Neue Perspektiven für die Burg Olbrück
Bürgermeister Hermann Höfer und Dr. Wolfgang Dietz
Nach Jahrzehnten des weiteren Verfalls markiert die Unterzeichnung des Pachtvertrages zwischen dem langjährigen Eigentümer der Burg Olbrück, dem Düsseldorfer Architekten Rainer Maria Schlitter, und der Verbandsgemeinde Brohltal - vertreten durch Bürgermeister Hermann Höfer - am 3. November 1998 den entscheidenden Schritt zur Erhaltung des bedeutendsten Wahrzeichens des Brohltals.1) Denn an diesem Tage pachtete die Verbandsgemeinde Brohltal für 25 Jahre die Parzelle mit dem Bergfried samt freier Zufahrt von Herrn Schlitter an, um den Turm zu sichern, zu restaurieren, mit einer wetterfesten Abdichtung zu versehen und für die Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Im Bergfried selbst sind Ausstellungsräume zur Geologie des Brohltals, zur Heimatgeschichte und zum Werdegang der Burg geplant.
Mit den Arbeiten am Bergfried ist im Spätherbst 1999 begonnen worden.2)
Zugleich will die Verbandsgemeinde Brohltal die Ruine Olbrück voll in das Gesamtkonzept des Projektes Vulkanpark/Laacher See integrieren.
Wie kam es zu dieser kaum mehr für möglich gehaltenen glücklichen Wendung zur Rettung der Burgruine Olbrück?
Im Jahre 1956 erwarb der Düsseldorfer Architekt Schlitter die Burganlage mit einem noch weitgehend intakten und begehbaren Bergfried und den ihn umgebenden Ruinen von Kern- und Vorburg. Nach einigen Anläufen legte er 1972 Pläne zum Bau einer Komfort-Wohnanlage vor. Angesichts von Problemen mit Genehmigungen und Behördenauflagen modifizierte er diese zu einer Kombination von Hotel, Restaurant, Burgschenke, Tiefgarage und Schwimmbad. Von 1972 bis 1974 ließ er umfangreichere Sicherungs- und Wiederaufbauarbeiten an der äußeren und inneren Ringmauer, an Einfahrtstor und Bergfried vornehmen. Als das Projekt die finanziellen Möglichkeiten Schlitters zu übersteigen begann, endeten 1974 die Bauarbeiten auf der Burg Olbrück. 1976 kam es zu einem Versteigerungstermin. Dort fand sich kein neuer Käufer für das mit über 950.000 DM verschuldete Objekt. Niemand war bereit, den geforderten Kaufpreis von 1.361.810 DM zu zahlen.3)
Am 1. Mai 1978 trat im Lande Rheinland-Pfalz das Landesdenkmalschutz- und -pflegegesetz in Kraft, auf dessen Grundlage das Landesamt für Denkmalpflege am 9. März 1979 die Unterschutzstellung der Burg Olbrück bei der Kreisverwaltung Ahrweiler als zuständiger unterer Denkmalschutzbehörde beantragte. Sie wurde nach Prüfung der Sachlage am 24. Juni 1980 per Einzelbescheid verfügt und erlangte am 10. Februar 1981 Rechtskraft. Auf die im Jahre 1982 von Eigentümer Schlitter eingereichten neuen Baupläne hin stellte die zuständige Ortsgemeinde Niederdürenbach einen Bebauungsplan „Burg Olbrück“ auf, der am 14. Juli 1983 in Kraft trat.4)
All diese Vorstöße konnten jedoch nicht verhindern, dass seit 1976 Verfall und Vandalismus der Burg Olbrück immer mehr zusetzten: Baumaterial, Bauhütte und provisorische Inneneinrichtung des Bergfriedes verschwanden ebenso wie ein Basaltwaschbecken oder wertvolle, behauene Natursteine. Auch nach seinem mehrfachen Verschluss wurde der Eingang zum Bergfried immer wieder aufgebrochen. Frost, Wind und Wetter setzten der Bausubstanz immer mehr zu. In den 1980er Jahren brachen zwei hochaufragende Rundmauersegmente des westlichen Palastturmes zusammen, wenige Jahre später stürzten drei Zinnen am Bergfried ab, der inzwischen nur noch unter hohem Risiko begehbar ist.
Zwar wurde am 13. Januar 1986 zur Ergänzung des Denkmalschutzes des Wahrzeichens des oberen und mittleren Brohltals der gesamte Bergkegel der Burg mit Ausnahme der Flächen, die im Bereich des rechtskräftigen Bebauungsplanes liegen, durch die Bezirksregierung Koblenz unter Naturschutz gestellt, doch konnte damit allenfalls etwaigen, damals gerüchteweise kursierenden Plänen über einen geplanten Abbau des Phonolitkegels unter der Burg ein weiterer rechtlicher Riegel vorgeschoben werden. Zur Rettung des Baubestandes waren andere Schritte vonnöten.
Da die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen nicht eingeleitet wurden, schritt die Kreisverwaltung Ahrweiler im Rahmen ihrer Aufgaben als unterer Denkmalschutzbehörde im Frühjahr 1987 zur ersten Ersatzvornahme. Gestützt auf ein von ihr 1984 in Auftrag gegebenes Statik-Gutachten, das zur Sicherung der einsturzbedrohten Mauerwerkspartien entweder Röhren- und Seilverspannungen oder das Verpressen empfahl, ließ die Verwaltung den noch verbliebenen Baubestand des westlichen Palas-Flankenturmes verpressen. So konnten mit einem 100-prozentigen Zuschuss des Landes Rheinland-Pfalz der Ringsockel sowie das letzte hochragende Mauersegment gesichert werden. 1990/91 folgte in einer zweiten Ersatzvornahme die Sanierung der südlichen Palas-Längsfront sowie eines bereits isoliert stehenden Mauerstücks des anschließenden Gebäudes für rund 140.000 DM - ein hoher Betrag, der nur gemeinsam durch das Land Rheinland-Pfalz, den Landkreis Ahrweiler, die Verbandsgemeinde Brohltal und private Spenden aufgebracht werden konnte.5)
Die mächtige Burgruine Olbrück - Wahrzeichen des Brohltals - vor der Sanierung
Auf Dauer aber überstiegen die immer wieder nötig werdenden Sicherungsarbeiten die finanziellen Möglichkeiten von Region, Kreis, Verbands- und Ortsgemeinde. Um dem Stillstand der Angelegenheit und somit dem zwangsläufig wieder einsetzenden Verfall zu begegnen, prüften Bürgermeister Höfer und Landrat Weiler im Sommer 1995 weitere Möglichkeiten auf Landesförderung, die jedoch am 5. September 1995 abschlägig beschieden wurden. Stattdessen aber ergab sich bald darauf ein neuer Kontakt zu Herrn Schlitter, dem Eigentümer der Burg.
