Sinziger Moneten
VON W. KNIPPLER
Die vier M=Rechte, die im Mittelalter einem Gemeinwesen den Städtecharakter verliehen, waren Mauer- und Marktrecht, Maut= (Zoll=) und Münzrecht. Von diesen wurde das letztgenannte im Ahrkreis nur selten ausgeübt. Ahrweiler und Remagen besaßen das Münz=Privileg, aber Ahrweiler machte nur wenige Jahre davon Gebrauch. Aus dem arenbergischen Land, kamen viele Münzen, Taler, Dukaten und Gulden, dazu noch Weißpfennige als Kleingeld. Dort handelte es sich um ein herzogliches Vorrecht.
Unter den städtischen Münzen hat sich die Sinziger am längsten behauptet. Hier stoßen wir auf die Umschrift „Sinziger Moneten". Diese gab es vor vierhundert Jahren, aber es waren keine Taler oder Gulden, keine Heller und keine Kreuzer. Was man in Sinzig mit dem Prägestock aus Silberplatten schlug, das war eine Münze, deren Name und Art aus dem Westen zu uns gelangte, zusammen mit vielen Handelsgütern und anderen Geld= Sorten. So erreichte auch die Mark, das altgermanische Pfund, über England und Köln den Mittelrhein.
Das Sinziger Geld hatte seinen Namen von der Stadt Tours. Dort an der Loire prägte man die ersten „Turnosen". Mit diesem Zahlungsmittel aus Tours erhielten wir auch das karolingische Münzsystem (1 Pfund = 20 Schilling zu 12 Denaren). Ganz genau hießen die Münzen „denarius grossus" oder „grossus Turonensis". Im deutschen Land verkürzte man auf „Grossus", gleichbedeutend mit „der Dicke", und spricht man bis auf den heutigen Tag vom „Groschen". Den Sinzigern ist demnach der Groschen schon recht früh zugefallen, und sie konnten ihn als Handelsgeld und als Wechselgeld für ihren Landzoll recht gut gebrauchen. Auch bei dem Rheinzoll spielten die Turnose als Wechselgeld eine große Rolle.
Die heutigen Sinziger Stadtväter waren durch Professor Dr. Zepp gut beraten, als sie die Zwickgasse in „Münzgasse" umbenannten. Dort knirschten einst die Walzen, die das Silber zu dünnen Platten preßten, dort stanzte man daraus die kreisrunden Scheiben, und dort dröhnten die Prägehämmer. Und jede Turnose, die blitzblank hinausging ins deutsche Land, war Zeuge von Wohlstand und städtischer Freiheit Sinzigs, das mit seiner Königspfalz der Hauptort des einstigen Reichsgebietes von Mittelrhein und Ahr war und daher „im Reiche" lag.