Kirmutscheid
(Zum Titelbild)
VON PFARRER PETER SCHUG
Ein anmutiges Bild bietet dem Auge das schmucke Kirchlein in Kirmutscheid, besonders im Sommer, wenn es mitten aus dem grünen Gelände, einsam auf einer kleinen Anhöhe zwischen' den Tälern des Wirftbaches und des einmündenden Trierbaches, herausschaut. Grafen von Nürburg, denen das Terrain gehörte, stifteten die erste kirchliche Anlage, die Graf Gerhard von Are 1224 der Johanniterordenskommende in Adenau übergab. Der Komtur blieb bis in die neueste Zeit (1802) der eigentliche Pastor. Daher verstehen wir es, daß Kirmutscheid nicht im Liber valoris von 1316, auch nicht im Zehntverzeichnis von -1506 erscheint. Erst -1559 ist erstmalig die Rede von dem Kirchspiel Kirmisch, doch wird kein Pfarrer genannt. Vielmehr wurde Kirmutscheid, da es der Kommende incorporiert war, von Adenau aus betreut. Und wenn nach 1600 Pastores fungieren, 1627 die Kirchen= bücher beginnen, scheinen immer noch die Geistlichen in Adenau gewohnt und erst 1709 hier festen Wohnsitz genommen zu haben. Das Auftreten des Kirchenvorstandes anno 1558 in Wirft, scheint auf eine mehr und mehr selbständige Verwaltung hinzudeuten und erlaubt die Behauptung zu vertreten: Mitte des 16. Jahrhunderts war Kirmutscheid Pfar= rei im kanonischen Sinn. Die Pfarrei gehörte wie die Mutterpfarrei stets zur kölnischen Kirche im Eifeldekanat. Sie kam -1802 zur neuen Diözese Aachen (-1808 Kanton Adenau), 1824 zum Bistum Trier, zunächst im Dekanat Adenau, 1869 im Dekanat Barweiler und seit 1924 wiederum im Dekanat Adenau. Welche Orte gehörten nun zur Pfarrei? Vor 1802 Kottenborn und Wirft; beide Filialen werden schon 1627 als solche genannt, Kotten= born gelangte nach 1802 zur Pfarrei Adenau; Kirmutscheid wurde durch Hoffeld, das bis 1805 Barweiler eingepfarrt war, entschädigt, damit die Pfarrei überhaupt lebensfähig blieb. Im Bering der alten Pfarrei lag der alte Wallfahrtsort Müllenwirft, nun längst untergegangen. Erhalten ist der 1742 erwähnte Dreimüllerhof.
Die frühere Kirche wurde am z9. Juni 1388 durch den Kölner Weihbischof und Generalvikar Everhard konsekriert. Ein Neubau unter Verwendung älterer Mauerteile ist um die Mitte des 15. Jahrhunderts ausgeführt; der romanische Westturm mit Vorhalle wird um 150o datiert; 1714 und 1719 wird der Zustand des Gotteshauses als würdig bezeichnet; 1844 erfolgte eine Dachreparatur, 1913 der Einbau einer Empore mit Zugang von außen. Der verputzte, weiß getünchte Bruchsteinbau mit dreiseitig schließendem Chor ist im Innern 2o,22 m lang und nur 5,44 m breit. Im Schiff sind Schilde mit verschiedenen Darstellungen: Engel mit dem Schweißtuch Christi, Lamm Gottes zwischen Sonne und Mond, der hl. Eligius; im Chor Rosette und schildhaltender Engel; im Turm Lamm Gottes; an den Wandkonsolen Köpfe und Halbfiguren, darunter im Schiff der hl. Jakobus der Ältere, im Chor der hl. Matthias und der hl. Johannes als zweiter Kirchenpatron; im Turm Mann und Frau, vielleicht Stifterfiguren. Kirchenpatron war x388 und' noch -1830 der hl. Wendelinus.
VOR5PRUCH
Ich gehöre nicht zu denen,
welche dafür halten,
daß bloß die Gegenwart für uns Maßstab
geben müsse.
Ich glaube auch an unsere Vergangenheit,
und ich glaube, daß über diejenigen,
welche nichts von der Vergangenheit wissen wollen,
sehr bald auch die Zukunft den Stab brechen wird.
Jakob Grimm