Mammutbäume im Ahrweiler Stadtbereich
Josef Müller
An verschiedenen Stellen des alten Stadtgebietes Ahrweiler stehen riesige Bäume, sogenannte »Mammutbäume«. Sie verdankt die alte Stadt ihrem Bürger Georg Kreuzberg, dem »Entdecker der Quellen und Gründer des Apollinarisbrunnens und des Heilbades Neuenahr«, wie auf einer Gedenktafel am Geburtshaus dieses berühmten Bürgers in der Nähe des Marktplatzes zu lesen steht.
Georg Kreuzberg nahm im Jahre 1861 in Trier an der 18. Generalversammlung des «naturhistorischen Vereins für Rheinland und Westfalen« als Mitglied teil und begeisterte sich so sehr für den Mammutbaum, daß er gleich 12 Exemplare für 60 Taler bestellte, die dann 1862 in Ahrweiler gepflanzt wurden. Zwei der Jungpflanzen schenkte er der Pfarrgemeinde St. Laurentius. Sie wurden auf dem damals dicht an der Kirche liegenden Friedhof, an der Südseite von St. Laurentius, angepflanzt. Die Bäume wuchsen gut. Aber im Jahre 1958 mußte einer der Riesen wegen Altersschwäche entfernt werden. Eine neben ihm stehende Buche, die auch heute noch dort ihren Platz hat, nahm ihm die Nahrung weg. Georg Kreuzberg pflanzte dann weitere Riesenbäume in seinem Besitz an. So steht heute noch ein solcher Riesenbaum im Garten des verstorbenen Wilhelm Ulrich am Anfang der Bossardstraße, rechts dieser Straße, im Hof des jetzigen Postgebäudes an der Wilhelmstraße, dem früheren Besitztum von Albert Kreuzberg, vor dem Landratsamt -hier ist der Mammutbaum als Naturdenkmal mit einem Hinweisschild versehen - und in den Parkanlagen der Firma Gebrüder Both am Ende der Wilhelmstraße nahe bei der Auffahrt zur A 61. Zwei weitere Bäume wurden im Blan-kartshof in der Ahrhutstraße und im Rodderhof nahe beim Obertor gepflanzt, sie wurden aber wegen Raumbehinderung später wieder ausgehauen.
Die Heimat der Riesenbäume ist Kalifornien. Weiße Goldsucher fanden in den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts bei ihren Durchzügen durchs Land in 1 000 m Höhenlage einen Mammuthain. Naturforscher untersuchten den Hain und schätzten zunächst das Alter dieser Baumriesen auf etwa 3 000 Jahre. Jedoch als man den ältesten und größten Baum fällte, stellte man an den Jahresringen fest, daß dieser Baum noch keine 2 000 Jahre alt war.
Die Mammutbäume (Sequonia Gigantea) erreichen also in der Wildnis ein Alter bis zu 2 000 Jahren. Der englische Botaniker Dr. Lindley untersuchte eingehend den Mammutbaum und ordnete ihn den Nadelhölzern als Mittelglied zwischen Kiefer und Zypresse zu. Der Stamm ist sehr gerade gewachsen und hat eine 10 bis 20 cm dicke braune, stark rissige Rinde. Wird das Holz entrindet, ist es zuerst weiß und wird bald rötlich, so daß es dem Mahagoni-Holz ähnlich sieht. Die Zweige bilden eine Pyramide, stehen waagerecht ab und neigen sich oft zum Erdboden hin. Die kleinsten Ästchen sind bis zu 12 cm lang, bleiben entweder einfach oder teilen sich in der oberen Hälfte wieder in 7-8 jüngere Ästchen auf.
Mammutbaum vor der Kreisverwaltung
Foto: Kreisbildstelle
Heute stehen die Mammutbäume fast 125 Jahre in Ahrweiler und sind immer als Naturdenkmale angesehen worden. Als im Jahre 1871, am 18. Januar, in Versailles das II. Kaiserreich gegründet wurde, ließ Georg Kreuzberg zwei weitere Mammutbäume pflanzen. In seiner Ansprache wünscht er, daß das II. Kaiserreich wie diese jungen Mammutbäume zum Riesen erstarken möge. Bäume und Reich sollten nach seinem Wunsch tausend und mehr Jahre bestehen. Aber die Geschichte verlief anders. In unserer Zeit des Natur- und Umweltschutzes läßt sich darauf hinweisen, daß Ahrweiler seine
Naturdenkmale schon immer erhalten hat und auch erhalten wird. Die Riesenbäume sind eine lebendige Bereicherung des äußeren Bildes des alten Stadtteils Ahrweiler der jungen Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler.