Ein Streifzug durch seine wechselvolle Geschichte
Alfred Oppenhoff
Die älteste überlieferte Form des Namens Ahrweiler ist "Arwilre". So erscheint der Name im Jahre 893 im Güterverzeichnis des Klosters Prüm, das uns in einer kommentierten Abschrift des Jahres 1222 überliefert ist; diese beruft sich hinsichtlich der Namen aber ausdrücklich auf die Vorlage von 893.
Neben dieser "Ur-Kunde", der ältesten schriftlichen Erwähnung Ahrweilers, im Jahre 1993 genau 1100 Jahre alt, steht gleich bedeutsam für die Stadtgeschichte eine Urkunde vom 2. August 1248. In ihr bestätigt Ahrweilers damaliger Landesherr, der Kölner Erzbischof Konrad von Hochstaden den Bürgern von Ahrweiler -nostri cives in Arewilre - Rechte, Freiheiten und Gewohnheiten wie sie diese schon vorher besessen haben. Das ist keine Urkunde über die Verleihung des Stadtrechts, kommt aber in ihrer Aussage einer solchen gleich.
Damit kann Ahrweiler 1993 mit Recht sein HOOjähriges Bestehen feiern, aber auch das 745jährige Stadt-Jubiläum begehen. Eine erste schriftliche Erwähnung in einer Urkunde vor oder um die Jahrtausendwende meldet nur das Bestehen der Siedlung, gibt aber kaum Auskunft über deren Entstehung, die sich im Dunkel der Geschichte verliert. Im Falle von Ahrweiler deutet das Grundwort des Ortsnamens "Weiler" darauf hin, daß die Siedlung merowingischen Ursprungs ist und in das 6. Jahrhundert datiert werden kann. Weitere Hinweise liefern oft archäologische Funde.
Ahrweilers früheste Zeit
Funde aus der Hallstattzeit (1000 - 500 v. Chr.) zeigen, daß Kelten in der Region ansässig waren und hier Ackerbau und Viehzucht betrieben. Sie wurden noch vor der Zeitwende von nachrückenden Germanen als Landbesitzer verdrängt. In das Licht einer greifbaren Geschichte tritt der Eifelraum und damit auch das untere Ahrtal mit den Eroberungen durch den römischen Feldherrn Cäsar. Die damals gebildeten Provinzen Nieder- und Obergermanien hatten ihre Grenze am Vinxtbach. An der Rheinfront entstanden zur Grenzsicherung römische Kastelle und Militärposten, so Andernach, Remagen und Bonn. Dergrenznahe Raum einschließlich der fruchtbaren Seitentäler wie das untere Ahrtal wurde von den Römern wirtschaftlich genutzt, wie zahlreiche Römerfunde beweisen.
Im Ahrweiler Stadtwald am Nordabhang des "Breite Kopfes" wurden Reste einer römischen Eisenschmelze mit Wohngebäuden gefunden, An den Nordhängen des Ahrtals selbst fanden sich Reste römischer Landhäuser und römischer Wasserleitungen, so beim Bau derAhrtal-bahn 1910, des Ahrweiler Postamtes 1937 und der Erweiterung der Volksschule am "Alten Bau". Die Badeanlage einer derartigen Villa konnte gut erhalten freigelegt werden und ist heute als "Römerhäuschen" in der Böschung der Nordumgehung hinter dem Gebäude der Kreisverwaltung erhalten und gesichert. Ende März 1980, beim Neubau der Bundesstraße 267, wurde westlich des alten Stadtkerns von Ahrweiler, am Fuß des Sitberbergs, Mauerwerk angeschnitten. Grabungen des Landesamtes für Denkmalpflege Rheinland-Pfalz förderten hier die gut erhaltenen Reste einer römischen Villa zutage.
Im 5. Jahrhundert, mit dem Zerfall des römischen Reiches, eroberten die Franken das Gebiet. In einer ersten Siedlungwelle entstanden Orte, die auf "-heim" enden, so Heimersheim, Wadenheim, Bachern (Bach-heim). Auf eine zweite, spätere Besiedlungswelle sind die "-weiler"-0rte zurückzuführen, wie Ahrweiler, Karweiler, Holzweiler. Das meiste Land in der waldreichen Gegend links und rechts des Ahrtals wurde Königsbesitz.
Ahrweiler und das Kloster Prüm
Zur besseren Verwaltung des königlichen Besitzes wurde das fränkische Reich in Gaue aufgeteilt, an deren Spitze der Gaugraf stand. Dieser war mit der Verwaltung des Königsgutes beauftragt, erhielt aber zur Eigennutzung Königsgut als Lehen. Anderes Königsgutwurde oft zur Ausstattung der entstehenden Klöster genutzt.
Die erstmalige Nennung Ahrweilers im Prümer Urbar (Original LHA Koblenz 18.2087).
Im Jahre 721 wurde von Bertrada, der Angehörigen eines in diesem Raum begüterten Adelsgeschlechtes, zusammen mit ihrem Sohn Cha-ribert das Kloster Prüm gegründet. Einen Aufschwung nahm diese Stiftung als Ausstattungs-gutder "jüngeren" Bertrada, Tochter Chariberts, bei ihrer Heirat mit König Pippin und entwickelte sich schließlich zu einer Art Karolingischen Hausklosters, das sich der Zuwendung großen königlichen Besitzes erfreute. 762 stattete Pippin die Abtei mit umfangreichem Besitz aus, der weit gestreut zwischen Maas und Rhein lag. Wann das Kloster Prüm Besitzungen in oder um Ahrweiler erhielt, ist nicht belegt.
Bei den Reichsteilungen unter den Erben Kaiser Karls d. Gr. wurden Prüm und Ahrweiler zunächst Bestandteil des Mittelreichs des ältesten Sohnes Lothar, der auch die Kaiserkrone erhielt. 855 starb Kaiser Lothar l, der 6 Tage vor seinem Tode die Mönchskutte angelegt hatte, im Kloster Prüm und fand hier auch seine letzte Ruhestätte. Bei der neuerlichen Teilung seines Mittelreiches kam der nördliche Teil an seinen Sohn Lothar II. Nach ihm nannte man dieses Gebiet Lotharingien. Nach seinem Tod wurde sein Reich zwischen Ost- und Westfranken aufgeteilt. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen kam fast ganz Lotharingien durch den Vertrag von Ribemont 878 an das Ostreich.
Stark zu leiden hatte der rheinische Raum in den folgenden Jahrzehnten unter den Einfällen der Normannen, auch Wikinger genannt. Beim letzten großen Einfall 892 wurde auch das reiche Kloster Prüm arg in Mitleidenschaft gezogen, ebenso die Städte Bonn, Köln, und bedeutende Klöster zwischen Rhein und Maas. Auch Ansiedlungen im Ahr- und Mayengau hatten unter den plündernden und mordenden Kriegsscharen zu leiden.
Im Jahre 893 haben dann die Prümer Mönche zur Bestandssicherung ihren Güterkomplex beschrieben und inventarisiert. Nach diesen Aufzeichnungen besaß Prüm in Ahrweiler einen Herrenhof mit 50 Morgen Ackerland und 76 Morgen Weinberge, daneben noch 24 Höfe, die bewirtschaftet wurden. Das Urbar verzeichnet genau, welche Abgaben diese Höfe an das Kloster zu leisten hatten und zu welchen Hand-und Spanndiensten die Höfner verpflichtet waren.
Als reichster Grundherr in Ahrweiler war das Kloster auch gleichzeitig der mächtigste Gerichtsherr und die 24 lehnspflichtigen Hofbauern unterstanden der niederen Gerichtsbarkeit des Prümschen Hofschulten.
Prüm war auch Pfarrherr von Ahrweiler. 1269 ließ das Kloster unter Abt Gottfried auf eigenem Grund mit dem Bau der heutigen Pfarrkirche, der ersten steinernen gotischen Hallenkirche links des Rhein, beginnen. 1298 wurde diese Pfarrkirche vom Kölner Erzbischof mit kaiserlicher Zustimmung Prüm inkorporiert und das Kloster stellte auch bis 1803 jeweils einen Benediktinermönch als Pfarrherrn.
Um 1100 belehnte das Kloster Prüm zum Schutz seiner Besitzungen die Graugrafen mit den Vogteirechten. Es waren dies die Grafen, die um die gleiche Zeit über Altenahr ihre mächtige Burg Are errichteten und sich nach ihr künftig Grafen von Are nannten.
Durch kluge Heiratspolitik erwarben die Grafen von Are auch weitere Besitzungen, so das Hoch-stadensche Erbe, daher der spätere Name Are-Hochstaden.
Ahrweiler und die Grafen von Are-Hochstaden
Zusammen mit dem Kölner Erzbischof und dem niederlothringischen Adel wurden die Grafen von Are-Hochstaden auch in die Auseinandersetzungen zwischen Staufern und Weifen verwickelt: 1138 unterstützen sie noch die Wahl des Staufers Konrad III. zum König; 1198, nach dem Tode Kaiser Heinrich VI., stehen sie auf der Weifenseite und unterstützen Otto IV. gegen den Staufer Philipp. In diesen Jahren, genau 1238, wird Konrad von Are-Hochstaden Erzbischof von Köln. Im gleichen Jahr noch von Kaiser Friedrich II, zum Kanzler ernannt, wechselt er zwei Jahre später die Front. Für Ahrweiler hat das schlimme Folgen, denn der staufische König Konrad IV. läßt durch die stauferfreundli-chen Ritter der Landskrone das Dorf Arwilere brandschatzen. Das geschah 1241.
Nur wenige Jahre später starb in den ersten Januar-Tagen des Jahres 1246 Graf Theode-rich II. von Are-Hochstaden. Er blieb kinderlos, Erbe wurde damit sein Onkel Friedrich, Propst von Xanten, der auf Drängen seines erzbischöflichen Bruders sein Erbe, die Grafschaft Are, im April 1246 dem Erzbistum Köln vermacht. Damit wird der Kölner Erzbischof Herr des in Wiederaufbau befindlichen Ahrweilers.
Damit teilte Ahrweiler künftig das Geschick mit dem Erzbistum und späteren Kurfürstentum Köln. Bereits Erzbischof Konrad hatte die Bedeutung dieses Ortes im südlichen Teil seiner Besitzungen erkannt und daher am 2. August 1248 den Bürgern von Ahrweiler ihre alten Rechte bestätigt.
Man kann davon ausgehen, daß die Stadtwer-dung Ahrweilers ein Entwicklungsprozeß über einen längeren Zeitraum darstellt, der mit dem Bau der Stadtmauer zwischen 1250 und 1260 abgeschlossen wurde. Dafür spricht auch, daß Konrad in seiner Urkunde von "cives" (Bürgern) spricht. Zudem verweist Konrad die Ahrweiler Schöffen in Zweifelsfällen an die Schöffen zu Bonn.
Mit dem Bau der Stadtmauer wurde nicht nur der Prümsche Besitz in die Stadtbefestigung einbezogen, sondern auch weitere Kloster- und Stiftshöfe: so der Steinfelder Hof des Prämon-stratenserklosters Steinfeld, der Klosterratherhof als Verwaltung der Besitzungen des Augu-stinerinnenklosters Marienthai und des Augustinerklosters Klosterrath (Rolduc) und die Höfe des Servatiusstifts Maastricht sowie des Damenstiftes Essen.
Ahrweiler unter dem Krummstab
Die Herrschaft des Erzbischofs wirkte sich für Ahrweiler segensreich aus. Die größte wirtschaftliche Bedeutung für die noch junge Stadt hatte der Weinbau. Die Mönche von Klosterrath hatten in ihren Weinbergen erstmals an der Ahr den Terrassenanbau eingeführt. Schwierige Lagen erhielten sie hierfür von der Stadt Ahrweiler, zunächst noch gegen eine geringe Pacht, die ihnen aber bald erlassen wurde. Da die einzelnen Stifte und Klöster, die in und um Ahrweiler begütert waren, ihre Weinberge nicht selbst bearbeiten konnten, verpachteten sie diese an Ahrweiler Bürger, die als Pacht Teile der Ernte in Form von Wein an die Klosterhöfe abzuliefern hatten, dafür aber die volle Arbeit im Weinberg zu übernehmen hatten; Düngung, Ernte, Weinbearbeitung, gegebenenfalls Neuanpflanzung.
Erzbischof Konrad von Are-Hochstaden bestätigt seinen Bürgern in Ahrweiler die Stadtrechte, ausgestellt in Are (Altenahr) am 2. August 1248.Da diese "Pächter" aber von der Witterung abhängig waren und leben mußten, erhielten sie alsAusgleich neben den Weinbergen noch Land für übrigen landwirtschaftlichen Betrieb, sogenanntes Battungsland.
Den Pächtern gelang es im Laufe der Jahre, den Klöstern und Stiften, die in deraufkommenden Geldwirtschaft, die die Naturalwirtschaft ablöste, in Bedrängnis gerieten, die Weinberge abzukaufen. Dieser Prozeß schritt soweit fort, daß um 1700 80 Prozent des Grund und Bodens Eigenbesitz der Bürger war, 20 Prozent dem Adel, den Klöstern und Stiften verblieb.
Ahrweiler wurde eine reiche Stadt, die in Kriegszeiten den Feind anlockte, weil er hier auf reiche Beute hoffte. Doch über Jahrhunderte verhinderten Stadtmauer und wehrhafte Bürger, daß die Stadt erobert wurde oder den Feinden ihre Tore öffnen mußte. Von der Wehrhaftigkeit Ahr-weilers zeugt heute noch die geschlossen erhaltene Stadtmauer mit ihren vier Stadttoren. Das Gemeinwesen war in vier Bereiche, die sogenannten Hüten eingeteilt, in deren Bereich sich jeweils ein Stadttor befand. Die Hüten sind wohl ursprünglich aus der Selbstverwaltung der Bürger entstanden und hatten zunächst mehr steuerlich-fiskalische Aufgaben. An ihrer Spitze stand der Hutenmeister, dem auch die Einschätzung der Bürger oblag und danach die Zuteilung der gemeindlichen Weiden und Waldnutzung zur Viehmast. Erst später kam den Hüten dann die Aufgabe der Verteidigung zu, wobei jede Hut für ihren Mauerabschnitt und ihr Tor die Verteidigung zu stellen hatte. Diese Aufgabe des "Behütens" der Stadt und das aufkommende Fronleichnamsfest sind wohl auch Ursprung des Ahrweiler Schützenwesens, denn die Schützen gaben bei der Fronleichnamsprozession dem Allerheiligsten beim Umzug um die Stadt Schutz, wie sie auch Bürgermeister und Schöffen bei Reisen das Geleit gaben wie auch Warentransporten. Denn die Zeiten waren unruhig, Raubritter und Wegelagerer gab es viele.
Unruhige Zeiten
Auch in kriegerische Auseinandersetzungen ihres Landesherren waren die Ahrweiler einbezogen. Im Kriegsfalle hatte sie wehrfähige Männer und Kriegskarren dem Erzbischof zu stellen. Unter Kurfürst Dietrich II. waren durch die "Soester Fehde" die Finanzen des Landes erschöpft. Daher beschlossen die Landstände 1463 durch die "Erblandvereinigung", daß der Kurfürst ohne die Genehmigung der Landstände keine neuen Steuern einführen dürfe. Innerhalb von nur 6 Jahren entwickelte sich aus diesen Landständen der kurkölnische Landtag. Ahrweiler als Mithauptstadtdes Kurfürstentums-neben Neuß, Bonn und Andernach - war darin in drei von vier Landständen gut vertreten; Auf der Grafenbank
saß der Inhaber des Erbschenkenamtes, das mit dem festen Rittersitz des "Roten Turms" -eine Burg vor der Westseite der Stadt - verbunden war; von den 150 stimmberechtigten Rittern hatten drei ihre Rittersitze in Ahrweiler, die Besitzer des Weißen Turms, des Blankarthofes und des Kolventurms, im Städtekollegium war Ahrweiler durch den Bürgermeister und einen Schöffen vertreten.