Auf ein erstes Gespräch zwischen Landrat Weiler, Bürgermeister Höfer und Architekt Schlitter am 11. Januar 1996 folgte ein weiteres am 3. Mai 1996. Als der Eigentümer schließlich Gesprächsbereitschaft gegenüber Bürgermeister Hermann Höfer signalisierte, bot dieser seinerseits weitere Gesprächstermine an. Daraufhin traten beide Seiten in intensive Verhandlungen ein, als deren Ergebnis Herr Schlitter am 19. Mai 1998 seine Bereitschaft zum Abschluss eines Pachtvertrages mit der Verbandsgemeinde Brohltal erklärte. Dessen Form und Bedingungen konkretisierten sich zwischen Juni und Oktober 1998 zusehends, so dass Bürgermeister Höfer als Vertreter der Verbandsgemeinde am 7. Oktober 1998 den fertigen Entwurf in Händen hielt. Zwei Wochen später, am 21. Oktober 1998, paraphierten beide Seiten im Beisein des Landrates den Vertrag im Niederzissener Rathaus. Am 28. Oktober 1998 gab der Verbandsgemeinderat seine Zustimmung.6)
Nun war der Weg frei für die feierliche Unterzeichnung des Pachtvertrages am 3. November 1998. Wiederum im Rathaus Niederzissen unterzeichneten der Eigentümer Rainer Maria Schlitter und Bürgermeister Hermann Höfer das historische Dokument zur Rettung der Burg Olbrück.7) Vertragsgegenstand ist die Nutzung des Bergfriedes als öffentlich zugängliches Museum zur Geologie des Vulkanparks Brohltal/Laacher See, zur Heimatgeschichte und zur Geschichte der Burg Olbrück einschließlich der Wiederöffnung des Turmflachdaches als Aussichtsplattform und der Anlage eines „Flora und Fauna-Gartens“ im Burgbering.8) „Für den Fall, dass die Verbandsgemeinde außer dem vorhandenen Bergfried weitere Gebäude errichten will, ist dies nur im Einvernehmen des Eigentümers R. M. Schlitter und nur nach den genehmigten Plänen und dem rechtskräftigen Bebauungsplan möglich.9) Im Bereich der Burganlage wird zudem eine öffentliche Toilettenanlage eingerichtet. Mit seiner bis zum 31. Oktober 2023 befristeten Laufzeit10) eröffnet der nunmehr abgeschlossene Pachtvertrag erstmals wieder eine Perspektive für den grauen Wächter des Zissener Ländchens und das - neben der Abtei Maria Laach - bedeutendste Wahrzeichen des Brohltals.
Seit 1999 wird nun der inzwischen ebenfalls bereits stark angegriffenen Bergfried komplett wiederhergestellt und zum Museum ausgebaut. Dabei geht man über die früheren Sicherungsmaßnahmen weit hinaus und führt das markante Wehrgebäude wieder einer geregelten Nutzung zu. Anfang Januar 1999 traf der Bewilligungsbescheid der Landesregierung vom 31. Dezember 1998 über Burg Olbrück in Niederzissen ein, doch wurde die Freigabe der Mittel von der Beachtung etlicher Auflagen des Landesamtes für Denkmalschutz in Mainz abhängig gemacht. Deshalb fand am 18. Januar 1999 im Niederzissener Rathaus auf Einladung der Verbandsgemeinde eine Aussprache von Vertretern des Landesamtes für Denkmalschutz, der Kreisverwaltung Ahrweiler, der Verbandsgemeinde Brohltal und dem Besitzer der Burg statt. Wie Bürgermeister Höfer nach dem Gespräch mitteilte, wurde dort eine tragfähige Lösung gefunden. Danach bleibt nunmehr - wie Bürgermeister Höfer anregte - das „Mauerwerk des Turmes […] natursteinbelassen, und die Putzreste werden sichtbar gemacht. Das zunächst vorgesehene Walmdach wird nicht auf dem Turm aufgebracht“11) und somit von außen das bisherige Erscheinungsbild nicht verändert. Außerdem entfällt der geplante äußere Treppenaufgang; der Zugang zum Bergfried bleibt - wie bisher - ebenerdig. Mit der geplanten Nutzung als Museum erklärt sich das Landesamt für Denkmalpflege in Mainz ebenfalls einverstanden. „Seit dem 18. Januar 1999 stehen auch die erforderlichen Finanzmittel bereit. Aus dem Jahr 1998 können 1,5 Mio. DM verplant und investiert werden, für das Jahr 1999 hat die Verwaltung einen Förderantrag von nochmals 1,5 Mio. DM an das Land gerichtet“12). Details des Innenausbaus „sollen erst dann beschlossen werden, wenn alle Maßnahmen, die der Substanzerhaltung dienen, abgeschlossen sind.“13)
Da vor Baubeginn eine Expertise zu erstellen ist, wurde der Bergfried am 29. Januar 1999 für den Statiker geöffnet. Am 1. Februar 1999 fand seitens der Verbandsgemeinde Brohltal „gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege, der Bezirksregierung Koblenz und der Kreisverwaltung Ahrweiler eine Ortsbesichtigung am Bergfried statt. Das Innere des Gebäudes konnte begutachtet werden.
