Siegel
Konrads von Saffenberg
Die Saffenburg
EINST EINE STARKE BERGFESTE AN DER MITTELAHR
VON PETER GRAF
Hoch über dem Weinorte Mayschoß, von ihm getrennt durch den Lauf der Ahr und die hart an ihr vorbeiführende Ahrtalstraße, erheben sich auf dem schroffen Felsvorsprung des Saffenberges die Reste einer ehemals starken Bergfeste, die der Saffenburg (Saffenberch, Saphenberg, Saffenberc, Saffinberg). Sie gehörte zweifellos zu den ältesten Burganlagen des Ahrtals und umfaßte in einer Länge von etwa 260 m zwei Vorburgen und eine Hochburg nebst den entsprechenden Gebäuden. Aber nur noch wenige Mauerreste, die bis jetzt dem Zahn der Zeit und der Zerstörung durch Menschenhand getrotzt haben, künden von der Größe dieses vor Jahrhunderten so starken Bauwerkes, das Natur und Menschenwerk schier uneinnehmbar gemacht hatten. Von Mayschoß wie auch von Rech aus führt je ein sanft ansteigender Hangweg durch Weinberge zum Bergrücken. Wo sich an dessen schmälster Stelle die beiden Wege treffen, beginnt auch schon die Burgwehr, der erste Halsgraben (1). Der Felsgrat wurde hier durchbrochen und über den in der Mitte stehen gelassenen Felsblock (a) führte eine Brücke zur ersten Toranlage (b). Durch diese führt der Burgweg (e) langsam bergan, rechts, also nach Osten zu gestützt durch eine starke Böschungsmauer (2), die in Ihrem mittleren Teile ganz ausgebrochen ist (d), dann aber im oberen Teile durch feste Stützmauern besetzt ist (e). Am ausgebrochenen Stück der Böschungsmauer liegt der zweite Halsgraben (3). Kurz vor der über ihn führenden Brücke läßt sich noch ein Torabschluß (4) feststellen. Bis hierhin erstreckt sich links der Zufahrt die erste Vorburg (5), die in der Anlage ein unregelmäßiges Viereck zeigt.
Mauerreste der Saffenberger Burganlage nach P. Clemen: Die Kunstdenkmäler des Kreises Ahrweiler |
Jedoch
ist
davon nichts mehr übrig geblieben als die Ansätze der Umfassungsmauern der
Süd- und Westseite (6). Auf dieser Westseite endet auch der zweite
Halsgraben in einem etwas tiefer liegenden bastionsartigem Vorsprung (7),
wahrscheinlich als Fortsetzung der Westmauer der ersten Vorburg.
Die weiter führende Zufahrt läßt auch die zweite Vorburg (9) links liegen und hat hier am Anfang die gut erkennbaren Reste eines Torgebäudes (8) mit mehreren Räumen und hochliegend darüber den rechteckigen Südieil der zweiten Vorburg mit einem Halbturm in der Südwestecke (9a) und einer Scharte (10), dem Halsgraben zu. Weiter scheinen der Zufahrt zu vorspringende Mauerreste (11) einen Treppenaufgang anzudeuten. Nun führt über den dritten Halsgraben (12), vorbei an einer starken Toranlage (13), die durch eine mächtige Böschungs-rnauer eingeengte Auffahrt zur eigentlichen Hochburg (14) hinauf. Diese liegt auf einem hohen, rechteckig ummauerten Felsblock und ist von einem zwingerartigen Außenbering umgeben. Die Südwestecke der Hochburg (15) zeigt eine Rundturmanlage, während die entgegengesetzte Nordostecke links und rechts je einen Halbrundturm mit nach Osten gerichteter Rundung aufweist (16). Steil ist der von Osten her zur Burg hinaufführende Treppenaufgang (17). Am Anfange desselben, dem Halbkreise zu, läßt sich in dem Mauerwerk der Rest eines Torbogens erkennen. Vor die Ostecke legt sich, wohl zum Schütze des Aufganges, ein kleines Mauerwerk (18). Nach einer zweimaligen Wendung des Aufganges ist das Burgplateau erreicht, auf dessen Südostseite sich anscheinend ein Gebäude erhob (19). |
Die um die Hochburg liegende Zwingeranlage (20), die im Osten nach dem dritten Halsgraben beginnt und bald in einem Winkel nach Nordosten abbiegt, umschließt mit einer hohen Böschungsmauer ein bastionartiges Plateau, den sogenannten Schellengarten (21). Dieser war der Lieblingsaufenthalt der Schloßdamen und der Spielplatz der Burgkinder. In dem Winkel liegt ein stark zerfallener Halbturm. Auf der West- ur,d Südseite tritt die Zwingmauer, deren Anlage nur noch stückweise zu sehen ist, enger an die Hochburg heran.