Der Nachfolger Dietrichs, Erzbischof Ruprecht von der Pfalz, hielt sich nicht an die Erblandvereinbarung. Auf der Suche nach neuen Einnahmequellen entzog er Pfandherren ihre Pfänder, ohne die Pfandschaft einzulösen. Es kam zu einer Fehde, in der Ahrweiler zusammen mit den drei Mithauptstädten und dem Domkapitel gegen den Erzbischof stand. In die von 1468 bis 1473 dauernde Fehde griff auf selten des Erzbischofs Karl der Kühne von Burgund ein. In diesem "Burgundischen Krieg" wurde Ahrweiler im April und Mai 1474 von Truppen, die mit Burgund verbündet waren, belagert. Mauern und Schützen wehrten alle Angriffe ab. Heute erinnern im Obertor eingemauerte Kugeln noch an diese Belagerung.
Einhundert Jahre später trat der Erzbischof Gebhardt Truchseß von Waldburg zum evangelischen Glauben über. Das Domkapitel setzte ihn zwar 1583 ab und wählte den Wittelsbacher Ernst von Bayern zu seinem Nachfolger, doch Gebhardt wollte so schnell nicht verzichten. Es kam zum Krieg, der das ganze Gebiet bis zum Niederrhein einbezog. Wieder schwärmten feindliche Truppen um Ahrweiler, doch Mauern und Schützen verwehrten auch jetzt die Eroberung.
Im SOjährigen Krieg blieb Kurköln und damit auch Ahrweiler zwölf Jahre lang von kriegerischen Handlungen weitgehend verschont. Erst nach dem Tode des Schwedenkönigs Gustav Adolf zog 1632 das schwedische Heer unter General Baudissin ins Rheinland. Zahlreiche feste Orte konnten ihren modernen Waffen nicht widerstehen, wurden erobert, geplündert und gebrandschatzt.
Dem schwedischen General und seinen Truppen mußte Ahrweiler am 11. Dezember 1632 erstmals seine Toren öffnen. Gegen die Zahlung einer hohen Kontribution blieb die Stadt von Plünderung verschont. Im Verlauf des Krieges kamen noch andere Heere nach Ahrweiler:
1636 die Scharen des Bernhard von Weimar, 1646 die Franzosen unter Turenne. Diese Eroberungen gingen nicht so glimpflich ab, es wurde geplündert und die in der Stadt verbliebenen Bürger hatten unter der Soldateska viel zu leiden.
Nach dem Ende des Krieges blühte die Stadt wieder auf, doch jetzt suchte der "Schwarze Tod", die Pest. Ahrweiler heim und raffte mehr Menschen dahin als zuvor der Krieg.
1672 begann der zweite Raubkrieg Ludwigs XIV.. Wieder mußte Ahrweiler und das ganze Ahrtal leiden, sogar unter Holländern, den Verbündeten ihres Landesherrn.
Im sogenannten "Pfälzischen Erbfolgekrieg" besetzten Franzosen am 7. September 1688 Ahrweiler. Die Besatzung wechselte häufig, immer wieder zogen französische Heere durch das Ahrtal und durch Ahrweiler. Beim endgültigen Rückzug zündeten die Franzosen unter Sourdis die Stadt am 1. Mai 1689 an und vollendeten in der Nacht zum 2. Mai ihr Zerstörungswerk. Auch die Kirche erlitt dabei große Schäden. Nur zehn Häuser blieben unversehrt.
Schon der Spanische Erbfolgekrieg brachte 1702 erneut Franzosen ins Ahrtal. Erst Siege des Prinzen Eugen und des englischen Herzogs von Marlborough vertrieben sie wieder aus dem Rheinland.
Ahrweiler unter Franzosen und Preußen
Nach Jahren relativer Ruhe brachten die Folgen der Französischen Revolution von 1789 durchgreifende Veränderungen. Zwischen August und Oktober 1794 besetzten die Franzosen das linke Rheinufer, am 19. Oktober zogen sie in Ahrweiler ein. Nach dem Frieden von Campo Formio erklärte am 4. November 1797 die französische Regierung durch Gesetz die Vereinigung der Rheinlande links des Rheins mit dem französischen Staatsgebiet. Ahrweiler wurde Kantonsstadt im Arondissement Bonn, Rhein-Mosel-Departement.
1802 wurden alle Klösteraufgehoben und kirchlicher Besitz Staatseigentum. Ab 1803 verkaufte der französische Staat diese säkularisierten Güter. So gingen die Ahrweiler Klosterhöfe, wie auch das im 17. Jahrhundert entstandene Franziskanerkloster Calvarienberg in Privateigentum Ahrweiler Bürger über. Ahrweiler Bürger dienten in den napoleonischen Feldzügen unter französischen Fahnen. Stadt und Bürger unterstanden französischem Gesetz und Recht.Bis ins 19. Jahrhundert beherrschte das
mittelalterliche Rund der Stadt Ahrweiler
das Bild des unteren Ahrtals. Lith. von A. Henry nach Zeichnung von Chr. Hohe.
Die Befreiung vom fremden Joch kam in den ersten Tagen des Jahres 1814 nach dem Rheinübergang der alliierten Truppen in der Neujahrsnacht unter Marschall Blücher bei Kaub. Durch Beschluß des Wiener Kongresses wurde 1815 das gesamte Rheinland Preußen zugeschlagen. Aus den rheinischen Besitzungen Preußens bildete man 1816 zwei Provinzen. Der Kreis Ahrweiler gehörte zur Provinz Niederrhein, die 1824 mit der Provinz Jülich-Kleve-Berg zur Rheinprovinz vereinigt wurde. Ahrweiler wurde zur Hauptstadt des gleichnamigen Kreises.
Die Rheinprovinz blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs bei Preußen, daß dann aufhörte zu existieren. Nach dem verlorenen Krieg erlebte Ahrweiler wie schon nach dem Ersten Weltkrieg, Jahre alliierter Besatzung.
Im neuen Bundesland Rheinland-Pfalz
Im Jahre 1946 wurde das verbliebene Territorium neu gegliedert. Es bildeten sich in den vier alliierten Besatzungszonen neue Länder, die in den drei westlichen Zonen als Bundesländer dann in der Bundesrepublik Deutschland aufgingen.
Dabei wurden Ahrweiler und der Landkreis Ahrweiler Bestandteil des neugebildeten Rheinland-Pfalz. Die nördliche Landesgrenze zum neuen Bundesland Nordrhein-Westfalen ist identisch mit der Nordgrenze des Kreisgebietes.
Bei der Gebietsreform des Jahres 1969 hörte Ahrweiler auf, als selbständige Stadt weiter zu bestehen und wurde mit der Nachbarstadt Bad Neuenahr und einigen weiteren Gemeinden zur neuen Gesamtstadt Bad Neuenahr-Ahrweiler zusammengefaßt. Der Ordnung halber bleibt hier anzumerken, daß 1974 im Zuge einer weiteren Verwaltungsreform Ramersbach, das zuvor zur Verbandsgemeinde Brohltal zählte, als weiterer Stadtteil der Gesamtstadt zugeschlagen wurde.
Innerhalb dieser neugebildeten Stadt hat sich Ahrweiler seine Eigenart und Eigenständigkeit bewahrt. Mit seinem mittelalterlichen Aussehen, seiner Stadtmauer und Toren, seinen engen Gassen und seinen historischen Gebäuden ist es weiterhin ein reizvoller Gegensatz zu dem moderneren Bad Neuenahr geblieben. Durch die seit 1977 betriebene Stadtsanierung Ahrweilers mit der Anlage von Fußgängerzonen, der Restaurierung historisch bedeutsamer und städtebaulich prägender Gebäude, wobei auch die privaten Hausbesitzer mitziehen, bleibt der Reiz des mittelalterlichen Stadtbildes erhalten, wird sogar noch verbessert.