresidierenden Domherrn. Am Ostermontag des Jahres 1955 beging der Remagener Pfarrherr das Fest des Goldenen Priesterjubiläums, und am 2. August des Jahres 1958 überreichte ihm Regierungspräsident Dr. Schmitt im Pfarrhaus das Bundesverdienstkreuz Erster Klasse Der Heimatforschung, so auch der Deutung des Remagener Pfarrhoftores, galt seine besondere Liebe. Und nur seiner beispielhaften und unermüdlichen Tatkraft ist es zu danken, daß die schweren Schäden des zweiten Weltkrieges an der Remagener Pfarrkirche völlig beseitigt wurden. Am 8. April 1965 beging der Jubilar sein Diamantenes Priesterjubiläum mit Rücksicht auf die Fastenzeit in aller Stille. Am Dienstag nach Ostern begannen die Feierlichkeiten mit dem festlichen Dankgottesdienst in der alt-ehrwürdigen Pfarrkirche. In feierlicher Prozession wurde der greise Pfarrherr von den Fahnenabordnungen der Schützen und der kirchlichen Vereine, der Geistlichkeit und den Meßdienern zur Kirche geleitet. In dem von ihm zelebrierten Levitenamt assistierten Pfarrer Löw, Saarlouis-Lissdorf, sein erster Kaplan, sowie Bibliotheksdirektor Ries, Trier, ein gebürtiger Remagener, und Definitor Piroth, Saarlouis-Fraulautern. Definitor Schäfer, Sinzig, würdigte in seiner Festpredigt das Wirken des Jubilars, der auch im hohen Alter seine höchste Aufgabe darin sehe, die ihm anvertrauten Pfarrkinder wissen zu lassen, wie sehr Gott sie liebe. Groß war die Schar der Gratulanten, die sich anschließend im katholischen Jugendheim zur Gratulationscour versammelten.
Foto: Stang
Überreichung des Ehrenbürgerbriefes der Stadt Remagen durch die Beigeordneten
Tenelsen und Ley
Der Saal prangte in der Blütenpracht des Frühlings. Kaplan Laub, in dessen Händen die Vorbereitung der Feier lag, sprach Worte herzlichen Willkommens. Die Grüße und Glückwünsche des Bischofs von Trier und des Domkapitels überbrachte Prälat Dr. Heintz. Er betonte, daß Dr. Peters in seinem priesterlichen Wirken viele große Aufgaben erfüllt habe. Dann kam das große Ereignis dieser Feierstunde: Nach dem einmütigen Beschluß des Stadtrates wurde Dechant Dr. Peters zum Ehrenbürger der Stadt ernannt. Erster Beigeordneter Tenelsen verlas die Urkunde des Ehrenbürgerbriefes, den er zusammen mit dem zweiten Beigeordneten, Ley, unter starkem und anhaltendem Beifall mit einer Spende für kirchliche Zwecke überreichte. Der Geehrte war hocherfreut und ergriffen zugleich und dankte in seiner bescheidenen Art. Die weiteren Gratulanten waren Kreisdeputierter Dr. Schmitz-Both für den Kreis Ahrweiler, Definitor Schäfer für die Geistlichkeit des Dekanates, Amtsbürgermeister Büchler im Namen des Amtes Remagen, Pfarrer Hentze, der die gute Zusammenarbeit der beiden Kirchengemeinden lobend hervorhob und Gruß und Glückwunsch der evangelischen Kirchengemeinde überbrachte, der Guardian des Franziskanerklosters auf dem Apollinarisberge, Pater Karl Selzcr, der Pastor von Ochtendung, der Heimatpfarrei des Jubilars, der Rektor der katholischen Volksschule, Killmaier, und Johann Keymer im Auftrag des Kirchenvorstandes. In seiner Dankansprache war dem Remagener Pfarrherrn auch in dieser Stunde das „Mitein-ander-Füreinander" zwischen den Christen beider Konfessionen, das sich auch in der Zukunft bewähren soll, ein besonderes Anliegen. Er schloß mit den Worten: „Beten wir alle füreinander um Gottes Segen!" Unter den Gästen sah man unter anderem auch Bundestagsabgeordneten Johann Peter Josten, Landrat a. D. Urbanus, Prälat Dr. Funk, die Ratsmitglieder der Stadt Remagen, die Chefärzte des Krankenhauses, Dr. Neyses und Dr. Huyeng, den Kirchenvorstand, das Lehrerkollegium der Volksschule, die Schwestern von „St. Anna" und „Maria Stern" und den Kirchmeister der evangelischen Kirchengemeinde, Erich Heukelbach.
Den festlichen Rahmen gab die Volksschule Remagen dieser Feierstunde mit Liedern und Gedichten. Lehrer Kesselheim leitete den Chor.
Johannes Weck (Bariton), der schon im Levitenamt das „Ave Maria" von Bach-Gounod und das „Agnus Dei" aus der Krönungsmesse von Mozart gesungen hatte, bot in der Feierstunde mit wohlklingender Stimme die „Allmacht" von Schubert und „Gott ist mein Lied", von Chorleiter Johannes Weiland am Klavier begleitet, dar. Abends brachten der Remagener Männerchor, der Kirchenchor und der Musikverein Remagen zum Ausklang des festlichen Tages, an dem die Pfarrei innigen Anteil nahm, dem Jubilar vor dem Pfarrhaus ein Ständchen. Zusammenfassend möchte man sagen: Alles das war der Dank an den Priester und väterlichen Freund, dem die Sorge um die ihm Anvertrauten über das Pflichtgegebene hinaus zu einem Herzensanliegen geworden ist.