Saffenburg
Die Bausteine für die Burgbauten wurden bei Anlage der Halsgräben an Ort und Stelle aus den Felsen gewonnen. So entstanden glatte, senkrechte Felswände, auf deren Rand sich die Burgbauten erhoben und Fels und Mauer einen einzigen steilen Wall bildeten. Zieht man nun noch die schlechten, engen Ahrstraßen in Betracht, auf denen nirgendwo schweres Belagerungsgeschütz auf die umliegenden Berge gebracht werden konnte, so wird klar, daß selbst Jahrhunderte nach Erfindung des Schießpulvers die Saffenburg ihre militärische Bedeutung behielt.
Im Laufe der Geschichte ist die Saffenburg nur zweimal von feindlichen Truppen besetzt worden. Im November 1632 erstürmten schwedische Truppen unter General Baudissin die Burg und fanden hier reiche Beute, zumal auch Ahrweiler Patrizier mit ihren Schätzen auf die Saffenburg geflüchtet waren. Im Spanischen Erbfolgekrieg (1701—1714) besetzten die Franzosen als Verbündete unseres Kölner Erzbischofs und Kurfürsten das Ahrtal. Nur die Saffenburg, obwohl kurkölnisches Lehen, hielt treu zu Kaiser und Reich und verwehrte den Franzosen den Zutritt. Nur durch eine List setzten sich die Franzosen In den Besitz der Burg. Zur Zeit der Traubenlese, als die drei Zugbrücken heruntergelassen waren, damit die Winzer mit ihren Karren ohne Aufenthalt die Trauben abliefern konnten, mischten sich französische Offiziere, als Kaufleute, die Trauben kaufen wollten, verkleidet, unter die Winzer. So kamen sie unbehelligt in die Burg; sie entwaffneten die Torwächter. Auf einen Pfiff eilten aus dem nahen Waldversteck die französischen Soldaten herbei und besetzten die Burg.
Saffenburg,
Mayschoß/Ahr
Foto: Kreisbildstelle
Als aber Prinz Eugen und der englische Feldherr Herzog Malbourogh ins Rheinland kamen, gelang es dem General Gronsfeld nach dreiwöchiger Belagerung durch preußische und Lüneburger Soldaten, die Franzosen zum freien Abzug zu bewegen. Die Volkssage berichtet, daß der französische Kommandant nach drei Schüssen den freien Abzug erbeten habe. Karl Simrocks Gedicht „Drei Schüsse" stellt die Franzosen als Angreifer hin und der deutsche Komandant habe die feste Burg bereits nach drei Schüssen ergeben, was ihm Ehre und Leben kostete. Damit die Burg nicht fürderhin von Feinden besetzt werde, wurde die stolze Burgfeste Im Jahre 1704 gesprengt. Seitdem liegen ihre Mauern in Trümmer und ihre Steine benutzten die Bewohner zu Hausbauten und zur Anlage von Weinbergsmauern. Nichts mehr meldet heute über Lage und Bestimmung ihrer ehemaligen Bauten und Räume. Selbst von der Schloßkapelle, die an einem Hofe gelegen zu haben scheint, läßt sich nichts Genaueres nachweisen.