Es wurde festgestellt, dass sich im Bereich der Spindeltreppe starke Risse befinden. Bevor mit den Planungen im Innern des Gebäudes begonnen wird, ist die statische Sicherung des Bergfriedes durchzuführen. […]
Sobald die Ergebnisse der statischen Überprüfung vorliegen, kann mit der Sanierung der Außenfassade begonnen werden. Gleichzeitig soll[t]en die Abdichtungsarbeiten am Turmgebäude durchgeführt werden. Hierzu wird es notwendig, den ganzen Turm einzurüsten.
Parallel zur Sanierung des Bergfriedes werden die Planungen für die Erschließungsanlagen eingeleitet. Mit Herrn Schlitter wurde Einigung erzielt, dass die vorhandene Zuwegung zur Verlegung der Versorgungsleitungen und zur Herstellung der Zufahrt für die Versorgungsfahrzeuge in Anspruch genommen wird. Die im Pachtvertrag14) festgelegte Zufahrt soll lediglich als Fußweg ausgebaut werden.“15)
Entsprechend über den aktuellen Sachstand unterrichtet, beauftragte der Bau- und Umweltausschuß der Verbandsgemeinde Brohltal auf seiner Sitzung vom 9. Februar 1999 einstimmig das Koblenzer Ingenieurbüro Hans-Jürgen Kraus mit der statischen Untersuchung des Bergfriedes der Burg Olbrück. Erschließungs- und Zuwegungsplanung wurden dem Ingenieurbüro Hartwig in Wiesbaden übertragen. Der Auftrag zur Planung der erforderlichen technischen Anlagen ging an das Ingenieurbüro IFH in Mayen.16)
Im April 1999 konnten die Statik-, Mauerwerks- und Baugrunduntersuchungen vor Ort abgeschlossen werden, deren Ergebnisse Gegenstand des Gutachtens sein werden. Zudem richtete die Verbandsgemeinde bei den Volksbanken Bad Neuenahr-Ahrweiler und Andernach, sowie der Kreissparkasse Ahrweiler Spendenkonten ein. Somit haben alle Bürgerinnen und Bürger aus der Verbandsgemeinde Brohltal, dem Kreis Ahrweiler und der angrenzenden Region die Möglichkeit, die Rettung der Burgruine Olbrück nicht nur ideell, sondern auch finanziell zu unterstützen. Erste Spenden aus der Bevölkerung waren bereits Mitte April 1999 auf den Konten eingegangen.17)
Am 5. Juni 1999 erfolgte die öffentliche Ausschreibung der Sanierungsarbeiten. Diese umfassen Gerüsterstellung, Mauerwerks- und Stahlbetonarbeiten am und im Bergfried. Die Submissionen für diese Arbeiten erfolgten am 22. Juli 1999 und 12. August 1999.
Im September 1999 wurden dann im einzelnen folgende Baumaßnahmen begonnen:
Die Bemühungen von Bürgermeister Höfer, auch in der Fachwelt Unterstützung für das Projekt zu finden, sind inzwischen von Erfolg gekrönt. Denn die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat eine spürbare finanzielle Unterstützung zugesagt. Und auch die Deutsche Burgenvereinigung mit Sitz auf der Marksburg bei Lahnstein, deren Mitglied die Verbandsgemeinde Brohltal jetzt ist, wird die Verbandsgemeinde bei der Projektrealisierung beratend unterstützen.
Beim Erscheinen dieses Beitrags im Heimatjahrbuch 2000 des Landkreises Ahrweiler sind die Veränderungen an der Burg Olbrück bereits konkret sichtbar. Es bleibt zu hoffen, dass das Wahrzeichen des Brohltals bald seiner neuen Nutzung als Regional-Museum im Rahmen des Vulkanparks Brohltal / Laacher See zugeführt werden kann und den Bewohnern und Gästen des Brohltals wieder seine einmalige Panorama-Aussichtsplattform öffnet.
Anmerkungen: